Enthusiasten der Literatur – Aufsätze und Porträts
Der Briefwechsel bietet das Doppelporträt zweier […] Enthusiasten der Literatur. Denn so forsch sich Marcel Reich-Ranicki in seiner diktierten Büropost auch gibt, spürbar wird selbst noch in den knappsten Briefen das Verlangen, sich mit einem Gleichgesinnten über Autoren und Bücher auszutauschen.
Wer kennt sie nicht, die markigen Sprüche des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki. Keiner konnte so loben wie er, keiner aber auch so – oft zugegebenermassen theatralisch – verreissen, wie er. Seine Liebe zur Literatur war immer spürbar, bei beidem, erachtete er doch auch – oder gerade – einen Verriss als Dienst an der Literatur: Sie soll besser werden. Zudem ist ein Lob für ein schlechtes Buch eine Beleidigung für alle guten Bücher.
Marcel Reich-Ranicki schätzte Thomas Manns Werk hoch, er war immer an seinen Büchern sowie an seinem Leben interessiert, was sich in vielen Aufsätzen und auch Büchern zeigte. Dieses Interesse teilte er mit Golo Mann, bei dem das Interesse und der Bezug natürlich schon aus familiären Gründen gegeben war – eine Familiengeschichte, die nicht nur einfach war, litt Golo Mann doch bis weit ins Erwachsenenalter (wenn nicht bis am Schluss) unter seinem Vater oder zumindest unter der Beziehung zu diesem.
Das Buch vereint den Briefwechsel zwischen den beiden Literaturliebhabern und Aufsätze, die in diesen Briefen thematisiert werden. Aus den Briefen ist nicht nur der Austausch – durchaus kritisch, immer aber freundlich – über Literatur herauszulesen, sie sind auch Zeugnis einer sich über die Jahre vertiefenden Freundschaft aus der Ferne (getroffen haben sie sich nur selten) sowie ein Einblick in die Persönlichkeit der Menschen, die sie hinter ihren allseits bekannten Rollen waren. Golo Mann offenbart in vielen Lebensätzen und Nachträgen seine – mehr als schwierige Beziehung zu seinem Vater, den er aber, wenn er ihn in Artikeln angegriffen sah, doch in Schutz nahm.
Ich wusste schon viel über die Familie Mann und einzelne Mitglieder derselben, einige neue Mosaiksteinchen sind dazugekommen. Die Beziehung Thomas Manns zu seinen Kindern, die Beziehung zwischen Klaus Mann und Golo Mann, Überlegungen zu Klaus Manns Fühlen und Denken, das ihn bis hin zum Selbstmord brachte, sind nur einige davon.
Fazit:
Ein wunderbares Buch, das leider nur noch antiquarisch zu erhalten ist, das ich aber jedem Literaturfreund, Thomas-Mann-Liebhaber und Verehrer von Marcel Reich-Ranicki oder Golo Mann nur ans Herz legen kann.
(Herausgeber ist Volker Hage, von ihm stammt auch das Vorwort)
HIER finden sich noch einige gebrauchte Exemplare