Rezension: Rowan Coleman – Einfach unvergesslich

Wenn das Gestern langsam verschwindet

Es macht mich so wütend. Ihre Güte und Geduld machen mich wütend. Mein ganzes Leben habe ich versucht, ihr zu beweisen, dass ich alleine klarkomme, dass sie mich nicht ständig zu retten braucht. Mein ganzes Leben habe ich mich getäuscht. 

Claire ist Lehrerin, liebt ihren Beruf. Sie ist verheiratet, hat zwei Töchter und eine Mutter. Das Leben war nicht immer einfach, eine Scheidung liegt hinter ihr, das Verhältnis zur Mutter ist angespannt, trotzdem ist sie mit ihrem Leben zufrieden. Zuerst vergisst Claire nur einige Dinge, denkt, sie sei unkonzentriert, denkt, das könne mal passieren. Die Vergesslichkeiten häufen sich und irgendwann gibt es eine Diagnose dafür: Alzheimer. Damit nicht alles verloren geht, schreibt Claire Geschichten, die ihr einfallen, in ein Erinnerungsbuch. Das Buch wird mit der Zeit Bestandteil der ganzen Familie, alle halten ihre Erinnerungen fest, lesen die der anderen. DIe ganze Familie versucht, mit der Situation umzugehen, für alle Betroffenen bedeutet die Diagnose eine Herausforderung. Das Gestern verliert langsam die Konturen, an eine Zukunft wagt man kaum zu denken, alles, was bleibt, sind die Augenblicke, das, was ist. Das ist erscheint oft als viel zu wenig, ist manchmal ganz viel.

Rowan Coleman ist mit Einfach unvergesslich eine berührende und bewegende Geschichte gelungen. Sie wirft den Leser gleich von Anfang an mitten ins Geschehen, indem er mit der Diagnose in die Familiengeschichte einsteigt. Durch Rückblenden in Form der Einträge ins Buch erhält der Leser nach und nach einen umfassenden Blick auf die Vergangenheit, sieht den Weg dahin, wo die Familie und jedes Mitglied darin steht. Bei aller Schwere des Themas gelingt es Coleman, eine gewisse Leichtigkeit des Erzählens zu bewahren, so dass der Leser allein durch das erzählte Geschehen die Tragweite der Krankheit spürt, nicht durch die Form, wie es präsentiert wird.

Das Buch behandelt ein schweres Thema, lässt den Leser durch die einfühlsame Art, mit der die Charaktere gestaltet sind, in die Familie und ihre Konflikte im Umgang mit der Krankheit eintauchen und mitfühlen. Dabei hilft, dass die Geschichte immer wieder aus anderer Perspektive geschrieben wird, so dass man das Thema aus der Warte der verschiedenen Betroffenen kennenlernen kann.

Fazit:
Ein feinfühliger und berührender Roman, der trotz der Schwere des Themas nicht erschlägt.

Zum Autor
Rowan Coleman
Rowan Coleman lebt mit ihrer Familie in Hertfordshire. Wenn sie nicht gerade ihren fünf Kindern hinterherjagt, darunter lebhafte Zwillinge, verbringt sie ihre Zeit am liebsten schlafend, sitzend oder mit dem Schreiben von Romanen. Da kann das Bügeln schon mal zu kurz kommen. Rowan wünschte, ihr Leben wäre ein Musical, auch wenn ihre Tochter ihr mittlerweile verboten hat, in der Öffentlichkeit zu singen. »Einfach unvergesslich« ist ihr elfter Roman.

Angaben zum Buch:
ColemanEinfach_unvergesslichGebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Piper Paperback Verlag (11. August 2014)
Übersetzung: Marieke Heimburger
ISBN-Nr.: 978-3492060011
Preis: EUR  14.99 / CHF 22.90

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Ein Kommentar zu „Rezension: Rowan Coleman – Einfach unvergesslich

  1. Die Idee ein Familienbuch zu führen, und darin seine Gedanken und Empfindungen einzutragen ist ebenso einfach wie genial. All die schwer aussprechbaren Problemsituationen der einzelnen Familienmitglieder können hier erst gelesen, und danach zusammen verarbeitet werden. Danke für die knackige Zusammenfassung, die ohne Ausschmückungen den Punkt trifft.

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