Rezension: Tony Husband: Mach’s gut, mein Sohn!

Die Geschichte meines Vaters und seiner Demenz

Wenn langsam die Erinnerung verblasst…

Hallo, Dad, können wir mal miteinander reden? Weißt du noch, wie das angefangen hat mit deiner Demenz?

Wie soll sich Ron Husband daran erinnern, wie sein Vergessen anfing? Er findet die Frage witzig, denkt aber doch nach. Er erinnert sich an den Tod seiner Frau, die Neugestaltung seines Lebens, neue Hobbies, seinen Hund Lossie. Er erinnert sich, wie aktiv er war. Und er erinnert sich an eine langsame Veränderung, an das Vergessen, welches ein anderes Vergessen war als das, welches jedem mal passiert.

 Einfach so, ich habe alles Mögliche vergessen. Das Datum, Namen, Termine… Unwichtige Sachen, wichtige Sachen. […] Manchmal war’s richtig peinlich.

Der bekannte englische Cartoonist Tony Husband lässt seinen Vater Ron erzählen, wie er die Demenz erlebt, wie sich sein Leben damit verändert. Tony Husband selber stellt Fragen, hilft mit Erinnerungen, unterstützt das Erzählen seines Vaters. Auf diese Weise ist ein teilweise heiterer, teilweise melancholischer Dialog entstanden, der tief menschlich, wunderbar gefühlvoll, bei all seiner Traurigkeit doch nicht niederschmetternd ist.

Mach’s gut, mein Sohn! ist ein Buch über den Verlust – den Verlust von Erinnerungen, den Verlust von Selbständigkeit und auch den Verlust von Beziehungen. Es ist ein Buch, das Fragen aufwirft, tief geht, berührt. Tony Husband hat dieses sehr persönliche Buch mit liebevollen Zeichnungen illustriert.

Trotzdem das Buch sehr persönlich ist, greift es zentrale Punkte einer Demenz auf, zeigt den Verlauf einer solchen Erkrankung, erzählt vom langsamen Auseinanderdriften der Welten, vom Abschied auf Raten bei allen Beteiligten. Angehörige von Demenzerkrankten finden zudem auf der letzten Seite Anschriften von Vereinigungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es ist wichtig zu wissen, dass es Hilfe gibt, dass es Begleitung und Unterstützung gibt – auch für die Angehörigen. (Ein Buch zu diesem Thema: Pauline Boss: Da und doch so fern)

Fazit:
Ein liebevoll illustriertes Buch, welches das Thema Demenz auf sehr gefühlvolle, persönliche, tiefgründige und schöne Art aufgreift. Sehr empfehlenswert.

Der Autor
Tony Husband arbeitet seit 1984 hauptberuflich als erfolgreicher Zeichner. Seine Cartoons erschienen in verschiedenen Zeitschriften, Zeitungen, Büchern und auf diversen Websites, in Fernseh- und Bühnenproduktionen. Er wurde mit mehr als 15 bedeutenden Preisen ausgezeichnet. Tony Husband ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Hyde.

Angaben zum Buch:
HusbandBroschiert: 64 Seiten
Text und Illustration: Tony Husband
Übersetzung: Carola Fischer
Verlag: Knaur Verlag (1. September 2015)
ISBN-Nr.: 978-3426653722
Preis: EUR 12 / CHF 17.90

Zu kaufen in Ihrer Buchhandlung vor Ort oder online u.a. bei AMAZON.DE und BOOKS.CH

2 Kommentare zu „Rezension: Tony Husband: Mach’s gut, mein Sohn!

  1. Ein Cartoonist muß es wohl so angehen, ich meine mit Humor auch.
    Ich selbst habe noch nie einen Dementen begleitet – mein Vater wurde gegen Ende dement, aber er starb, bevor diese Krankheit weiter voranschritt.
    Ich weiß von anderen, wie quälend so etwas ist. Darüber mit Humor und Leichtigkeit schreiben zu wollen, das kann vielleicht nur ein spiritueller oder literarischer Geist.
    Als ein Gegenstück kann man ja den Film „Die Liebe“ betrachten.

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    1. Ich habe den Film „Iris“ gesehen. Die Biographie von Iris Murdoch, geschrieben von ihrem Mann, der sie begleitet hat auf diesem für beide schweren Weg. Der war sehr eindrücklich.

      Bei Tony Husband drückt die Wehmut und die Trauer durch, ich finde den Ansatz aber wunderschön und die Zeichnungen sind sehr liebevoll. Eine schöne Erinnerung an den Vater und vielleicht hilft es auch dem einen oder anderen, der selber diesen Weg geht.

      Ich habe hier im Blog das Thema Demenz schon einige Male behandelt. In Rezensionen bei Arno Geiger und Pauline Boss und im Interview mit den Herausgeberinnen des Buchs von Pauline Boss. Ein Thema, das wohl immer wichtiger wird, da wir immer älter werden als Menschen.

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