Aus dem Atelier: Freiheit

„Jeder freie Mensch ist kreativ. Da Kreativität einen Menschen ausmacht, folgt: nur, wer Künstler ist, ist Mensch. Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Joseph Beuys.

Der letzte Satz wird oft alleine zitiert und dann frei und ohne Kontext interpretiert. Er meinte wahrlich nicht, dass jeder Mensch, um Mensch zu sein, den Malpinsel schwingen müsste. Mit dem Gedanken, den Beuys hier im Sinn hatte, stand er nicht alleine, schon Schiller drückte sich sinngemäss aus, als er meinte: 

„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Nimmt man dann noch Goethe dazu, der meinte:

„Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“

ergibt sich daraus die Idee einer Gesellschaft, in welcher die Freiheit oberstes Gebot ist, die Freiheit nämlich, zu spielen, kreativ zu sein, keinen vorgetretenen Pfaden folgen zu müssen, sondern eigene finden zu können. 

Ich geh’ dann mal spielen. Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Keine Kunst

„Das ist doch keine Kunst, das ist viel zu gefällig. Das geht höchstens als Dekoration durch.“

„Kunst muss eine Aussage haben, sie muss eine kritische Auseinandersetzung sein mit der Welt. Sonst ist es nur belanglose Malerei.“

„Mal mal Menschen, das ist die wahre Kunst.“

„Blumen sind typische Frauenmalereien. Kunst ist was anderes.“

„Ist das nur nach Referenz gemalt oder hast du das aus dem Kopf gemacht?“

„Wie lange hast du dafür gebraucht?“

Fragen, die so auf einen einströmen. Und ich frage mich dann, wieso all das so wichtig ist? Was hat es auf sich mit der Kunst? Einerseits werden Künstler belächelt und gesellschaftlich nicht ernst genommen, tun sie doch etwas nicht Systemrelevantes, andererseits wird ein Mythos um den Künstler und sein Tun gebildet, welcher zum Sockel wird, auf welchen man gehoben werden muss – vorgeblich von denen, welche sich die Deutungshoheit in dieser Sache zuschreiben.

Aber es ist da wohl wie überall, wo es menschelet, wie wir Schweizer so schön sagen: Die Kritik am anderen und an dessen Tun ist sehr bequem und drum genehm, hebt sie einen selbst doch über ihn und wird zur Selbstbestätigung. Schliesslich muss der Messlattensetzer doch am oberen Ende derselben stehen, von da aus misst er ja. Dumm ist eigentlich nur eines: Das alles zu ernst zu nehmen. Noch dümmer: Sich davon beeinflussen zu lassen. Machen wir nicht, oder?

Habt einen schönen Tag!

Atelier: Selbsterkenntnis

Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes Erkennen. Denn er mißt nach eignem Maß Sich bald zu klein und leider oft zu groß. Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur Das Leben lehret jeden was er sei.
Johann Wolfgang von Goethe

Wer bin ich, wenn ich alleine bin? Kann ich mir auf die Schliche kommen? Goethe meint, man brauche den anderen, um es zu tun. Auch Martin Buber schlägt in die Kerbe, wenn er sagt, dass das Ich eines Du bedürfe, um sich entwickeln zu können. Viele andere gingen den gegenteiligen Weg. Sie zogen sich in einsame Wälder oder in die Berge zurück oder sie gingen auf Wanderung. Auch in der Meditation geht man den Weg nach innen. Man lässt nach und nach alles im Aussen los, um die innerste Essenz zu fühlen, das, was bleibt, wenn der Rest weg ist.

Was ist denn nun der richtige Weg? Ich halte es da wie auch sonst gerne im Leben: Das Eine tun, das andere nicht lassen. Ich denke, nur in einer gesunden Mischung von Miteinander und alleinigem Reflektieren findet man schlussendlich wirklich das, was man dann als Ich erkennt. In welchem Verhältnis das stattfindet, wie die Einkehr aussieht, unterscheidet sich wohl von Mensch zu Mensch. Bei mir ist es sicher das kreative Tun, das mich immer wieder mehr zu mir bringt, das mir die Augen öffnet, mich sprichwörtlich sehend macht. Wie ist es bei dir?

Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Vom Wandel

„Der einzige Weg, dem Wandel einen Sinn zu geben, besteht darin, in ihn einzutauchen, sich mit ihm zu bewegen und mitzutanzen.“ Alan Watts

Es liegt wohl in der Natur des Menschen, das, was gut ist, bewahren zu wollen. Goethes Faust strebte nach diesem guten Moment, er hat für dessen Bleiben seine Seele verkauft. Das Leben hat oft anderes mit uns vor. Leben heisst, sich täglich mit Neuem konfrontiert zu sehen. Dinge gehen, andere kommen. Manchmal ist das begrüssenswert, manchmal erst im Nachhinein, manchmal überwiegt der Verlust des Alten. Nur: Wir werden es nicht ändern können, so sehr wir uns auch darum bemühen. Und: Das Festhalten an Altem ist in einem weiteren Sinne nicht nur gut: Es verunmöglicht uns, das Neue zu sehen und anzunehmen. Gerade im kreativen Tun kann das schwierig sein, führt es doch mitunter zum Versiegen der Kreativität, vor allem aber auch der Leidenschaft am Tun. Das immer Gleiche, war es am Anfang noch voll Freude und Entdeckergeist, wird nach und nach zur Gewohnheit, verliert den Esprit. Nur: Was kommt nach? Und wird es auch gut, gut genug sein?

Wandel ist immer ein Risiko. Was uns dabei am meisten im Weg steht, ist der eigene Perfektionismus. Wir erwarten von uns ständig Höchstleistungen und die inneren Stimmen, die uns anklagen, gelingen uns die nicht, sind unbarmherzig. Nur, wie sagte Henry Ford so treffend:

„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“

Ich würde es sogar erweitern und sagen:

„Wer immer tut, was er schon kann, erfährt nie, wozu er noch fähig wäre, würde er es versuchen.“

Wo ertappt ihr euch, an Altem festzuhalten? Und was würdet ihr schon lange gerne probieren, traut euch aber nicht?

Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Melancholie

„Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden,
in welchen meine Sinne sich vertiefen;
in ihnen hab ich, wie in alten Briefen,
mein täglich Leben schon gelebt gefunden
und wie Legende weit und überwunden.

Aus ihnen kommt mir Wissen, dass ich Raum
zu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe.
Und manchmal bin ich wie der Baum,
der, reif und rauschend, über einem Grabe
den Traum erfüllt, den der vergangne Knabe
(um den sich seine warmen Wurzeln drängen)
verlor in Traurigkeiten und Gesängen.“

(Rainer Maria Rilke, 1899)

Auch sie gehören zum Leben, die dunklen Stunden. Auch in ihnen liegt eine Schönheit, die man wohl meist erst hinterher sieht – oder zu sehen versucht, um ihnen zumindest einen Sinn zu geben. Doch was wäre all das Licht, gäbe es kein Dunkel? Gäbe es überhaupt Licht? Und gäbe es ohne Licht Dunkelheit?

Habt einen lichtvollen Tag!

Aus dem Atelier: Quo vadis?

„Manchmal muss man Wege erst gehen, um zu sehen, dass sie nicht passen.“

Ich probiere gerne Neues aus, bin anfangs meist auch Feuer und Flamme und denke schnell: Das ist es, das mache ich nun weiter. Mit der Flut des Geschafften nimmt oft das Mass an Enthusiasmus ab, bis ich an einem Punkt bin, an dem ich merke: Nein, das ist es doch nicht. Und oft kehre ich dann zu Bewährtem zurück und merke, dass ich von meinem Ausflug in neue Gefilde etwas mitgebracht habe, das sich nun auf eine gute Weise eingebracht hat.

Vermutlich ist es das, was Rilke meint, wenn er vom Leben in wachsenden Ringen spricht. Wir gehen ständig weiter, nehmen Dinge weg, andere bleiben zurück. Und so durchschreiten wir Ring für Ring unser Leben. Oft sehen wir das als Weiterentwicklung. So, als ob wir im Aussen etwas aufgenommen und verinnerlicht haben. Max Frisch sah es andersrum. Er sagte, wir entwickeln uns nicht, sondern entfalten uns. Nach dem Bild ist alles in uns angelegt, wir müssen es nur entdecken und zur Entfaltung bringen. Vielleicht ist dann das, was bleibt von den Ausflügen, das, was in meinem Innern eine Resonanz findet, weil es da schon im Verborgenen angelegt war.

Und wenn ich solche Dinge schreibe und darüber nachdenke, was wer gesagt und gedacht hat, kommt mir manchmal der Gedanke: Ist das überhaupt wichtig? Entfalten, entwickeln? Vielleicht kommt es nur darauf an, den Weg zu gehen und darauf zu achten, was wir auf ihm entdecken und wie es sich für uns anfühlt. Weniger denken. Tun.

Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Sichtweisen

Wenn eine Zeichnung entsteht, was war zuerst? Eine Botschaft, die ihren Ausdruck suchte? Ein Ausdruck, die sich durch die Interpretation erschliesst? Was will der Künstler sagen? Und was sagt er? Was liest der Betrachter? Soll er was sehen? Ich glaube, Picasso war es, der sinngemäss fragte, ob der, welcher nach der Bedeutung eines Kunstwerks sucht, auch nach dem Bedeutung des Vogelgesangs fragt. Nun ist das natürlich ein denkbar schlechter Vergleich, da der Vogelgesang in der Tat eine Aussage hat, für einen Zweck, nämlich dem der Kommunikation existiert. So rational war aber die Frage nicht.

Ich glaube ja, dass Kunst da entsteht, wo keine Absichten mehr sind. Da, wo man nicht etwas ausdrücken will, drückt sich etwas aus, das da ist. Das ist nicht so esoterisch gemeint, wie es klingt, ich denke nicht an eine übersinnliche Macht oder höhere Quelle, sondern an all das, was im Menschen drin ist und sich einen Weg nach draussen bahnen will. Die einen schreiben es sich von der Seele, die anderen reden, die Dritten malen, einige kochen, putzen, laufen…

Und selbst wenn dieses Bild ein Ausdruck von etwas Innerem ist, heisst das nicht, dass der Betrachter genau das auch sehen kann oder gar muss. Ist es nicht viel interessanter, zu hören, was der Betrachter hört, als das, was der Künstler wollte? Dadurch würde etwas offensichtlich, was wir im Alltag oft vergessen: Es gibt verschiedene Sichten auf den gleichen Gegenstand. Um die richtige zu kämpfen ist eigentlich eine Unsinnigkeit, die zu nichts als Zwietracht führt. Eine Wahrheit gibt es nicht. Oder wie Heinz von Förster sagte:

„Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners.*

Aus dem Atelier: Sonnenstrahl

„Ein Sonnenstrahl reicht hin, um viel Dunkel zu erhellen.“ Franz von Assisi

Es muss nicht immer viel und gross sein, oft sind es die kleinen Dinge, die grosses Bewirken. In er japanischen Philosophie „Ikigai“ gibt es die fünf Säulen, wobei die vierte besagt, man solle sich an kleinen Dingen freuen. Wie viel Gutes wäre plötzlich in der Welt, würden wir das nicht übersehen bei unserer Suche nach dem Besseren?

Heute werde ich die Sonne wohl in mir finden müssen, denn draussen ziert sie sich. Etwas Farbe kann da helfen.

Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Go Girl

„Ich suche nicht, ich finde.“ Pablo Picasso

Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, dass ich krampfhaft versuchte, „mein Ding“ zu finden. Und ich schwirrte vom einen zum anderen und immer bleibt nach einer kurzen „Heureka-Euphorie“ ein ernüchtertes „Nein, doch nicht“ zurück. Und dann machte ich einfach wieder, was mir in den Sinn kam, und merkte, dass eigentlich alles da war. Ich es nur sehen und als „mein Ding“ erkennen müsste. Und dann schaute ich manchmal zurück auf all die Ausflüge meiner Suchereien und sah, dass in all diesen auch durchschien, was ich tue, wenn ich eben aus mir heraus arbeite und nicht nach etwas im Aussen suche.

Ich bin aus meinem früheren Leben in der Akademie so gewohnt, dass man sich abstützen, dass man bei andern suchen muss, dass man belegen und bewerten, zielorientiert vorgehen muss, dass es mir immer wieder schwer fällt, aus mir heraus frei zu arbeiten. Ich habe gemerkt, dass mir das am besten gelingt, wenn ich die Ansprüche loslasse und denke, ich übe nur. Und plötzlich ist da was, das mir gefällt. Von dem ich denke: „Genau so.“

Pablo Picasso sagte mal, Inspiration müsse einen beim Arbeiten finden. Das trifft für mich auch zu. Je mehr ich mache, desto mehr kommt alles ins Fliessen. Wenn ich aber zu viel denke, kommt alles ins Stocken.

Habt einen schönen Tag!

Klecksdiven: Tanz dich frei

Es gibt Tage, die sind schwer. Grau. Ein bisschen zu leise. Manchmal braucht es nur wenig, um wieder Licht hereinzulassen:

Ein Lied, das du liebst.
Einen Pinselstrich Farbe.
Einen Rhythmus, der dich tanzen lässt.

Meine Klecksdiva macht es vor:

Kopf hoch, Schultern zurück
Musik an
Tanzen, als wäre es der schönste Tag des Jahres

Leichtigkeit muss nicht laut sein – nur echt. 💃✨

Aus dem Atelier: Femme fatale

«Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Je mehr man die Welt liebt, desto schöner wird man sie finden.» Christian Morgenstern

An den Klagen über die grausame Welt mag viel dran sein. Zu allen Zeiten hat es sie gegeben und jede fand die ihre besonders schlimm. Zu allen Zeiten gab es aber auch Schönes und Gutes. Es liegt an uns, worauf wir den Fokus richten wollen.

Ich bin überzeugt, dass das Leben ein glücklicheres ist, wenn man den Fokus auf das Schöne legt. Wie sagte schon Epiktet: Es gibt Dinge, die wir nicht ändern können, weil sie nicht in unserer Hand liegen. Und es gibt Dinge, die liegen in unserer Hand, sie können wir steuern. Steuern können wir mehrheitlich nur unseren Blick auf das, was ist, nicht aber dass es ist.

Und so habe ich beschlossen, mich fortan (noch mehr) dem Schönen zuzuwenden. Anderes gibt es ja wahrlich schon genug, darum muss ich mich nicht auch noch kümmern. Ich fange gleich mit dem Wochenende an.

Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Abstecher in die Modewelt

In den letzten Tagen habe ich einen Abstecher in die Welt der Mode, genauer der Modeillustration gemacht. Fasziniert von verschiedenen Künstlern, liess ich mich treiben, zeichnete mit klareren Linien, «zog meine vormals nackten Frauen an», liess sie gehen, stehen, tanzen. Ich experimentierte mit einem illustrativeren Stil und irgendwie gefiel mir das Aufgeräumte, die klaren Strukturen. Weniger Chaos, weniger Dreck, weniger Unordnung – sowohl auf dem Papier wie auch im Atelier. Als ordnungsliebender Mensch kam mir das sehr entgegen.

Und plötzlich merkte ich eine innere Unzufriedenheit. Da fehlte plötzlich was. Etwas, das mir die Kunst vorher gegeben hat: Die Freude am Erforschen. Ich hatte mein Grundthema verloren, nämlich den Menschen in seiner Welt und seinem Sein einen Ausdruck zu geben. Ich hatte ihn im wahrsten Sinne verkleidet.

Heute habe ich ihn wieder entkleidet. Gewisse Dinge werde ich aber mitnehmen aus der Zeit. Und genau das ist das Schöne, das wohl auch zu (meine)m Weg gehört: Immer wieder Neues erforschen, um dann mitzunehmen, was passt und wegzulassen, was doch nicht meins ist.

Habt einen schönen Tag!

Das Bild entstand nach einer Fotografie des Modehauses Chloé.

(Die Zeichnung habe ich eingescannt, um verschiedene Farbvariationen auszuprobieren. Den für solche Dinge eigens angeschafften Scanner einzurichten, war eine Herausforderung für sich….)

Ernst Ludwig Kirchner (6. Mai 1880)

«Der Maler malt die Erscheinung der Dinge, nicht ihre objektive Richtigkeit, ja er erschafft neue Erscheinungen der Dinge.» Ernst Ludwig Kirchner

Ein glückliches kann es wohl nicht nennen, blickt man auf das Leben von Ernst Ludwig Kirchner. Geboren am 6. Mai in Aschaffenburg, wo er das Abitur machte und danach Architektur studierte und auch zum Abschluss brachte. Statt sich diesem Beruf zu widmen, begab er sich voll in die Kunst, gründete zusammen mit Emil Nolde, Max Pechstein und Cuno Amiet die Künstlergruppe «Die Brücke». War er zuerst von den Impressionisten inspiriert, wandelte sich sein Stil schnell in Richtung Expressionismus, für welchen er bis heute als prominentes Aushängeschild gilt.

Leider blieb ihm die gebührende Anerkennung verwehrt, so dass er Dresden den Rücken kehrte und nach Berlin zog. Auch da war er nicht zufrieden mit der Resonanz, so dass er sich selbst unter Pseudonym Kritiken schrieb. Das mangelnde Interesse hielt ihn nicht davon ab, ein umfangreiches Werk zu schaffen. Der Erste Weltkrieg unterbrach diese Schaffenskraft. Er diente zuerst als Freiwilliger, danach als Rekrut, doch war er dem Druck nicht gewachsen und erlitt einen Nervenzusammenbruch, aus welchem wohl die ihn bis zum Schluss begleitende Drogenabhängigkeit resultierte.

Die bunten Farben von Kirchners Werken können nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein Leidender war. Er litt an der mangelnden Aufmerksamkeit, an Krankheit, am Leben.
Der Zweite Weltkrieg stürzte ihn schliesslich vollends in die Verzweiflung. Die Nationalsozialisten deklarierten sein Werk als entartete Kunst, seine Werke wurden aus den Museen entfernt, viele sogar zerstört.

«Ich hoffte immer, dass Hitler für alle Deutschen wäre, und nun hat er so viele und wirklich ernsthafte gute Künstler deutschen Blutes diffamiert. Das ist sehr traurig für die Betroffenen, denn sie, die ernsthaften darunter, wollten alle und haben geschaffen für Deutschlands Ruhm und Ehre.» Ernst Ludwig Kirchner

Die Aussage zeugt nicht nur von politischer Ignoranz und prominentem Nationalstolz, sie weist auch andere bedenkliche Andeutungen auf, welche an dieser Stelle aber nicht Thema sein sollen. Es bleibt Kirchners Leiden an der Situation, die er, seit 1917 in Davos (Schweiz) zwar von Ferne, aber doch gefühlt unmittelbar erlebte. Seine Morphinsucht verschlimmerte sich, nachdem er vorher davon weggekommen war, bis er sich am 15. Juni 1938 mit einem Schuss ins Herz das Leben nahm. So lautet zumindest die ärztliche Diagnose, an welcher es doch verschiedene Zweifel gibt.