Am Anfang steht das Zeichnen

Ich erinnere mich, dass ich als Kind mit meinen Eltern nach Bern an die grösste Picasso-Ausstellung ging, die bis dahin (zumindest in der Schweiz) je gezeigt worden war. Das Erlebnis blieb mir wohl im Gedächtnis (wenn sicher auch nicht nur), weil es nicht oft vorkam, dass wir ins Museum gingen – also eigentlich nie ausser dieser Ausnahme. Im Nachhinein ist das umso erstaunlicher, als mein Vater doch eigentlich sehr kunstaffin war.

So oder so: Die Ausstellung war gut besucht, nur ein Saal war seltsam leer. Diesen steuerten wir an. In ihm waren Skizzen, Skizzenbücher und Zeichnungen Picassos ausgestellt. Teilweise zeigten sie dasselbe Motiv in immer neuer grösserer Reduktion. Mein Vater erklärte mir, dass vor dem fertigen Bild oft Vorzeichnungen stünden, er erklärte mir den Weg Picassos vom realistischen Abbild hin zur Abstraktion und noch so vieles mehr. Diese Erklärungen liessen mich nachher die Bilder in einem ganz neuem Licht sehen.

Am Anfang steht das Zeichnen. Das sagt auch Henri Matisse, weswegen er seine Schüler zuerst zeichnen liess:

„Ja, ich habe eine Klasse von sechzig Schülern, und ich lasse sie mit peinlicher Genauigkeit zeichnen, wie Studenten es am Anfang immer tun sollten.“ Henri Matisse

Dass auch Cezanne ein begnadeter Zeichner war, blieb lange verborgen, stellte er doch zu Lebzeiten nie eine seiner Zeichnungen aus. Erst nach seinem Tod kamen sie ans Licht, viele davon sind heute im Kunstmuseum, da leider auch mehrheitlich unter Verschluss. Trotzdem lohnt es sich, sie zu studieren, zum Glück gibt es Bücher (wenn sie auch nie das direkte Anschauen ersetzen können), mit denen das gelingt, zum Beispiel das Buch „Der verborgene Cezanne. Vom Skizzenbuch zur Leinwand“.

In diesem Buch lassen sich teilweise Cezannes Wege von der Idee, hingeworfen in einer Skizze, über eine ausgearbeitete Zeichnung, die selbst schon ein Kunstwerk ist, hin zum Bild auf der Leinwand nachvollziehen. Es zeigt aber auch viele wunderbare Zeichnungen dieses Ausnahmetalents (nicht umsonst schwärmten viele heute selbst grosse Namen wir Matisse oder Picasso von ihm).

Hier findet ihr die Rezension zum Buch: Der verborgene Cezanne

Gedankensplitter: Blumen überall

«There are always flowers for those who want to see them.» Henri Matisse

Gestern kam der Schnee und hüllte die Welt in eine märchenhafte Stille. Wo vorher noch Farben und Lärm und Unruhe war, breitete sich eine alles überdeckende Ruhe ein. Durch die Fenster sah ich die Schneeflocken tanzen, die Lichter verwandelten sie in funkelende Sterne, die vom Himmel fielen. Hätte ich nicht gewusst, dass ich später noch heimfahren muss mit dem Auto, hätte ich es noch viel mehr genossen. 

Als ich heute Morgen aufwachte, schaute ich in eine tief verschneite Winterlandschaft. Und selbst wenn ich den Winter nicht wirklich mag, weil er mir zu kalt ist, so verzaubern mich diese Momente doch immer wieder aufs Neue. 

Blumen sieht man draussen keine mehr, zum Glück steht bei mir zu Hause ein wunderbarer Blumenstrauss in den buntesten Herbstfarben, so dass mein Leben doch bunt bleibt. Vielleicht ist es ja immer so: Wenn man das Leben farbig will, muss man selbst zur Farbe greifen. 

Habt einen schönen Tag!