Ich schreibe. Ich schreibe gut. Und gerne. Ich schreibe so, dass Menschen es gerne lesen. Darauf bin ich stolz, das liegt mir. Was für einen Sinn hätte Schreiben, wenn es nicht darum ginge, zu kommunizieren? Von Mensch zu Mensch? Wie oft hörte ich, meine Texte seien wunderbar, seien schön zu lesen, wie aus einem Fluss. Und so entstehen sie auch. Ich schreibe und gerate in einen Fluss und die Buchstaben quellen aus mir. Ich habe etwas zu sagen und packe es in Sprache. Sprache ist wundervoll und sie soll auch schön zu Papier (oder auf den Bildschirm) kommen. Ich überlege kaum je während des Schreibens. Es fliesst. Und das Ergebnis ist in meinen Augen so, wie es eben sein soll: Sprache, die Inhalt zu Menschen bringt. Gedanken in einer Form.
Ich bin in die Werbebranche gegangen, eine Branche, mit der ich immer liebäugelte. Cool, innovativ, kreativ sei sie. Hiess es. Dachte ich. Bildete ich mir nur ein? Nein, sie ist es. Ohne Frage. Aber: Es geht nicht mehr um Menschen, die lesen, es geht um Google, das durch Seiten pflügt und Stichworte sammelt. Texte müssen nicht schön sein, sie müssen nicht Freude bereiten beim Lesen und Inhalte portieren, sie müssen googleoptimiert sein. Dazu muss man Keywords einpflegen und Long Tails berücksichtigen. Schöne Texte, die dem Leser zeigen, was Sache ist, indem sie alle Informationen auf eine gute Weise überbringen, sind da nichts, dafür kriegt man einen Rüffel – klar mit dem Nebensatz, dass es wirklich schön zu lesen wäre, aber eben nicht gut genug für die Werbung, für die Kommunikation. Das relativiert die Floskel „Content is king“, die man gerne in Marketingkreisen hört, neu heisst es: „Google is dictator“ und alle unterwerfen sich.
Kunst ist das nicht. Mein Schreiben darf es auch nicht mehr sein. Der Frust ist gross. Ich schreibe gerne. Ich schreibe gut. Ich bin nicht eingebildet, aber das bilde ich mir ein. Trotzdem ist die Werbebranche toll. Die Stimmung in Agenturen ebenso. Aber schön schreiben muss man nicht mehr können. Man muss wissen, was Google mag. Für mich als Künstlerin, die ich bin, immer wieder eine Herausforderung. Aber ich nehme sie an.
