Innerer Monolog eines Mannes, der einer verflossenen Liebe gedenkt. Er denkt an ihre letzte Begegnung, denkt an den Abschied, an die Gefühle, die schon lange schweigen. Er erfährt von ihrem Tod, der ihm nichts bedeutet. Er fühlt sich gefühllos, hart. Alles ist kalt, alles ist tot, bis er Blumen erhält. Wie jeden Monat an einem bestimmten Tag, ihrem gemeinsamen Tag. Diesen Blumen gegenüber empfindet er all die Gefühle, welche er vorher nicht zulassen konnte. Er steht in ihrem Bann, sieht sie langsam verwelken, kann sich nicht trennen. Und er merkt, dass er alles beherrschen konnte und kann in seinem Leben, nur die eigene Erinnerung nicht. Und diese Erinnerung haftet an den Blumen.
Gespenster! – Sie sind, sie sind! – Tote Dinge spielen das Leben. Und wenn welkende Blumen nach Moder riechen, so ist das nur Erinnerung an die Zeit, wo sie blühten, dufteten. Und Gestorbene kommen wieder, solange wir sie nicht vergessen.
Eine Geschichte über die Macht der Gedanken. Arthur Schnitzler, im Denken Freud und seiner Psychologie verwandt, zeigt auf, wie das Unbewusste sich an Dinge klammert, die man im Bewusstsein unterdrückt. Erst wenn man sie durchlebt, sie verarbeitet, kann man sich von ihnen befreien. Die Blumen in dieser Geschichte dienen als äusserer Anstoss für diese Arbeit an der Vergangenheit und an den eigenen Gefühlen. Oft ist es einfacher, die inneren Konflikte im Aussen zu sehen und zu lösen. Sinnbildlich für das Innen. Das Innen wird dem Aussen folgen.
Fazit:
Eine grossartige Charakterstudie eines tiefgründigen Schriftstellers.
(Arthur Schnitzler: Blumen, in: Arthur Schnitzler: Fräulein Else, Fischer Taschenbuch Verlag, 17. Auflage, Frankfurt am Main 2000.)
Ein Kommentar zu „Arthur Schnitzler: Blumen“