#abcdeslesens – Erich Fried (6. Mai 1921 – 22. November 1988)

Er war wahrlich kein einfacher Zeitgenosse, er war streitbar, setzte sich ein für seine Überzeugungen und nahm kein Blatt vor den Mund. Der Übername Stören-Fried kam also nicht von ungefähr. Der dezidierte Linke hat polarisiert, er wurde attackiert und auch oft verschmäht. Das könnte dem ausgewiesenen Provokateur sogar gefallen haben.  Das Kämpferische kam schon früh, er war ein ernstes, nachdenkliches und auch frühreifes Kind. Dieses Gedicht stammt vom knapp sechseinhalbjährigen Erich Fried:

«Mir träumte jüngst von frohem Leben
Friedlichem Schaffen, freudigen Weben,
Dass es nicht Krieg noch Tücke gibt,
Dass jeder jeden andern liebt
Und keiner hungern, darben muss.
Jäh schrak ich auf, da fiel ein Schuss.»

Neben der überraschenden Sprachfertigkeit fällt das politische Weltbild auf: Schon damals träumte Erich Fried von einer Welt, in welcher Menschen harmonisch und ohne Not zusammenleben können. Dieses Hoffnung prägte auch noch den älteren Erich Fried und er benannte die Probleme der Zeit mit klaren:

«Wir leben in einer Zeit des Elends und des Verderbens. Hundertausende Arbeitslose schleichen hungernd, frierend durch die Strassen. Wer ist schuld daran? Die Giftschlange Politik.»

Das Anliegen lässt ihn auch später nicht los, wie man aus einem Brief aus dem Jahr 1954 entnehmen kann. Es sei, so Fried, wichtig, die drängenden Themen anzugehen, weswegen auch er sich «um die Lösung der Probleme unserer Zeit und die Schaffung einer gerechten Welt gekümmert habe». Neben den politischen Aktionen verarbeitete Fried die Themen seiner Zeit lyrisch, deutet auf Missstände im Zusammenleben und in der Politik.

Das Gedicht „Befreiung“ musste leider gelöscht werden, da der Verlag mit rechtlichen Schritten drohte bei einer Publikation hier. Es kann nachgelesen werden in „Erich Fried: Befreiung von der Flucht“

Auch wenn er viele Hoffnungen begraben musste, viele Projekte scheitern sah, aufgegeben hat er nie. Unermüdlich glaubte er an die gute Sache, unermüdlich kämpfte er weiter für eine gerechte Welt. Er wäre nicht Erich Fried, gälte sein ironischer und klarer Blick nur der Welt da draussen, er machte auch vor sich selber nicht Halt:

Das Gedicht „Lebensaufgabe“ musste leider gelöscht werden, da der Verlag mit rechtlichen Schritten drohte bei einer Publikation hier. Es kann nachgelesen werden in „Erich Fried: Gedichte“

Doch genug der Politik, haben wir es doch bei Erich Fried mit einem Lyriker zu tun, der neben all dem ein paar der wunderbarsten Liebesgedichte geschrieben hat, allen bekannt ist wohl dieses:

Das Gedicht „Was es ist“ musste leider gelöscht werden, da der Verlag mit rechtlichen Schritten drohte bei einer Publikation hier. Es kann nachgelesen werden überall im Internet“

Auch in der Liebe ist er kein Verklärer, pathetisch wogende Liebesgedichte sucht man bei Erich Fried vergebens. Es sind die kleinen Alltäglichkeiten, die kleinen Vertrautheiten, das, was die Liebe im Stillen ausmacht, das er hochhält. Er schärft den Blick für das Wesentlich fern der grossen Worte und Beschwörungen, er feiert die Liebe in den kleinen Gesten.

Das Gedicht „Nachtgedicht“ musste leider gelöscht werden, da der Verlag mit rechtlichen Schritten drohte bei einer Publikation hier. Es kann nachgelesen werden überall im Internet“ oder im Buch „Liebesgedichte“

Immer aber, in all seinen Gedichten, schaut Erich Fried genau hin auf das, was ist. Er will nichts beschönigen, er will nichts verklären, er will wahrhaftig sein – so auch in der Liebe. Denn so ist die Liebe:

Das Gedicht „Dich“ musste leider gelöscht werden, da der Verlag mit rechtlichen Schritten drohte bei einer Publikation hier. Es kann nachgelesen werden in „Erich Fried: Liebesgedichte“

7 Kommentare zu „#abcdeslesens – Erich Fried (6. Mai 1921 – 22. November 1988)

  1. Guten Morgen und Danke für diesen wunderbar lehrreichen und inspirierenden Text.
    Es ist mir ein Vergnügen, mir aus deinem Schatz an Wissen immer wieder kleine Schmuckstücke stibitzen zu dürfen. Und ich ahne, dass du so viele davon hast, dass dir das Fehlen des einen oder anderen Kleinodes gar nicht auffällt 😉
    Liebe Grüße u einen guten Tag!
    LvE

    Gefällt 1 Person

  2. Mir träumte jüngst von frohem Leben
    Friedlichem Schaffen, freudigen Weben,
    Dass es nicht Krieg noch Tücke gibt,
    Dass jeder jeden andern liebt
    Und keiner hungern, darben muss …

    ― Erich Fried (als Kind)

    .
    Mir deucht, er verstand etwas von Liebe.

    Das Gemeinwohldenken
    ist ein Zweig der Liebe…

    Gefällt 1 Person

  3. Sandra: „er … setzte sich ein für seine Überzeugungen“

    Was soll denn daran wertvoll sein?

    Überzeugungen zu haben und zu pflegen ist
    eine unnötige geistige Selbstbeschränkung.

    Warum denn…
    sollte man sich dafür auch noch einsetzen?

    .
    Überzeugungen sind gefährlichere
    Feinde der Wahrheit als Lügen.

    ~ Friedrich Nietzsche

    Der Mann hat Recht damit, denn eine Überzeugung ist der Lüge näher als der Wahrheit.

    Lügen werden als solche erkannt, aber Überzeugungen sind oft nur noch nicht erkannte Unwahrheiten.

    Die Wahrheit kann nicht einzementiert
    werden. Sie ist doch kein starres Objekt.

    Wer sagt, er habe „eine (feste!) Überzeugung“, sagt damit unausgesprochen, daß er nicht besonders an der Wahrheit interessiert ist, sondern vielmehr an s e i n e r Idee von etwas.

    Lüge = ist eine in voller Absicht kommunizierte Unwahrheit.
    Überzeugung = ist das starre Festhalten an einer I d e e von etwas.

    Mit einer Lüge betrügt man andere,
    mit einer Überzeugung, sich selbst.

    Eine Überzeugung zu haben,
    ist Leugnung der Intelligenz.

    Für die Wahrheit müssen wir offen sein, in jedem
    einzelnen Moment. Sie ist lebendig, nicht statisch.

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  4. Hallo Sandra!

    @ „Dein Text klingt auch nach einer festen Überzeugung deinerseits“

    Auch wenn es so sein sollte…, bliebe immer noch die Frage: Was ist sinnvoller, eine Überzeugung erstens zu beschließen, zweitens zu festigen und drittens diese dann auch noch gegen andere Überzeugungen zu verteidigen?

    Das ist der Stoff, aus denen die kleinen
    – wie auch die großen – Kriege sind.

    Oder sollten wir uns lieber permanent offen halten für die Wahrheit?

    Da uns Intelligenz & Weisheit niemals abhanden
    kommen können.., plädiere ich für die Offenheit.

    Ich selber bin an festen Meinungen nicht interessiert.
    Als vorläufige Annahmen lasse ich sie natürlich gelten.

    Meinung ist mit dem Glauben verwandt. Zwischen
    ihnen und der Wahrheit gibt es keine Verbindung.

    Sommer-Grüße 🌼

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