Arthur Schnitzler: Der Andere

Nach vielen glücklichen gemeinsamen Jahren ist die geliebte Frau gestorben. Zurück bleibt ihr trauernder Mann, welcher in einem inneren Monolog seine Trauer reflektiert. Sein Leben, all sein Tun ist geprägt von dieser Trauer und von der Erinnerung an die Verblichene, welche ihn auffrisst.

 Meine Trauer hat nichts Mildes…ich bin zornig, ich knirsche mit den Zähnen, ich hasse alles und alle… Vor allem diejenigen, die mit mir leiden.

 Er steht am Grab und sieht die anderen Trauernden. Er spürt keine Verbundenheit mit ihnen, im Gegenteil.

 Etwas in mir lehnt sich dagegen auf, dass alle diese da zwischen den Gräbern herumirren mit demselben unsäglichen, ewigen Schmerz.

 Wäre der Schmerz nicht ewig, wäre das Betrug, dessen ist er sich sicher. Die Zeit, welche den Schmerz schwinden liesse, die Betrügerin. Er ist gefangen in seinem Schmerz, bis er einen anderen Trauernden sieht, der ihn mitleidig anschaut. Dieser Mann nimmt ihn in seinen Bann, bis er ihn eines Tages am Grab seiner Frau sieht und die Gedanken vom Schmerz über den Verlust hin zu einem möglichen Betrug im Leben wandern. Gefangen von dieser Idee verurteilt seine Frau, zögert an ihrer Liebe, zögert an seiner eigenen Geschichte mit ihr.

 

Fazit: 

Im inneren Monolog entwickelt sich eine Phantasie, welche zur Realität wird. Die Geschichte zeigt auf, wie wir unsere eigenen Realitäten schaffen, welche uns beherrschen. Schnitzler zeigt auch hier sein Geschick und sein Gespür für die Vorgänge in der Psyche des Menschen. 

 

(Arthur Schnitzler: Der Andere, in: Arthur Schnitzler: Fräulein Else, Fischer Taschenbuch Verlag, 17. Auflage, Frankfurt am Main 2000.)

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