Lesemonat März – ein Rückblick

Es sind viele Bücher zusammen gekommen im März, es war ein wilder Ritt durch die Welt der Literatur, einer mit den wundervollsten Highlights und doch einigen Abbrüchen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich habe Long/Schwebbe, Natalie Goldberg, Olga Tokarczuk und Jesse Falzoi das Schreiben erkundet, mit Julia Schoch das Leben und die Liebe erforscht, bin mit Annie Ernaux in Erinnerungen gewatet und habe eine junge Frau auf ihrer Suche nach sich begleitet. Ich habe mich in lichtenden Nebeln ein wenig verloren, und mich mit King Kong und den Nachmittagen ein wenig schwergetan. Ich habe bei Tillie Olsen gelesen, was nie geschrieben wurde und weshalb, und mich in Sachen Chemie weitergebildet. Und ich habe mir ein Liebespingpong von abgrundtraurigen Briefen zugemutet, von dem ich nicht wusste, ob ich bei dem Spiel nicht eigentlich ein unerwünschter Zuschauer war. Und schliesslich und endlich habe ich vier Frauen begleitet, die nach Umbrüchen den Mut hatten, das Leben neu in die Hand zu nehmen.

Es war ein schöner Lesemonat, der April hat schon begonnen ich hoffe, er wird ebenso gut. Was waren eure Lesehighlights im März?

Hier die komplette Liste meiner Bücher:

Aljoscha Long/Ronald Schweppe: Schreib dein Ding! Authentisch – achtsam – kreativ. Dein eigenes Buch – der Weg zu dir selbstEin Schreibratgeber, der mehr auf den werdenden Schriftsteller als auf konkrete Schreibtipps ausgerichtet ist. Die innere Haltung, das Drumrum des Schreibens stehen im Zentrum, doch auch der eine oder andere Tipp, wie aus dem Wunsch Realität werden kann, angefangen vom Schreibritual über Etappen des Prozesses bis hin zur Verlagssuche finden sich in diesem kleinen, gut lesbaren, informativen Buch.5
Julia Schoch: Das Liebespaar des JahrhundertsDie Geschichte einer Liebe über Jahrzehnte, deren einziger Wert im Bestehen scheint, so dass das Ende als notwendig gedacht wird. Wie trennt man sich nach all den Jahren? Was hat man alles gemeinsam erlebt? Wo ging das Verbindende verloren? Was bleibt? Eine unglaublich schöne, tiefe, unsentimental gefühlvolle Geschichte. 5
Annie Ernaux: Der junge MannDie Geschichte einer älteren Frau mit einem jungen Mann, das Leben zwischen den Zeiten und Orten, das Leben als Wiederholung der jungen Jahre, gelebt im Heute, im Wissen um das Ende, dass auch dieses Heute schon zum Gestern macht. Das wohl kürzeste Buch meines Lebens, von dem ich weit mehr erwartet hätte. 3
Clare Pollard: Delphi – abgebrochenKurze Kapitel mit Titeln, die Weissagungen tragen. Das Leben einer kleinen Familie, die Ich-Erzählerin, Jason und ihr. beider Sohn, der Anfang der Covid-Pandemie und die alltäglichen Ängste und Vorkommnisse plus Gedankengänge. Alles zerhackt, nirgends ein Fluss. Ich musste aussteigen, nachdem ich zweimal begonnen hatte, weil ich nicht reinkam und sofort wieder vergessen hatte, was ich schon gelesen habe. 
Matthias Göritz: Die Sprache der Sonne – abgebrochenEine junge Frau reist auf den Spuren ihrer Grossmutter nach Istanbul und hofft, auch Antworten zu ihrer eigenen Vergangenheit zu finden. Das Thema wäre nicht uninteressant, doch ich kam in keinen Lesefluss, es war alles zu zerhackt, es hat mich weder mit den Figuren, noch mit der Erzählweise, noch mit der Geschichte soweit gepackt. 
Julia Schoch: Das VorkommnisJulia Schoch lässt uns durch die Protagonistin, die namenlose Ich-Erzählerin eintauchen in die Welt und vor allem die Gedanken einer Frau, die durch ein Vorkommnis, das unerwartete Auftauchen einer bislang unbekannten Schwester, aus der Bahn geworfen wird und plötzlich nicht mehr weiss, ob sie bisher überhaupt in einer drin war. Als Leser findet man sich unweigerlich in einem Dialog zwischen den Gedanken der Protagonistin und den eigenen. 5
Caroline Schmitt: LiebewesenDie Geschichte einer jungen Frau, die mit sich, ihrer Vergangenheit, und mit der Liebe in all ihren Formen kämpft. Es ist die Geschichte einer Suche zu sich selbst, die ihre Opfer fordert. 4
Manuel Niedermeier: Das ist einer, der lebt! – abgebrochenIch kam in dieses Buch nicht rein. Zuerst verstand ich nicht, was der Anfang mit dem zu tun haben soll, was als Beschreibung stand, dann fand ich es über den Klappentext raus, machte mit dem zweiten Kapitel weiter, da das erste so wenig einnehmend war, doch auch das verlor mich nach wenigen Zeilen. 
Jesse Falzoi: Creative Writing. Texte und Bücher schreiben16 Lektionen hin zum Schreiben eines Textes oder gar eines Buches. Es geht über die Entwicklung eines Plots über die des Protagonisten bis hin zum stimmigen Aufbau, alles mit Übungen zur praktischen Umsetzung sowie Ideen, wie man ins Schreiben kommt. 5
Christian Haller: Sich lichtende NebelEin junger Wissenschaftler beobachtet eines Nachts einen Mann, der im Licht auftaucht und wieder in der Dunkelheit verschwindet, er kommt dadurch zu neuen Erkenntnissen, die in seinen Kreisen auf Skepsis stossen. Der Beobachtete merkt davon nichts, er versucht, über den Tod seiner Frau hinwegzukommen, indem er sich neuen Gebieten zuwendet, die allerdings kein anderer verstehen kann. Zwei unabhängige Leben, die sich zufällig kreuzen, ohne es zu merken, nur der Leser kennt das verbindende Element, welches aber ein wenig dürftig ist für ein ganzes Buch mit zwei parallel laufenden Strängen.3
Toni Morrison: Sehr blaue Augen – abgebrochenEine Geschichte über das Aufwachsen von schwarzen Kindern in einer von Weissen dominierten Welt. Ich kam in keinen Lesefluss, die Geschichte hat mich nirgends abgeholt. 
Natalie Goldberg: Schreiben in Cafés. Kreatives SchreibtrainingEin Buch für alle, die schreiben wollen. Es geht mehr darum, ins Schreiben zu kommen, als eine technische Anleitung. Es ist ein motivierendes, persönliches, inspirierendes Buch mit vielen kleinen Tipps, die dazu führen, loszuschreiben, denn: Das wichtigste, um schreiben zu lernen, ist schreiben. 5
Jochen Schmidt: Ich weiss noch, wie King Kong starbEin humoristischer Blick auf das alltägliche Leben, begleitet von kleinen Comics des Autors. Die Kindheitsträume eines DDR-Jungen sind ebenso Thema wie die Natur, Kunstwerke, Bananen und Bommelmützen. Vielleicht wäre es lustiger, wenn man selbst in der DDR aufgewachsen wäre, auf alle Fälle nimmt das scharfsinnig Witzige mit der Zeit eher ab und die Längen nehmen zu. 3
Ferdinand von Schirach: NachmittageIn seinem ruhigen sachlichen Ton schreibt sich Ferdinand Schirach durch die Gegebenheiten seiner Geschichten, langsam plätschern die Texte dahin, so dass die Gedanken beim Lesen zu oft abschweifen zu früheren Büchern des Autors, die so grossartig waren, dass man dieses Buch blind gekauft hat und nun doch etwas enttäuscht ist.3
Ingeborg Bachmann, Max Frisch: «Wir haben es nicht gut gemachtDer Briefwechsel zwischen dem Liebespaar, dessen Beziehung von Anfang an mit dem drohenden Absturz kämpfte, das so gerne wollte, was erst schwierig erschien, dann war, schlussendlich untragbar wurde, und zwei zurückliess, die trotz allem wohl eine Liebe füreinander bewahrten, die jedoch nicht nährte, sondern eher auszehrte. Ein sehr bedrückendes Buch, ein (vielleicht zu) intimer Blick tief in die Seelen und Herzen zweier Menschen.4
Olga Tokarczuk: Übungen im FremdseinEssays und Reden zum Schreiben und zur Welt, in der wir leben. Wie schaffen wir durch Sprache neue Welten, wohin läuft die Welt und wie gehen die Geschichten mit? Wie entstehen Figuren, woher kommen Ideen, was haben sie mit der Welt draussen zu tun und wie viel von der inneren Welt steckt drin? Ein Blick hinter die Kulissen der Literaturnobelpreisträgerin. 4
Bonnie Garmus: Eine Frage der ChemieDie Geschichte einer Frau, die dafür kämpft, auch als Frau ernst genommen zu werden, zu einer Zeit, als das kein Thema war. Als alleinerziehende Mutter, eigentlich Chemikerin von Beruf, findet sie sich in einer Fernsehsendung zum Kochen wieder, doch sie hat mehr im Sinn, als nur Essen auf den Tisch zu bringen. Und: Die Geschichte einer grossen Liebe, die zwar endet, aber doch das Leben weiter prägt. 4
Stephan Porombka: Kritiken schreiben. Ein TrainingsbuchMan könnte es genauso gut als Schreibratgeber generell ansehen: Eine Anleitung, was eine Erzählung ausmacht, wie man sie angeht, woraus sie besteht. Kritik beinhaltet all das, aber immer in Bezug auf etwas, auf ein Werk. Eine gelungene Einführung und Übungsanleitung.5
Thorsten Pilz: Weite SichtNach dem Tod von Friedrich erfährt Charlotte bei der Testamenteröffnung, dass dieser eine lange Zeit eine Affaire mit ihrer Schwester hatte. Doch das ist nicht die einzige Lebenslüge, die ans Licht kommt. Die Gelegenheit ist da, die eigenen Beziehungen zu überdenken und das Leben neu auszurichten. 5
Tillie Olsen: Was fehltEssays über das Schweigen in der Literatur, darüber, was dem Schreiben im Weg steht und was nötig wäre, um schreiben zu können. Mit vielen Beispielen aus Tagebüchern und Briefen schreibender Menschen lässt Tillie Olsen den Blick hinter die Kulissen von Schreibenden (und nicht mehr Schreibenden) zu und beleuchtet die Schwierigkeiten, mit denen schreibende Menschen (vor allem Frauen) zu kämpfen haben. 4
Simone Atangana Bekono: Salomés Zorn – abgebrochenEs soll die Geschichte eines Mädchens sein, das durch erlebtes Unrecht wütend und dann gewalttätig wird. Ich fand nicht rein. Der Erzählfluss stoppt alle paar Seiten, um an einem anderen Punkt wieder anzusetzen. Die Protagonistin wird nicht deutlich, wir haben nur Erinnerungsfetzen und ein paar aktuelle Erfahrungen. Es gab nichts, woran ich mich hätte halten können, um weiterlesen zu wollen. 
Nicolas Mathieu: Rose Royal – abgebrochenDiese typisch männliche Frauenbeschreibung war schon fast Grund zum Abbruch, doch die folgenden Klischees von Bars, Männern in Bars, alleinstehenden Frauen um die 50 und die Klischee-Geschlechterrollen haben den Rest gegeben. 
Nick Hornby: Mein Leben als Leser – abgebrochenEine Auflistung der gekauften und gelesenen Bücher sowie ein dem Lesen entlang Schreiben und Kommentieren der Leseerfahrungen und des eigenen Lebens rund ums Lesen. Mich sprach die zu joviale Sprache nicht an, ich wurde mit dem Stil nicht warm.

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