Die Österreicherin Beate Maxian wurde in München geboren und verbrachte ihre Jugend u.a. in Bayern und im arabischen Raum. Heute lebt sie mit ihrer Familie abwechselnd in Oberösterreich und Wien und arbeitet neben dem Schreiben als Moderatorin und Journalistin sowie als Dozentin an der Talenteakademie. Ihre in Wien angesiedelten Krimis um die Journalistin Sarah Pauli haben eine treue Leserschaft erobert und sind Bestseller in Österreich. Des Weiteren ist Beate Maxian die Initiatorin und Organisatorin des ersten österreichischen Krimifestivals: Krimi-Literatur-Festival.at
Beate Maxian stand mir für ein paar Fragen Red und Antwort:
Wer sind Sie? Wie würden Sie Ihre Biographie erzählen?
Ich bin eine in Bayern geborene österreichische Autorin. Der Beruf meines Vaters hat mich schon als Kind in die Arabischen Emirate, nach Jordanien und Afrika geführt. Möglich, dass ich deshalb an der Historie von Völkern und Epochen so interessiert bin. Generell bin ich ein sehr weltoffener, neugieriger Mensch, verliere mein Herz schnell an liebe Mitmenschen, die Tierwelt, schöne Regionen und Kulturstätten. Mein beruflicher Weg hat mich zuerst in die Spielfilmindustrie und zum Fernsehen geführt und danach Schriftstellerin werden lassen.
Wieso schreiben Sie? Wollten Sie schon immer Schriftsteller werden oder gab es einen Auslöser für Ihr Schreiben?
Bücher und die darin enthaltenen Geschichten haben mich schon als Kind fasziniert. Für mich gab es keine schöneren Geschenke als Bücher. Das ist noch heute so. Mit sieben Jahren hab ich meine Eltern wissen lassen, Schriftstellerin werden zu wollen. Ich lebe somit meinen Kindheitstraum und bin sehr froh, dass es so gekommen ist.
Es gibt diverse Angebote, kreatives Schreiben zu lernen, sei es an Unis oder bei Schriftstellern. Ist alles Handwerk, kann man alles daran lernen oder sitzt es in einem? Wie haben Sie gelernt, zu schreiben?
Ich glaube, dass es nur bis zu einem bestimmten Punkt Handwerk ist. Denn wenn man Romane und Kurzgeschichten ausschließlich nach einem vorgegebenen Schema aufbaut, nimmt man dem Erzählten seine Seele und das merken Leser/Leserinnen. Letztendlich machte es die richtige Mischung aus Sprache, Erzählkunst und Handwerk aus.
Ich hab schon immer viel gelesen. So denke ich, bekommt man ein gutes Gespür für Sprache und den Aufbau von Geschichten. Da ich als Regieassistentin und Produktionsleiterin für die Filmproduktion gearbeitet habe, waren mir Dramaturgie und Erzählstruktur vertraut. Und Sprache hat mich schon immer begeistert.
Wie sieht Ihr Schreibprozess aus? Schreiben Sie einfach drauf los oder recherchieren Sie erst, planen, legen Notizen an, bevor Sie zu schreiben beginnen?
Leonardo da Vinci soll einmal gesagt haben: Er behaue nicht den Marmor, er lege die Figur frei, die darin steckt. So ähnlich ist meine Herangehensweise. Ich schreibe nicht strukturiert, nach einem vorab erarbeiteten Exposee, weil mich das meiner Kreativität beraubt. Ich habe ein Thema, eine Idee, einen Ausgangspunkt, eine oder zwei Figuren. Dann beginne ich zu recherchieren, mache Notizen und zeitgleich beginne ich die Geschichte zu erzählen. Anfangs oftmals unstrukturiert. Ich reihe Szenen aneinander, wie Filmsequenzen und lege so nach und nach die Geschichte frei. Ich begleite letztlich meine Figuren auf ihrer Reise, beobachte und lenke, je nachdem, was gerade wichtig ist. Natürlich muss ich meine Figuren kennen, eine Bindung zu ihnen haben, um sie die Geschichte, die ich mir ausgedacht habe, wirklich erleben zu lassen. Aber diese Bindung ergibt sich, weil die Figuren ja ein Teil meiner Gedankenwelt sind.
Wann und wo schreiben Sie?
Ich schreibe zumeist zuhause an meinem Schreibtisch, umgeben von wandhohen Bücherregalen. Für mich der perfekt Ort. Wenn ich mit einem Roman beginne, schreibe ich durchwegs tagsüber, etwa zwischen fünf und zehn Stunden täglich. Sobald es in die Endphase geht, schreibe ich nahezu rund um die Uhr.
Hat ein Schriftsteller je Feierabend oder Ferien? Wie schalten Sie ab?
Ich liebe meinen Beruf und genieße das Schreiben, daher stellt sich die Frage nach Feierabend oder Ferien nicht wirklich. Ich schreibe, wenn ich schreibe und hab frei, wenn ich meine, für heute fertig zu sein. Mein Notizblock und mein Laptop begleiten mich sogar in den Urlaub.
Abschalten kann ich wunderbaren in Museen, wobei mir auch dort Geschichten einfallen. Denn das Denken kann man ja zum Glück nicht abstellen.
Was bedeutet es für Sie, Autor zu sein? Womit kämpfen Sie als Schriftsteller, was sind die Freuden?
Ich kämpfe nicht, aber ich fordere mich täglich heraus, die passenden Wörter zu finden. Es ist ein bisschen wie komponieren, denn es kommt auf die Sprachmelodie an, ob mir eine Szene gefällt oder ob ich sie umschreibe. Aus dem Grund lese ich mir meine Kapitel auch laut vor.
Geschichten zu erfinden und erzählen zu können, macht mir Freude. Und wenn Leser/Leserinnen mir schreiben oder zu Lesungen kommen und mir erzählen, wie viele vergnügliche, spannende … Stunden sie mit meinen Büchern verbracht haben, dann freut mich das ebenfalls sehr.
Woher holen Sie die Ideen für Ihr Schreiben? Natürlich erlebt man viel, sieht man viel. Aber wie entsteht plötzlich eine Geschichte daraus? Was inspiriert Sie?
Die Geschichten liegen auf der Straße. Man muss nur mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, beobachten und zuhören. Oftmals sind es nur Sätze, die mich inspirieren, dann wieder Ereignisse. Die Idee zu Tödliches Rendezvous z.B. war eine Mischung aus der Tatsache, dass arbeitslose Frauen über 40 schwer einen neuen Job bekommen und einer für mich erschreckenden Folge der Kinderserie „Die Dinos“. In einer Folge mussten Dinosaurier an ihrem 70. Geburtstag in den Vulkan springen, um den anderen Dinosauriern nicht zur Last zu fallen. Die Aussage, fand ich schon sehr scheußlich, doppelt erschreckend, dass das in einer Sendung für Kinder verpackt wurde. Aus dem heraus hat sich dann der erste Fall für meine Journalistin Sarah Pauli entwickelt.
Goethe sagte, alles Schreiben sei autobiographisch. Das stimmt sicher in Bezug darauf, dass man immer in dem drin steckt in Gedanken, was man schreibt. Wie viel von Ihnen steckt in ihren Geschichten? Stecken Sie auch in Ihren Figuren? Gibt es eine, mit der Sie sich speziell identifizieren?
Eine Leserin meinte: Sie glaubt, dass ich ein sehr warmherziger Mensch bin, weil meine Hauptfigur Sarah Pauli oft empathisch reagiert.
Tatsächlich ist Empathie für mich persönlich sehr wichtig im Umgang miteinander. So gesehen, steckt dieser Teil von mir in Sarah Pauli. Auch gewisse Rituale, die sie pflegt, wie etwa zu Silvester rote Unterwäsche zu tragen, hat sie von mir.
Mit „Mord in Schönbrunn“ erschien gerade der sechste Band einer Reihe um die Journalistin Sarah Pauli. War von Anfang an klar, dass es eine Reihe werden sollte oder hat sich das so entwickelt?
Als ich den ersten Band geschrieben habe, war nicht klar, dass es eine Reihe werden wird. Doch meinem Verlag und den Leser/Leserinnen hat meine Sarah Pauli so gut gefallen, dass es nach Erscheinen des ersten Falls bald klar war, dass wir weitermachen. Dafür bin ich dankbar, denn Sarah ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Alle Ihre Figuren kämpfen mit Beziehungsproblemen, so hat es zumindest den Anschein. Ist das Zufall oder sind Liebe und Beziehungen immer die Grundmotive allen Handelns?
Liebe und Beziehungen begleiten uns ein ganzes Leben, ebenso die damit verbundenen Höhen und Tiefen. Mich interessiert, wie Menschen miteinander umgehen. Wie sie reagieren. Wobei ich bis jetzt nicht das Gefühl hatte, dass alle meine Figuren mit Beziehungsproblemen kämpfen. Das sollte ich mal beobachten. J
Es gibt die Unterscheidung zwischen großer Literatur und Unterhaltungsliteratur. Krimis sind da meist dem zweiten Bereich zugeordnet. Was halten Sie von solchen Kategorien?
Ich halte nichts davon Literatur in Kategorien einzuteilen. Für mich ist das eine verstaubte Darstellung. Wer zieht den Strich zwischen E- und U-Literatur und weshalb? Die Grenzen sind längst verwischt und überholt. Der Schreibstil des Autors/der Autorin gefällt mir oder gefällt mir nicht. Die Geschichte spricht mich an oder nicht.
Sie schreiben Krimis – wieso haben Sie sich für das Genre entschieden? Wären Liebesromane nicht erbaulicher?
Diese Frage hat sich mir nie gestellt. Ich schreibe Krimis, weil ich sie selbst gerne lese. Ich schreibe unter meinem Pseudonym Marlene Lucas Familienromane (der erste erscheint im Herbst 2017 im Heyne Verlag), weil ich sie gerne lese.
Ich überlege mir beim Schreiben nicht welches Genre ich bediene, sondern nur, welche Geschichte ich erzählen möchte. Gut möglich, dass ich irgendwann einmal einen Thriller oder einen Liebesroman schreibe. Ideen dazu habe ich jedenfalls.
Ich las kürzlich, Liebesromane müsste es auf Rezept geben, denn sie seien Heilung für die Herzen der Leser. Was sind so gesehen Kriminalromane und Thriller?
Sie sind ein spannendes Abenteuer ohne selbst in Gefahr zu geraten. Generell ist lesen etwas Wunderbares und jedes Buch, egal welches Genre, sollte die Herzen der Leser/Leserinnen heilen und berühren.
Selfpublishing und E-Books haben den Buchmarkt in Aufregung versetzt. Man hört kritische Stimmen gegen Verlage wie auch abschätzige gegen Selfpublisher. Wie ist deine Meinung dazu?
Ich hab mich mit dem Thema Selfpublishing bis jetzt nicht auseinandergesetzt, kann daher auch kein seriöses Statement abgeben. Kann aber verstehen, dass man diesen Weg wählt, wenn man keinen Verlag bekommt. Und einige Autoren haben damit ziemlichen Erfolg.
Ich persönlich habe das Glück mit Goldmann und Heyne zwei großartige Verlage gefunden zu haben. Ich fühl mich dort wohl, habe tolle Lektorinnen und eine perfekte literarische Heimat für meine Figuren.
Was muss ein Buch haben, dass es Sie anspricht?
Die Geschichte und die Figuren müssen mich faszinieren, begeistern und unterhalten.
Gibt es Bücher/Schriftsteller, die Sie speziell mögen, die Sie geprägt haben?
Da gibt es eine ganze Reihe und ich entdecke auch heute noch viele neue. Es sind zu viele, um sie aufzählen zu können, deshalb nur einige, die mich schon in jungen Jahren nachhaltig begeistert haben: Milan Kundera, Gerhard Roth, John Irving, Agatha Christie, Pearl S. Buck, Ruth Rendell …
Wenn Sie einem angehenden Schriftsteller fünf Tipps geben müssten, welche wären es?
Schreiben.
Nie aufhören an sich selbst zu glauben.
Schreiben.
Kritisch mit dem eigenen Text umgehen.
Schreiben.
Herzlichen Dank für dieses Interview!
Gute Fragen und interessante Antworten – danke für die Unterhaltung!
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