In immer mehr Ländern scheint ein Rechtsrutsch stattzufinden. Deutschland kämpft mit Neonazis, Norwegen mit Hasstiraden gegen die Roma, in der Schweiz folgt ein Skandal wegen rassistischer Äusserungen auf den anderen. Die Liste liesse sich fortführen.
Woran liegt es? Was sind die Gründe für die zunehmende Intoleranz anderen Menschen gegenüber, was die Ursache für den spürbaren Hass anderen Gesinnungen und Religionen gegenüber?
Vor bald 70 Jahren endete die wohl schwärzeste Epoche unserer Geschichte. Sie hatte gezeigt, wohin es führen kann, wenn radikal gegen Menschen vorgegangen wird, die nicht ins eigene Bild passen. Sie hat gezeigt, wie viel Leid mit solchem Hass, solcher Ablehnung und solcher Bekämpfung entsteht – auf allen Seiten. Einen wirklichen Gewinner gab es nicht in der Geschichte und wird es nie geben. Der Anspruch war hoch, aus der Geschichte zu lernen. Man wollte es nie mehr so weit kommen lassen. Investierte in Aufarbeitung, in Gedenken, in Mahnmale. Man liess Reden folgen, Entschuldigungen, Wiedergutmachungsversuche. Nie mehr sollte es so weit kommen.
Natürlich gab es trotzdem überall auf der Welt weiter Krieg. Weiter wurden Menschen verfolgt wegen ihrer Hautfarbe, wegen ihrer Meinung, wegen ihrer Religion. Und doch scheint es, als ob das zunähme, vor allem, weil in unseren Breitengraden, die doch die betroffensten der Shoah waren, die rechten Strömungen zunehmen, bis hinauf in die politischen Ränge. Woran also liegt es? Dazu gibt es verschiedene Ideen:
Verblasst durch die zeitliche Distanz der Schrecken der Shoah? Reicht sie nicht mehr als Mahnmal, als das, was man nicht mehr will? Zeichnet die vergangene Zeit die Kanten weich oder denkt man überheblich, dass das heute nicht mehr passieren könnte, weil das einzigartig war und man selber es gerechtfertigter machen würde, wenn man etwas täte?
Ist die Zeit zu belastet, dass der einzelne Mensch keinen Halt mehr hat, keine Sicherheit mehr hat und nun Sündenbocke braucht, seine Aggressionen loszuwerden? Sind die Ängste über Wirtschaftskrise, Untergang und all das Böse so gross, dass man überall den Feind sieht, der einen noch etwas mehr wegnehmen könnte und den man deswegen bekämpfen muss?
Sucht man in einer Zeit ohne wirkliche Identifikationen, weil sowohl der Staat nicht mehr hält, in vielen Ländern schwankt, als auch die Kirche keine Zuflucht mehr ist, weil die Religion versagt hat als tragende Instanz? Und braucht man für diese selber gezimmerte Identität, welche wackelig ist, besonders viel Halt, den alle, die anders sind, stören, weil sie Bilder zeigen, die nicht in die eigene Identität passen? Hat man Angst, sich selber zu verlieren, wenn die anderen zu stark sind und will deswegen die Stärke der anderen von vornherein zerstören?
Wo bleibt die Solidarität? Gilt die nur noch in den engen, selbst definierten Grenzen der Gleichen? Wo führt das hin? Wo ist der Ausweg?
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ich würde nicht so weit gehen. der grund für das ganze ist angst. angst vor verlust. und wer angst vor verlust hat ist alles andere als sozial. und wenn sich mehrere treffen die diese angst teilen… tja, desto irrealer wird das ganze. quasi es wird aufgeschaukelt zu einer form von gesellschaftlicher panikattake. deren daraus resultierende handlungen nicht mehr nachvollziehbar und erklärbar sind.
und der schlüssel dazu um dagegen vorgehen zu können ist wissen. doch die muss vorher da sein. während so einer entwicklung kann man wissen den entsprechenden gruppen nicht mehr vermitteln. einzelnen schon, aber der masse nicht mehr. man kann dann nur zuschauen bis es „vorbei“ ist. ob wir schon an einem point of no return vorbei sind? vermutlich ja. weil erfolg macht übermütig. zumindest die, die vorher nie erfolgreich waren.
es liegt an den anderen das zu stoppen. und das liegt durchaus noch im bereich des möglichen. es bedingt jedoch einer grossen anstrengung aller die die mehrheit bilden. da stellt sich dann die frage wie sozial der rest ist. und wie mutig.
da bin ich skeptisch. denn der beziehungshorizont von uns menschen zu anderen menschen ist einzeln betrachtet nicht sehr gross. somit scheinen sie sozialen fähigkeiten auf eine grosse gruppe begrenzt. dieses bescheidenen fähigkeiten sind es die solchen bewegungen am anfang den boden ebnen.
wohin es führt? das beantworten die vielen verschiedenen kriesengebiete auf dieser welt.
der ausweg ist bildung und eine sozialisation die weit über das hinausgeht was wir heute kennen und die veränderung des systems wie wir unseren lebensunterhalt erarbeiten. also genau das gegenteil von dem was zur zeit geschieht, wo der trend zum individualisten gepusht wird und ein system auf daibel komm raus gefestigt wird, das auf unterdrückung besteht und die angst des einzelnen verstärkt und vergrössert. denn angst macht manipulierbar. was von wenigen die von dem system leben gewünscht ist. nur die angst bringt menschen auch mal an einen punkt wo sie keinen ausweg sehen. und ab dem punkt entstehen oft unkontrollierbare gesellschaftliche zustände die sich auch gegen die angstmacher wenden. danach wendet es sich eine zeit lang gegen alle.
aus der quantenmechanik kommt die annahme der selbstgleichheit. und im kleinen sehen wir das grad auch in der rechten ecke der politik. die chefs sind nicht mehr ganz unumstritten. diese reagieren mit noch mehr härte. was druck erzeugt. der wiederum irgendwo entweicht. usw… die frage ist ob der destruktive funken auf den rest der gesellschaft überspringt. ich hoffe nicht. bin aber eher pesimistisch.
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