Inspirationen für die Woche – KW 21

Im Moment rast die Zeit an mir vorbei. Ich bin im Kopf so sehr in meinen Projekten, dass ich wohl ziemlich absorbiert bin. Zwar lese und höre ich immer noch viel, das mich inspiriert, aber ich lasse es vergehen, ohne etwas festgehalten zu haben. Ab und zu mache ich mir noch Notizen ins Notizbuch, aber dabei bleibt es dann. Trotzdem habe ich wieder ein paar Dinge, die mich besonders inspiriert oder angesprochen haben gesammelt.

Als ich letzte Woche auf den runden Geburtstag von Adolf Muschg aufmerksam machte, kommentierte Beat Werder, mit dem ich auf Linkedin verbunden bin mit einer Liste von Links, die er zu diesem Anlass gesammelt hat. Ich möchte die gerne teilen:

►FAZ. net: LINK
►Dokumentarfilm von Sept. 2021 / 86 min. von Erich Schmid
Titel: „ADOLF MUSCHG – DER ANDERE“ / Internet zum Film: LINK
►Literaturkritik. de / Würdigung: LINK

► Feier im ZH-Literaturhaus / So. 12.5.24: LINK

►Tagblatt. ch: LINK

Ich habe (viel zu spät) meine Begeisterung über Paul Auster und dessen Büchern entdeckt. Mein erstes Buch von ihm war sein letztes: Baumgartner. Ich kann es nur empfehlen. Ebenfalls empfehlen kann ich die Sendung mit Elke Heidenreich zu Paul Auster: WDR 4: Erinnerung an Paul Auster.

Und da ich, wenn mich etwas packt, gerne tiefer tauche, habe ich mir auch noch diese Dokumentation auf Arte angeschaut und er hat mich so für sich eingenommen, dass dies meinen Entschluss bestärkt hat, die Romane zu lesen. Alle. Sogar – und vor allem – dieses Monsterbuch, obwohl ich dicke Bücher eigentlich gerne meide.

Paul Auster – was wäre wenn.

Immer wieder überlege ich mir, in welchem Stil ich meine Bücher, die ich gerne ans Herz legen, von denen ich aber keine Rezensionen schreiben möchte (aus Gründen, die ich vielleicht mal in einem eigenen Artikel erläutere), vorstelle. Die Lösung ist gefunden: ich baue sie in meine Inspirationen ein. Heute möchte ich nicht nur einzelne Bücher ans Herz legen, sondern die Arbeit eines Verlags:

Wenn die Liebe zur Literatur auf Buchmacherkunst trifft, entsteht schönes. So beim Input-Verlag in Hamburg. Der Verleger Ralf Plenz hat es sich zur Aufgabe gemacht, grosse Literatur aus Europa neu aufzulegen und sie trotz der wunderbaren Buchgestaltung erschwinglich auf den Markt zu bringen. Titel der Reihe: Perlen der Literatur. Und ja, das sind sie: kleine Schmuckstücke mit viel Liebe zum Detail wie den kaligrafischen Zitaten im Text oder der Banderole mit Stichworten zum Inhalt, mit Aquarell in Buchstaben gemalt. Zudem ist es grosse Literatur, hier nur drei Beispiele:

Gottfried Keller: Die missbrauchten Liebesbriefe – Viggi Störteler, selbsternannter Stern am Literaturhimmel, will nach Vorbild der grossen Schriftsteller einen Briefwechsel mit seiner Frau beginnen. Diese sieht sich dazu ausserstande und holt sich mit einem Trick Hilfe beim Nachbarn, Schullehrer Wilhelm. Schon bald ist das Chaos perfekt.

Virginia Woolf: Orlando. Eine Biografie – ein Leben, das 350 Jahre umfasst und eine Verwandlung von einem Mann zur Frau, eine Reise durch Zeit und Raum. Ein wilder Ritt, ein Werk, das zur Zeit seiner Entstehung mit allen literarischen Konventionen brach, und auch eine Form von Autobiografie. «Orlando» hinterfragt die gängigen Geschlechterrollen, dient als Spiegel des damaligen Sittenkodex und ist zudem ein (teilweise autobiografischer) Künstlerroman.

Michael Krüger: Aus dem Leben eines Erfolgsschriftstellers – kleine Geschichten über die verschiedensten Menschen, die eines eint: Ihre Liebe zur Literatur. Es sind Geschichten, die die oft verworrenen Verbindungen in Familien in lakonischer Sprache offenlegen, zudem Geschichten, die immer auch von Büchern und vom Schreiben handeln.

Nächstes Mal kommt hier passend zu den kommenden Sommerferien ein Krimi-Special für ein paar unbeschwerte, spannende Lesestunden.

Ich wünsche euch eine schöne Woche!

Schulmensa – gegessen wird, was es gibt

Das Kind ist nun in der Oberstufe. Also schon gross. Das Kind findet, es sei schon ganz gross, könne alles entscheiden. Für mich ist es mein Kind und wird es wohl immer bleiben – ich kenne meine Gluckenmentalität. Aber zurück zur Oberstufe: Die haben da eine Mensa. Mit Mensakarte, die man online aufladen kann. Man bedeutet: Die Eltern. Das Essen ist überteuert und nicht geniessbar (sagen relevante Quellen). Das Kind sprach von halb gefrorenen Sandwiches und Tiefkühlessen. Ein Schreiben an die Eltern besagte, dass diese gefordert seien, die Karte zu füllen. Als Mindestbetrag standen 100 Franken da. Die Mutter schluckte leer.

Gleich neben dem Schulhaus hat es einen Supermarkt. Mit Frischetheke. Das Kind, preisbewusst, wie es die Mutter es erzogen hat, kaufte sein Essen da. Und kriegte Nachsitzen als Ertrag obendrauf. Es hätte unerlaubt das Schulgelände verlassen. Es gebe Regeln. Die müsse man einhalten. Es gehe um Sicherheit.

Ich finde Regeln grundsätzlich wichtig. Und ja, man muss sie einhalten, wir leben ja in einer Gemeinschaft und Kant, Rawls und Konsorten haben den Gesellschaftsvertrag zur Genüge thematisiert, so dass ich das nun hier nicht nochmals tue. ABER!!!!! Und: Bevor ich mit dem Aber anfange, schreibe ich nichts über den Schulweg, der teilweise mit mehrfachem Umsteigen von einem Verkehrsmittel zum nächsten und einigen vielbefahrenen Strassen obendrauf in einer Grossstadt erfolgt. Ich sage auch nicht, dass ich beim Sicherheitsargument bei einem Gang mal schnell über den Schulhof nur leise schlucke, an Gottfried Kellers Seldwyla und die Schildbürger denke und dann schnell schweige, da ich weiss, dass solche Gedanken nie gut kommen. Drum sag ich nix. Nirgends. Zu KEINEM!

Das Kind muss also überteuertes Essen kaufen, das nicht mal geniessbar ist. Eltern müssen die Karte dafür mit MINDESTENS 100 Franken aufladen (und natürlich nachladen). Preisbewusstsein, das man dem Kind lange eingeimpft hat, muss man ihm nun wieder abtrainieren. Sonst sitzt das Kind nämlich am Mittwoch Nachmittag in der Schule und leistet gemeinnützige Arbeit. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber unter gegebenen Umständen fragwürdig.

Was bin ich froh, sitzen wir hier auf Rosen gebettet, laden Kindes goldene Kreditkarte (von der Schule ausgegeben) ständig auf, damit das Kind den Tiefkühlfrass überteuert an der Schule kaufen kann.

Rezension: Doris Lecher – Spiegel, das Kätzchen

Nach einer Novelle von Gottfried Keller

Der Pakt mit dem Hexenmeister

Vor mehreren hundert Jahren wohnte in Seldwyla eine ältliche Person allein mit einem schönen, putzmunteren und aussergewöhnlich klugen Kätzchen namens Spiegel. […] Das vergnügte, zufriedene zusammenleben nahm aber plötzlich ein trauriges Ende, als Spiegels Herrin unversehens an Altersschwäche starb.

Damit nimmt Spiegels Schicksal seinen Lauf. Ohne Zuhause magert er ab, vor lauter Hunger verliert er fast den Verstand. Nur so ist es zu erklären, dass er sich auf den Hexenmeister Pineiss einlässt und einen fatalen Vertrag eingeht. Nun hilft ihm nur noch eine geschickte Fügung – oder aber der wiederkehrende Verstand, aus dieser Lage wieder herauszukommen.

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“Spiegel, das Kätzchen” @ NordSüd Verlag

Nach einer Novelle von Gottfried Keller hat Doris Lecher die Geschichte um Spiegel, das Kätzchen neu erzählt (dabei etwas gekürzt) und mit wunderbaren Bildern illustriert. Um dem Stoff gerecht zu werden, hat sie auf ihre sonst bevorzugte Technik, das Aquarellieren, verzichtet und sich für den Kupferdruck entschieden. Eine gute Wahl, denn entstanden ist ein wunderbares Buch für Kinder und Erwachsene.

Doris Lecher ist es gelungen, mit ihren Bildern die Stimmung der Geschichte einzufangen. Durch ihre liebevollen Zeichnungen, die mit vielen Details und wunderbaren Farben aufwarten, wird aus Gottfried Kellers Novelle ein Lesevergnügen mit viel Freude beim Anschauen, Staunen und immer wieder Neues entdecken.

Fazit:
Ein wunderbar illustriertes Buch für Kinder und Erwachsene. Absolut empfehlenswert.

Das Interview mit der Illustratorin findet sich hier

Zum Buch gibt es auch einen wunderbaren Buchtrailer

Autor/Illustrator
Doris Lecher

Doris Lecher, geboren 1962 in Zürich, hat Illustration an der Parsons School of Design in New York studiert. Seither schreibt und malt sie für Kinder. Mit Ich will Wurst gewann sie 1997 dem Schweizer Bilderbuchpreis. Ihre Schneckengeschichte ein neues Haus für Charlie hat als Longseller schon viele Kinderherzen erobert. Doris Lecher liebt Kinder, Katzen, Eulen, Kellers Novellen – und vieles mehr.

Gottfried Keller
Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 in Zürich geboren. Nachdem er sich an der Kunstakademie in München zum Maler ausbilden liess, reiste er zurück nach Zürich und fing wegen dem ausbleibenden Erfolg als Maler zu schreiben an. Er schrieb Werke wie Der grosse Heinrich und die Novellensammlung Die Leute aus Seldwyla, Teil welcher Spiegel das Kätzchen ist. Gottfried Keller starb am 15. Juli 1890 in Zürich.

Angaben zum Buch:
LecherSpiegelGebundene Ausgabe: 40 Seiten
Verlag: NordSüd Verlag (1. Mai 2015)
ISBN-Nr: 978-3314102875
Preis: EUR 16.90 / CHF 23.90

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