„Über Männer, die im Lotossitz laut atmen und Om singen, habe ich noch nicht einmal gelächelt; ein derartiges Verhalten erschien mir völlig artfremd.“, schreibt Rainer Dresden in seinem witzig-ironischen Buch über seinen Weg vom Yoga-Ignoranten hin zum begeisterten Yoga-Anhänger. Yoga sei Frauensache, davon ist er spätestens in den 70er-Jahren überzeugt, nachdem er die Bücher und Sendungen der damals populären Yoga-Pionierin Kareen Zebroff gesehen hat. Er begrüsst gar die abflachende Yogabegeisterung und die aufkommende Aerobicwelle in den 80er-Jahren. Nicht dass er da hätte mitmachen wollen, aber das Zuschauen empfindet er durch die andere Art der Trikots und Frisuren attraktiver.
Zu früh gefreut, möchte man sagen, Yoga kam wieder auf und er entkommt ihm nicht mehr. Eine zu unbedacht geäusserte Bemerkung darüber, dass er den Yogakopfstand beherrsche bringt ihn in seine erste Yogastunde, welche nicht die letzte sein soll. In seinem ersten Übermut bucht er gar sogleich einen Yogaurlaub in Griechenland, welcher ihn vor die Aufgabe stellt, eine eigene Yogamatte zu besorgen. Fortan sieht man ihn mit rosa Matte unter dem Arm durch München laufen.
Schon bald ist Yoga nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken. Mehr noch: Rainer Dresden kommt zum Schluss, dass er eigentlich schon immer Yogi war, auch wenn er sich dessen nicht bewusst war. Dass er sich auch nach einem Jahr Yoga-Unterricht weigert, gemeinsam beim OM mitzusingen, tut dem keinen Abbruch, denn Yoga heisst auch, seine Grenzen zu akzeptieren und nichts zu erzwingen.
Beim ersten OM wird alles anders handelt von der „Kunst, Yoga zu lernen und doch Mann zu bleiben“. Obwohl Yoga in Indien ursprünglich von Männern praktiziert wurde, sind es heute vorwiegend Frauen, die sich in den örtlichen Yogastudios tummeln. Das Bild, dass Yoga eine Frauensache sei, hält sich hartnäckig in den Köpfen der männlichen Spezies, wie es auch in Rainer Dresdens Kopf war. In seinem Buch beschreibt er, wie er auf den Yogaweg kam und was er auf diesem erlebte. Dabei behält er einen nüchternen Blick, zeigt auf, dass nicht überall, wo Yoga drauf steht, auch Yoga drin ist und die wirtschaftlich orientierten Versuche, Yoga mit allen Themen des sonstigen Lebens zu kombinieren, nicht immer glücklich sind.
Das Buch glänzt durch anschauliche Beschreibungen und witzige Anekdoten. Der Leser begleitet Rainer Dresden zu seinen Yogastunden, schwitzt mit ihm, ertappt sich ab und an, lesend eine Haltung nachzumachen, fiebert der ersten Nackt-Yogastunde entgegen und erkennt sich sicherlich an vielen Stellen wieder. Mit viel Humor und überhaupt nicht dogmatisch werden auch Themen wie Vegetarismus und andere yogischen Prinzipien angeschnitten. Ein Lesegenuss, welcher hoffentlich den einen oder anderen Mann dazu bringt, zur Matte zu greifen und sich in den Handstand zu schwingen.
Fazit:
Kurzweiliger Lesespass, der einen kleinen Überblick darüber gibt, was Yoga ist und versucht, mit einigen Klischees aufzuräumen.
Rainer Dresden: Beim ersten OM wird alles anders, Südwest, München 2010. (Rezension erschienen im Schweizer Yoga Magazin)