Gedankensplitter: Die eigene Haltung ergründen

«Es hiess…. sie sei ein gefallenes Mädchen… Von gefallenen Männern hörte man bei uns nie. Männer konnten wahrscheinlich nicht fallen.» Emmy Hennings

Hat sich wirklich so viel verändert? Wenn zwei dasselbe tun, ist es wirklich dasselbe im Auge der Gesellschaft? Sind nicht noch immer die Frauen die Beäugten in einer von Männern definierten und von vielen (auch Frauen) weiter verteidigten Welt? Und immer wieder schauen wir weg, weil das Hinschauen die Forderung stellte, aufzubegehren. Und wir fragen uns: Was bedeutet das für uns? So hier und heute? Es ist einfacher, gegen die heute definierten Täter der Vergangenheit zu richten und sich gegen sie zu stellen. Im Hier und Jetzt gehen wir oft den Weg der Norm, den der Anpassung, weil wir denken, keine Wahl zu haben. Die Wahl haben wir wohl, nur gefallen uns die Konsequenzen oft nicht. Und dann sagen wir, dass wir nicht konnten, aber schon gewollt hätten. 

Kann man es verübeln? Muss man es? Ist es feige? Oder einfach lebenspraktisch? Das sind alles Wertungen, die von aussen draufgestülpt werden. Ich glaube, der erste Schritt wäre das Eingeständnis: Ich hätte gekonnt, hatte aber zu viele persönliche Gründe, die mich hinderten. Wenn diese Ehrlichkeit schon mal da wäre, wäre ein zweiter Schritt viel einfacher: Sich anders zu entscheiden, weil ja ganz viele sich eingestehen würden, dass sie eine Wahl hätten. Und ehrlich würden. Und damit vielleicht auch gemeinsam einstehen würden, so dass die Konsequenzen teilweise wegfielen. 

Eine Utopie? Ein Weg?