«Alles in der Welt geht in Wellenlinien. Jede Landstrasse und so weiter. Wehe dem, der überall ein Lineal anlegt.» Wilhelm Raabe
Das Zitat las ich kürzlich und fühlte mich merkwürdig ertappt. In den letzten Wochen habe ich auf mein Leben zurückgeblickt, habe all die Stationen gesehen, die ich durchlaufen habe. Der Weg glich nicht einem einmal losgeschlagenen Tennisball, der zielgerichtet auf der anderen Seite zu Boden kam, sondern eher einer Billardkugel, die über die Bande gespielt ihren Weg in einer nur für ein Mathematikgenie nachvollziehbaren Bahn genommen hat. Ich habe in den diversesten Berufen gearbeitet, habe mich mit Fotografie, Zeichnen und Yoga ausprobiert. Und ich habe geschrieben. Immer. Und immer über wieder andere Dinge. An allen war ich mit Leidenschaft, in alle habe ich mich hineingegraben und alle habe ich durchdrungen. Und dann bin ich wieder weitergegangen.
Wie oft hatte ich mir gewünscht, es wäre alles gradliniger. Ich bewunderte, nein, beneidete Menschen, die so dieses eine Interesse haben, diesen einen Weg, den sie gradlinig verfolgen. Ich habe es immer wieder versucht, immer wieder gedacht: Jetzt… und dann wuchs die Erkenntnis: Nein, doch nicht…
Und hier sitze ich nun und die Mäanderwege sind durchaus kleiner geworden – von einer geraden Linie ist noch immer nicht zu sprechen. Und so langsam reift die Erkenntnis: Vielleicht bin ich schlicht so – ein Schmetterling, der viele Blumen mag. Und vielleicht ist das sogar ein Geschenk und kein Makel. Was ich gelernt habe: Ich muss mich gar nicht entscheiden, es hat alles Platz, denn das Leben ist gross. Nicht alles zu jeder Zeit, aber alles dann, wenn es passt, weil es mir in dem Moment entspricht.
Habt einen schönen Tag!
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Willkommen! Und Grüße aus Portugal. Du bist in guter Gesellschaft, liebe Sandra.
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Das freut mich sehr! Liebe Grüsse nach Portugal!
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Gradlinig verlief auch mein Leben nicht. Aber langweilig war es auch nicht 🙂 – auch wenn ich auf einige Erfahrungen gerne verzichtet hätte. Aber dann wäre ich heute nicht der, der ich bin und das wäre auch schade.
Grüße & einen guten Morgen dir, Reiner.
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So würde es bei mir auch klingen, ja. Liebe Grüsse zu dir, hab einen schönen Tag! Sandra
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Ich bin stets einen dreidimensionalen Weg gegangen und auch den noch zwei Schritte vor und einen zurück und nach links oder rechts, unten durch und drüber hinweg.Manche Schritte hätte ich besser unterlassen aber die meisten waren ganz nach meinem Sinn. Und die Erfahrung, dass man auf zu steilen Wegen besser den Zick-zack-Weg wählt, hat mir sehr geholfen, nicht ausgelaugt ans Ziel zu kommen.
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Was für eine schöne Wegbeschreibung. Danke!
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Das ist mit Sicherheit ein Geschenk. 😊
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Irgwndwie fühlt es sich auch immer wieder so an.
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