«Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden.» Arthur Schopenhauer
Aristoteles sah sie als oberstes Ziel eines gelingenden Lebens: die Glückseligkeit. Im folgten über Jahrtausende viele Menschen, alle auf der Suche nach dem Glück, danach, was das Leben zu einem schönen macht. Es wurden Thesen aufgestellt, Definitionen verfasst, Regale mit gefüllt mit vielen Büchern – und doch scheint es nicht gefunden worden zu sein, denn es entstehen ständig neue Bücher. Fruchten die Anleitungen nicht? Oder halten sich die Menschen einfach nicht dran?
Die buddhistische Sicht auf das Glück ist eine einfache: Glück ist in uns allen angelegt, wir erlangen es nicht, indem wir den Dingen im Aussen nachrennen. Glück ist ein Zustand innerer Erfüllung, nicht die Befriedigung des unerschöpflichen Verlangens nach äusseren Dingen.
Das ist natürlich sehr ärgerlich, haben wir doch die letzten Jahre und Jahrzehnte damit verbracht, genau das zu tun: Etwas zu wollen, etwas anzustreben, etwas zu kaufen. Zwar haben wir auch gemerkt, dass es mit dem Glück dann doch nicht weit her war. Im besten Fall zeigte es sich für einen kurzen Moment, doch auch dann war es schnell wieder weg. Doch es ist nicht zu spät:
Will man sich auf die Suche nach dem Glück machen, gilt es, die Sicht von aussen nach innen zu verlagern und den eigenen Geist zu schulen. Wir müssen erkennen, wie der Geist funktioniert und vor allem, was uns gut tut und was nicht. Das klingt einfach, ist aber eine langwierige Angelegenheit.
Eine Lebensweise zu pflegen, durch die man dauerhaftes Glück erreicht, ist eine Kunst. Es erfordert ständiges Bemühen, eine unablässige Schulung des Geistes und die Entwicklung einer Reihe von menschlichen Qualitäten wie etwa Geistesruhe, Achtsamkeit und selbstlose Liebe. Darin sind sich die westliche und die östliche antike Philosophie einig. Bei den Stoikern ist das oberste Ziel im Leben, zu einer gelassenen Haltung, einer inneren Ruhe zu kommen. Ist dies erreicht, ist das Glück automatisch da. Glück ist danach also nicht etwas, das wir anstreben sollen, sondern es ist das Nebenprodukt einer eigenen Haltung, eines Seins.
Dies deckt sich sowohl mit dem yogischen Denken wie auch dem buddhistischen, es wird von der neuen wissenschaftlichen Forschung untermauert. Das Schöne daran: Man muss es nicht einfach glauben, man kann es erfahren, indem man etwas dafür tut. Wenige Minuten der Bewusstwerdung, der Meditation, des Zur-Ruhe-Kommens reichen, um nach und nach zu einer Veränderung führen hin zu einem Gefühl von mehr Ruhe, mehr Wohlbefinden – und sogar Glück.
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Buchempfehlung zu dem Thema:
Matthieu Ricard: Glück
Ricard versteht es, ein grosses Thema auf eine verständliche, tiefgründige und gut lesbare Art zu vermitteln. Er greift bei seinen Darlegungen auf ein immenses Wissen westlicher und östlicher Philosophie zurück, er zitiert die neue wissenschaftliche Forschung und legt die buddhistische Sicht dar, die sich in vielen Punkten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen deckt. Dabei bleibt er nicht in der trockenen Theorie, sondern erläutert diese mit anschaulichen persönlichen Erlebnissen.
Neben den theoretischen Erklärungen finden sich auch Anleitungen für die eigene Meditation zu Hause, so dass man sich gleich hier und jetzt auf den Weg zum eigenen Glück machen kann. Ein wahrlich wunderbares Buch, das in keinem Regal fehlen sollte!
Zum Autor: Matthieu Ricard
Matthieu Ricard arbeitete als Forscher auf dem Gebiet der Molekularbiologie, ehe er seine Berufung zum Buddhismus erkannte. Seit 25 Jahren lebt er als buddhistischer Mönch in den tibetischen Klöstern des Himalaya. Er übersetzt Werke aus dem Tibetischen und ist der offizielle Französischübersetzer des Dalai Lama.