Inspirationen für die Woche – KW 17

Neue Woche, neue Inspirationen. Es war eine spannende Woche, eine, bei denen ich mich durch die verschiedensten Bücher blätterte.

Folgende Bücher kann ich ans Herz legen, sie haben mich begeistert beim Lesen:

Patrick Kaczmarczyk: Raus aus dem Ego-Kapitalismus. Für eine Wirtschaft im Dienst des Menschen

«Um aus der Misere rauszukommen, braucht es eine Vision für unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Zur Entwicklung einer solchen Vision, wie wir in Zukunft leben wollen, braucht es wiederum eine Debatte, die über das eigene Ich hinausgeht… Es geht darum, ein Regelwerk auszuarbeiten, das die Funktionsweise der Wirtschaft bestimmten gesellschaftspolitischen Zielen unterordnet und dafür sorgt, dass der internationale Handel für alle funktioniert, nicht nur für einige.»

Eine konzise Analyse des kapitalistischen Systems heute mit ihren Ungleichheiten und prekären Auswüchsen für viele Menschen. Eine Darlegung der neoliberalen Glaubenssätze mit ihren falschen Versprechungen und zerstörerischen Auswüchsen sowie der Wirkweise von Ideen in der Gesellschaft. Als Lösungsweg wird ein Kapitalismus propagiert, der sich weniger an der Gewinnmaximierung einzelner Weniger, sondern an einer christlichen Ethik des Miteinanders orientiert. Ein fundierter Augenöffner und eine kompetente Analyse, die am Schluss für einen Agnostiker zu bibellastig wurde.

(Patrick Kaczmarczyk: Raus aus dem Ego-Kapitalismus. Für eine Wirtschaft im Dienst des Menschen, Westend Verlag 2023)

«Ohne Krimi geht die Mimi…» Zwischendurch kann es auch mal leichte Lektüre sein, einfach zur Unterhaltung – aber gut muss sie sein, wie dieser Thriller:

Jussi Adler-Olsen: Verraten

«Wir hatten eine Abmachung, oder? Wie wäre es, die einzuhalten?»… Eddie nickte vorsichtig und hoffte inständig, damit seine Verzweiflung zu kaschieren. Auf keinen Fall wollte er sich mit diesem Mann mit den verschiedenen Augen anlegen oder mit sonst irgendeinem von den Leuten, die das Ganze steuerten.“

Der letzte Fall des Sonderdezernats Q mit Carl Mørck hat es in sich. Carl, in dem nach eigenen Angaben viel von Adler Olsen selbst steckt, steht unter Verdacht: er soll einen Mord begangen haben, der in all den zehn Fällen immer wieder Thema war, den sogenannten Druckluftnagler-Mord. Nachdem sich sogar sein Chef und langjähriger Freund und Vertrauter von ihm abwendet, bleibt es an den Freunden, Carls Unschuld zu beweisen. Wird es ihnen gelingen? Schlaflose Nächte sind garantiert, das Buch hat viele Seiten und man fiebert der Auflösung entgegen, die bis zum Schluss im Verborgenen liegt.

(Jussi Adler-Olsen: Verraten, dtv Verlagsgesellschaft 2024)

Ein Podcast, der mich diese Woche begeistert hat – wieder Jagoda Marinić, dieses Mal mit Slavoj Zizek. Es heisst, er sei der gefährlichste Philosoph der Welt, was wohl daher rührt, dass er wirklich selbst denkt, was oft anders ausfällt, als wenn andere denken. So kommt es, dass er provokativ wirkt, anregt, nochmals neu zu denken, was oft dazu führt, dass man zu Ansichten findet, wie es auch sein könnte.

Jagoda Marinic mit Slavoj Zizek

Achtung: Slavoj Zizek kann süchtig machen. Wenn man mal beginnt, auf Youtube Interviews mit ihm zu schauen, hört man kaum mehr auf. In diese Falle bin ich schon einige Male getappt.

Was habt ihr diese Woche gelesen, gehört, getan, das ihr empfehlen könnt?

Habt eine gute Woche!

Politisches: Gemeinsam können wir etwas bewirken

«Man kann die Welt nicht alleine ändern. Jene, die diesen Weg beschreiten, tun das, indem sie sich organisieren und zusammenarbeiten. Die intellektuelle Selbstverteidigung, die ich meine, findet stets in einem sozialpolitischen Kontext statt, der für positive Veränderungen absolut notwendig ist.» Noam Chomsky

Schaut man auf totalitäre Systeme, fällt unter anderem etwas auf: Es wird versucht, Verbindungen zu vermeiden, den Menschen zu isolieren. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Einzelne Menschen sind besser steuer- und manipulierbar als Gruppen. Durch die Verbindung mit anderen gewinnt der Einzelne mehr Kraft und damit auch mehr Macht, die dem Herrschaftsregime entgegenschlagen könnte. Dies gilt es zu vermeiden.

Es ist umso erstaunlicher, wenn man sieht, wie sehr der heutige Mensch nach Individualität und Vereinzelung strebt. Andreas Reckwitz hat das in seinem Buch «Die Gesellschaft der Singularitäten» schön beschrieben. Menschen sind mit sich und den eigenen Belangen beschäftigt, sie kümmern sich wenig um die der anderen. Dass so Synergien nicht genutzt werden, liegt auf der Hand. Dass wir uns so unserer eigenen Wirkkraft berauben, ist die traurige Folge.

Wir sehen uns in einer Welt, welche einige Gefahren für uns und unser Leben bereithält. Neben Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen sind auch die Klimaveränderungen und ein möglicher Atomkrieg zu nennen. Das sind Gefahren und Probleme, die uns alle betreffen, weil wir alle daran beteiligt und viele davon betroffen sind. Um Lösungen zu finden und Gefahren abzuwenden, wäre es dringend nötig, die eigenen Verantwortlichkeiten zu sehen und gemeinsam nach gangbaren Wegen zur Lösung zu suchen.

Es ist an die Zeit, dass der Westen seine überhebliche Dominanz aufgibt und sich der Fehler bewusst wird, die zu den aktuellen globalen Krisen beigetragen haben. Aktuell versuchen wir noch immer, die Konsequenzen, die sich aus diesen ergaben, sprichwörtlich an der Grenze abzuwenden, indem teilweise fragwürdige Abkommen mit anderen Staaten getroffen werden, die sich des Problems annehmen. Dies alles geschieht auf Kosten der Ärmsten dieser Welt, auf Kosten derer, die die Leidtragenden vergangener und gegenwärtiger wirtschaftsgetriebener Machenschaften sind.

«Die menschliche Natur macht es möglich, zum Heiligen oder zum Sünder zu werden. Jeder von uns hat diese Kapazitäten in sich… Bezüglich der Machbarkeit von gerechteren und sozialen Institutionen kann man sich im Vorhinein nie ganz sicher sein. Man muss einfach immer wieder versuchen, neue Maßstäbe zu setzen und das zu tun, was im Bereich des Möglichen liegt.»

Es ist Zeit, hinzusehen, zusammenzustehen, Veränderungen zu denken und diese umzusetzen. Mensch sein heisst auch, Verantwortung übernehmen. Es heisst, sich für das Richtige zu entscheiden, sprich, für eine gerechtere Welt für alle.

***

Buchtipps dazu:

Noam Chomsky (im Gespräch mit Emran Feroz): Kampf oder Untergang! Warum wir gegen die Herren der Menschheit aufstehen müssen, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2018.

Der große Denker unserer Zeit über die Gefahren der Klimakrise und eines Atomkrieges, über die manipulative Macht von Massen- und sozialen Medien, über die selbstgemachte Zerstörung unserer Welt. Er behandelt die Notwendigkeiten einer neuen Form von Bildung, die zu mündigen, kritischen Menschen führen ebenso wie die Hoffnung, die im Menschsein und dessen Fähigkeiten begründet ist. Wir tragen gute und schlechte Seiten in uns, wir haben die Wahl, welche wir stärken und wie wir sie einsetzen.

Das Buch umfasst viele der zentralen Themen Chomskys in konzentrierter Form. Wer sich weiter vertiefen möchte, dem seien die umfassenderen Bücher ans Herz gelegt, z. B.:

Noam Chomsky, Mary Waterstone: Konsequenzen des Kapitalismus. Der lange Weg von der Unzufriedenheit zum Widerstand, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2022.

Chomsky und Waterstone decken die Probleme und Grausamkeiten des gegenwärtigen kapitalistischen Systems und der Politik, die sich diesem Kapitalismus unterworfen hat, auf und diskutieren Möglichkeiten für eine gerechtere Welt. Dabei setzen sie auf die Eigenmächtigkeit der Menschen, welche die Möglichkeit hätten, eine Veränderung zu bewirken – wenn sie diese in die Hand nähmen.

Und:

Noam Chomsky, Edward S. Herman: Die Konsensfabrik. Die politische Ökonomie der Massenmedien, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2023.

Medien vertreten oft die Meinung, die der politischen Herrschaftsmeinung folgt. Damit lenken sie – oft unbewusst für diese – die Leser in eben diese Richtung, machen sie zu folgsamen Gehorchenden vorherrschender Doktrinen. Treibende Kraft hinter allem sind oft profitorientierte, ökonomische Interessen, selten wirklich soziale Werte oder gar gerechte Umstände für die, welche derer bedürften. Chomsky und Herman liefern eine differenzierte und sachliche Analyse der Mechanismen der gängigen Medienlandschaft, sie zeigen die Kriterien, nach welchen Themen gewählt werden, und die Mittel, wie sie präsentiert werden, um so die Meinungsbildung zu steuern.

Thomas Piketty: Eine kurze Geschichte der Gleichheit

Inhalt

«Ungleichheit ist zunächst und vor allem eine soziale, historische und politische Konstruktion.»

Wir leben in einer Welt voller Ungleichheiten. Die Schere zwischen reich und arm klafft weit auseinander, Menschen mit vielen Rechten und Macht stehen anderen gegenüber. Wie ist es dazu gekommen? Ist es ein Problem? Müssen wir es lösen? Können wir es lösen?

Thomas Pickety zeichnet das historische Bild über die Entstehung der Ungleichheiten in unserer Gesellschaft und verweist darauf, dass diese nicht als Naturgewalt über uns kamen, sondern mehrheitlich von uns Menschen selbst konstruiert wurde durch unser Naturell und die Art und Weise unseres Zusammenlebens in Gesellschaften und Staaten. Er bleibt dabei nicht bei der Beschreibung stehen, sondern hat auch einen Lösungsansatz zur Hand, von dem er aber selbst sagt, dass ein solcher nie für immer in Stein gemeisselt ist, sondern einen andauernden Prozess darstellt.

«Der Sozialstaat und die Steuerprogression sind wirkungsvolle Instrumente einer Transformation des Kapitalismus.»

Gedanken zum Buch

«Menschliche Gesellschaften erfinden unablässig Regeln und Institutionen, um sich zu organisieren, um Reichtum und Macht zu verteilen. Aber stets treffen sie dabei politische und reversible Entscheidungen.»

Was vom Menschen gemacht ist, kann der Mensch auch ändern. Der Satz klingt einfach, man könnte hinterherschieben, dass er es nur wollen müsse. Das Hauptproblem dabei ist aber wohl, dass es «den Menschen» nicht gibt, nur «die Menschen», und die wollen selten alle dasselbe. Es wollen die umso weniger eine Änderung, die von der aktuellen Situation profitieren, und mehrheitlich sind die auch in Positionen, dies zu bestimmen.

«So leicht es ist, den inegalitären oder repressiven Charakter bestehender Institutionen und Regierungen anzuprangern, so schwierig ist es, sich auf alternative Institutionen zu verständigen, die wirklich mehr soziale, wirtschaftliche und politische Gleichheit schaffen und zugleich individuelle Rechte und das Recht jeder und jedes Einzelnen auf Andersartigkeit zu respektieren.»

Zentral für eine Änderung der vorhandenen Ungleichheiten in unserer Gesellschaft ist einerseits der klare Blick auf dieselben, das Aufdecken der Missstände. Andererseits bedarf es eines Dialogs, um mögliche Lösungsansätze gegeneinander abzuwägen und eine möglichst grosse Einigung auf die geeignetsten Massnahmen zu gewinnen.

«Dazu braucht es eine ehrgeizige, konsequente und überprüfbare Antidiskriminierungspolitik, ohne darum die Identitäten, die stets vielfältig und vielschichtig sind, zu verhärten.»

Was sich auf dem Papier leicht schreibt, stellt sich in Tat und Wahrheit schwierig an, sind es doch festgefahrene, da über Jahrzehnte, Jahrhunderte gar, gewachsene Strukturen, an denen wir rütteln wollen. Wir müssen wegkommen von einer Politik, welche die bevorteilt, die sowieso schon viel haben, auf Kosten derer, die am anderen Ende der Messlatte sitzen. Wir müssen hinkommen zu einer Form des Zusammenlebens, die Menschen als Menschen sieht, ohne sie nach äusseren Kriterien zu unterscheiden und zu diskriminieren. Wir müssen hinkommen zu einem System, das sozialer ist und auf eine Umverteilung setzt, die es allen ermöglicht, ein menschenwürdiges Leben zu führen.

Thomas Piketty gelingt in diesem für ihn verhältnismässig schmalen Buch eine konzise historische Analyse der gewachsenen Ungleichheiten in unseren Gesellschaften, und liefert einen gezielten Lösungsansatz, den er zur Diskussion stellt. Es ist zu wünschen, dass dieser aufgegriffen wird und zur Umsetzung gelangt. Ich bin überzeugt, dass sich viele andere Probleme auch lösen würden, wären gravierende Ungleichheiten nicht mehr ausschlaggebend, wenn es darum geht, ein würdiges Leben zu führen.

Fazit
Tiefgründig, kompetent, analytisch und konkret – ein gut lesbares, zum Nachdenken anregendes Buch über die Ungleichheiten dieser Welt und wie wir sie beheben können.

Zum Autor
Thomas Piketty lehrt an der École d’Économie de Paris und an der renommierten École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris. Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ (2020), „Ökonomie der Ungleichheit“ (2020), „Kapital und Ideologie“ (2020), „Der Sozialismus der Zukunft“ (2021) und zuletzt „Rassismus messen, Diskriminierung bekämpfen“ (2022).

Angaben zum Buch

  • Herausgeber ‏ : ‎ C.H.Beck; 2. Edition (29. September 2022)
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 264 Seiten
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Übersetzung‏ : ‎ Stefan Lorenzer
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3406790980

Kapitalismus

Das ist mein Haus
und hier mein Boot
und Autos hab’ ich viele.

Erzähl von dir,
wie steht es da?
Und: Hast du auch noch Ziele?

Was bringen die
so finanziell?
Was sollte and’res zählen?

Du hast gar nichts?
Und bist auch nichts?
Was ist das für ein Leben?

Was kümmert mich,
wer du sonst bist?
Kein Geld, das ist wie sterben.

So läuft die Welt,
setzt ihren Wert.
Und: Opfert dafür viele.

©Sandra Matteotti

Locker, cool und alles easy

Wenn sie über die Büroflure deinen Namen rufen, fühlst du dich willkommen. Wenn sie dich loben für deine Taten, deine Dienste, fühlst du dich wertvoll. Wenn sie dir versichern, wie sehr sie dich brauchen, fühlst du dich nützlich. Wenn sie dir versichern, dass sie immer für dich da sind bei Problemen, fühlst du dich aufgehoben. Wenn sie dich enttäuschen, weil sie die Firmenpolitik über Werte wie Gerechtigkeit, Fairness, Loyalität stellen, den eigenen Nutzen über moralischen Handlungsgrundsätzen stehend werten, fühlst du dich verdammt alleine und betrogen.

Firmen haben Ziele. Diese sind meist dem firmeneigenen Profit geschuldet. Firmen verfolgen diese Ziele, streben Optimierung an, die immer den firmenpolitischen Vorteil im Auge hat, nicht Werte wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Fairness. Das nennt sich wohl Kapitalismus, wäre es anders, wäre es Humanismus. Es wäre eine einfache Sache, den Kapitalismus als bösen Bruder des Humanismus zu sehen. Es wäre leicht, ihn zu verdammen und ihm alle bösen Absichten wie ausnutzen, ausbeuten und Menschenwürde verletzen zu unterstellen. Es wäre wohl zu einfach. Der Kapitalismus hat durchaus positive Entwicklungen gebracht. Wo aber liegt das Problem? Der, welcher gestern noch freudig deinen Namen rief, verrät dich heute kaltblütig, wenn er sich dadurch einen Vorteil verschaffen kann. Und oft unterliegt er Zwängen, die von weiter oben kommen, weil da wieder einer sitzt, der sonst ihn über die Klinge springen lässt, wenn er sein Soll nicht erfüllt. Leider ist dieses Soll selten auf der menschlichen Seite, sondern auf der wirtschaftlichen zu suchen.

Profit ist nicht per se schlecht. Rentabilität kann durchaus angestrebt sein. Die Frage des Masses ist die eine, die der Mittel, die zum Zwecke gewählt werden, die andere. Die Tendenz momentan geht dahin, Menschen förmlich zu verheizen, indem man sie unendlichem Druck aussetzt, sie mit Versprechen ködert, die dann wegen wirtschaftlich schlechten Zeiten nicht eingehalten werden, um dann in der Quartalsbilanz einen Rekordgewinn zu verzeichnen. Man stellt die Wirtschaftlichkeit nach aussen über alles. Und ignoriert dabei, dass man die eigenen Ressourcen verheizt. Die fallen weg durch Burnout oder Depression. Kein Problem, es warten 100 andere, die ihre Chance im Job packen wollen, weil sie an anderen Orten wegrationalisiert wurden. Die Chance erweist sich oft als Schritt vom Regen in die Traufe, man kuscht und strampelt oder fällt um und sinkt. Ob man den Weg des Frosches von der Milch hin zum Butter oder aber den vom sterbenden Schwan geht, ist eine Frage von Glück und vor allem eine Gratwanderung zwischen Resignation, Anpassung und genug Schnauf und Standfestigkeit, den Übeln der Zeit zu trotzen.

Diese Gedanken sind wohl schwarz und düster. Man mag mich einen Pessimisten schimpfen und mir zu viel Nachdenklichkeit unterstellen. Man mag mich fragen, wo die Lösung läge. Schliesslich ist kritisieren einfach, besser machen schon schwerer. Ich bin zu wenig naiv, an eine Kehrtwende zu glauben. Ich bin zu pessimistisch, zu denken, dass der Mensch einsieht, was er tut, um dann im Sauseschritt die Missstände zu beheben. Menschlichkeit statt eigener Vorteil. Das wäre die ideale Parole. Im Herzen ist sie da, in der realen Wirtschaftswelt ist die Schwelle (zu?) hoch. Vielleicht hilft es schon, sich ab und an bewusst zu werden, dass alle die, welche in den Bürofluren ein und aus gehen, Menschen sind. Menschen mit Wünschen, Bedürfnissen. Menschen, die Familien zu ernähren haben, gerne stolz auf sich, ihren Betrieb und das gemeinsam erreichte wären. Und vielleicht hilft das ein wenig mit, statt der Arbeitskraft um des Firmenprofites Willen auch den Menschen mit seinen (berechtigten) Ansprüchen zu sehen. Ich denke, langfristig wird das der einzige Weg sein, dieses immer fragiler werdende Konstrukt der globalen Wirtschaft zu stützen. Schlussendlich ist alles nur so stark wie das schwächste Glied. Wenn man die Arbeitskraft, den Maurer, in den Boden stampft, wird das Haus über kurz oder lang einstürzen. Das täte es aber erst, nachdem viele Maurer unter den fallenden Backsteinen begraben wurden. Ist der Preis nicht zu hoch für einen kurzzeitigen Erfolg nach aussen?

Und bis es soweit ist, rufen sich die netten Leute in den Firmen erfreut die Namen zu, wenn sie sich sehen, loben sich über den grünen Klee und sägen hinterrücks gegenseitig an den Stühlen.