Adolf Muschg wird am 13. Mai 1934 in Zürich geboren. Seine Mutter ist Krankenschwester und die zweite Frau des Primarlehrers Friedrich Adolf Muschg. Es war ist einfache Kindheit: der Vater macht seinem Namen (Adolf) alle Ehre, indem er den Juden unterstellt, ihren Tod selbst gewollt zu haben. Zudem hat er ein eher rigides Verständnis von Sünde. Die Mutter ist psychisch instabil, weilt immer wieder in der Psychiatrie, und kümmert sich nur um ihren Sohn, wenn er krank ist. Muschg bezeichnet diese Tage als «Glückstage», weil er der Krankheit einen Gewinn abgeluchst habe. Dass er zum Hypochonder wird später (ein Thema, das er auch in seinen Romanen aufgreift), führt er darauf zurück.
«Man muss sehr früh viel verbergen. Wenn es ein Privileg des Schreibens gibt, dann, dass man diesen Dingen nachforscht. Es sind Schätze nicht gelebten Lebens.»
Ausser einem kurzen Abstecher in ein Internat in Schiers verbringt er seine Schulzeit in Zürich, wo er auch studiert, nämlich Germanistik, Anglistik und Psychologie, auch das mit einem Abstecher, dieses Mal nach Cambridge. Er promoviert über die Dichtung Ernst Barlachs, arbeitet danach als Gymnasiallehrer in Zürich sowie an diversen Universitäten. 1970 wird er Professor für Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft an der ETH in Zürich.
Muschg hat dreimal geheiratet und ist Vater von drei Söhnen. Er ist zeitlebens vielseitig engagiert, auch politisch, was ihm sogar mal die Bezeichnung «Volksfeind» einbrachte, womit er sich in guter Gesellschaft mit Max Frisch befindet, welcher als «Staatsfeind Nr. 1» bezeichnet wurde. (Ein interessantes Bild, welches das von der Schweizer Politik und deren Sicht auf die eigenen Künstler wirft.)
Adolf Muschg hat 30 Romane, Essays, Drehbücher, Theaterstücke und Biografien verfasst und wurde dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
In seinem jüngsten Roman, «Aberleben», hat Adolf Muschg nochmals aus dem Vollen geschöpft – vielleicht fast gar viel. Fast möchte man meinen, er hätte alle Themen und literarischen Mittel eines ganzen Schriftstellerlebens zusammengenommen und in eine neue Form gegossen. Wir reisen mit einem alten Schriftsteller nach Berlin, raus aus der Schweiz und einer Ehe, hin zu neuen Ufern. In der Geschichte geht es um das Schreiben und das Leben, das Lieben und das Lügen, um Identität und Zugehörigkeit. Die Geschichte weist ein Sammelsurium von literarischen Bezügen auf, und fast möchte man sich ein wenig an Max Frisch erinnert sehen, finden sich doch offensichtliche Bezüge zu dessen drei Romanen «Mein Name sei Gantenbein», «Stiller» und «Homo Faber». Dass er Max Frisch sehr schätzte, sagte er in einer Sendung anlässlich von dessen Tod, so dass diese Hinweise wohl kaum Zufall waren.
Adolf Muschg lebt heute in der Nähe von Zürich.
Ausgewählte Werke:
- 1965 Im Sommer des Hasen
- 1967 Gegenzauber
- 1974 Albissers Grund
- 1986 Goethe als Emigrant
- 1993 Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzival
- 2001 Sutters Glück
- 2008 Kinderhochzeit
- 2015 Die japanische Tasche
- 2018 Heimkehr nach Fukushima
- 2021 Aberleben