Es gab immer mal wieder Zeiten, in denen ich mich mit Minimalismus auseinandersetzte. Der Gedanke, viel zu viel zu haben, das ich nicht brauche, machte dabei meist den Anfang. Beim Minimalismus (wie in diesem Artikel verstanden – das Thema ist aber viel breiter, was aber Thema eines nächsten Artikels sein wird) handelt es sich im weitesten Sinne um einen Lebensstil, bei dem man sich von Unnötigem und Ballast befreit und sich auf das Wesentliche beschränkt. Wenn mich das Thema mal wieder anspringt, gehe ich durch die Wohnung und miste aus. Ganze Abfallsäcke landen im Auto und gefüllte Autos fahren zur Entsorgung. Trotzdem ist meine Wohnung alles andere als leer. Da ginge wohl mehr. Nur: Wie? Und was?
Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Wir haben alles und das meist im Überfluss. Nie war es zudem so einfach, neue Dinge zu kaufen, sind sie doch nur noch einen Klick im Internet entfernt. Man muss nicht mal mehr die gute Stube verlassen, um diese mit Möbeln, Büchern, Dekoartikeln auszustatten. Essen kriegt man frei Haus, meist bestellt man ein wenig mehr, um die Liefergebühren zu senken – ein Teil davon wird oft schlecht und landet im Abfall. So haben wir mehr und mehr Dinge, wohin wir schauen, und weniger und weniger Bewusstsein dafür, was wir wirklich brauchen und wozu. Dafür wächst eines ständig: Der Wunsch, mehr und mehr zu haben. Leider geht das selten einher mit mehr Zufriedenheit.
Es bleibt auch nicht beim Haben-Wollen, oft folgt dem ein Zeigen-Wollen. Früher zeigte man guten Freunden die Wohnung oder am Stammtisch Fotos in der Art „mein Haus, mein Auto, mein Boot“, heute stellt man die Bilder online und lässt sich auf der ganzen Welt bewundern. Und: Man bewundert die anderen und findet immer ganz viel, was man auch noch haben sollte.
Doch damit soll nun Schluss sein. Ich las den Tipp, ich solle durch die Wohnung gehen und alles in die Hand nehmen, mich fragen, ob es mich glücklich macht. Wenn die Antwort nein sei, könne ich es wegwerfen. Nun: Mein Geschirr macht mich nicht glücklich, die Töpfe auch nicht – aber: Ohne wird essen etwas schwer. So war das wohl aber auch nicht gedacht.
Ich möchte mir in nächster Zeit vermehrt Gedanken zu dem Thema machen. Es auch einerseits in mein praktisches Leben integrieren und dieses daran ausrichten, mich andererseits auch auf anderen Wegen damit auseinandersetzen. Ich bin gespannt, wohin mich der Weg führt, ob sich was verändert, wie es sich anfühlt. Ich bin gespannt, wovon ich mich trennen werde, was mehr Gewicht kriegt, wo mehr Raum entsteht – und wofür.
Müsste ich ein Ziel definieren, wäre es dieses: Ich möchte mich mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Ich möchte die Essenz finden, statt in Massen zu wühlen. Ich möchte hinschauen, was mir Wert ist und was nur Ballast ist. Ich möchte mehr Achtsamkeit dafür entwickeln, was ich wieso konsumiere, sammle, wünsche. Ich werde sicher kein Asket und Generalverzichtler werden, aber weniger (dafür das richtige) wäre durchaus mehr – davon bin ich überzeugt.
Aber weißt du, gerade weil du Geschirr erwähnst: Hast du keine Lieblingstasse? Teller mit Lieblingsdekor? Wenn du deinen gesamten Küchenkram als „nützlich, aber hässlich und lässt mich kalt“ einstufen würdest, dann WÜRDE ich das ändern. Ich finde es nicht so schwer, zu Gegenständen eine emotionale Beziehung zu entwickeln, die mir diese Einstufung „macht mich glücklich“ erlaubt. Oder ist „glücklich“ einfach nur das falsche Wort?
Liebe Grüße
Christiane
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Das war ein etwas überspitztes Beispiel. Ich denke halt schlicht, dass es durchaus Dinge gibt, die nützlich aber nun nicht wirklich glücksbringend sind. Weder mag ich es speziell, noch lehne ich es ab. Ich hätte auch Haarbürste, Zahnbürste oder sonstwas nehmen können als Beispiel.
Lieblingstasse? Es gibt Tassen, die ich schöner finde als andere und sie drum öfter benütze, aber mehrheitlich benütze ich einfach das, was da ist. Ich bin da wohl eher pragmatisch in der Beziehung. Alles neu zu kaufen, nur weil es in mir kein Herzflattern auslöst, fände ich zudem einerseits verschwenderisch und könnte es mir auch nicht leisten.
Liebe Grüsse zu dir
Sandra
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Gegen Besitz und Konsum bin ich nicht. Was mich aber stört ist, dass ich, ob ich das will oder nicht, fast überall von Werbung umgeben bin, die mir immer und immer mehr Konsum aufdrängen will. Die behauptet, dies sei der große Weg ins Glück. Ich war kürzlich in Bad Karlshafen. Dort haben die Bürger sich geeinigt, in der Innenstadt auf Reklame zu verzichten.-Was für eine Wohltat. In die Richtung könnte man weiter denken. hat es einen Sinn, dass sich Firmen mit riesigen Werbeetats übertrumpfen? Ich meine nicht! Das ist eine völlig unproduktive Eskalationsspirale die eingeschränkt werden sollte. Wenn nötig per Gesetz.
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