Dang Nghiem: Ich war einmal ein Fluss

Während des Krieges in Vietnam geboren als Tochter einer Vietnamesin, sieht sich Dang Nghiem als Produkt des Krieges. Ihre Kindheit ist geprägt von Armut, von Schlägen ihrer Mutter, von der Ausgrenzung durch andere Kinder und von einem Onkel, der sich an ihr vergreift, aber auch von der Liebe und Fürsorge ihrer Grossmutter. 1985 gelangt sie mit ihrem Bruder in die Vereinigten Staaten, wo sie die Schule abschliesst und ein Medizinstudium aufnimmt. Dang Nghiem engagiert sich in Projekten für Häftlinge, will den Menschen Heilung bringen. Der Tod ihres Lebensgefährten zeigt ihr, dass sie nicht in der Lage ist, andere Menschen zu heilen, wenn sie sich selber nicht heilt. Zu tief sind die Wunden ihres vergangenen Lebens. Die einzige Möglichkeit für die eigene Heilung sieht sie in einer Abkehr von der westlichen Welt hin und sie reist nach Plum Village, um Nonne zu werden.

Durch Achtsamkeitsübungen, Traumverarbeitungen und die vielen Lehren ihres Lehrers Thay (so der Name Thich Nhat Hanhs in Plum Village)  lernt Dang Nghiem, ihre Gefühle zu erkennen, ihre Leiden wahrzunehmen und sie nach und nach zu verarbeiten und zu heilen. „Wenn ihr Schmerzen habt oder euch körperlich unwohl fühlt, dann nehmt es wahr, umarmt es. Atmet ein und erkennt, dass dieser Schmerz nicht mit euch identisch ist – ihr seid nicht der Schmerz. Wir können für den Schmerz sein, ohne der Schmerz zu sein. Wir brauchen uns von ihm nicht auffressen zu lassen und ihn zusätzlich noch mit Gefühlen der Reue, der Schuld und des Zorns zu nähren.“  Diese Rede ihres Lehrers Thay zeigt ihr einen Weg, mit ihrem Kummer umzugehen. Dang Nghiem lernt, loszulassen, um nicht das eigene Leid durch die eigene Wahrnehmung und die eigenen Gedanken zu verstärken.

Durch einen Schicksalsschlag in ihrem eigentlich nach aussen perfekten Leben gelingt Dang Nghiem eine Wende für sich selber. Sie lernt, die eigenen Leiden zu erkennen und zu heilen. Sie lernt, dass sie sich nur in den Dienst anderer stellen kann, wenn sie selber gesund ist. Und sie geht diesen Weg zur eigenen Heilung durch all die Täler, die er führt mit Achtsamkeit und Bewusstheit.

Das Buch eines Lebens, das berührt, das nachdenklich macht und das einem Anregungen für den eigenen Lebensweg mitgibt.

Dank Nghiem: Ich war einmal ein Fluss, Theseus Verlag, 2012. (Rezension erscheint im Schweizer Yoga Magazin)

 

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