Friedrich Nietzsche (15.10.1844 – 25.8.1900)

Friedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken (einem Dorf im heutigen Sachsen-Anhalt) als Sohn eines Pfarrers geboren. Er war ein guter Schüler, dichtete und komponierte neben dem Schulunterricht, und studierte später klassische Philologie und evangelische Theologie in Bonn. Er wechselte nach Leipzig, weil ihn die Zustände in Bonn nicht überzeugten. In der Zeit wurde er auch auf den Philosophen Schopenhauer aufmerksam, der ihn sehr prägen sollte. Es folgte 1869 eine ausserordentliche Professur in Basel, die er aber aus gesundheitlichen Gründen 1975 wieder aufgeben musste.

Es folgen verschiedene Publikationen, ab 1979 reiste Nietzsche als freier Philosoph viel, auf der Suche nach für seine Gesundheit geeigneten klimatischen Bedingungen. Er war ein freier Geist, einer, der sein Denken ungern in Regelwerke passte, weswegen seine Einordung schwer fällt. War er Philosoph? Wissenschaftler? Künstler? Wohl eine Mischung aus allem. Oft formte er seine zentralen Gedanken in seinen Werke in Gedichte (überhaupt existieren von ihm rund 700 Gedichte, etwas, was wenig bekannt ist). Seine Werke erinnern oft an literarische Prosa. Es ging ihm darum, dem Ganzen die Schwere zu nehmen, eine Leichtigkeit hineinzubringen, welche nicht von Worten erschlagen wird.

Eine prägende Begegnung im Bereich war für Nietzsche Richard Wagner, den er sehr verehrte. Musik war die grosse Liebe des Friedrich Nietzsche, die Musik schenkte ihm die Augenblicke der Empfindung. Sie sollte andauern, erst durch sie fühlte er sich am Leben, im Leben zu Hause. Von ihm stammt auch der folgende Ausspruch:

«Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.»

In der Musik sah er eine Verwandtschaft mit dem Werden und Vergehen des Lebens, wellengleich. Dies wollte er auch mit seiner Philosophie in Worten einfangen, versuchte durch sie ebenso Lebensgrundlage zu schaffen, wie er diese in der Musik fand – es wollte nicht gelingen. 

Nietzsche entschied sich für einen eigenen Weg, was oft auch ein einsamer Weg ist. Die sozialen Beziehungen schwanden mehr und mehr, zerstörerische Phantasien nahmen zu, der Wahnsinn ergriff ihn immer stärker. Die psychischen Probleme hinderten ihn zunehmend am Arbeiten. Die letzten zehn Jahre verbrachte er als Pflegefall. Friedrich Nietzsche wurde nur gerade 55 Jahre alt, er starb am 25. August 1900, sein Werk aber ist unsterblich.

Lebensregeln

Das Leben gern zu leben,
musst du darüber steh’n!
Drum lerne dich erheben!
Drum lerne – abwärts seh’n!

***

Den edelsten der Triebe
veredle mit Bedachtung:
zu jedem Kilo Liebe
nimm ein Gran Verachtung

#abcdeslesens – N wie Friedrich Nietzsche

Musik war die grosse Liebe des Friedrich Nietzsche, die Musik schenkte ihm die Augenblicke der Empfindung. Sie sollte andauern, erst durch sie fühlte er sich am Leben, im Leben zu Hause. Von ihm stammt auch der folgende Ausspruch:

«Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.»

In der Musik sah er eine Verwandtschaft mit dem Werden und Vergehen des Lebens, wellengleich. Dies wollte er auch mit seiner Philosophie in Worten einfangen, versuchte durch sie ebenso Lebensgrundlage zu schaffen, wie er diese in der Musik fand – es wollte nicht gelingen. Dass Nietzsche auch dichtete, ist weniger bekannt, obwohl doch rund 700 Gedichte von ihm existieren. Es ist gar kein langer Weg von der Musik zur Lyrik, ist die Lyrik doch der Musik verwandt auf eine Weise. Nicht nur ist die Lyrik oft Grundlage für wundervolle Vertonungen, ein Gedicht trägt auch oft eine Melodie und einen Rhythmus in sich. Das Verhältnis von Musik und Sprache zeigt sich in folgendem Gedicht von Nietzsche deutlich:

An der Brücke stand
Jüngst ich in brauner Nacht.
Fernher kam Gesang:
goldener Tropfen quoll’s
über die zitternde Fläche weg.
Gondeln, Lichter, Musik –
trunken schwamm’s in die Dämmerung hinaus…

Meine Seele, ein Saitenspiel,
sang sich, unsichtbar berührt,
heimlich ein Gondellied dazu,
zitternd vor bunter Seligkeit.
– Hört Jemand ihr zu?…

Während von fern ein Gesang ertönt, schwingt die Seele, selber ein Saitenspiel, mit, sie singt ihr «Gondellied».

In vielen seiner Schriften hat Nietzsche die zentralen Gedanken als Gedichte oder Lieder geformt. Es ging ihm darum, dem Ganzen die Schwere zu nehmen, eine Leichtigkeit hineinzubringen, welche nicht von Worten erschlagen wird. Ein Beispiel dafür findet sich im Zarathustra:

Das trunkene Lied

Eins!
Oh Mensch! Gib acht!
Zwei!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
Drei!
«Ich schlief, ich schlief -,
Vier!
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: –
Fünf!
Die Welt ist tief,
Sechs!
Und tiefer als der Tag gedacht.
Sieben!
Tief ist ihr Weh -,
Acht!
Lust – tiefer noch als Herzeleid:
Neun!
Weh spricht: Vergeh!
Zehn!
«Doch alle Lust will Ewigkeit -,
Elf!
– will tiefe, tiefe Ewigkeit!»
Zwölf!»

Gustav Mahler hat dieses Gedicht als vierten Satz in seiner Dritten Sinfonie vertont.

Friedrich Nietzsche provozierte immer wieder. Er liebte es, Systeme aufzubrechen, Grenzen zu überschreiten, aufzubrechen in neue Gedanken. Er durchleuchtete geltende Werte, beerdigte Ideologien, tötete Gott. Damit nahm er dem Menschen den Halt im Aussen, es ging darum, die Eigenverantwortung hochzuhalten. In allem war Nietzsche allerdings nie eindeutig, sondern viel mehr voller Widersprüche, schwer fassbar, kaum einzuordnen – ein Pendler zwischen den Welten der Kunst, der Wissenschaft, der Philosophie, ein eigenwilliger Individualist.

Entschluss

Will weise sein, weil’s mir gefällt,
und nicht auf fremden Ruf.
Ich lobe Gott, weil Gott die Welt
so dumm als möglich schuf.

Und wenn ich selber meine Bahn
so krumm als möglich lauf’ –
der Weiseste fing damit an,
der Narr – hört damit auf.

Zu glauben, dass Nietzsche diesen doch immer einsameren Weg ohne Probleme ging, wäre allerdings falsch, er litt selber unter seinen vielen Spaltungen.

Pinie und Blitz

Hoch wuchs ich über Mensch und Tier;
und sprech’ ich – niemand spricht mit mir.

Zu einsam wuchs ich und zu hoch –
ich warte: worauf wart’ ich doch?

Zu nah’ ist mir der Wolken Sitz, –
ich warte auf den ersten Blitz.

Die sozialen Beziehungen schwanden mehr und mehr, zerstörerische Phantasien nahmen zu, der Wahnsinn ergriff ihn immer stärker. Die psychischen Probleme hinderten ihn immer mehr am Arbeiten, die letzten zehn Jahre verbrachte er als Pflegefall. Friedrich Nietzsche wurde nur gerade 55 Jahre alt, sein Werk aber ist unsterblich.

Lebensregeln

Das Leben gern zu leben,
musst du darüber steh’n!
Drum lerne dich erheben!
Drum lerne – abwärts seh’n!

***

Den edelsten der Triebe
veredle mit Bedachtung:
zu jedem Kilo Liebe
nimm ein Gran Verachtung