Aus dem Atelier: Vogelgesang

Wenn ich nicht schon früher selbst erwache, was meist der Fall ist, werde ich jeden Morgen von Vogelgesang geweckt. Leider kommt er nur aus meinem Wecker und selten von draussen.Früher, ich erinnere mich, dachte ich im Halbschlaf, draussen würden die Vögel pfeifen, bis ich merkte, dass es nur mein Wecker ist. Das passiert kaum mehr.

Der Vogelgesang ist weniger geworden. Zumindest empfinde ich es so. Und ich finde es schade, denn für mich gibt es kaum ein schöneres Geräusch als das Singen der Vögel. Und ich höre hin. Seit ich ein Kind bin. Diese Faszination für Vögel begleitet mich nun doch schon einige Jahrzehnte und es ist kein Ende in Sicht. Ich habe immer wieder anderes gezeichnet und gemalt, weil ich dachte, ich könne ja nicht nur Vögel bildhaft in die Welt fliegen lassen. Doch ich komme immer wieder zurück und spüre tief drin bei jedem eine grosse Freude.

Ich hoffe, nächsten Frühling kommen wieder mehr Vögel und singen aus voller Kehle, tauchen die Welt in Musik.

Habt einen schönen Tag!

Im Atelier: Der Rabe

„…Und der Rabe weichet nimmer – sitzt noch immer, sitzt noch immer
Auf der blassen Pallasbüste ob der Türe hoch und her;“
(Edgar Allen Poe)

Es gibt viele Mythen um die Raben. Sucht man sie in der Lyrik oder Literartur, stösst man kaum auf etwas Lockerleichtes. Schwarz sind sie und eher gross, wirken stolz und selbstbewusst. Sie fliegen durch die Lüfte, stolzieren über Äcker, und wenn man ganz genau hinschaut, kann man ein verschmitztes Lachen ganz hinten im Schnabelwinkel erkennen. Wenn ihr wüsstet, scheinen sie zu denken. Ich denke, sie haben recht.

Tagesbild: Mein Wohnfühlort

Was ist mein Platz? Wo gehöre ich hin?

Zentrale Fragen im Leben, vor allem dann, wenn man sich nicht zugehörig fühlt, wenn man sich fremd in der Welt und oft auch in und mit sich fühlt.

Wer bin ich eigentlich?

Und vor allem:

Was will ich?

Eine zentrale Frage, die drei Fragen in sich trägt:

WAS will ich?
Was WILL ich?
Was will ICH?

Ich glaube, wenn wir diese drei Fragen beantworten können, klären sich auch die Anfangsfragen. Dann merkt man, wie ein Umfeld sein sollte, in dem man so sein kann, dass man das leben kann, das einem entspricht. Dieses Leben ist dann nicht nur ein Tun und schon gar kein Kampf um das eigene Sein und Tun, das ständig der Rechtfertigung nach aussen bedarf, sondern man fühlt sich von diesem Aussen verstanden und getragen. Das ist dann der Ort, an dem man so richtig angekommen ist. Als Ich mit seinem Tun.

Manchmal ist das nicht in der radikalen Form möglich. Dann gilt es abzuschätzen, wo man Abstriche machen kann und wo sie zu sehr ins Innerste treffen und dieses verstören. Manchmal hilft auch ein Perspektivenwechsel oder aber das Anpassen des Aussens oder des Seins in diesem Aussen, welches nicht einhergehen sollte mit einem Verbiegen oder gar Aufgeben des Innens.

Es ist kompliziert. Und wohl ein Prozess, da sich alles auch immer wieder verändert. Es sei denn, das Gefühl für sich selbst ist so stark, dass sich der Rest immer wieder klärt. Vielleicht eine Lebensaufgabe?

Ein Wohlfühlort für mich ist immer die Kunst, das kreative Tun, und da vor allem meine Vögel. Wenn ich sie zeichne oder male, bin ich glücklich, dann vergeht die Zeit und es ist nie zu viel oder geht zu lang. Dann habe ich plötzlich alles, was mir sonst im oft Leben fehlt: Geduld, Ausdauer, Leichtigkeit, Freiheit.

Was sind eure Wohlfühlorte?

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Spassvogel

„Der humorvolle Vogel

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Wie das so ist
Und weil mich doch der Kater frisst,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.“

Wilhelm Busch

Manchmal muss man die Dinge mit Humor nehmen, sonst werden sie zu schwer. Das merkte ich gestern, als die Batterie des Mietautos abgelegen ist. Nach dem Überbrücken musste ich Fahrt aufnehmen, tat dies den steilen Hügel vor dem Haus rauf, wo das gute Gefährt ein paar Meter weiter oben den Geist aufgab. Ich wollte rückwärts wieder nach Hause rollen, da blockierten die Bremsen, wir küssten stürmisch die Wand. Eine romantische Begegnung, auf die ich hätte verzichten können. Dafür war nachher für den Abendsport gesorgt: Ich musste der Pannenhilfe entgegenrennen, den ganzen Hügel rauf. Dafür durfte ich dann mit dem netten Herrn runterfahren, der einen so rasanten Fahrstil hatte, dass ich dankbar meine Resterinnerungen an das „Vater unser“ hervorkramte. Ein paar Turbulenzen später lief dann alles wieder normal, nur mein Herz raste noch immer im Tempo des gehetzten Waldaffen. 

Neuer Tag, neues Glück. Habt einen schönen Tag!

(Zeichnung im Skizzenbuch)