Bücherwelten: Vom Lesen und Erzählen

«Wichtig ist, was man während des Lesens erlebt, die Gefühlszustände, die eine Geschichte hervorruft, die Fragen, die einem dazu einfallen, und nicht die fiktionalen Ereignisse, die geschildert werden.» Sigrid Nunez

Draussen regnet es, obwohl die Woche eigentlich als sonnige angekündigt war. Gestern drehten die Prognosen, zeigten Regen auf den heutigen Abend. Er hat es vorgezogen, schon früher vom Himmel zu strömen. Ich sitze hier, höre das Prasseln, lese mich durch die verschiedenen Bücher, die meine aktuellen Lektüren sind. Eines habe ich gerade beendet, dafür ein neues begonnen, drei weitere lese ich nebenher, dazu liegt irgendwo noch ein Magazin über Freundschaft, durch das ich mich dann und wann blättere, es in Häppchen aufnehme. 

Während ich in einem meiner Bücher lese, kommt mir der Gedanke, dass immer mehr Romanen die Geschichten abhanden zu kommen scheinen. Sie hangeln sich erzählten Ereignissen, Beobachtungen, Gedanken entlang und scheinen kein Ziel zu haben. Irgendwann sind sie fertig. Manchmal war ich schon viel früher an ein Ende gelangt und fand den Rest nur noch überflüssig, es kommt aber auch vor, das mir am Ende das Ende fehlt. Nabokov schrieb einmal, dass nicht der Autor, sondern der Leser bestimme, wann ein Buch zu Ende sei. Da könne er es dann zuschlagen und sich neuer Lektüre widmen. Da steht mir manchmal die Neugier im Weg: Es könnte noch was kommen. Tut es meist nicht. 

Ich sitze im Licht der Lampe, weil von draussen kaum welches hereindringt, hänge meinen Gedanken nach und bin gespannt, wohin mein Tag noch führt.


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