Was ich für mein Leben möchte?
Gewahrsein.
Was das ist? Es soll davon handeln, was in mir und um mich ist Wie will ich sein, wie will ich leben? Lebe ich so? Und das möchte ich mich fragen. Jeden Tag neu. Und entsprechend handeln. Für mich. Nicht nach äusseren Regeln, nicht nach Maximen oder Grundsätzen. Ich bin mein eigenes Licht, das mir den Weg leuchtet, ich bin mein Massstab. Aber ja, ich möchte keinem weh tun, ich möchte zu einem guten Miteinander beitragen. Und genau das denke ich zu tun, wenn ich genau so lebe: Wie bin ich das beste Ich, das ich sein kann?
Das heisst nicht, dass ich nie mehr Fehler mache, im Gegenteil, ich werde wohl noch viele machen. Aber: Ich lerne, damit umzugehen und damit auch besser, gelassener, wohl auch angemessener auf einen zu reagieren.
Das heisst nicht, immer zu wissen, was zu tun ist. Aber: Ich kenne meine Stärken und meine Schwächen – und lasse bei den Schwächen auch Hilfe zu.
Das heisst nicht, alles zu können und von allen gemocht zu werden. Aber: Ich lerne, damit umzugehen, wenn es mal nicht so ist. Im Glauben daran, dass ich so sein darf, wie ich bin.
Nur, wenn ich mir dieses Ich-Sein gestatte, wenn ich lerne, damit umzugehen, dass es auch Fehler, Schwächen hat und Ablehnung hervorruft (und rufen darf), schaffe ich es, wirklich authentisch zu sein. So ich. Und wie anders sollte das beste Ich sein, das ich sein könnte? Alles andere wäre jemand anders. Und davon hat es genug. Andere.
Für mich, einfach zu viel ICH.
Trotzdem danke für Deinen Beitrag.
Liebe Grüße
Gisela
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Ja, das wird uns immer eingetrichtert, vor allem Frauen: Schau für die anderen, sei zuerst für sie da. Nur: Wenn du nicht fest stehst, wirst du keinem anderen Halt geben können. Wenn dir die Kraft fehlt, wirst du keinem anderen etwas abgeben können. Wenn dir die Nerven ausgehen, wirst du das wohl an anderen auslassen. Nicht weil du es so willst, sondern weil du nicht anders kannst. Wer also soll für andere da sein, wenn es dich nicht als starkes Ich gibt, das genug Kraft hat, weil es sich nicht durch alles entkräften lässt?
Aber ja, das ist nur meine Sicht. Und ja, ich schaue auch oft zuerst für die anderen. Es ist schwer, das abzulegen, sogar wenn ich schon merkte, dass es beiden nicht gut tut.
Liebe Grüsse
Sandra
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Liebe Sandra,
wenn ich handle, passe ich mich immer der jeweiligen Situation an. Ich habe bemerkt, dass andere Menschen oft nicht handeln, sondern nur sich selbst im Sinn haben. Beispiel: Krankenhaus, 5-Bett-Zimmer voller Menschen. Im letzten Bett liegt eine gelähmte Frau. Vor ihr steht ein Becher Tee mit Strohhalm. Ich betrete das Zimmer, will meine Tante besuchen. Doch zuerst gehe ich zum letzten Bett und gebe der Frau etwas zu trinken, die aus Dank Tränen in den Augen hat. Reaktion meiner Tante: Sowas hätte ich niemals gesehen.
Mir hat schon vieles gefehlt im Leben, aber – Gott sei Dank – nie an Kraft. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Energie immer von oben kommt. Bewusst-Sein ist auch eine Summe von Lebensprozessen…meiner Meinung nach nicht in nur einem Leben erreichbar.
Liebe Grüße
Gisela
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Achtsamkeit ist das, was ich unter „Gewahrsein“ und „Gewahrwerden“ verstehe. Achtsamkeit bedeutet, dass ich in jedem Augenblick meines eigenen Körpers ganz gewahr bin, einschließlich meiner Körperhaltung und dessen, was in meinem Körper vor sich geht, und dass ich ganz gewahr bin meiner Gedanken, also dessen, was ich denke. Ich bin genau dann ganz konzentriert, wenn ich zu diesem Gewahrsein fähig bin.“ Erich Fromm
Liebe Sandra,
Deine Texte sprechen mich immer wieder an.
Sie sind Ausdruck eines zutiefst
humanistischen Lebensbildes.
Der Mensch steht im Mittelpunkt.
Danke für Deine Impulse!
Gabriele
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Das freut mich sehr! Danke!
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