Ich bin getrieben. Von Ansprüchen, Erwartungen, Wünschen, Zielen. Eigenen. Und manchmal von Fragen, auf welche die Antworten fehlen. Ich fliege von einem zum andern und verwerfe schlussendlich alles wieder, immer mit der Frage: Wozu das alles? Aber auch: Was soll ich tun? Was kann ich tun? Und vor allem: Wie mache ich es richtig? Und gut?
Ich merke, wie mir oft die Luft ausgeht. Dann bin ich einen Moment ohne Atem, merke, wie ich innerlich zusammenfalle in diesem luftleeren Raum, bis die normale Atmung wieder einsetzt. Beim ersten Mal machte es mir Angst. Nun ist es fast normal geworden. Man gewöhnt sich an vieles. Zu vieles wohl. Müsste ich es ernster nehmen? Wohl schon. Doch was wäre die Konsequenz?
Ich müsste wohl hinschauen, wieso ich denke, Ansprüchen und Erwartungen genügen zu müssen. Woher kommen die überhaupt? Ich müsste mich fragen, wieso ich denke, alles richtig machen zu müssen. Und wieso gut oft nicht gut genug ist, es besser sein muss. Und ich müsste mich fragen, woher diese innere Unruhe kommt, die mich immer wieder an- und umtreibt, oft auch wegtreibt von vielem. Und ich müsste mir fragen, ob es etwas gäbe, das Ruhe bringen könnte.
Und ja, ich käme wohl auf Antworten. Ich würde wohl merken, dass ich immer wieder hoffe, zu gefallen, dass ich immer wieder hoffe, angenommen zu sein in meiner Art. Dass ich immer wieder denke, dass dies passiert, muss ich etwas leisten – nicht nur etwas, sondern etwas richtig Gutes. Und ich würde wohl erkennen, dass ich für dieses Gefallenwollen, hinter dem eine Sehnsucht nach Liebe steckt, vieles aufgebe – oft meine eigenen Bedürfnisse. Und ich müsste mich wohl fragen, ob der Preis nicht zu hoch ist. Und ich würde wohl zum Schluss kommen, dass er das ist.
Und dann merke ich: Ich stecke tief drin, in der Gefallensfalle. Und ich weiss eigentlich tief drin, dass es ein Käfig ist, den ich mir selbst baue. Und ich weiss tief drin ebenfalls, dass es nur einen gibt, dem ich wirklich gefallen muss, für den ich es wirklich recht machen muss. Das bin ich. Und nun müsste ich mir das nur noch glauben und tief durchatmen und zur Ruhe kommen…
Ohne Liebe sind wir uns selbst zur Last. Durch die Liebe tragen wir einander. (Augustinus Aurelius)
Wunderbar. Du und dein Text.
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Sandra: „ich weiss tief drin ebenfalls, dass es nur einen gibt, dem ich wirklich gefallen muss, für den ich es wirklich recht machen muss. Das bin ich.“
Und wer ist diese „ich“?
Da ist auch wieder dies „muß“: „Ich muß es mir recht machen!“
Wollen wir das Rennen im Hamsterrad namens „Verstand“ beenden, müssen wir den Seitenausstieg nehmen.
Das Nicht-Denken, also das In-Präsenz-Sein lernen wir via Meditation.
Einfache Spaziergänge
können erste Hilfe sein.
Den Atem beobachten genügt schon.
– Dafür wird kein Denken gebraucht.
Oder eine Stunde rumsitzen,
wie es die Zen-Leute machen.
Am rechten Platz und im rechten Moment kann das Denken sinnvoll sein. Aber oft oder sogar meist wird es als Fluchtfahrzeug genommen.
Flucht vorm gegenwärtigen Moment.
Einen Tag in
heiterer Gelassenheit 🌾
wünscht Nirmalo
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Welche Form von Meditation machst du?
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Hallo Sandra,
ich genieße die Meditationen derzeit morgens circa eine Stunde lang (in der Stille habe ich kein „Zeitgefühl“) und direkt vorm Einschlafen etwa eine Stunde.
Bequem aufrecht sitzen und beobachten, was immer sich auch zeigt: Gedanken, Körperempfindungen, Emotionen… einfach nur beobachten.
Lieben Gruß.
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Hallo Nirmalo
Lieben Dank für den Einblick in deine Meditationspraxis. Ich mache nicht ganz so lange, aber dasselbe. Für mich sehr wichtig.
Lieben Gruss zu dir
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Schön geschrieben. Kenne ich leider nur allzu gut…
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Lieben Dank!!
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