Ein Monat ging zu Ende, ein neuer beginnt. Aufgehört habe ich ihn lesenderweise mit Sabine Harks „Gemeinschaft der Ungewählten“, den neuen beginne ich mit Wilhelm Schmids „Die Liebe atmen lassen“. Was für ein Übergang. Von der Beschreibung eines Lebens in einer Welt mit solchen, die man sich nicht selbst gewählt hat und die auch einen nicht wählten, hin zur Wahl des zu Liebenden – in allen Facetten. Es war ein abwechslungsreicher Lesemonat, ich befasste mich mit Corine Pelluchon mit einer neuen Sicht der Aufklärung, fragte mit Edith Hall, was Aristoteles zum glücklichen Leben zu sagen hat, schaute mir dann mit Ferdinand Fellmann die Philosophie der Lebenskunst an, und stolperte danach über Care Carlisles Kierkegaard-Biographie, die ich abbrechen musste – sie entsprach nicht meinen Erwartungen.
Den Trost über die Leseentäuschung holte ich bei Alain de Bottons Trost der Philosophie, um nachher mit Albert Kitzler der Frage nach dem guten Leben nachzugehen. Sartre zeigte mir, dass die Hölle die andern sind, vor allem in geschlossenen Gesellschaften. Mit Christina Berndt analysierte ich die Frage der Individuation, wie ich werde, wer ich bin, um dann als solche als Ungewählte unter Ungewählten zu leben und für ein gutes Zusammenleben mit Sabine Hark nach Möglichkeiten zu suchen.
Damit schliesst sich mein Juni, der Juli beginnt mit der Liebe und wird sich generell mit Themen des Miteinanders, des Lebens in der Welt befassen. Ich freue mich drauf.
Was sind eure Lesepläne für den Juli?
Hier noch die genaue Liste:
Corine Pelluchon: Das Zeitalter des Lebendigen | Ist die Aufklärung noch aktuell angesichts der heutigen Probleme? Müssten wir zu anderen Denkmustern greifen? Aufklärung neu gedacht, als Prozess des kritischen Hinterfragens und Suchens neuer Handlungsmaximen ist auch heute noch aktuell. Ziel ist es, ein Miteinander lebender Wesen, einen neuen Humanismus, der Natur und Mensch wieder verschmelzen lässt durch die Sorge für die Welt und das Miteinander, zu finden. | 4 |
Edith Hall: Was würde Aristoteles sagen? Zehn philosophische Lektionen für das Glücklichsein | Aristoteles’ Texte nach seiner Meinung zu relevanten Kriterien für ein glückliches Leben befragt, veranschaulicht mit aktuellen und lebensnahen Beispielen. | 5 |
Joan Didion: Was ich meine | Nur auszugsweise gelesen – Essays aus dem Leben | 3 |
Ferdinand Fellmann: Philosophie der Lebenskunst | Eine Verbindung von antiker Tugendethik und moderner Sollensethik. Es geht um allgemeine Verhaltensregeln, die man ausgehend vom Menschen aufstellen kann. | 4 |
Clare Carlisle: Der Philosoph des Herzens. Das rastlose Leben des Søren Kierkegaard | abgebrochen – zu viel und langatmig erzähltes Leben, zu wenig Werk und Schaffen | 2 |
Alain de Botton: Trost der Philosophie. Eine Gebrauchsanweisung | Bei Philosophen nachgefragt, wie man mit Unvollkommenheit, Frustration, gebrochenem Herzen und mehr umgehen kann. Etwas wenig Tiefe und viel Geschwätzigkeit. | 3 |
Albert Kitzler: Wie lebe ich ein gutes Leben? Philosophie für Praktiker | Lebenspraktische Themen mit Ansichten aus der östlichen und westlichen Philosophie behandelt, um aus den Texten Handlungsanleitungen ins Leben mitnehmen zu können. | 4 |
Marietheres Wagner: Epikurs Biobliothek. Geschichten vom Glück | Lebensthemen mit Epikur und passenden Romanen beleuchtet – leider etwas merkwürdige Literaturauswahl und auch sonst sehr oberflächlich. | 2 |
Jean Paul Sartre: Geschlossene Gesellschaft | Drei Menschen in der Hölle, die durch die Begegnungen mit den anderen auf sich selbst zurückgeworfen werden. | 5 |
Christina Berndt: Individuation. Wie wir werden, wer wir sein wollen. Der Weg zu einem erfüllten Ich | Wissenschaftliche Studien, wie das Ich entsteht und die frohe Botschaft, dass wir uns bis ins hohe Altern verändern können – und dies auch immer wieder tun. | 4 |
Sabine Hark: Gemeinschaft der Ungewählten. Umrisse eines politischen Ethos der Kohabitation | Wie soll eine Gesellschaft aussehen, in der verschiedene Menschen als Gleiche unter Gleichen zusammenleben können? | 5 |
Ich packe meinen Koffer und nehme mit, die Essais von Michel de Montaigne, das Thema Mystik und Physik, betrachtet von Hans-Peter Dürr und n bisschen Frau und Gesellschaft in London um 1800 mit Belinda von Maria Edgeworth.
😌
LikeGefällt 1 Person
Eine sehr schöne Auswahl. Ich wünsche dir viel Freude damit!
LikeGefällt 1 Person
Mein Notizbuch quillt langsam über. Und wir haben erst Juli….seufz. Toller Beitrag.
LikeGefällt 1 Person
Das kenne ich sehr gut.
LikeLike