„Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes
erkennen; denn er mißt nach eignem Maß
sich bald zu klein und leider oft zu groß.
Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur
das Leben lehret jeden, was er sei.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Wie oft stossen wir im Leben immer wieder auf gleiche Situationen und oft wissen wir nicht, wie es kommen konnte. Wieso streiten wir immer wieder – auch mit unterschiedlichen Menschen – über gleiche Themen? Wieso fühlen wir uns unverstanden? Wieso fühlen wir uns in gewissen Umgebungen unwohl und wollen gewisse Dinge einfach nicht gelingen? Ein grosser Teil liegt wohl daran, dass wir unseren eigenen Anteil daran nicht erkennen. Wir sind für unsere eigenen Muster und Eigenheiten oft betriebsblind, gehen nach altbewährten und lange eingefahrenen Mustern durchs Leben, ohne bewusst hinzusehen, was wir da tun. Teilweise können wir es nicht sehen, teilweise wollen wir auch nicht, denn: Wer gräbt schon gerne im eigenen Sumpf? Man könnte drin versinken.
Oft brauchen wir einen Spiegel von aussen, um uns wirklich zu sehen. Wir erhalten ihn durch Beziehungen. Wenn diese immer wieder an ähnlichen Stellen schwierig werden, können wir irgendwann die Augen nicht mehr davor verschliessen, was abläuft. Und: Es wird uns auch bewusst, dass es nicht einfach abläuft, sondern dass wir aktiv daran beteiligt sind. Nicht willentlich vielleicht, aber doch agierend.
Wenn wir wirklich hinschauen, wahrnehmen was passiert, erkennen, was wir dazu beitragen, dann haben wir die Chance, etwas zu ändern. Dann können wir das Steuer selber in die Hand nehmen und uns so verhalten, wie wir es wirklich wollen. Wir sind nicht nur die Marionetten unserer Prägungen und Muster aus der Vergangenheit, sondern frei(er) agierende Menschen, die aufgrund ihrer Überzeugungen und Werte handeln.
Es liegt dabei auf der Hand, dass dies nicht alles von einem Tag auf den anderen klappen wird, was sich lange eingebrannt hat, braucht auch Zeit, wieder zu verschwinden. Aber: Je früher wir damit anfangen, desto besser sind die Chancen, dass es gelingt.
„Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes erkennen; denn er mißt nach eignem Maß sich bald zu klein und leider oft zu groß. Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur das Leben lehret jeden, was er sei.“
– Johann Wolfgang von Goethe
Ja, ein paar Dinge lernen wir von anderen, bzw. durch die Interaktion mit anderen Menschen. Schon die ersten Eindrücke und Konditionierungen durch unsere engsten Angehörigen wirken prägend und sorgen für Lernen.
Ansonsten ist es Quark, was der Johann hier sagt, denn: Was wir
im Weg über/durch andere über uns erfahren, hat seine Grenzen.
Ab einer bestimmten Reife hilft uns das Soziale nicht mehr weiter bei der Erkenntnis unserer selbst. Hier ist Rückzug angesagt. Wenn schon nicht in der Einsiedelei, dann zumindest… via Meditation.
Noch eine
fröhliche MaienZeit 🌼
wünscht der Nirmalo
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Danke für deinen Kommentar. Ich teile deine Sicht nicht ganz, finde sie auch etwas zu absolut formuliert. Ich denke, ganz viel zeigt sich erst im Miteinander. Ganz für sich hat man ja selten Probleme, steht kaum an, hat auch wenig Auseinandersetzungen. Insofern bin ich der Überzeugung, brauchen wir den anderen durchaus, um selber sichtbar zu werden. Einkehr und Innenschau sind dabei aber sicher auch hilfreich und wichtig.
Aber dies ist nur meine Sicht.
Herzliche Grüsse
Sandra
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Sandra: „dies ist nur meine Sicht“
Was heißt denn „nur“??
Deine Sicht ist die beste, die du hast!
Wir haben keine andere Sichtweise, als die eigene.
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Jeder hat seinen eigenen Standpunkt. Ich beurteile mich nicht gerne selbst, aber haben andere den richtigen Maßstab?
Wenn man geborgen wird, in diese fremde Welt, passt man sich den Eltern an, trägt ihre Last und ihre (wie ich) ‚schwarzen‘ Erziehungsmethoden. Man fühlt sich einsam und nimmt es hin, weil man nicht fortlaufen kann. „Du unnützes Ding!“, ist dann nur eine der ‚netten‘ Äußerungen des Vaters, die in die Tiefe geht, und man kann noch so viel Positives tun, man wird als Mädchen immer negativ beurteilt.
Die, die nicht auf ein Gymnasium gehen darf, weil der Arbeitervater dann dumm dasteht; die, die auf keinen Fall studieren darf, weil sie ohnehin heiraten wird; die, die sowieso keinen Mann abkriegt, weil sie aufmüpfig ist und hässlich; die, die einen ‚dicken Hintern hat und keine T…en‘…etc.
Und die Mutter steht daneben und findet gut, was der Vater macht, ja sie unterstützt ihn noch, wenn er wieder mal draufhaut.
Damals habe ich gelernt, still zu sein, den Kopf angstvoll zu senken, wenn ich in der Nähe der Eltern saß. Als Jugendliche wollte ich nur noch weg und bin dann auch mit 17 Jahren, nach einem Nasenbeinbruch durch meinen Vater, gegangen. Diese Jahre haben mich geprägt, und ich habe dieses Minderwertigkeitsgefühl ein Leben lang mitgeschleppt.
Meine Eltern haben mich falsch beurteilt. Sie haben mir so manche Lernaufgabe mit auf den Weg gegeben.
Die Beziehungen, die ich hatte, waren zum Scheitern verurteilt. Aber mein Lebensweg hat mich ‚reif‘ gemacht, mehr zu sehen und tiefer als andere und mehr zu verstehen.
Goethes Ansicht: „…nur das Leben lehret jeden, was er sei.“, ist demnach richtig.
Doch ich habe durch andere Menschen meist mein falsches Bild von mir gezeigt bekommen, weil sie das richtige nicht sehen wollten oder konnten. Sie hatten doch ihren eigenen Standpunkt, waren geprägt von alten Rollenbildern.
Oft ist wirklich Rückzug angesagt (wie Normalo schreibt).
Die Stille ist ein Kraftspeicher, ohne den wir manche Tage nicht ertragen könnten…und manche Menschen.
Sandra, danke für deinen Beitrag und verzeih mir bitte diesen langen Kommentar.
Herzliche Grüße
Gisela
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Nichts zu verzeihen, danke für das Teilen Deiner Geschichte und deiner Sicht.
Ja, wir nehmen viel mit aus der Kindheit. Wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, wirkt es permanent im Untergrund. Das tun auch verdrängte Gefühle und alles, was wir negieren, ohne uns damit auseinanderzusetzen.
Auch ich denke, es braucht die Innenschau. Nur wenn wir uns mit dem in uns auseinandersetzen, können wir wachsen.
Liebe Grüsse zu dir
Sandra
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Danke, Sandra,
vergeben kann man alles, aber nicht vergessen.
Selbstverständlich braucht es die Innenschau, um falsche Bilder aufzulösen.
Selbsterkenntnis = Gotteserkenntnis. ♥
Liebe Grüße
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