Minimalismus: Bewusster Konsum

Wenn man über Minimalismus liest, findet man häufig Anleitungen, nach welchen Kriterien man sich von Dingen trennen soll, die man besitzt, um mit weniger bewusster und mit weniger Ballast leben zu können. Nun fällt es nicht immer leicht, Dinge wegzuwerfen, selbst Fragen wie „macht mich das glücklich?“, „brauche ich das wirklich?“, etc. führen nicht immer zu einer mit leichtem Herzen getroffenen Entscheidung.

Vielleicht fällt es leichter, wenn wir damit beginnen, was wir ins Haus holen, statt damit, was wir hinausräumen wollen? Nicht nur hilft uns das, Geld zu sparen, weil wohl so einiges im Regal bleibt, des Weiteren öffnet es uns vielleicht auch die Augen, mit welchen Begründungen wir all das, was wir zu Hause haben, angehäuft haben – so fällt es uns in einem zweiten Schritt leichter, die Argumente zu hinterfragen, die uns zum Behalten drängen wollen.

Wie viel von dem, was wir besitzen, nutzen wir auch wirklich? Wie viele der Blusen tragen wir, wie viele hängen nur im Schrank? Dasselbe gilt für Hosen, Röcke, Jacken, Schuhe. Wenn wir also wieder einmal an einem Schuhgeschäft vorbei gehen: brauchen wir wirklich ein weiteres Paar Schuhe? Wie oft werden wir Gelegenheit haben, es zu tragen? Gäbe es da Alternativen, die wir schon besitzen? Wenn nein, gibt es vielleicht ein Paar, das dafür ausziehen könnte?

Oft hilft auch ein Gedanke an die Nachhaltigkeit, sinnloses Anhäufen zu vermeiden: Es ist sinnvoller, etwas mehr auszugeben, dafür Kleider, Geräte, Gebrauchsgegenstände zu haben, die länger halten, statt ständig wieder neuen günstigen Schrott zu kaufen, der nach kurzer Zeit das zeitliche segnet, dann aber oft nicht ausrangiert wird, sondern in der Schublade weiter sein Dasein fristet. Dass wir damit – wenn wir noch ein wenig auf die Produktionsbedingungen achten – auch gleich einen Beitrag an die soziale Gerechtigkeit leisten, kommt als schöner Nebenaspekt dazu.

Wie oft flatterte schon Werbung ins Haus und du musstest plötzlich etwas dringend haben, von dem du vorher nicht mal wusstest, dass es existiert? Werbung abbestellen und im eigenen Leben hinschauen, was wirklich gebraucht wird, hilft oft auch, den Konsum einzuschränken. Den gleichen Effekt hat es, mit klaren Vorstellungen einkaufen zu gehen und sich nicht von Regal zu Regal treiben zu lassen, um noch etwas zu finden, wovon man nicht mal geträumt hatte.

Rabatte klingen nach Sparen. In Tat und Wahrheit gibt man oft mehr aus dadurch als man spart. Geschäfte rechnen damit. Wir kaufen, weil wir denken, nie mehr so günstig dazu zu kommen. Allerdings hatte es Gründe, dass wir es nicht kauften, als es noch nicht herabgesetzt war.

Ab und an hilft vielleicht nur ein gezielter Kaufstopp. Einen Monat wird nichts eingekauft (ausser lebensnotwendige Lebensmittel – keine Hamsterkäufe). Und alles, was wir sehen, im Normalfall in den Einkaufskorb gepackt hätten, legen wir als Geld in eine Kasse. Oft staunt man am Ende des Monats, was dadurch alles gespart werden konnte.

Schlussendlich müssen wir nicht vom Saulus zum Paulus werden. Ein wenig mehr Bewusstsein für unser Tun hilft aber oft, die Augen zu öffnen für Mechanismen, die sich eingefahren haben, zu Gewohnheiten wurden. Und gerade da, wo diese mehr belasten als freuen oder gut tun, ist das durchaus hilfreich.

5 Kommentare zu „Minimalismus: Bewusster Konsum

  1. Irgendwie stehe ich diesem Minimalismus als Modeerscheinung, diesem „Macht es mich glücklich?“ skeptisch gegenüber. Alles was Du über Konsum sagst, ist gut und richtig. Aber dieses aktuelle Minimalismusding ist irgendwie was für Leute, die alles haben, denen es (zu) gut geht und die sich jetzt nicht mehr am Kauf, sondern am Wegwerfen berauschen. Benutze ich es, was könnte ein neues „Ding“ besser als das alte? Sind für mich die besseren Fragen. Irgendwie sind wir ja alle auf „gut, weil neu“ getrimmt. Damit müssten wir aufhören (können).
    Ich weiß gerade so ganz genau, was ich alles habe. Es steht in (vielen) Umzugskartons um mich herum. In den letzten Wochen hatte ich alles einmal in der Hand und habe in dem Prozess auch vieles weggeworfen oder verschenkt.

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    1. Modeerscheinungen finde ich nie attraktiv, was mich mehr anzieht, sind Haltungen. Ich finde einen bewussten Umgang mit Dingen, Menschen, dem Leben an sich wertvoll und wichtig. Der Minimalismus hat Ansätze, die das beinhalten: Weniger ist mehr, Reduktion auf das Wesentliche, achtsamer Umgang mit Ressourcen, etc. Natürlich könnte ich auch ohne den Begriff Minimalismus schreiben, nur sehe ich keinen Grund dafür, da es den Begriff gibt und er in meinen Augen durchaus gute Züge hat.

      Umziehen ist immer ein guter Weg, sich des eigenen Hab und Guts bewusst zu werden. Hatte ich einige Male, steht wohl auch bald mal wieder an… mir graut ein wenig 😉

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  2. Danke für diesen tollen Beitrag. Der deckt sich auch genau mit unseren Erfahrungen.
    Wir haben ein halbes Jahr einen Kaufstop hinter uns, haben eine Capsule Wardrobe erstellt (ich habe nur noch 60 Teile inkl. Schals und Schuhe), eine 30 Tage Minimalismus-Challenge bestanden und vieles mehr.

    Unser ganzes Mindset hat sich in dem letzten Jahr verändert. Wir fühlen uns befreiter und sind dadurch zum nachhaltigen Leben gekommen. Jetzt leben wir minimalistisch (wie es als Familie halt geht), nachhaltig und gehen nach und nach in die Selbstversorgung. Für uns ist das nicht nur ein Trend, sondern eine Lebenseinstellung.

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  3. Hey Sandra,

    toller Beitrag von dir und danke für deine Erfahrungen mit dem Minimalismus.

    Ich beschäftige mich seit einiger Zeit ebenfalls mit dem Minimalismus. Der Minimalismus hilft mir den Kopf für meine Projekte freizubekommen. Zudem bleibt mehr Geld zum Sparen / Investieren übrig. 🙂

    Viele Grüße
    Renditegeier

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