Inspirationen für die Woche – KW 18

Neue Woche, neue Inspirationen. Es war eine spannende Woche, eine, bei denen ich mich durch die verschiedensten Bücher blätterte und mich auch sonst inspirieren liess.

Aktuell kommt man kaum an Immanuel Kant vorbei, das Jubiläum hat wahre Text- und sonstige Fluten losgelöst. Ich habe vor nunmehr 21 Jahren beschlossen, damals schwanger in einer Kantvorlesung sitzend, dass mein Sohn doch bitte diesen wunderbaren Namen tragen soll: Immanuel. Er wurde für zu altertümlich befunden, so trägt er ihn nun als Zweitnamen. Immerhin.

Kant ist aktuell, immer. Und ja, um gleich die Kritik vorwegzunehmen: Er war rassistisch und frauenfeindlich. Der Zeit geschuldet, obwohl er es auch hätte besser wissen können. Egal. Es bleibt genug, das zu bedenken ist, da es schlicht gut ist. Man muss nicht immer das Kind mit dem Bade ausschütten. Keiner ist über jeden Zweifel erhaben und wäre es einer, ihr wisst schon, solle er den ersten Stein werfen….

Hier ein paar aktuelle Bücher zum Einstieg:

  • Gabriele Gava, Achim Vesper: Kants Philosophie (C.H.Beck 2024) – ein Einblick in das Leben und Schaffen Kants, eine Erläuterung der zentralen Begriffe und Ansätze seines Denkens anhand seiner wichtigsten Werke.
  • Ursula Michels-Wenz: Klarsicht mit Kant (Insel Verlag 2024) – kleine Denkhäppchen aus Kants Denken, ein guter Einstieg für zwischendurch
  • Omri Boehm, Daniel Kehlmann: Der bestirnte Himmel über mir. Ein Gespräch über Kant (Propyläen Verlag 2024) – zwei kluge Köpfe reden darüber, was wir noch heute von Kant zu Themen wie Rassismus, Kolonialismus, Gerechtigkeit, das Böse und vielen mehr lernen könnten
  • Marcus Willaschek: Kant. Die Revolution des Denkens (C.H.Beck 2024) – eine gelungene, informative, kompetente und gut lesbare Einführung in Kants Philosophie und viel Anregung, als Leser selber mitzudenken

Folgendes Buch kann ich euch zudem ans Herz legen, es hat mich beim Lesen sehr berührt:

Sigrid Nunez: Der Freund

Als ihr Freund stirbt, hinterlässt er nicht nur eine grosse Lücke in ihrem Leben, sondern auch seinen vor Trauer depressiven Hund, eine Deutsche Dogge. Abgesehen davon, dass sie Gefahr läuft, ihre Wohnung in New York zu verlieren, weil da keine Hunde erlaubt sind, wollte sie nie einen Hund haben. Sie war Katzenmensch. Die Geschichte eines Zusammenwachsens, einer Liebe, die tief geht und viel ans Licht holt. Gedanken zum Schreiben, zum Tod, zu Liebe und Freundschaft, zum Denken und zu den Unterschieden zwischen Mensch und Tier. Und ja, auch eine Geschichte vom Loslassen.

Ich habe auch wieder einen Podcast gehört, den ich euch empfehlen möchte:

Vor einiger Zeit stiess ich aus irgendeinem Grund, den ich nun nicht mehr weiss, über sieben Ecken wohl, auf ein Buch: Dana von Suffrin, Nochmal von vorne. Das Buch klang spannend, so dass ich es bestellte. Einen Tag nachdem es im Briefkasten war, suchte ich einen neuen Podcast und stiess auf die neuste Folge von «Dear Reader» mit Mascha Jacobs. Ihr Gast? Dana von Suffrin.  Als persönliches Buch hatte sie neben anderen Joseph Roth dabei mit seiner Erzählung «April». Gleich stürzte ich zum Bücherregal, zog Roths Erzählungen heraus, schlug die Geschichte auf und stiess auf diesen wunderbaren Satz (ich habe ihn kürzlich schon hier reingestellt, weil er so wunderbar ist):

«Die Aprilnacht, in der ich ankam, war wolkenschwer und regenschwanger. Die silbernen Schattenrisse der Stadt strebten aus losem Nebel zart, kühn, fast singend gegen den Himmel.»

Und hier der Link zum Podcast:  HIER

Habt eine gute Woche!

Inspirationen für die Woche – KW 17

Neue Woche, neue Inspirationen. Es war eine spannende Woche, eine, bei denen ich mich durch die verschiedensten Bücher blätterte.

Folgende Bücher kann ich ans Herz legen, sie haben mich begeistert beim Lesen:

Patrick Kaczmarczyk: Raus aus dem Ego-Kapitalismus. Für eine Wirtschaft im Dienst des Menschen

«Um aus der Misere rauszukommen, braucht es eine Vision für unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Zur Entwicklung einer solchen Vision, wie wir in Zukunft leben wollen, braucht es wiederum eine Debatte, die über das eigene Ich hinausgeht… Es geht darum, ein Regelwerk auszuarbeiten, das die Funktionsweise der Wirtschaft bestimmten gesellschaftspolitischen Zielen unterordnet und dafür sorgt, dass der internationale Handel für alle funktioniert, nicht nur für einige.»

Eine konzise Analyse des kapitalistischen Systems heute mit ihren Ungleichheiten und prekären Auswüchsen für viele Menschen. Eine Darlegung der neoliberalen Glaubenssätze mit ihren falschen Versprechungen und zerstörerischen Auswüchsen sowie der Wirkweise von Ideen in der Gesellschaft. Als Lösungsweg wird ein Kapitalismus propagiert, der sich weniger an der Gewinnmaximierung einzelner Weniger, sondern an einer christlichen Ethik des Miteinanders orientiert. Ein fundierter Augenöffner und eine kompetente Analyse, die am Schluss für einen Agnostiker zu bibellastig wurde.

(Patrick Kaczmarczyk: Raus aus dem Ego-Kapitalismus. Für eine Wirtschaft im Dienst des Menschen, Westend Verlag 2023)

«Ohne Krimi geht die Mimi…» Zwischendurch kann es auch mal leichte Lektüre sein, einfach zur Unterhaltung – aber gut muss sie sein, wie dieser Thriller:

Jussi Adler-Olsen: Verraten

«Wir hatten eine Abmachung, oder? Wie wäre es, die einzuhalten?»… Eddie nickte vorsichtig und hoffte inständig, damit seine Verzweiflung zu kaschieren. Auf keinen Fall wollte er sich mit diesem Mann mit den verschiedenen Augen anlegen oder mit sonst irgendeinem von den Leuten, die das Ganze steuerten.“

Der letzte Fall des Sonderdezernats Q mit Carl Mørck hat es in sich. Carl, in dem nach eigenen Angaben viel von Adler Olsen selbst steckt, steht unter Verdacht: er soll einen Mord begangen haben, der in all den zehn Fällen immer wieder Thema war, den sogenannten Druckluftnagler-Mord. Nachdem sich sogar sein Chef und langjähriger Freund und Vertrauter von ihm abwendet, bleibt es an den Freunden, Carls Unschuld zu beweisen. Wird es ihnen gelingen? Schlaflose Nächte sind garantiert, das Buch hat viele Seiten und man fiebert der Auflösung entgegen, die bis zum Schluss im Verborgenen liegt.

(Jussi Adler-Olsen: Verraten, dtv Verlagsgesellschaft 2024)

Ein Podcast, der mich diese Woche begeistert hat – wieder Jagoda Marinić, dieses Mal mit Slavoj Zizek. Es heisst, er sei der gefährlichste Philosoph der Welt, was wohl daher rührt, dass er wirklich selbst denkt, was oft anders ausfällt, als wenn andere denken. So kommt es, dass er provokativ wirkt, anregt, nochmals neu zu denken, was oft dazu führt, dass man zu Ansichten findet, wie es auch sein könnte.

Jagoda Marinic mit Slavoj Zizek

Achtung: Slavoj Zizek kann süchtig machen. Wenn man mal beginnt, auf Youtube Interviews mit ihm zu schauen, hört man kaum mehr auf. In diese Falle bin ich schon einige Male getappt.

Was habt ihr diese Woche gelesen, gehört, getan, das ihr empfehlen könnt?

Habt eine gute Woche!

Inspirationen für die Woche – KW 16

Beim Gang durch die Welt schnappe ich immer wieder Dinge auf, die mich inspirieren, die mich bewegen, die mich begeistern. Diese möchte ich mit uns teilen. Vielleicht findet ihr etwas für euch dabei.

Folgende Bücher kann ich ans Herz legen, sie haben mich begeistert beim Lesen:

Michael Schmidt-Salomon: Die Evolution des Denkens

«Tatsächlich hat ‘das Genie’ mit der realen Person, die im Zentrum des Verehrungskults steht, oft wenig gemein… Hinter dem Kult verbirgt sich jedoch ein tiefes menschliches Bedürfnis: Wir brauchen Vorbilder, um uns in unserem Leben zu orientieren. Sie sind Teil unserer Identität, sagen uns, wer wir sind oder sein könnten.»

10 grosse Denker, ihr Leben und Schaffen im Blick, um daraus Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Michael Schmidt-Salomon zeigt, dass all die klugen Geister ihr mutiges und neugieriges Denken und Forschen, ihre Unabhängigkeit, ihr Sinn für Vernetzung und ihr offener Blick sowie der Umstand, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, zu den Denkriesen machte, als die wir sie heute sehen. Was können sie uns also zeigen, was uns für unsere Zeit nützt? Ein sehr informatives, kurzweiliges, packendes Buch.

(Michael Schmidt-Salomon: Die Evolution des Denkens: Das moderne Weltbild – und wem wir es verdanken, Piper Verlag 2024)

Sarah Bakewell: Wie man Mensch wird

«Ich bin ein Mensch, und nichts Menschliches erachte ich als mir fremd.» Publius Terentius Afer

Sarah Bakewell rollt die Geschichte des Humanismus von Anfang an auf. Was heisst es, humanistisch zu denken und zu handeln? Worauf gründen Entscheidungen, was macht den Menschen aus? Ausgehend von der Idee, dass der Mensch im Kern gut sei, bildete sich vor über 700 Jahren eine Lebenshaltung aus, deren Ziel es ist, den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes zum Menschen zu machen, der er ist: ein freies, glückliches, im Hier und Jetzt lebendes Wesen, dem das friedliche Miteinander am Herzen liegt, weswegen er auf Mitgefühl und Verantwortung setzt statt auf Gebote und Gesetze. Bakewell erzählt aus dem Leben verschiedener Literaten, Künstler, Denker und zeigt ihre Lebens- und Denkwege auf. Für mich etwas viel Geschichte und zu wenig Denken, was aber subjektiven Vorlieben geschuldet ist.

(Sarah Bakewell: Wie man Mensch wird: Auf den Spuren der Humanisten, C. H. Beck Verlag 2023)

Arthur Schnitzler: Die Traumnovelle

«So gewiss, als ich ahne, dass die Wirklichkeit einer Nacht, dass nicht einmal die eines ganzen Menschenlebens zugleich auch seine innerste Wahrheit bedeutet.»

«Und kein Traum», seufzte er leise, «ist völlig Traum.»

Die Geschichte von Fridolin und Albertine, einem jungen Ehepaar mit einer kleinen Tochter, verbunden in einer innigen Beziehung, die Risse bekommt, als sie beschliessen, sich alles zu sagen. Die jeweiligen erotischen und Fantasien und Hoffnungen verwirren nicht nur jeden für sich, sondern führen auch zu emotionalen Abgründen miteinander. Was für eine Sprache, was für eine Welt, in die man da hineingerät: In die Tiefen des menschlichen Fühlens und Wünschen. Wo liegt die Wahrheit? Was ist wirklich gewollt, gelebt, was nur geträumt?

(Arthur Schnitzler: Traumnovelle – in verschiedenen Ausgaben, unter anderem SZ Bibliothek 2004)

Folgenden Podcast habe ich gehört:

Freiheit Deluxe mit Jagoda Marinić und Ilker Çatak

Hier geht’s zum Podcast

«Freiheit kommt mit Bewusstsein.» David Foster-Wallace (abgekürzt)

Ein Gespräch über Freiheit, über Ausgrenzung, darüber, ignoriert und ausgeschlossen zu werden. Es ist ein Gespräch über die blinden Flecken in der Gesellschaft, in welcher Exklusion schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass es nicht mehr auffällt – ausser, man ist betroffen. Es ist ein Gespräch darüber, wie wir mit mehr Bewusstsein unser Leben leben sollen, denn nur so sind wir frei. Und vieles mehr.

Das vollständige Zitat lautet:

„Die wirklich wichtige Art der Freiheit beinhaltet Aufmerksamkeit und Bewusstsein, Disziplin und Anstrengung, und die Fähigkeit, sich wirklich um andere Menschen zu sorgen, für Sie Opfer zu bringen, jeden Tag auf neue auf unzählige, kleine, unsittliche Arten und Weisen.“

Überhaupt möchte ich euch den Podcast von Jagoda Marinić ans Herz legen. Sie hat eine sehr warme, kompetente Art zu fragen und zuzuhören. Es sind Gespräche, die in die Tiefe gehen, die Persönliches ans Licht bringen und auch die Gesellschaft, wie sie ist, und unser Sein darin immer wieder hinterfragen.

In der ARD-Mediathek und bei SRF Play findet sich nun der von Daniel Kehlmann geschriebene Sechsteiler über Franz Kafka. Da kommt alles zur Sprache: Das Verhältnis zum Vater, die Beziehungen zu den verschiedenen Frauen, seine Freundschaft zu Max Brod – und vieles mehr. Ich bin sehr gespannt, ich habe die Serie noch nicht gesehen.

Hier geht’s zur Sendung

Zu Kafka werde ich in den nächsten Wochen sicher noch mehr schreiben.

Ich hoffe, ihr habt etwas gefunden, das euch anspricht. Wenn ihr Tipps für mich habt, immer nur her damit.

Habt eine gute Woche!

5 Inspirationen – Woche 14

Es war eine kurze Woche durch das Osterwochenende. Ich war sehr vertieft in mein neues Projekt und merkte, wie viel Spass es mir macht, mich endlich mal wieder in die Tiefe zu begeben, zu wühlen, zu forschen. Einmal Wissenschaftler, immer Wissenschaftler wohl… die Leidenschaft am Stöbern ist ungebrochen und sie hat diese Woche mit viel Energie befeuert. Es bleibt nicht aus, dass dabei so einiges auf der Strecke blieb – aber ich habe schlussendlich alles noch reingepackt. Auch reingepackt habe ich die erste von zwei Impfungen gegen (für/wegen?) Corona… der Arm schmerzte am ersten Tag doch ziemlich, ein Ponstan später war besser, der zweite Tag war noch spürbar, aber ich bin ja hart im Nehmen. Oder so. Oder aber der Zahnarzttermin gleich am nächsten Tag hat die Aufmerksamkeit schlicht abgezogen.

Was ist mir diese Woche begegnet, hat mich diese Woche inspiriert?

  • Ich hörte den FAZ Bücher-Podcast mit Helga Schubert. Mit 80 Jahren gewann sie den Ingeborg-Bachmann-Preis und hat nach nun 60 Jahren des Schreibens noch mehr Mut gefasst, Neues zu versuchen. Was sicher bleibt, so Schubert, ist das Schreiben an sich, sei es doch ihre Art des Ausdrucks. Die Frau hat mich in ihrer Lebensfreude, in ihrer Erzählenergie, in ihrem Mut und Witz, ihrem Umgang auch mit schwierigen Themen sehr beeindruckt.
  • Eine eMail von brainpickings in meiner Inbox hat mich dazu gebracht, wieder einmal meinen Gedichtband von Emily Dickinsen hervorzuholen und darin zu lesen. Sie hat es wohl wie keine andere geschafft, die Natur in klingende Bilder zu verpacken. In fast immer gleichem Rhythmus singt sie ihre kleinen Lieder. Hier das Gedicht:

A Light exists in Spring
Not present on the Year
At any other period —
When March is scarcely here

A Color stands abroad
On Solitary Fields
That Science cannot overtake
But Human Nature feels.

It waits upon the Lawn,
It shows the furthest Tree
Upon the furthest Slope you know
It almost speaks to you.

Then as Horizons step
Or Noons report away
Without the Formula of sound
It passes and we stay —

A quality of loss
Affecting our Content
As Trade had suddenly encroached
Upon a Sacrament.

  • Ich schaute im Fernsehen die Verfilmung von Ferdinand Schirachs «Schuld». Schirach zeigt auf eindrückliche Weise, wie schwer es ab und an ist, Schuld von Unschuld zu trennen, ein Urteil zu fällen. Die Verfilmung wie das Buch kann ich nur ans Herz legen, beide laden – wie bei Ferdinand von Schirach üblich – zum Nachdenken ein.
  •  Es gab Zeiten, da hatte ich einen hohen Anspruch an mein Zeichnen und Malen. Und ich setzte mich selber unter Druck. Als Kind spielte ich Klavier und hörte ständig, ich müsste mehr üben. Und verlor die Freude. Irgendwann kaufte ich mir ein Keyboard, das machte unsinnig Spass, doch es erfüllte keinen Anspruch. Ich verkaufte es und ersetzte es durch ein Klavier. Der Spass war raus und es stand bis zum Wiederverkauf rum. Kürzlich setzte ich mich hin und fing an, Mandalas zu zeichnen. Grund? Mir war grad danach. Dann setzte ich mich an mein Keyboard (ich hatte mir in Erinnerung an die frühere Freude eines angeschafft, ohne Anspruch auf irgendwas). Und ich sass da und spielte und freute mich. Wohl länger als gezwungen je geschafft. Und ich merkte: Es gibt im Leben sicher Dinge, die man muss. Wo es aber keinen Grund für einen Zwang gibt, bringt ein solcher gar nichts ausser den Verlust an jeglicher Lust und Freude. Ich geniesse es, einen Ausgleich zu haben beim Zeichnen und beim Klimpern (Musik möchte ich das gar nicht nennen). Ein freudvoller Ausgleich tut gut – und was ich lange vernachlässigte: Er raubt keine Zeit, er bringt neue Energie. Nicht alles muss einem Anspruch genügen.
  • Und irgendwie in Anlehnung daran, hier mein fünfter Punkt: Ich lass mal fünfe grad sein. Es könnten auch mal vier Punkte sein, wieso müssen es fünf sein? Zwar habe ich damit nun einen fünften und sogar einen, den ich für ganz wichtig erachte… aber die Botschaft dahinter liegt mir am Herzen: Wie oft setzen wir uns selber unter Druck? Wie oft wollen wir etwas/jemandem genügen? Wie oft gehen wir sogar über unsere Grenzen, um dies zu tun? Wozu?

Ich hoffe, es war was für euch dabei, das euch angesprochen hat. Wenn ihr etwas habt, das euch diese Woche angesprochen, bewegt, inspiriert hat – ich würde mich freuen, wenn ihr davon berichten würdet. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche!

5 Inspirationen – Woche 8

Was ist mir diese Woche begegnet, hat mich diese Woche inspiriert?

  • Diese Woche hörte ich den Podcast „Hanser Rauschen“ mit Rafik Schami. Rafik Schami gewährt spannende Einblicke in sein Leben als Schriftsteller, er erzählt, was es für ihn bedeutet, seit vielen Jahren fern der Heimat zu leben, wie er sich sprichwörtlich in die deutsche Literatur hineinschrieb und wieso er das Geschichten-Erzählen so liebt.
  • Ein Artikel über das Schreiben von Tagebüchern (Anaïs Nin on Writing, the Future of the Novel, and How Keeping a Diary Enhances Creativity) hat mich diese Woche angeregt, wieder mehr in dieser Form zu schreiben. Zwar führe ich seit Jahren Notizbücher, die sicher auch mal persönliche Gedanken enthalten, doch mehrheitlich enthalten sie Gedanken zu Gelesenem, Notizen zu Gehörtem. Die Innenansichten nehmen je länger je mehr einen eher geringen Raum ein.

    „While we refuse to organize the confusions within us we will never have an objective understanding of what is happening outside.“

    Ich bin überzeugt, dass da viel Wahres dran ist, weswegen ich früher sehr intensiv Gedanken und Persönliches festhielt. Das möchte ich wieder vermehrt tun – bin noch nicht ganz schlüssig, ob ich fortan zwei Bücher verwenden soll dazu (was umständlich ist, da noch mehr immer dabei sein muss), oder alles in einem Platz hat.
  • Die Dokumentation auf Netflix „Joan Didion. Die Mitte wird nicht halten“ erzählt vom Leben und Leiden der grossen Schriftstellerin Joan Didion. In aktuellen Interviews wie auch mit Originalfilmen und -bildern aus der Vergangenheit wird das Bild einer mutigen Frau gezeichnet, die für ihre Umwelt genau beobachtete und in ihren Schriften ein schonungsloses Bild davon zeichnete. Die Dokumentation zollt dem insofern Tribut, als sie nicht nur die Darstellung eines Lebens ist, sondern dieses auch in die Zeit einbettet und damit zu einer Gesellschaftsstudie wird – vor allem vom Künstlermilllieu Kaliforniens in den 60er Jahren.
  • Auf Instagram stiess ich auf das Bild eines Briefeschreibers und dachte an meine Kindheit zurück, als ich eine Brieffreundin in den USA hatte. Auch später gab es nochmals eine Zeit, als ich mit einem Schriftstellerkollegen Gedanken zum Leben, Lesen und anderem austauschte. Das fehlt mir irgendwie. Immerhin habe ich neu eine eMail-Freundin gewonnen, was schon wirklich schön ist, aber das Briefeschreiben lässt mich nicht ganz los. Erstens wegen des Schreibens an sich, zweitens weil ich denke, dass in Briefen (das beinhaltet nun auch eMails) ein tieferer, weil durchdachterer Austausch möglich ist als in anderen Formen der Kommunikation.
  • Mut zur Unvollkommenheit – ich neige dazu, immer alles perfekt machen zu wollen. Die Angst, es nicht zu schaffen, blockiert mich manchmal so sehr, dass ich mit gewissen Dingen gar nicht anfange, weil ich denke, ich müsste zuerst noch etwas erreichen/tun, um dann der Aufgabe gewachsen zu sein. In einem Interview sagte Margaret Atwood, dass das wichtigste sei, die Geschichte einfach mal zu schreiben. Damit hätte man den Ausgangspunkt, mit dem man dann arbeiten kann. Ich denke, das ist in vielen Bereichen so: Nicht alles klappt auf Anhieb, aber wenn man nie anfängt, wird gar nichts draus.

Ich hoffe, es war was für euch dabei, das euch angesprochen hat. Wenn ihr etwas habt, das euch diese Woche angesprochen, bewegt, inspiriert hat – ich würde mich freuen, wenn ihr davon berichten würdet. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche!

5 Inspirationen – Woche 7

Was ist mir diese Woche begegnet, hat mich diese Woche inspiriert?

  • Ich habe einige Yogalehrerausbildungen und auch Unterrichtungen in buddhistischer Tradition hinter mir. Die östliche Philosophie war viele Jahre sehr zentral in meinem Leben und auch heute noch begleiten mich einige Dinge im Leben, die mir immer wieder gute Dienste leisten. Ich las einen Artikel im Netz über Eckhart Tolle und darüber, was er als tägliche spirituelle Praxis vorschlagen würde: Atembewusstsein. An anderer Stelle las ich kurz vor dem Artikel etwas ähnliches. Zufall? Passt es gerade in mein Leben und ich stosse drum drauf? Zwar praktiziere ich das Atembewusstsein jeden Morgen auf der Yogamatte und in schwierigen Situationen versuche ich, bewusst dazu zurückzukommen. Doch ab und an verliere ich mich doch in der Hektik der Tageserfordernisse und merke viel zu spät, dass der Atem oberflächlich ist, ich gehetzt bin. Öfter am Tag einfach mal schnell den Atem beobachten kann helfen, gelassener zu bleiben, wacher zu sein, kann auch Kraft geben für das, was noch ansteht. Ich kann es nur empfehlen und werde es auch wieder mehr in den Tag einbauen.
  • Ich hörte den Podcast von Tim Ferriss mit Joyce Carol Oates über das Schreiben, über ein kreatives Leben.
    “If you feel that you just can’t write or you’re too tired or this, that, and the other, just stop thinking about it, and go and work. Life doesn’t have to be so overthought. You don’t have to wait to be inspired. Just start working.”— Joyce Carol Oates
  • Ich lese gerade das Buch „Schreibtisch mit Aussicht“ (Ilka Piepgras, Hrsg.), welches von schreibenden Frauen handelt. Auf Frauen ist es vor allem beschränkt, da diese in der Literaturwelt noch immer einen viel zu kleinen Stellenwert haben, da diese noch heute sehr von Männern dominiert ist. Liegt es bei den Klassikern noch auf der Hand, dass diese mehrheitlich von Männern geschrieben wurden (mit wenigen dankenswerten Ausnahmen), da die Zeiten waren, wie sie waren, beschleicht einen heute doch ein Gefühl des Unverständnisses, dass dies zwar etwas gebessert hat, aber noch lange nicht so ist, wie man es sich wünschen würde. Das Buch regt an das eigene Leseverhalten zu hinterfragen. Schreiben Frauen anders als Männer?
  • Beim Durchforsten des Regals stiess ich wieder einmal auf das schöne Buch von Marcel Reich-Ranicki: Frauen dichten anders. Deutsche Dichterinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Da ich einerseits Lyrik sehr mag, dies ein schöner Anstoss ist, Lyrik von Frauen kennenzulernen und vielleicht danach weiter zu lesen, möchte ich es an dieser Stelle auch noch nennen.
  • Am 13. Februar starb die Schweizer Schriftstellerin Helen Meier. Geboren am 17. April 1929 in Mels, Str. Gallen, arbeitete sie zuerst als Primarlehrerin, studierte später Sprachen und Pädagogik und arbeitete später in der Flüchtlingshilfe sowie als Sonderschullehrerin. Geschrieben hat sie ihr Leben lang, dass das Geschriebene auch veröffentlicht werden könnte, auf den Gedanken kam sie erst mit 55. 1984 erhielt sie an den Klagenfurter Literaturtagen einen Preis. Sie lebte und schrieb bis zu ihrem Tod in Trogen. Hier ein Interview mit dieser tiefgründigen und humorvollen Frau, deren Texte ich nur ans Herz legen kann: INTERVIEW MIT HELEN MEIER (SRF)

Ich hoffe, es war was für euch dabei, das euch angesprochen hat. Wenn ihr etwas habt, das euch diese Woche angesprochen, bewegt, inspiriert hat – ich würde mich freuen, wenn ihr davon berichten würdet. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche!

5 Inspirationen – Woche 5

Was ist mir diese Woche begegnet, hat mich diese Woche inspiriert? Fast hätte ich es verpasst, ich wusste zwar irgendwie immer mal wieder, dass Freitag ist, aber ich war in diversen Gedanken und Aufgaben gefangen… bis es gerade eben ausploppte… die Inspirationen. Ich sammle sie zum Glück durch die Woche, hier sind sie:

  • Der Artikel „Wieso du darüber schreiben solltest, was du liest“ hat mich diese Woche dazu angeregt, selber eine Liste meiner Bücher, die ich 2021 lese, zu machen. Ich schreibe zwar schon über die einzelnen Bücher und mache das auch gerne, da es mich dazu anregt, das Buch nochmals für mich vor Augen zu führen, aber ich finde die Idee, alle Bücher mal aufgelistet zu sehen, um meine Lesereise zu sehen, schön. Hier findet ihr die Seite, wo ich das fortan tun werde: Bücher 2021
  • Der Podcast „Gin and Talk“ mit Doris Dörrie hat mich diese Woche inspiriert. Wer mich ein wenig kennt, weiss wohl mittlerweile, dass ich diese Frau generell sehr spannend, inspirierend und toll finde in ihrer frischen, humorvollen, mitreissenden Art. Ein Stelle aus dem Podcast hat mich speziell angesprochen: Doris Dörrie braucht immer wieder Momente, in denen sie einfach da liegt und nichts tut. Ohne diese gehe es auch nicht mit dem Schreiben, mit der Inspiration. Und oft denke sie dann, sie sei faul. Dass sie das nicht ist, darauf deuten doch 26 Bücher und 33 Filme, die sie bis heute auf die Beine gestellt hat. Mir zeigt das, dass ich mir durchaus auch mal ruhige Momente gönnen darf. ich fühle mich oft wie unter Strom, denke immer noch zu wenig gemacht zu haben. Nicht umsonst heisst es wohl „In der Ruhe liegt die Kraft“.
  • Noch ein weiterer Podcast hat mich diese Woche inspiriert: Ildiko von Kürthis „Frauenstimmen“ mit Maria Furtwängler. Es ging um Themen wie den eigenen Umgang mit Erwartungen anderer, um die Tendenz, den Schwerpunkt auf Schwächen zu legen, die man ausmerzen will, statt die eigenen (und die anderer Menschen) Stärken zu fördern sowie auch um Maria Furtwänglers Engagement für den Feminismus, für eine Welt, in der Menschen gleichberechtigt miteinander leben können. Für diese Belange setzt sich ihre Malisa Stiftung ein https://malisastiftung.org/Für mich nahm ich zwei Dinge mit: Dass gerade wir Frauen, die ian vielen Belangen das Privileg haben, uns für eine gleichberechtigtes Leben für uns selber einzusetzen, in der Pflicht sind, solidarisch zu sein und denen eine Stimme zu geben, die das nicht können. Das zweite war Maria Furtwänglers Erzählung, wie sie früher immer als kühle Blonde betitelt wurde, was sie immer bestreiten wollte, bis sie merkte, dass sie anderen nicht die Sicht nehmen kann, die sie von einem haben wollen. Jeder Versuch dazu ist verlorene Energie.
  • Das Buch von Anselm Grün: Das kleine Buch vom guten Leben
    Eigentlich hängt ganz viel von uns selber ab: Worauf richten wir unser Augenmerk? Wie verhalten wir uns zu dem, was passiert? Wir können nicht alles ändern, aber wir können entscheiden, wie wir dazu stehen. Das fällt nicht immer leicht, oft sind wir zu geprägt, sitzen unbewussten Mustern auf. Aber es gibt kleine Mittel, es gibt Werte, die wir uns auf die Fahne schreiben können. Und vielleicht wird das Leben etwas bunter: Was ist gut aktuell? Gibt es etwas, wofür ich dankbar sein kann? Was macht mir Freude? Kann ich mehr davon in mein Leben bringen? Bin ich grosszügig? Liebe ich? Das Buch ist ein Kleinod – ich kann es nur empfehlen.
  • Eine Dokumentation im Schweizer Fernsehen. Die gesellschaftliche Schere zwischen arm und reich. Und ja, sie stimmte nachdenklich. Die Schweiz ist ein reiches Land im internationalen Vergleich. Und doch gibt es Familien, die am Ende des Monats für Tage kein Geld mehr haben. Trotz drei Jobs. Ich habe vor einiger Zeit das „Handbuch Armut Schweiz“ der Caritas lektoriert und kannte viele Studien und Zahlen. Auch die gefährdeten Gruppen, zu der ich durchaus gehöre. Ich hörte heute einen Podcast mit Ferdinand Schirach, der sich um Recht und Gerechtigkeit drehte. Und – es ist nicht neu – das ist nicht dasselbe. Nach unserem Recht sollte für alle gesorgt sein. In Tat und Wahrheit fallen Menschen durch die Maschen – aus verschiedenen Gründen. Was wäre gerecht? Mir kam ein privates Netz in den Sinn. Aus Dankbarkeit etwas zurückgeben. Im Wissen, es verdient zu haben als Mensch, etwas annehmen dürfen.
    Ich möchte den Staat nicht abschaffen, er ist gut und wichtig und er muss das Allgemeine regeln, alles andere wäre nicht machbar. Er differenziert schon so gut es geht. Bietet ein mögliches Höchstmass an Sicherheit. Den Rest müssten wohl Menschen machen. Eine Utopie? Vielleicht.

Ich hoffe, es war was für euch dabei, das euch angesprochen hat. Wenn ihr etwas habt, das euch diese Woche angesprochen, bewegt, inspiriert hat – ich würde mich freuen, wenn ihr davon berichten würdet. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche!