
Milena Agus kam 1959 in Genua als Kind sardischer Eltern auf die Welt. Sie lebt heute in Cagliari, Sardinien, unterrichtet an einer Schule Italienisch und Geschichte und betreut ihre schwerkranke Mutter. Von Milena Agus erschienen sind bereits Die Frau im Mond (2009), Solange der Haifisch schläft (2009), Die Flügel meines Vaters (2010), Die Gräfin der Lüfte (2011), Die Welt auf dem Kopf (2013).
Milena Agus erklärte sich bereit, meine Fragen zu beantworten und tat das auf eine sehr liebenswürdige Weise. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.
Woher holen Sie die Ideen für Ihre Bücher? Was inspiriert Sie?
Die Ideen können nur aus der Wirklichkeit entstehen. Zunächst sind die Protagonisten Personen, wobei ein Protagonist auch aus mehreren Personen entstehen kann. Dann erwerben die Protagonisten ein eigenes Leben und bewegen sich selbständig. Im Gegensatz dazu bleiben die Orte absolut real.
Wann und wo schreiben Sie?
Schreiben Sie einfach drauf los oder recherchieren Sie erst, planen, legen Notizen an, bevor Sie zu schreiben beginnen?
Weil ich an der Schule arbeite und eine sehr kranke Mutter pflegen muss, schreibe ich, wann immer ich kann, ohne Zeitplan. In meiner Handtasche trage ich ein kleines Heft, in das ich meine Ideen schreibe, wenn ich sie habe, auch auf der Strasse. Ich fülle diese Hefte mit Notizen und übertrage sie dann sobald als möglich zuhause auf den Computer, den ich nie dabei habe, obwohl es ein Laptop ist. Eine meiner Regeln ist, im Geheimen zu schreiben. Ich sage nie „Ich kann nicht, weil ich schreiben muss“, dann das käme mir vor, als würde ich mich „als Schriftstellerin aufspielen“. Ich sage dann, dass ich viel zu tun habe, Aufgaben korrigieren, Wäsche bügeln muss und ähnliche Dinge.
Was steckt von Ihnen in ihrem Roman Sottosopra?
Im Roman „Sottosopra“ [wörtlich unten oben, Anm. S.M.] (auf deutsch trägt er soviel ich weiss den für mich schönen Titel „Die Welt auf dem Kopf“) gleichen mir Alice und Annina, aber man könnte sagen, dass sie im Laufe der Geschichte immer mehr das machen, was für sie logisch ist, womit sie sich von mir entfernen.
Hat ein Schriftsteller je Feierabend oder Urlaub? Wie schalten Sie ab?
Ich bin nicht wirklich ein Schriftsteller. Für mich ist das Schreiben nur ein Vergnügen. Ich lebe von meiner Arbeit als Lehrerin und der Verlag setzt mich nachts nicht unter Druck, wie man es mit den wahren Schriftstellern tut, sondern er lässt mir meine Freiheit und wenn ich glaube, etwas Gutes zu haben, sende ich es ihm. Dabei gibt es keine Ferien, weil das alles Ferien ist! Schreiben bedeutet für mich, in die Ferien zu gehen.
Was muss ein Buch haben, dass es Sie anspricht? Gibt es Bücher/Schriftsteller, die Sie speziell mögen?
Mir gefallen Bücher, die mit Leichtigkeit (nicht Oberflächlichkeit) von der Schwere des Lebens sprechen. Meine Lieblinge – unter den Italienern – sind Natalia Ginzburg und Italo Calvino.
Wenn Sie sich mit 3 Worten beschreiben müssten, welche wären das?
Wenn ich mich als Schriftstellerin definieren müsste, würde ich sagen, dass ich bescheidene Fähigkeiten aufweise, aber vergnüglich und vielleicht hilfreich bin für diejenigen, die meinen Protagonisten in ihren Niederlagen gleichen, es aber dennoch schaffen, ihr Leben zu leben. Also: bescheiden, vergnüglich und hilfreich.
Ich bedanke mich für diese Antworten!
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und einen herzlichen Gruss, Milena