Paris ist eine Reise wert

«Paris ist ein veritabler Ozean… Man mag Paris durchlaufen und beschreiben: Welche Mühe man sich auch dabei gibt, so zahlreich und so sorgfältig auch die Erforscher dieses Meeres sein mögen, immer wird man auf eine unbekannte Stelle stossen, auf eine unentdeckte Höhle, auf Blumen, Perlen, Ungeheuer, auf irgendetwas Unerhörtes, das die literarischen Taucher vergessen haben.» Honoré de Balzac

«Wenn einer eine Reise tun, so kann er was erzählen.» So oder so ähnlich ging ein Spruch, den ich seit Jahren kenne. Ich war nie der begeisterte Reiser. Reisen war mir eher beschwerlich, zu Hause gefiel es mir am besten, denn da kannte ich mich aus, da hatte ich alles, und vor allem: Da war ich schon. Vielleicht bin ich so oft umgezogen in meinem Leben, um trotzdem nicht immer am gleichen Ort zu sein. So konnte ich jeweils alles mitnehmen und hatte dann wieder eine Weile Ruhe.

Auf alle Fälle las ich mich in der letzten Zeit durch das Werk von Simone de Beauvoir, war mehr und mehr begeistert von ihr und damit passierte es unweigerlich: Ich wollte dahin, wo sie gewesen war. Nach Paris. Ich war Feuer und Flamme, plante Projekte, die ich mit der Reise verbinden wollte, und besorgte mir – wie sollte es anders sein – die nötige Literatur zur Vorbereitung. Die Auswahl ist gross, es galt auszuwählen.

Auf der Hand lag folgendes Buch:

Inga Westerteicher: Das Paris der Simone de Beauvoir

«Er trug so leicht an der Last der Welt, dass sie auch mich nicht mehr niederzudrücken vermochte; im Luxemburggarten strahlten morgens der blaue Himmel, der gründe Rasen, die Sonne, wie an den schönsten Tagen.» Simone de Beauvoir, Memoiren

Eine Reise durch das Paris von Simone. Lange wohnte Simone de Beauvoirs nur in Hotels, die vor allem eines sein mussten: Preiswert. Nachdem sie durch einen Literaturpreis Geld gewonnen hatte, kaufte sie sich eine Wohnung. Nach und nach wurden die Finanzen besser, doch Simone blieb ihrem Lebensstil treu, in dem sie sich mit Sartre zusammen eingerichtet hatte – man kann die beiden kaum getrennt denken. Simone de Beauvoir verkehrte in Cafés, wo sie häufig auch schrieb, in Bars abends, wo sie Freunde trafen, schlenderte durch Strassen und Gärten. Auf all diesen Wegen können wir ihr nun dank dieses Büchleins folgen, das zudem immer auch Einblicke in ihr Leben und ihre Begegnungen bietet. Nicht nur für die, die Simone de Beauvoir lieben, aber für die ist es wunderbar.

(Inga Westerteicher: Das Paris von Simone de Beauvoir, mit einem Vorwort von Florence Hervé, edition ebersbach, Dortmund 1999.)

Antje Kahnt: Zu Fuss durch Paris

«…nirgends sei man wirklich gewesen, wo man nicht zu Fuss war, wusste schon der alte Goethe. Für keine Stadt gilt das so wie für Paris… Den Reiz der Stadt machen nicht nur die Wahrzeichen wie Eiffelturm, Notre-Dame und Sacré-Cœur aus, sondern ihre vielen Gesichter.»

Als ich mal in Venedig war, liebte ich es, die Stadt zu erlaufen. Ich ging über Brücken und durch Gässchen, kam an malerischen Kapellen vorbei, schaute in verwunschene Hinterhöfe. So stellte ich mir meine Erkundung von Paris auch vor, denn ich war mir sicher: Auf keine andere Weise geht einem ein Ort tiefer. Wie schön, dass ich gleich auch das passende Buch dazu fand. 12 Spaziergänge durch Paris, untermalt mit Bildern, Beschreibungen der sehenswerten Wegetappen und ein paar Hintergrundinformationen. Beim Anschauen des Buchs ist man praktisch schon auf dem Weg.

(Antje Kahnt: Zu Fuss durch Paris. 12 Spaziergänge, Droste Verlag, Düsseldorf 2024.)

Ulrich Wickert: Alles über Paris

«Keine Metropole erweckt am Morgen solche Gefühle des Glücks, wie dies Paris vermag, wenn der Duft der frischen Croissants aus den Bäckereien auf die Strasse weht, wenn die geflochtenen Stühle der Bistro-Terrassen auf dem frisch abgesprühten Trottoir einladen, einen Café crème zu bestellen.» Ulrich Wickert

Die Liebeserklärung an Paris («die Stadt aller Städte» des langjährigen ARD-Korrespondenten Ulrich Wickert. Er zeigt mir in kurzen Aufsätzen und Reportagen sein Paris, führt mich durch die Gassen hin zu den verschiedensten Orten, erzählt, wie es da klingt und riecht, lässt die Stadt lebendig werden. Bald fühle ich mich mittendrin im Treiben, lese von den Katzen, die über Mauern balancieren, von Voltaire, der einst in Paris lebte, von der Kunst der Bäcker, Kunst und Kulinarik.

(Ulrich Wickert: Alles über Paris, Heyne Verlag, München 2004.)

Und dann das Wunderbuch:

Siobhan Ferguson: Paris wie es keiner kennt

«Paris ist die Stadt der Lichter, gross und majestätisch… die Stadt der charmanten Dörfer… Die Stadt der Dichter und Denker…. Die Stadt des Flaneur… Paris ist die Stadt der Träume.»

Ein Fest für die Sinne, eine Augenweide. Mit unzähligen Fotos zeigt dieses Buch die einzelnen Quartiere, lässt die Eindrücke vor Ort lebendig werden beim Anschauen. Neben Tipps, wie und wo sich gut fotografieren lässt, lerne ich, wie die einzelnen Arrondissements angeordnet sind, was ich mir auf keinen Fall entgehen lassen darf, was in den einzelnen Jahreszeiten zu beachten ist – und vieles mehr. Vor allem aber, ich kann mich nur wiederholen: Wunderbare Bilder. Ein Buch, in das sich gut versinken lässt.

«Siobhan Ferguson: Paris wie es keiner kennt, übersetzt von Martina Panzer, Midas Verlag, Zürich 2024.)

Ich glaube, diese Reise durch die Bücher wird mich noch eine Weile beschäftigen, die wirkliche Reise verschiebe ich auf später. Ein bisschen komme ich mir vor wie Peter Bichsel, der einst über Paris schrieb, ohne es je gesehen zu haben.

Lesemonat April 2024

«April Laut flötet der Wind durch den Haselnußstrauch,
Schneeflocken durchwirbeln den Hain,
Bald Hagel, bald Regen und eisiger Hauch,
Bald lachendster Lenzsonnenschein.
Ich weiß ja, daß kurz dieser Sonnenblick dauert,
Daß Hagel und Regen und Schneefall schon lauert
Und Nordwinds erstarrendes Wehn,
Und dennoch mich freudige Hoffnung durchschauert,
Es ist ja so schön, ja so frühlingshaft schön.»

Hermann Löns

Was für ein Monat. Weil: Irgendwie so nichtssagend. Blass. Nur das Wetter machte ihm alle Ehre. Es war durchzogen, durchtrieben. Ich schwitzte, fror, zog Schichten über Schichten, zog sie wieder ab. Hängte Winterkleider weg, um sie wieder zu holen. Und sonst? Ich weiss es schlicht nicht. Ich habe gelesen, mehr als im März. Ich habe geschrieben. Ich war getrieben. Nichts Neues. Wusste nicht ganz, wohin. Auch nicht neu. Ich glaube, es gibt hier nichts weiter zu sagen. Er war nicht schlecht, der April, lassen wir die Bücher sprechen. Meine Highlights. Und nun wird es schwierig, denn es war ein toller Lesemonat. Jedes Buch hätte einen Sonderstatus verdient. Fast jedes. Die Highlights… Trommelwirbel:

Michael Schmidt-Salomon, «Evolution des Denkens». Zuerst dachte ich, das Verhältnis Biografie/Geschichte zu den Gedanken falle für mich zu einseitig aus, ich hätte mehr über die Gedanken erfahren wollen. Doch das änderte schnell. Es griff alles ineinander über und gerade der Blick auf die Lebensumstände zeigte die Motivation der einzelnen Denker. Ein Buch zum Mitdenken, zum Staunen, zum immer mal wieder «Aha, so war das» denken. Ein grossartiges Buch, eines, das gelesen werden sollte.

Sigrid Nunez, «Der Freund». Ich gebe zu, ich hätte am Anfang fast abgebrochen. Zu abgehackt, zu wenig klar. Ich kam in keinen Lesefluss. Irgendwas sagte mir, ich solle dranbleiben. Zum Glück. Was hätte ich verpasst. Ein Buch, das für mich einen richtigen Sog entwickelte. Es weckte Gedanken, Gefühle. Ganz grosses Kino.

Elke Naters, «Alles ist gut, bis es das dann nicht mehr ist». Irgendwie war es kein Highlight. Und irgendwie doch. Ich kann nicht sagen, was mich weiterlesen liess. Ich kann auch nicht sagen, womit ich immer wieder haderte. Es ist ein Buch, mit dem ich ständig im Clinch lag. Und ist nicht auch gerade das grossartig bei einem Buch? Irgendwie.

Was habt ihr im April gelesen? Kennt ihr das, dass ihr Bücher lest, die ihr irgendwie nicht fassen könnt?

Hier die ganze Liste:

Tessa Hadley: Das Jahr der Veränderungen – abgebrochenKate zieht zurück an den Ort ihrer Kindheit, um ihre Mutter zu pflegen, zu der sie eine merkwürdige Nicht-Beziehung zu haben scheint. Sie trifft auf ihre Jugendliebe, die in Eheproblemen steckt, dessen Sohn, der sich angezogen fühlt und wird bei all dem immer mehr von der Vergangenheit eingeholt. Alles plätschert vor sich hin, das einzige, was sich in dieser eher eintönigen Geschichte abhebt, ist die Sprache, die vom Stil her sehr prägnant ist. Allerdings muss einem dieser Sprachstil liegen, sonst ist es noch schwerer, das Buch mit Genuss zu lesen.
Arthur Schnitzler: Die TraumnovelleDie Geschichte von Fridolin und Albertine, einem jungen Ehepaar mit einer kleinen Tochter, verbunden in einer innigen Beziehung, die Risse bekommt, als sie beschliessen, sich alles zu sagen. Die jeweiligen erotischen und Fantasien und Hoffnungen verwirren nicht nur jeden für sich, sondern führen auch zu emotionalen Abgründen miteinander. 5
Michael Schmidt-Salomon: Die Evolution des Denkens10 grosse Denker, ihr Leben und Schaffen im Blick, um daraus Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Michael Schmidt-Salomon zeigt, dass all die klugen Geister ihr mutiges und neugieriges Denken und Forschen, ihre Unabhängigkeit, ihr Sinn für Vernetzung und ihr offener Blick sowie der Umstand, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, zu den Denkriesen machte, als die wir sie heute sehen. Was können sie uns also zeigen, was uns für unsere Zeit nützt? Ein sehr informatives, kurzweiliges, packendes Buch.5
Simone de Beauvoir: Auge um AugeSimone de Beauvoir hinterfragt in diesen Essays die Welt und die Menschen, die in ihr agieren. Durch den Krieg politisiert und der Überzeugung, dass es Pflicht ist, sich in dieser Welt zu positionieren und zu engagieren, schaut sie kritisch auf den Menschen und seine Glaubenssätze, hinterfragt Begriffe wie Moral, Strafe, Rache, Hass und mehr. Sie legt dar, was der Existenzialismus ist und was er will und blickt auf die Literatur, und was sie uns zeigen kann, wo Philosophie stockt. 5
Sarah Bakewell: Wie man Mensch wirdSarah Bakewell rollt die Geschichte des Humanismus von Anfang an auf. Was heisst es, humanistisch zu denken und zu handeln? Worauf gründen Entscheidungen, was macht den Menschen aus? Ausgehend von der Idee, dass der Mensch im Kern gut sei, bildete sich vor über 700 Jahren eine Lebenshaltung aus, deren Ziel es ist, den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes zum Menschen zu machen, der er ist: ein freies, glückliches, im Hier und Jetzt lebendes Wesen, dem das friedliche Miteinander am Herzen liegt, weswegen er auf Mitgefühl und Verantwortung setzt statt auf Gebote und Gesetze. Bakewell erzählt aus dem Leben verschiedener Literaten, Künstler, Denker und zeigt ihre Lebens- und Denkwege auf. Für mich etwas viel Geschichte und zu wenig Denken, was aber subjektiven Vorlieben geschuldet ist. 4
Anne Pauly: Bevor ich es vergesseAls Anne Paulys Vater stirbt, müssen sie und ihr Bruder die Formalitäten regeln und die Abdankung planen. Die Konfrontation mit dem toten Vater, mit den Erinnerungen an die vielfältigen Erfahrungen, Gefühle, Erlebnisse aus der gemeinsamen Vergangenheit sowie die Aufarbeitung der zurückbleibenden Gefühle an diesen Menschen, der so viele Seiten in sich trug, vom gewaltvollen Alkoholiker über den Liebhaber von Gedichten bis hin zum Interessierten für Spiritualität und östliche wie westliche Philosophien handelt dieses Buch. Es ist ein Buch über Liebe, Gewalt, Trauer und Trost, es ist ein Buch über Abschied und ein Buch über eine Beziehung zwischen Vater und Tochter.5
Patrick Kaczmarczyk: Raus aus dem Ego-Kapitalismus. Für eine Wirtschaft im Dienst des MenschenEine konzise Analyse des kapitalistischen Systems heute mit ihren Ungleichheiten und prekären Auswüchsen für viele Menschen. Eine Darlegung der neoliberalen Glaubenssätze mit ihren falschen Versprechungen und zerstörerischen Auswüchsen sowie der Wirkweise von Ideen in der Gesellschaft. Als Lösungsweg wird ein Kapitalismus propagiert, der sich weniger an der Gewinnmaximierung einzelner Weniger, sondern an einer christlichen Ethik des Miteinanders orientiert. Ein fundierter Augenöffner und eine kompetente Analyse, die am Schluss für einen Agnostiker zu bibellastig wurde. 4
Julia Korbik: SchwesternEine Darstellung des Feminismus, wie er sich in den letzten Jahren entwickelt hat, die Vorstellung einzelner Feministinnen und Strömungen. Eine Analyse der Schwierigkeiten, die ihn seit jeher begleiten, allen voran die Konzentration auf das Trennende, die Exklusion statt Integration von unterschiedlichen Bedürfnissen und Kampfthemen. Und nicht zuletzt ein Aufruf zu mehr Miteinander, zu emphatischem Hinhören und gemeinsam Einstehen für die Sache, die allen gemeinsam ist: Eine gerechtere Welt mit mehr Gleichberechtigung – für alle. Nichts Neues, aber das Alte gut zusammengefasst. 5
Simone de Beauvoir: Der Lauf der DingeSimone de Beauvoir erzählt von ihren Reisen mit Sartre, von ihrer Beziehung zu Nelson Algren und Claude Lanzman sowie verschiedenen Bekanntschaften und Freundschaften. Sie breitet ihre Angst vor dem und die Melancholie über das Altwerden aus und zeichnet ein Bild ihrer Zeit mit den Kriegen, politischen Zerwürfnissen, der Stimmung der Menschen und den Lebensumständen generell. Es ist ein persönliches Buch und ein Zeitzeugnis gleichzeitig. 5
Didier Eribon: Eine ArbeiterinDidier Eribons erzählt von seiner Mutter, vordergründig, in tat und Wahrheit erzählt er mehr von sich und seinem Verhältnis und Verhalten der Mutter gegenüber. Er liefert eine Sozialstudie dessen, was es heisst, alt zu sein, Minderheit zu sein, einer unteren Klasse zuzugehören, er zeigt die Zerwürfnisse und Schwierigkeiten in Familien, und er ruft dazu auf, den Alten eine Stimme zu geben, denen, die keine eigene mehr zu haben scheinen, weil keiner mehr hinhört. Nicht sein bestes Buch, trotzdem sehr lesenswert. 4
Sigrid Nunez: Der FreundAls ihr Freund stirbt, hinterlässt er nicht nur eine grosse Lücke in ihrem Leben, sondern auch seinen vor Trauer depressiven Hund, eine Deutsche Dogge. Abgesehen davon, dass sie Gefahr läuft, ihre Wohnung in New York zu verlieren, weil da keine Hunde erlaubt sind, wollte sie nie einen Hund haben. Sie war Katzenmensch. Die Geschichte eines Zusammenwachsens, einer Liebe, die tief geht und viel ans Licht holt. Gedanken zum Schreiben, zum Tod, zu Liebe und Freundschaft – und eine Geschichte vom Loslassen. 5
Colombe Schneck: Paris-Trilogie: Ein Frauenleben in drei RomanenAls Tochter einer bürgerlichen jüdischen Familie wächst Colombe ohne Sorgen zu haben und welche bereiten zu wollen auf. Als sie mit 17 ungewollt schwanger wird, stellt das all dies in Frage: die Herkunft, die Sorglosigkeit, den Drang, perfekt sein zu müssen, um geliebt zu werden. Viele Fragen tauchen auch auf, als ihre beste Freundin Héloise fiel zu früh stirbt. Waren sie wirklich so stark und emanzipiert gewesen, wie sie sich immer gaben? Und was, wenn man erst 50 werden muss, um eine intensive, vielleicht gar glückliche Liebe zu erleben? Was sagt das über einen selbst aus? Drei Geschichten aus einem Leben, erzählt mit einem klaren Blick, Offenheit und Gefühl.4
Catherine Cusset: Janes Roman – abgebrochenEie Frau erhält ein Paket mit einem Manuskript, in welchem sie ihre eigene Geschichte liest und sich fragt, wer sie so gut kennt, dass er die innersten Gedanken und Geheimnisse kennt. Was spannend klingt, hat mich leider in der Umsetzung nicht gepackt, so dass ich abgebrochen habe. 
Lea De Gregorio: Unter Verrückten sagt man duLea De Gregorio erträgt das Lebe nicht mehr, sie wird verrückt und kommt in die Psychiatrie, nachdem man sie entmündigt hat: Alle entscheiden nun für und über sie, sie ist allem ausgesetzt, Entscheiden, Medikamenten, Behandlungen, Massnahmen. Ist das der richtige Weg zur Heilung? Wie sah das früher aus? Was ist richtig, was falsch? Welchen Stellenwert hat sie noch in der Gesellschaft? Ein wichtiger und guter Blick über unseren Umgang mit Menschen, die nicht in der von uns definierten Norm leben.4
Elke Naters: Alles ist gut, bis es das dann nicht mehr istAls Elke Naters Mann Sven stirbt, verliert sie nicht nur den wichtigsten Menschen in ihrem Leben, sondern das Leben, wie es bislang war, mit ihm. Sie beschreibt in ihrem Buch, wie sie mit diesem Verlust umgeht, wie die Trauer sie übermannt, welche Gedanken sie umtreiben. Sie hat ein Buch geschrieben, das tief ist, das persönlich ist, das mitnimmt, bewegt, berührt, aber auch Mut machen kann. Das Leben geht weiter. Und es ist gut. Nur anders. Irgendwie hat mich das Buch runtergezogen, es lastete zu schwer über weite Strecken. Der positivere Schluss konnte das nicht mehr ändern. 4

Bücherwelten: Leseabbrüche

„Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“(Franz Kafka)

Ich habe irgendwann beschlossen, dass ich Bücher, die mich nicht ansprechen, nicht fertiglese. Manchen gebe ich mehr Raum, um etwas für mich Packendes zu entwickeln, manche beende ich schon nach wenigen Seiten, wenn mich der Stil überhaupt nicht anspricht. Denn für mich zählt die Art der Sprache auch viel, sie muss mich sprichwörtlich ansprechen, um bei mir ein Lesevergnügen zu wecken. 

Ferdinand von Schirach sagte in einem Interview, dass das einzige Kriterium, das darüber entscheide, ob Kunst gut sei oder nicht, sei, ob sie berührt. Etwas, das mich nicht berührt, ist (für mich) keine gute Kunst. Das überlässt Kunst der individuellen Beurteilung. Kunst so aufgefasst kennt dann kaum wirklich objektive Kriterien, sondern nur das rein persönliche Empfinden. Als Wissenschaftler möchte man dem irgendwie widersprechen, ist man doch immer darauf aus, Wahrheiten (die es offenkundig nicht gib) zu ergründen und zu präsentieren. Ich mag Ferdinand von Schirachs Aussage, für mich stimmt sie. 

Ich habe auch beschlossen, Bücher, die mich nicht ansprechen, nicht zu rezensieren oder vorzustellen. Vor dem Hintergrund des vorher Gesagten würde das wenig Sinn ergeben (gut, die Frage ist, welchen dann eine positive Besprechung hat – aber irgendwie ist Leidenschaft und Freude ein schönerer Grund, etwas zu zeigen, als Ablehnung) und doch juckt es mich manchmal in den Fingern. Nicht, um das Buch zu verreissen, sondern aus Neugier, wie es anderen mit dem Buch ging.

Zwei Beispiele von abgebrochenen Büchern waren folgende:

Katie Kitamura: Intimitäten
Die Erzählerin kommt nach Den Haag, wo sie am Gerichtshof arbeiten will, Sie besucht eine Freundin, hat einen Freund, reflektiert im inneren Monolog ihr Leben, Denken, Fühlen. Nach 52 Seiten ist noch nicht mehr als das passiert, das hat meine Geduld zu sehr strapaziert.

Jonathan Lee: Joy
Joy kommt nach Hause, die Tür steht offen, sie schimpft innerlich über ihren nachlässigen Mann, hört ein Geräusch in der Küche, kann es nicht zu ordnen. Inhaltlich banal langweilig, sprachlich bemüht witzig  hat mich das Buch leider gar nicht angesprochen.

Nach einem wirklich grossartigen Buch, wie es Elizabeth Strouts „Am Meer“ war, frage ich mich, ob es daran lag, dass dieses so gut war, dass die anderen abfielen, weil ich lieber noch da weitergelesen hätte, oder ob es wirklich „nur“ die Bücher selbst waren. 

Lest ihr Bücher fertig?
Was haltet ihr von Rezensionen oder Verrissen?
Kennt jemand die beiden Bücher und wie waren sie für euch?

Lesemonat Oktober 23

Der Oktober hat warm und sonnig in Spanien begonnen, wurde dann in der grauen, nasskalten Schweiz fortgeführt und endete da, mit ein paar Sonneninseln zwischendurch, auch eher unwirtlich. Als Mensch, der mit Veränderungen eher Mühe hat, kämpfte ich dieses Mal besonders stark mit dem Ortswechsel. Ich kam lange nicht in meinen gewohnten Arbeitsrhythmus, was immer viel mit sich zieht: Wenn es mit dem Schreiben nicht läuft, steht vieles im Zweifel, ich hadere mit mir und den Umständen. Das Gefühl, zu wenig getan zu haben, nagt an Nerven und Laune. Und doch war es auch ein schöner Monat, einer mit vielen schönen Momenten, einer, der Hoffnungen weckte, einer, der bereicherte. Und: Einer mit viel grossartiger Lektüre.

Ich habe mit Edouard Louis seinen Ausbruch aus dem Milieu der Kindheit und das Leben seiner Mutter erforscht, bin mit Herta Müller nach Rumänien und Annie Ernaux nach Frankreich gereist. Ich habe mit Joan Didion über die Liebe, den Tod und das Leben nachgedacht und bin mit Vigdis Hjorth in eine Mutter-Tochter-(Nicht-)Beziehung eingetaucht – mein absolutes Highlight. Daneben habe ich übers Lesen und Schreiben gelesen und es selbst getan.

«Sie sollten nicht alles glauben, was sie denken.» Heinz Erhard

Im Nachhinein betrachtet war ich um einiges produktiver als ich gedacht hatte. Und so bleibt ein grosses Danke an einen Monat, der es doch gut mit mir gemeint hat.

Die ganze Leseliste:

Edouard Louis: Anleitung ein anderer zu werdenNach einer Kindheit, die von Armut, Spott und Gewalt geprägt war, zieht Edouard nach Amiens, um da das Gymnasium zu besuchen. Er kommt in neue Kreise, steigt in die bürgerliche Gesellschaft auf, fühlt sich endlich frei und zugehörig. Er lebt das Leben, das er immer haben wollte und wovon er kaum zu träumen wagte. Doch bald merkt er: Es reicht noch nicht, er will noch weiter aufsteigen, er will die Distanz zu seiner Herkunft noch mehr vergrössern, als Rache an allen, die ihn vorher verspottet haben. Mit voller Kraft und viel Ehrgeiz stürzt er sich in das Projekt, ein anderer zu werden.    Eine berührende und aufwühlende Autobiografie. 6/5
Camille Laurens: Es ist ein Mädchen – abgebrochenEine Geschichte davon, dass Mädchen nichts zählen, dass Jungen die Wunschkinder sind. Ich fand nicht in den Erzählstil rein, die Sprache war mir zu künstlich, zu gesucht, so dass die Geschichte auf mich nicht wirkte, weil sie mich zu sehr auf Distanz hielt.  
Herta Müller: Mein Vaterland war ein ApfelkernIn einem ausführlichen Gespräch mit Angelika Klammer erzählt Herta Müller von ihrem Aufwachsen in Rumänien, von ihren Phantasien und Ängsten als Kind. Sie erzählt von der Bespitzelung, von der Unterdrückung, von der Auswanderung, erzählt von Leid und dem Erbe eines solchen Aufwachsens. Und immer wieder erzählt sie auch von ihrem Schreiben, vor allem an der „Atemschaukel“, sowie vom Kleben ihrer Collagen. 5
Joan Didion: Blaue StundenJoan Didion erinnert sich. Sie erzählt die Geschichte ihrer Tochter. von dem Tag ihrer Adoption bis zu ihrem Tod. Sie erzählt eine Geschichte von Liebe, Tod, Abschied, Freude und Angst. Sie erzählt von ihren Zweifeln, hinterfragt sich und das Leben. Ein persönliches Buch, ein tiefgründiges und bewegendes Buch. In einzelnen Sätzen und Textfragmenten, fast staccatoartig entwickelt sich ein Gefühlsbild, stellt sich die Trauer um den Verlust und der Kampf ums eigene Weiterleben dar. 4
Annie Ernaux: Die JahrePorträt einer Zeit und eines Lebens, eine Mischung aus Erinnerungen an das Zeitgeschehen, soziale wie politische Gegebenheiten, Redewendungen, Gesinnungen, Sitten und Gebräuche, so wie das eigene Leben inmitten von all dem. Annie Ernaux zeichnet das Bild einer Generation, erzählt von den sich verändernden Umständen und den eigenen Gefühlen, Erfahrungen und Lebensentwürfen. Und immer wieder erzählt sie von ihrem Vorhaben, dieses Buch zu schreiben, von den Gedanken dazu und den Absichten, die sie damit hat. 5
Franz Hohler: Das Jahr, das bis heute andauert. Ein Gespräch mit Klaus SiblewskiFranz Hohler spricht mit Klaus Siblewski über seine Kindheit, seine Familie und sein Aufwachsen. Er erzählt von seinem Weg hin zum Schriftsteller, von seinen einzelnen Stationen und verschiedenen Projekten. Er lässt den Leser teilhaben an seinem Schreibprozess, an Gedanken hinter und zu seinen Büchern, bietet Einblicke in sein Leben und Schaffen. Ein sehr persönliches Buch das sich mit den verschiedensten Themen beschäftigt, das von Hunden und Spaziergängen, von Fussball und Herkunft, von Ideen und deren Weiterentwicklung, und immer auch vom Schreiben handelt. 4
Herta Müller: Niederungen – abgebrochenHerta Müller beschreibt das Leben der Banater Schwaben, erzählt von einer Welt voller Kälte, Düsterheit, Gewalt. Sie erzählt in einer sehr eindrücklichen Weise und mit sprachlicher Brillanz von einer Heimat, der all das fehlt, was einen Ort zu einer Heimat macht. Und doch hat mich das Buch nicht erreicht, kam ich nicht in den Erzählfluss rein. 
Annemarie Stoltenberg: Magie des Lesens. Die schönsten Geschichten über die Liebe zum BuchEine literarische Sammlung von beschriebener Bücherliebe. Urs Widmer, Johann Wolfgang von Goethe, Hans Fallada, Marcel Proust und viele mehr schreiben in ihren Büchern und anderen Texten vom Lesen und von Büchern. 3
Joan Didion: Das Jahr magischen Denkens Joan Didions Mann stirbt bei einem Nachtessen an einem Herzinfarkt, ein Tod aus dem Nichts, den sie lange nicht fassen kann, nicht wahrhaben will. In diesem Buch erzählt sie vom Tod und seinen Hinterlassenschaften, von ihren Gefühlen, von ihrem Erleben, von all den Dingen und Begebenheiten, die sich mit und nach ihm eingestellt haben. Ein wunderbares, tiefgründiges, anregendes Buch, nur für mich zur falschen Zeit. 5
Uwe Timm: Erzählen und kein EndeUwe Timm erzählt vom Erzählen, er zeigt dieses als Verbindung zwischen Menschen und zu sich selbst. Er erzählt vom Aufschreiben dieser Erzählungen, vom Ort des Schreibens, den Mitteln dazu und den Inhalten, die sich im Alltäglichen finden und von da ihren Weg in die Sprache suchen. Er zeigt keine Methoden und Techniken auf, sondern macht Mut, die eigene Stimme zu finden und sie dem passenden Text mit Blick aus der nötigen Distanz zu widmen.4
Martin Suter: Alles im Griff. Eine Business SoapKurzgeschichten aus der Businesswelt, Rangkämpfe, Ellbögeleien, Neidgeschichten. Etwas schwach begonnen, sich gesteigert, amüsant geworden, um am Schluss wieder nachzulassen. Unterhaltsame und kurzweilige Lektüre für zwischendurch. 3
Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: KassandraIch hatte mehr Schreibprozess und wirkliche Arbeitsbeschreibung erhofft, erhalten habe ich Christa Wolfs Erinnerungen an die Zeit der Entstehung, an die politischen Ereignisse, ihre Auseinandersetzung mit der griechischen Mythologie und immer wieder tiefgründige Gedanken zum Leben, zum Menschsein und zum Menschsein in dieser Welt. Vor allem diese Gedanken waren sehr lesenswert und regten zum Nachdenken an. 3
Vigdis Hjorth: Die Wahrheiten meiner MutterDie Künstlerin Johanna verlässt den frischgebackenen, angemessen Ehemann und die gutbürgerliche Familie, um in Amerika mit einem Künstler ihr neues Leben aufzubauen. Nach 30 Jahren ohne Kontakt kehrt sie wegen einer Ausstellung in ihre Heimat zurück und versucht, die Geschichte mit ihrer Mutter aufzuarbeiten. Sie verweigert den Kontakt. Ein Versteckspiel beginnt. Ein Roman aus der Tiefe des Ichs einer verletzten Tochter, die ihre offenen Fragen beantwortet haben will. Ein Roman ums Mutter- und Tochersein, um Schuld und Verpflichtung, um Familie und Eigenständigkeit. Packend, einnehmend, grossartig. 6/5
Max Frisch: Das schwarze QuadratMax Frischs Poetikvolesungen, die er 1981 in New York gehalten hat. Eine Einschätzung, was Literatur kann und was nicht, wozu Sprache gut ist und wo ihre Grenzen liegen.5
Wilfried Meichtry: Nach oben sinken – abgebrochenVom Aufwachsen eines Jungen in einem kleinen Wallisser-Dorf, vom Schweigen der Erwachsenen, von der fehlenden Zugehörigkeit, vom Sein am falschen Ort. Das Thema wäre gut, der Stil hat mich nicht gepackt, es erinnerte mich zu sehr an einen zu lang geratenen Aufsatz, die kurzen amüsanten Zeilen mochten die Längen nicht abzufedern.
Edouard Louis: Die Freiheit einer FrauEdouard Louis zeichnet das Bild seiner Mutter, er erzählt aus seiner Kindheit, was es hieß für sie (und die Frauen aus dem Dorf), Frau zu sein, mit welcher Gewalt und Unterdrückung Frauen zu leben hatten. Er beschreibt die gegenseitige Fremdheit zwischen Mutter und Sohn zu der Zeit, die Distanz zwischen ihnen, die sich erst auflöst, als er weggeht. Und er zeigt, wie es die Mutter schafft, sich irgendwann aus all dem zu lösen und ebenfalls zu gehen, um sich neu zu erfinden, sich zu befreien und endlich frei zu leben.5

Bücherwelten: Mutter

Man soll sie lieben, achten, Respekt haben. Eine zu sein, bedeutet Liebe, Fürsorge, (Selbst-?)Aufgabe. Kaum ein Begriff, eine Rolle ist so befrachtet mit Ansprüchen, Zuschreibungen und Erwartungen wie die Mutter. Sie wird verklärt und verflucht, sie ist an allem schuld und für vieles verantwortlich. Man könnte meinen, wenn man so viel drüber weiss oder zumindest «geregelt» hat, sei alles klar und einfach, doch wie so oft in diesen Fällen fangen genau da die Probleme an: Was, wenn man diese Punkte nicht erfüllt? Was, wenn man einfach nicht fühlt, was man fühlen soll? Was, wenn diese engste aller Beziehungen einfach nicht entsteht? Oder aber irgendwann verloren geht?

Fragen über Fragen und ein Thema, über das es sicher viel nachzudenken gäbe. Die folgenden vier Bücher haben alle in einer Form mit dem Thema „Mutter“ zu tun:

Bonnie Garmus schreibt über eine Frau, der nichts ferner lag, als Mutter zu werden, die diese Rolle dann aber alleinerziehend mit Tatkraft und selbstbestimmt auf ihre persönliche Weise ausfüllt. 

Anneleen Van Offel schreibt von einem Band der Liebe, das durch Distanz zerrissen wurde, und dessen sich die Mutter nach dem Tod des Sohnes wieder versichern will.

Thommie Bayer erzählt von einem Sohn, der sich seiner Rolle im Leben der Mutter gewahr wird und in diesem Bewusstwerden auch die Mutter für sich besser kennenlernt. 

David Rieff wollte über das Sterben seiner Mutter schreiben und zeichnete stattdessen ein starkes Bild einer grossartigen Frau mit all ihren Herausforderungen, ihrer Tatkraft, ihrer Widerspenstigkeit und ihrem Mut.

Habt einen schönen Tag!

Biografien von A bis Z: B

Die Reise durch die Leben von Menschen, die mich beeindrucken, geht mit dem Buchstaben B weiter: Ein Gruppenbild mit Herrn quasi. Das Gemeinsame meiner Verbindung zu den einzelnen ist, dass ich mich mit jedem von ihnen eine Zeit lang intensiv auseinandergesetzt habe, da förmlich in ihr Werk eingetaucht bin. Ihnen gemeinsam ist, dass sie sich alle mit dem Thema der Identität auseinandergesetzt haben, jeder auf seine ganz eigene Weise.

Martin Buber setzte zeitlebens auf den Dialog. In ihm entwickelt sich das Leben, in ihm erkennt sich jeder selbst. Das Ich existiert nur, weil es ein Du gibt. Im Dialog kann sich etwas entwickeln, der Dialog ist die Schöpfungskraft von Neuem und der Weg zur Erkenntnis dessen, was ist.

«Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas…Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.»

Simone de Beauvoir wusste von klein auf, was sie will: Schreiben und frei sein. Sie hat sich diesem Ziel verschrieben und es gelebt, immer aus der Überzeugung heraus, dass wir in diese Welt geworfen werden, ohne uns das ausgesucht zu haben, und es nun an uns selbst ist, uns darin zu positionieren, uns quasi nach unseren Massgaben zu erschaffen. Sie stiess mit ihrem Forschungsdrang und Lebenswillen nicht immer auf Zustimmung:

«Niemand nahm mich so, wie ich war, niemand liebte mich; ich selbst werde mich genügend lieben, beschloss ich, um diese Verlassenheit wieder auszugleichen.»

Das Glück wollte es, dass sie auf einen Menschen stiess, der ihren eigenen Lebensentwurf und damit den Menschen, der sie dadurch wurde, anerkannte und unterstützte. So befand Sarte, wie Simone de Beauvoir in ihren «Memoiren einer Tochter aus gutem Hause» schrieb:

«Auf alle Fälle sollte ich mir das bewahren, was das Schätzenswerteste an mir sei: Meinen Hang zur Freiheit, meine Liebe zum Leben, meine Neugier, meinen Willen zu schreiben.»

Auch Ingeborg Bachmann war eine, die schreiben wollte. Diesem Drang ordnete sie alles unter, für ihr Schreiben war sie zu Opfern bereit, sie zahlte einen hohen Preis dafür, denn Ingeborg Bachmann sollte das Glück einer lebenslangen Liebe verwehrt sein – sie verwehrte es sich wohl teilweise selbst. Sie suchte diese Liebe unentwegt, sie sehnte sich danach, fand zwar viele Männer, die sie verehrten, ihren Weg eine Zeit lang begleiteten, aber nie die überdauernde Liebe, welche ihr hätte Halt und Lebenssinn geben.

«…ich habe in der Liebe und durch die Liebe immer den Boden verloren und daher nie einen gehabt… ich werde, solange ich liebe, keinen Platz in der Welt finden, nie das bekommen, was ich am meisten ersehne, und darum wird alles, was ich sonst bekomme und wofür ich mich bemühe , dankbar zu sein, für immer ohne Glanz sein.»

Welche Biografien zum Buchstaben B könnt ihr empfehlen?