Wie wir mit Gemeinsinn globale Krisen bewältigen
«Kein Mensch ist eine Insel, begrenzt in sich selbst; jeder Mensch ist ein Stück vom Kontinent, ein Teil aus dem Ganzen;» John Donne
Ulrich Schnabel ist ein wichtiges Buch gelungen. Er ruft dazu auf, uns wieder bewusst zu werden, dass wir nur gemeinsam unsere Welt zu einer besseren machen können. Er zeigt anhand von Studien und wissenschaftlichen Erkenntnissen aber auch mit Blick auf aktuelle Krisen und Probleme, dass Kooperation und Solidarität den Menschen weiterbringen als Egoismus und Selbstoptimierung.
«…die Kraft des Gemeinsinns: die Fähigkeit, sich als Teil eines grossen Netzwerkes zu begreifen und sich darauf auszurichten. Das heisst, nicht nur das eigene Wohl, sondern auch das der anderen im Blick zu haben – was letztlich alle stärker macht.»
Oft vergessen wir, dass wir durch Kooperation und Gemeinsamkeit auch selbst profitieren. Wir blenden aus, wie viele Abhängigkeiten in unserem Leben bestehen und denken, dass wir alles möglichst alleine schaffen wollen und können. Wir bilden unsere Meinung und halten an ihr fest, blenden andere aus, die anders denken, hören nicht hin und werten sie ab. Dabei vergessen wir, dass jeder nur einen begrenzten Horizont hat und der Blick über den Gartenzaun mitunter neue Welten eröffnen könnte. Während es früher noch grosse Gemeinschaftsgärten gab, in welchen alle miteinander zuständig waren und sich dadurch auch verbunden fühlten, pflegt heute jeder sein eigenes Gärtchen. Zwar mögen die Blumen gedeihen und die Freude daran gross sein, doch wir haben sie für uns allein und können sie nicht teilen. Gerade in diesem Teilen aber liegt viel Energie, soziale Energie.
«…ein solch positives Zugehörigkeitsgefühl fehlt heute vielen. Als Nebenwirkung des Individualismus erleben wir eine regelrechte Epidemie der Einsamkeit.»
Einsamkeit ist die Krankheit unserer Zeit. Wir fühlen uns in der Welt nicht mehr zuhause, fühlen uns alleine. Wir sitzen in immer kleineren Wohnungen mit immer weniger Menschen und verstehen wenig: die Welt, die anderen, teilweise sogar wir selber sind zu Mysterien geworden. Eine Entfremdung in grossen Teilen der Bevölkerung.
Gerade jetzt, in Anbetracht all der globalen Krisen, ist es wichtig, die Grenzen zu weiten und zu sehen, dass wir nur gemeinsam weiterkommen. Wir können nicht warten, bis einer kommt und uns die perfekte Lösung auf dem Silbertablett präsentiert.
«Denn es ist klar, dass die Lösung der grossen Zukunftsfragen nicht von den Geistesblitzen einzelner Genies zu erwarten ist, sondern nur im gemeinsamen Handeln entstehen kann…sowohl kommunal wie global brauchen wir die Weisheit der Vielen, mit all ihren unterschiedlichen Perspektiven, Ansichten und Ideen.»
Es geht gerade nicht darum, als gleichgeschaltete Einzelne gemeinsam zu agieren, sondern als je eigene Wesen mit eigenen Gedanken und Meinungen sich einzubringen in einen offenen Dialog, in welchem sich alle begegnen und aus der so entstehenden Vielfalt ein gemeinsames Ziel errichten, das gemeinsam anzustreben ist. Gemeinsam, so Schnabel, erreichen wir viel mehr, als viele Einzelne erreichen könnten.
Eine grosse Leseempfehlung!















