Mein Leben – meine Wahl

*Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.» Epiktet

«Was macht das mit dir?» Es gibt kaum einen Satz, der mich immer, wenn ich ihn höre, dermassen nervt. Er impliziert, dass ich das arme kleine Opfer meines Lebens bin und dieses Leben kommt und etwas mit mir macht. Ich muss es still erdulden, habe keine Wahl. Nein! Es ist mein Leben, ich habe eine Wahl.

«Von allem, was existiert, hat Gott einen Teil in unsere Verfügungsgewalt gegeben, den anderen Teil nicht. In unserer Macht steht das Schönste und Wichtigste: der Gebrauch unserer Eindrücke und Vorstellungen.»

Das Leben mag sein, wie es will, ich habe nicht alles in meiner Hand. Leider. Zum Glück vielleicht auch, denn die Konsequenzen, wenn jeder alles in der Hand hätte, wären irgendwie gruselig. Was ich in der Hand habe, ist, was ich daraus mache. Nicht das Leben macht etwas mit mir, ich mache etwas mit meinem Leben. Der erste Schritt dabei ist, dass ich das, was im Leben passiert, interpretiere und bewerte. Aus dieser Interpretation und Bewertung speisen sich dann meine Gefühle, meine Haltung. Finde ich es gut, sehe ich mich als glücklichen Menschen, finde ich es schlecht, als Pechvogel. Aus dieser Einordnung leitet sich meine Stimmung ab. Ist sie gut, empfinde ich die Welt als hell, andernfalls versinke ich in der gefühlten Düsterheit der Welt.

«Nicht wie die Dinge wirklich sind, sondern wie sie in unserer Einstellung und Vorstellung sind, macht uns zufrieden oder unzufrieden.»

So gedacht kann das Leben also nichts mit mir machen. Ich habe die Wahl. Das wird nicht dazu führen, dass es plötzlich nur noch bunte Konfetti vom Himmel regnet und alles ein riesiges Fest wird, aber nur schon das Gefühl, nicht der Spielball sondern der Steuermann meines Lebens zu sein, hilft, mich doch besser zu fühlen. Und wer weiss, vielleicht hat Rilke ja recht, wenn er sagt:

«Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest.»

Habt einen schönen Tag!


Entdecke mehr von Denkzeiten - Sandra von Siebenthal

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Ein Kommentar zu „Mein Leben – meine Wahl

  1. Epiktet: „In unserer Macht steht das Schönste und Wichtigste: der Gebrauch unserer Eindrücke und Vorstellungen. Denn wenn diese Möglichkeit richtig genutzt wird, bedeutet dies Freiheit, Glück, Heiterkeit, Würde…“

    • Eindrücke – über die Sinne
    • Vorstellungen – Projektionen des Verstandes

    Wo ist denn da „unsere Macht“?

    Die Sinne sind eine Art komplexer Sensoren, nur kleine Fenster, die bestimmte Spektren an Farben, Tönen, Düften usw. wahrzunehmen uns ermöglichen, woraus ein Teil des Verstandes vollautomatisch und unmittelbar etwas projiziert, das wir „Realität“ nennen.

    Hier macht die Unterscheidung Sinn zwischen:

    • Realität – unsere Projektionen
    • Wirklichkeit – was jenseits unserer Projektionen ist oder nicht ist

    Die Realität kann also wohl nicht „das Wichtigste“ sein.
    Die Schönheit ist (wie die Hässlichkeit) ebenfalls nur eine wertende Projektion.

    Der Körper-Verstand-Gefühls-Komplex Mensch kann als Gefangenschaft oder als eine große Möglichkeit empfunden werden.

    🎄

    Sandra: „vielleicht hat Rilke ja recht, wenn er sagt:

    «Du musst das Leben nicht verstehen,
    dann wird es werden wie ein Fest.»

    Wieso „vielleicht“?

    Sobald wir aufhören, jemanden verstehen zu wollen,
    können wir damit anfangen, ihn lieb zu haben.

    Die Strahlen der Sonne können wir feiern,
    ebenso die Regentropfen, bis wir klitschnass sind.

    🎄

    Ein leckeres Frühstück
    wünscht Nirmalo

    Like

Hinterlasse einen Kommentar