Viele kennen sie, die Erzählungen der verschrobenen Schriftsteller, die sich zum Schreiben in ihr Zimmer einschliessen und nicht gestört werden wollen. Ruhe brauchen sie, Alleinsein. Hinter mehr oder weniger vorgehaltenen Händen zerreisst man sich das Maul: Ein komischer Kauz sei das, ein asozialer Mensch, ein Eigenbrötler. Aber man ist ja tolerant. Wenn er es so will, lässt man ihn, denkt sich seinen Teil.
Dem Schreibenden bleibt das kaum verborgen, ist er doch generell ein eher aufnahmefähiges Gemüt, weswegen er auch überall neue Ideen sieht und Inspirationen findet. Das ist übrigens mit ein Grund für den Wunsch der Ruhe und Abgeschiedenheit, denn ansonsten wären die Einflüsse so dominant, dass die Aufmerksamkeit nicht bei der zu beschreibenden Seite bleiben könnte. Einerseits schmerzt das Unverständnis, doch immerhin wird die Ruhe gewährt. Man kann wohl nicht alles haben im Leben, denkt sich der Schreibende, und wendet sich seinem leeren Blatt zu.
Wie schön, wenn es auch anders geht. Davon schreibt Deborah Levy in ihrem Buch «Was das Leben kostet». Ihr Leben ist gerade in seiner alten Form auseinandergebrochen, ein neues ist im Aufbau und wird nach und nach eingerichtet. Nur eines fehlt: Ein Ort zum Schreiben. Eine Freundin sieht das und hilft. Nicht nur stellt sie ihr den Raum zur Verfügung, sie sorgt auch für die nötige Ruhe:
«Solange sie Wache hielt, durfte niemand mich stören, niemand an meine Tür klopfen, um mich zum Plaudern anzustiften… Derart geschätzt und respektiert zu werden, als sei es das Normalste der Welt, war eine ganz neue Erfahrung.» Deborah Levy
In diesem Moment, es könnte die dunkelste Zeit ihres Lebens sein, wendet sich vieles zum Guten. Deborah Levy wird in diesem Raum drei Bücher schreiben und sie wird es aus der Sicht der ersten Person tun – als ob sie diese erst jetzt gefunden hätte. Was für ein Glück, einen Menschen zu finden, der einen nicht nur vordergründig toleriert, sondern im ganzen Sein und Tun wertschätzt.
«Einen Schutzengel wie Celia hat jeder Mensch verdient.» Deborah Levy
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