Aus dem Atelier: Das rechte Mass

„Die Seele liebt in allen Dingen das diskrete Mass. Deshalb soll sich der Mensch in allen Dingen selbst das rechte Mass auferlegen.“ Hildegard von Bingen

Das rechte Mass ist ein alter Gedanke in der Geschichte der Philosophie, die immer auch eine Geschichte des (menschlichen) Seins ist. In allen Breitengraden wurde darüber geschrieben, zu allen Zeiten. Aristoteles nannte es den mittleren Weg, welcher besagt, die Extreme zu vermeiden, Buddha rief dazu auf, Konfuzius nannte es sogar die grösste Gabe, die Fähigkeit zu besitzen, es zu halten. Doch: Was genau ist das richtige Mass? Wie weiss ich, dass ich es gefunden habe? 

Es gibt oft Tage, an denen ich denke: Da wäre mehr gegangen, ich hätte mehr machen müssen. Dann schaue ich genauer hin und sehe, dass ich doch einiges geschafft habe. Aber da waren auch Zeiten, in denen ich „untätig“ war oder meine Zeit mit „Sinnlosem“ verstreichen liess. Was hätte ich nur alles erreichen können, hätte ich die Zeiten auch produktiver genutzt. 

Stimmt das wirklich? Im Sport ist es offensichtlich: Lässt man dem Körper nicht genügend Regenerationszeit, baut er ab statt auf. Das kann man wohl auch auf andere Bereiche des Lebens anwenden: Ohne die nötige Ruhezeit nimmt die Energie ab. Obwohl ich vielleicht die Zeit mit nahtloser Tätigkeit fülle, entsteht unter dem Strich vermutlich weniger – zumindest weniger, das wirklich Gehalt und Tiefe hat. Es braucht die Zeit der Sammlung, um dann wieder aus dem vollen schöpfen zu können. 

In der Theorie weiss ich das. Und ich weiss aus der Erfahrung, dass meist aus den gefühlt untätigen Zeiten am meisten entstanden ist, weil durch das Loslassen allen Wollens plötzlich ein Impuls entstand, dem ich dann mit vollem Elan folgte. Heute zum Kalenderspruch verkommen, hatte die Aussage „In der Ruhe liegt die Kraft“ durchaus eine tiefe Bedeutung und Berechtigung. 

Wenn ich mich also wieder einmal schelte, weil ich in meinen Augen zu viele Schaffenspausen mache, sage ich mir einfach:

„Ich bin nicht untätig, ich hole nur Anlauf für den nächsten Schaffensschub.“

Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Selbstfindung

„Ich bin die Summe meiner Teile – und ein bisschen mehr.“

Auf diese Selbstbeschreibung bin ich gekommen, nachdem ich mich immer wieder gesucht, neu gefunden und doch wieder weitergesucht hatte. Ich versuchte mich, auf einen Teil festzunageln, mich zu fokussieren, um immer wieder zu merken, dass dieses Ausschliessen vonTeilen diese umso lauter machte, bis sie überhand nahmen und meinen Fokuspunkt verdrängten.

Ich bin mit dem Spruch aufgewachsen, dass ich nicht alles haben kann. Ich bin überzeugt, dass das stimmt. Und doch frage ich mich: Was heisst das eigentlich? Würde ich wirklich „alles“ haben wollen? Wohl kaum. Soll es dann heissen, dass ich nicht alles haben kann, was ich haben will? Auch das stimmt wohl. Aber: Müsste ich es nicht zumindest versuchen? Ich meine, wie soll ich sonst wissen, ob es nicht doch gehen würde? Vielleicht scheitere ich an dem Versuch, vielleicht merke ich dabei, dass ich es doch nicht will. Vielleicht erreiche ich ihn und freue mich daran. Und alles ist gut und alles darf sein.

Ich denke, dass dies die grösste Gelassenheit ins Leben bringt: Alles zuzulassen, alles zu versuchen, im Wissen, dass nie alles gelingen kann. Das Tun selbst ist es, das das Leben ausmacht.

Habt einen schönen Tag! 💕

Aus dem Atelier: Der Intuition folgen

Ich ziehe jeden Morgen eine Tarotkarte. Nicht weil ich an irgendwelche prophetischen Wahrheiten glaube, sondern weil ich die Bedeutungen als wertvolle Denkanstösse betrachte, die mich nach innen schauen und Dinge hinterfragen lassen. Manchmal, wenn ich mehrere Male hintereinander dieselbe Karte aus dem Stapel ziehe, komme ich doch ins Zweifeln: Steckt da doch mehr als Zufall dahinter? So oder so finde ich Tarot ein wertvolles Hilfsmittel, mit mir und meinem Innern in Verbindung zu treten durch Anstösse, die quasi von aussen kommen. 

Heute zog ich die Hohepriesterin. Sie steht für Hingabe, Vertrauen auf die Intuition, für den Blick nach Innen. Wovon träume ich? Was will ich in meinem Leben verwirklichen, wo soll meine Reise hingehen, wenn ich meinen Träumen folge? Als rationaler Mensch mit vielen Zweifeln immer ist das nicht nur einfach, Argumente und Vorbehalte sind gut eintrainiert. Das mehr loszulassen ist ein Ziel für 2026, oder besser: Eine Hoffnung. Vorsätze fasse ich keine, tat ich nie. Wie haltet ihr es damit?

Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Aufblühen

Seneca befand, dass der Einklang der Seele das höchste Gut sei. Dass daran etwas sein könnte, merkt man spätestens dann, wenn man innerlich zerrissen ist, wenn zu viele Stimmen durcheinander sprechen, oder, wie Goethe es nannte: 

„Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“

Gerade bei grösseren Entscheidungen werden sie oft laut. Jede will die richtige sein, jede want vor Konsequenzen bei Nichtbefolgung. Und da sitzt man und hadert, rudert innerlich hin und her und findet kein Ufer. Wir sind von der Angst nach Fehlern getrieben, obwohl eigentlich klar ist, dass Angst nie ein guter Ratgeber ist, dass Handlungen aus ihr heraus nie frei sind. Zudem ist der Zustand der Unentschlossenheit, ist die fehlende Entscheidung und er denkbar schlimmste Zustand. Jede Entscheidung (die man dann auch stehen lässt und nicht weiter hinterfragt) ist besser. Kann sie falsch sein? Sie mag nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, doch dann kann man korrigieren. Man kommt ins Tun und das ist das Wahre, in ihm entfalten wir uns, in ihm zeigen wir uns, in ihm können wir wachsen. 

Mein neustes Bild steht dafür. Es steht für die Kraft, die Dinge zum Blühen bringt. 

Habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Schwarzer Milan

Ein Glücksbringer mit mystischen Kräften ist er in der indischen Mythologie, das Reittier von Vishnu, einem der drei Götter, die den Kreislauf des Lebens von Schöpfen, Bewahren und Zerstören symbolisieren.

Glück ist das, was wir ersehnen und im Fassen-Wollen nie erfahren. Das Bild des Vogels passt gut, ist das Glück doch ein Kind der Freiheit.

Selbst frei werden und in dieser Freiheit erfassen, dass Glück bedeutet, ganz ich zu sein.

Habt einen schönen Tag 💕

Aus dem Atelier: Blumengruss

Nachdem der Zahnarzt in meinem Mund umgeschnitten und Schrauben in Knochen gebohrt hat, hat mich nun auch noch eine Erkältung kalt erwischt. Ich verschlafe die Tage mehrheitlich, was ich von mir gar nicht kenne, und schelte mich in den Wachzeiten dafür, so wenig produktiv zu sein. Ein rundum gesunder Mix also.

Vorher ist eine kleine Serie von Blumen entstanden, hier das zweite Bild daraus.

Bleibt gesund, bleibt munter und habt einen schönen Tag!

Aus dem Atelier: Anfänge

Was sie wohl mal werden wollen, wenn sie gross sind? #workinprogress

Neue Hintergründe sind entstanden. Sie gefallen mir so schon, was immer auch eine Gefahr ist, weil dann das Weitergehen ein grösseres Risiko ist. Was, wenn etwas nicht gelingt? Was, wenn ich es dann vermassle? Das sprach Matisse wohl an, als er meinte, Kunst brauche Mut. Das Risiko, dass etwas misslingen kann, schwingt immer mit. Und oft weiss man bis zum Schluss nicht, in welche Richtung es am Schluss wirklich geht. Eine Unaufmerksamkeit, eine Ungeduld reichen schon, um ein Bild zu ruinieren – aber zum Glück auch, um ihm den letzten Schliff zu geben.

Habt einen schönen Tag!