Mely Kiyak: Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an

Papa Kiyak hat Krebs. Die Tochter kümmert sich. Sie spricht mit den Ärzten, kocht Essen, will für ihn da sein, redet gut zu und hat selbst keine Kraft. Sie weint plötzlich in den unmöglichsten Situationen, kämpft immer wieder an allen Fronten, wütet über die Bedingungen von Migranten und denen in Spitälern. Und zwischendurch lässt sie sich von ihrem Papa Geschichten erzählen. Von früher. Von der Familie.

«Zum ersten Mal denke ich, dass mein Vater es nicht packen wird.»

Als ich das Zitat gelesen habe, erkannte ich mich wieder. Genau so war das. So kenne ich es. Eine sachliche Rezension zu diesem Buch zu schreiben, ist mir unmöglich. Oder: Ich will es nicht.

Ich wollte das Buch beim Lesen so oft abbrechen. Es tat mir nicht gut. Es warf mich zurück. Zu den gleichen Sätzen, die ich vor einigen Jahren auch hörte. Zu den Kämpfen, obwohl ich tief drin die Hoffnung aufgegeben hatte – und doch weiter hoffte. Es versuchte. Zurück zum Weinen in Trams, in Einkaufszentren. Zurück zu Zusammenbrüchen, tiefer Trauer. Angst.

Mely Kiyak schreibt über sich und ihren Vater. Sie schreibt über dessen Krebs und wie er sich ausbreitete. Lunge. Nieren. Leber. All das hatte ich genauso. Und so vieles dazu. Wie will ich da einen sachlichen Text darüber schreiben? Ich habe geweint. Nein. Geheult beim Lesen.

«Das scheint vollkommen üblich zu sein. Dass man sterbenskranken Menschen ihr Essen nicht dann gibt, wenn sie es brauchen und wollen, sondern dann, wenn es dem System in den Kram passt.»

Natürlich war das Verständnis für das Personal bei mir da. Sie sind alle überlastet. Und doch lag da mein Vater. Als ich all die Beschreibungen des Spitalalltags las, erkannte ich alles wieder. Mehr noch, ich war wieder drin. In dieser Wut, diesem Ausgeliefertsein. Ja, wir hatten teilweise grossartige Pflegekräfte. Geduldige Ärzte. Aber auch das Gegenteil. Und in all dem liegt dein Vater. Der Mensch, der dir so viel beigebracht hat. Der dir so wichtig, so lebenswichtig, wie du dachtest, ist. Unerträglich. Und doch muss es ertragen werden. So ging es mir wieder beim Lesen. Ich konnte nicht aufhören. Obwohl ich es kaum ertragen habe. Was für das Buch spricht. Es ist ehrlich. Es ist schonungslos. Es ist persönlich. Es ist authentisch.

«Noch bevor ich sprechen kann, fange ich an zu weinen. Es ist mächtiger als ich. Ich habe mich nicht im Griff. Dabei beginnen wir erst.

Was soll ich schreiben: So war das. Die Direktheit von Mely Kiyaks Schreiben führt es mir nicht nochmals vor, sie wirft mich nochmals rein. Und in all das, was als nette Beigabe in solchen Situationen dazukommt: Die Isolation, das Abwenden von Freunden, weil man keine Zeit mehr hat. Weil man sich ja kümmern muss. Und danach keine Worte findet auf die Fragen, die kämen.

«Man gewöhnt sich an Menschen, liebt sie, und am Horizont winkt bereits der Tod. Man fragt sich doch, worin der Sinn des Lebens besteht, wenn am Ende gestorben wird.»

Ja, wo liegt der Sinn des Lebens? Worauf kann man bauen? Es ist das elende Gefühl, das Mascha Kaléko beschreibt, dass der eigene Tod kein Schrecken ist, aber der derer, die man liebt. Alle können einem immer genommen werden.  

Fazit zum Buch
Berührend. Bewegend. Tief.

(Mely Kiyak: Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an, Carl Hanser Verlag GmbH, München 2024.)

Rebecca F. Kuang: Yellowface

Athena Liu und June Hayward sind seit ihrem gemeinsamen Literaturstudium Freundinnen, beide streben sie eine Karriere als Schriftstellerin an. Während Athena der Erfolg nur so zufliegt, will June der Durchbruch nicht gelingen. Beim Feiern eines weiteren Erfolges erstickt Athena vor Junes Augen und diese wittert ihre Chance: Sie stiehlt deren fertiges Manuskript und gibt es nach intensiver Umarbeitung als eigene Geschichte heraus. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten, doch dann droht der Diebstahl aufzufliegen.

„Yellowface“ ist ein Buch über das Schreiben:

«Schreiben ist der Kern meiner Identität, seit ich ein Kind war… Und auch wenn es mich unglücklich macht, werde ich an dieser Magie festhalten, solange es mich gibt.»

Über die guten Seiten daran:

«Darum liebe ich das Schreiben so sehr – wir haben unendlich viele Möglichkeiten, uns selbst und unsere eigenen Geschichten neu zu erfinden.»

Und die schwierigen:

«Schreiben ist so eine einsame Tätigkeit. Du hast keine Gewissheit, ob deine Arbeit irgendeinen Wert hat, und jedes Indiz dafür, dass du den Anschluss verlierst, stürzt dich in den Abgrund der Verzweiflung.»

Es stellt die Frage, wer ein Buch wirklich geschrieben hat:

«Die ursprüngliche Idee für diesen Roman kam vielleicht nicht von mir, aber ich bin diejenige, die ihn gerettet und den ungeschliffenen Diamanten zum Glänzen gebracht hat.»

Und ein Buch über Aneignung:

«Zum ersten Mal seit ich das Manuskript abgegeben habe, überkommt mich ein tiefes Schamgefühl. Das ist nicht meine Geschichte, mein Erbe.»

Es ist ein Buch über Freundschaft:

«Schliesslich ist es schwer, mit jemandem befreundet zu sein, der dich bei jeder Gelegenheit aussticht. Vermutlich mag niemand Athena, weil niemand das Gefühl mag, im Vergleich mit ihr ständig den Kürzeren zu ziehen. Vermutlich stehe ich zu ihr, weil ich so armselig bin.»

Ein Buch über Neid:

«Neid bedeutet, mich ständig mit ihr zu vergleichen und dabei schlecht wegzukommen; Panik, dass ich nicht gut genug oder schnell genug schreibe, dass ich nicht gut genug bin und es nie sein werde.»

Und ein Buch über den Tod – und was danach von einem bleibt. Dabei schwingt auch die Angst mit, schon zu Lebzeiten in Vergessenheit zu geraten.

«Mir war nicht klar, wie viel Angst ich davor habe: unbekannt zu sein, vergessen zu werden.»

Fazit zum Buch
Ein gut lesbares, flüssig geschriebenes Buch, das Einblicke in die Welt hinter den Büchern, in die Welt des Schreibens und Publizierens und alles, was darin Schönes und Schwieriges steckt.  

Paul Auster: Bericht aus dem Innern

«Gravierender… ich lebe in meinem Schreiben – es verschlingt meine Gedanken. Ich habe jede Menge Ideen, Pläne, alles auf einmal – in jeder freien Sekunde denke ich darüber nach, tüftle, revidiere, ohne aber das, woran ich im Augenblick arbeite, aus dem Blick zu verlieren…»

Paul Auster ist ein Schreibender. Er ist einer, der sich und sein Leben förmlich dem Schreiben verschrieben hat – und der Liebe. Doch die kommt erst später. Zuerst muss er zu dem heranwachsen, der er mal sein wird. Er muss eine Kindheit durchleben, die ihn zu dem macht oder aus der er das macht, was er als sein Leben bezeichnet. In diesem Buch beschreibt Paul Auster diese Kindheit und sein Heranwachsen. Er beleuchtet das, was er aus Erinnerungen und Erzählungen kennt und analysiert es mit seinem erwachsenen Blick. Er durchläuft all die Jahre vom Kind bis hin zum frühen Erwachsenen. Den letzten Teil dieser Erinnerungen bilden Briefe, die er seiner langjährigen Freundin und ersten Ehefrau Lydia Davis geschrieben hatte. Abgerundet wird das sehr persönliche Buch durch Einblicke in das familiäre Fotoalbum.

«…dies ist der Moment, in dem wir die Fähigkeit erwerben, uns selbst unsere Geschichten zu erzählen, die ununterbrochene Erzählung zu beginnen, die erst mit unserem Tod endet.»

Wann ist der Mensch so weit, dass er sich seines eigenen Seins bewusst ist? Wann erkennt er sich als Denkenden und Handelnden? Nach Paul Auster tritt ein Kind im Alter von sechs Jahren in diese neue Phase des Lebens. In diesem Alter, so Auster, denkt ein Kind und weiss, dass es etwas denkt. Es fängt an, sich dieses Denken und sein Leben zu erzählen. Das erinnert mich an Max Frisch, der in «Mein Name sei Gantenbein» schrieb:

«Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält…»

Beim Blick auf die Kindheit spielen die Eltern eine grosse Rolle. Sie sind es, die das nächste Umfeld bilden, die Beziehung zu ihnen legt den Grundstein unseres Seins. Paul Austers Blick zurück ist kein verklärender. Es ist ein offener und schonungsloser. Er legt dafür den Finger in seine Wunden und zeigt, wie sie entstanden sind.

«…die beiden haben es verpfuscht, und dass du diese Katastrophe als Kind miterleben musstest, hat dich zweifellos nach innen getrieben und einen Mann aus dir werden lassen, der den grössten Teil seines Lebens allein in seinem Zimmer verbracht hat.»

In einem Interview sagte Paul Auster, jeder Schriftsteller sei ein Verwundeter, ein glücklicher Mensch würde kaum jeden Tag in ein einsames Zimmer sitzen und schreiben. Der Schriftsteller gehe in die Kunst, in sein Schreiben, weil das der Ausdruck seiner Wunde sei.

«…dort hast du dir beigebracht, allein sein zu können, und nur wenn ein Mensch allein ist, kann er seinen Gedanken freien Lauf lassen.»

Es gibt zwei Sichten, das eigene Sein zu sehen: Man wurde, wer man ist, weil die Dinge waren, wie sie waren, oder man wurde es, obwohl sie so waren. Die schwierigen Familienverhältnisse waren belastend für den kleinen Jungen und dieses Belastende hat lange nachgehallt. Was er aber daraus gelernt hat ist, sich zurückzuziehen in seine eigene Welt. Das war die Welt, die sich in seinem Kopf zeigte, in seinen Fantasien. Beim Alleinsein konnte er diese Welten entstehen lassen und ausmalen. Etwas, womit er nie mehr aufgehört hat – zum Glück für seine Leser. Auch wenn es nicht immer nur einfach floss:

«Das alles klingt, als sei ich… sehr beschäftigt. Vielleicht bin ich das, aber es fühlt sich für mich nicht so an. Die meiste Zeit verbringe ich völlig allein – in äusserster und furchtbarer Einsamkeit. In meinem kleinen kalten Zimmer, wo ich entweder arbeite oder auf und ab gehe oder vor Niedergeschlagenheit gelähmt nichts tue.»

So erfolgreich Paul Auster auch war, die Unsicherheit dem eigenen Schreiben gegenüber ging nie ganz verloren. Nach jedem beendeten Buch fing sie von neuem an: Würde es nochmals gelingen? Es gelang!

«…und mag es viele Dinge geben, an die du dich erinnerst, so gibt es mehr, tausendmal mehr, auf die das nicht zutrifft.»

Was erinnern wir? Was vergessen wir? Schlussendlich ist das, was bleibt, wohl ein kleiner Teil all dessen, was war. Es ist der Teil, der sich in uns festgesetzt hat, weil wir ihm zum Zeitpunkt des Erlebens einen Wert beigemessen haben und ihn darum irgendwo bewahrt haben – oft auch im Unterbewusstsein, von wo er erst wieder auftaucht, wenn es einen Auslöser dafür gibt.

Als Schlusssatz kann ich eigentlich nur noch ein Zitat anhängen:

«Am Ende glaube ich mehr als alles andere, das Einzige, was überhaupt etwas zählt, ist die Liebe.»

Die hat er gefunden und lebte mit ihr für viele Jahre. Die Liebeserklärung, die man im «Winterjournal» lesen kann, ist wundervoll. So möchte man lieben können, so möchte man geliebt werden.

Didier Eribon: Eine Arbeiterin. Leben, Alter, Sterben

«Unsere Mutter sollte sich heimisch fühlen, denn, wie wir ihr im Laufe des Tages immer wieder sagten, hier wohnte sie jetzt, das war jetzt ihr «Zuhause», wogegen sie resigniert protestierte: «Nein, das wird nie mein Zuhause sein», dann: «Nein, das ist nicht mein Zuhause, bevor sie es leid war, dass wir sie scheinbar nicht verstanden, und sagte: «Jaja, ich weiss, aber es ist nicht dasselbe.»»

Didier Eribon erzählt von seiner Mutter, vordergründig, in Tat und Wahrheit erzählt er mehr von sich und seinem Verhältnis und Verhalten der Mutter gegenüber. Er liefert eine Sozialstudie dessen, was es heisst, alt und damit Minderheit zu sein. Er demonstriert, was es bedeutet, einer unteren Klasse zuzugehören, und welche Probleme damit verbunden sind.

«…mir wurde wieder einmal bewusst, wie befremdlich und nahezu unerträglich das sein kann, was man gemeinhin als «Familienbande» nennt. Was verband uns? Nichts. Rein gar nichts. Ausser der Tatsache, dass wir hier waren, um uns um unsere Mutter zu kümmern, dass wir hier sein mussten.»

Und: er zeigt die Zerwürfnisse und Schwierigkeiten in Familien, vor allem dann, wenn es darum geht, Lösungen zu finden, an denen alle beteiligt sind und die alle in einer Weise betreffen. Neben der persönlichen Ebene dieses Buches gibt es auch die soziale, die politische. Didier Eribon verweist auf die Lage von alten Menschen in unserer Gesellschaft, auf ihr Übergangensein, auf ihre Stellung am Rande der Gesellschaft und dieser quasi nicht mehr zugehörig. Sie haben keine Stimme mehr, Entscheidungen werden oft über ihren Kopf hinweg und für sie getroffen. Es ist, so Eribon, dringend nötig, alten Menschen wieder eine Stimme zu geben, ihnen die Würde zu belassen, die ihnen zusteht.

«Mittlerweile ist mir bewusst, dass ich zugleich dank meiner Mutter und in Abgrenzung zu ihr der Mensch geworden bin, der ich bin. In meinen Gedanken war das In-Abgrenzung-zu-ihr lange Zeit stärker als das Dank-ihr. Natürlich schäme ich mich seit langem für all die Beispiele meines Egoismus und meiner Undankbarkeit.»

Eribon schaut unbarmherzig auf seine Beziehung zu seiner Mutter. Er sieht seine Versäumnisse, sein mangelndes Einfühlungsvermögen und auch die Vernachlässigung der Beziehung. Er war in seinem Weg der Abgrenzung von seiner Herkunft, damit, all das, was dafürstand, abzulehnen, so gefangen, dass ihm der Blick auf die anderen, das Einfühlen in ihre Position und ihren Umgang mit der Situation, verborgen blieb. Nein, all das blieb nicht einfach verborgen, er schaute bewusst weg.  

Eribon bleibt aber nicht beim Persönlichen stehen, er zeichnet auch ein Bild der Gesellschaft, wie sie war, vor allem auch für Frauen:

«Als Frau hatte man es schwer, Männer konnten machen, was sie wollen, Frauen nicht.»

Seine Mutter kam aus einer Zeit, in welcher Frauen wenig Rechte und Möglichkeiten hatten. Den Frauen und deren Entscheidungen ausgeliefert hatten sie den Platz einzunehmen, der ihnen zugewiesen wurde. Dies war vor allem in den unteren Klassen der Fall, in welchen generell wenig Spiel- und Freiraum zur Lebensgestaltung herrschte.

«Selbst wenn eine Ohnmachtserfahrung der Vergangenheit angehört, wenn sie längst in Vergessenheit geraten ist, hinterlässt sie unauslöschliche Spuren.» 

Auch wenn sich die Zeiten verändert haben, Frauen mehr Rechte bekamen, so sitzen die Spuren dessen, was war, doch tief. Ein neues Verhalten, eine neue Gewissheit für den eigenen Platz in der Gesellschaft ergibt sich nicht von heute auf Morgen. Zudem hat sich das Neue auch in den Köpfen anderer noch nicht vollkommen eingenistet, so dass Spuren vom Alten noch immer aktuell sind und damit auch erlebt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass mit der fortschreitenden Zeit eine weitere Schwierigkeit auftaucht, ein neues Stigma, welches den Stand in der Gesellschaft erneut schwieriger macht: Das Alter. Mit diesem einher geht eine weitere Diskriminierung, die erneute Erfahrung, nicht mehr zum aktiven Teil der Gesellschaft gezählt zu werden und nach und nach, wenn die Gesundheit entsprechend ist, in Zwangssituationen zu geraten, die man selbst nicht möchte.

«Der Umzug ins Altenheim ist… der Eintritt in eine erzwungene Gemeinschaft, der man sich schwerlich entziehen kann.»

Wer sagte nicht in jungen Jahren, dass er nie in einem Altenheim leben möchte, weil man damit wenig Positives verbindet. Diese Sicht verfestigt sich und ist nicht einfach weg, wenn der Zeitpunkt kommt, dass man es in Erwägung ziehen muss – oder dazu genötigt wird, es in Erwägung zu ziehen. Dieser Umzug ist nicht einer von vielen, er gleicht einem aus der Freiheit des eigenen Seins und Tuns in ein geregeltes System mit Vorschriften und erzwungenen Nachbarschaften.

«Wenn alte Menschen keine Stimme haben. Oder nicht mehr haben oder sogar, im Fall Pflegebedürftiger, nicht mehr haben können – sind dann nicht andere angerufen, ihnen eine Stimme zu geben»?

Wir dürfen nicht wegschauen. Menschen sind Teil unserer Gemeinschaft. Immer. In jedem Alter, mit allen Fähigkeiten und Hindernissen. Oft vergessen wir die, welche sich nicht mehr wehren können. Wir lassen sie am Rand stehen. Vordergründig sind sie versorgt, doch was dieses «versorgt» wirklich bedeutet, blenden wir aus. Didier Eribon hat hingeschaut. Und er hat dieses Buch geschrieben. Er hält den Finger in die Wunde dieser Gesellschaft. Er gibt seiner Mutter eine Stimme, als diese keine mehr hat. Er gibt durch sie den Menschen eine Stimme, die keine haben. Damit wir sie hören. Und hinschauen.

Das Buch wurde von mir sehr erwartet und hatte damit wohl einen schweren Stand. Auch schwer war es, weil ich von den beiden vorher gelesenen Büchern «Rückkehr nach Reims» und «Gesellschaft als Urteil» mehr als begeistert war. Ich wurde, ich kann es gleich sagen, enttäuscht. Ob das nur der hohen Messlatte geschuldet war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber für mich war es sicher nicht Eribons bestes Buch. Trotzdem ist es absolut lesenswert und eine Empfehlung von mir.

Salman Rushdie: Knife

«Ich musste das Buch schreiben, das Sie jetzt lesen, denn das Schreiben war mein Weg, das Vorgefallene anzuerkennen, die Kontrolle zurückzugewinnen, mir das Geschehene anzueignen und nicht ein blosses Opfer zu sein. Auf Gewalt wollte ich mit Kunst antworten.»

Am 12. August 2022 wurde der weltbekannte Autor Salman Rushdie während einer Lesung in Chautauqua, New York, Opfer eines brutalen Messerangriffs. Rushdie, bekannt durch sein Buch „Die satanischen Verse“, welches in vielen islamischen Ländern als blasphemisch gilt, wurde schwer verletzt. Der Angriff auf Rushdie ist nicht nur ein Angriff auf eine Einzelperson, sondern auch auf die Werte der freien Meinungsäußerung und die demokratischen Grundprinzipien. Zum Thema Meinungsfreiheit äussert sich Rushdie folgendermassen:

«Hat man Angst, was man sagt, könnte unangenehme Folgen haben, ist man nicht frei. Und als ich Die satanischen Verse schrieb, wäre mir nicht im Traum eingefallen, Angst zu haben.»

Salman Rushdie ist seit der Veröffentlichung seines Buches im Jahr 1988 einer der prominentesten Verfechter der Redefreiheit. Die „satanischen Verse“ lösten eine Welle der Empörung und Gewalt aus, die 1989 in einer Fatwa des iranischen Ayatollah Khomeini gipfelte, die zur Tötung Rushdies aufrief. Danach lebte Rushdie jahrelang im Untergrund und unter ständiger Bedrohung.

«Ich errang meine Freiheit dadurch, dass ich wie ein freier Mensch lebte.»

Dass dieses Leben im Versteck nicht das sein konnte, war bald klar. Er wechselte den Kontinent, fing nochmals von vorne an und bemühte sich in den Staaten, ein öffentliches, ein sichtbares, ein unbeschütztes Leben zu führen. Im Glauben daran, dass die so gelebte Normalität Wirklichkeit sei, die Gefahr vorüber.

Der Angriff von 2022 zeigt auf erschreckende Weise, dass die Bedrohung durch extremistische Gewalt gegen freie Meinungsäußerung noch immer präsent ist. Rushdies Verletzungen erinnern uns daran, wie fragil die demokratischen Errungenschaften sein können und wie wichtig es ist, diese zu verteidigen. Die Redefreiheit ist eine der Grundsäulen jeder Demokratie. Sie erlaubt es, unterschiedliche Meinungen zu äußern und Debatten zu führen, ohne Angst vor Repressalien oder Gewalt haben zu müssen.

In einer Zeit, in der Populismus und autoritäre Tendenzen weltweit auf dem Vormarsch sind, ist der Angriff auf Rushdie ein Weckruf. Es geht nicht nur um die Sicherheit eines einzelnen Autors, sondern um die Verteidigung grundlegender demokratischer Werte gegen extremistische Bedrohungen. Der Vorfall mahnt uns, dass der Kampf für Demokratie und Freiheit ein fortwährender Prozess ist, der ständigen Einsatz und Wachsamkeit erfordert.

Darüber hinaus zeigt der Angriff auch die Gefahr, die von religiösem Fanatismus ausgeht. Wenn Meinungsverschiedenheiten in Gewalt münden, wird der öffentliche Diskurs vergiftet und die Basis für eine pluralistische Gesellschaft untergraben. Es ist die Aufgabe demokratischer Gesellschaften, für die Sicherheit und Freiheit ihrer Bürger einzutreten und Gewalt in jeder Form zu verurteilen.

Zusammengefasst steht der Angriff auf Salman Rushdie symbolisch für die anhaltenden Kämpfe um Meinungsfreiheit und Demokratie. Es liegt an uns allen, diese Werte zu schützen und zu verteidigen, um sicherzustellen, dass Stimmen wie die von Rushdie weiterhin Gehör finden können.

«Ich begriff, dass ich mich mittels Literatur selbst reparieren konnte.»

Einen Weg hin zu diesem Gehör hat Salman Rushdie mit seinem neusten Buch unternommen. In «Knife» schildert er seine Geschichte rund um den Anschlag auf sein Leben. Er schreibt von der Erschütterung durch die wieder aufgebrochene Gefahr, über den Schmerz beim Angriff und den weiteren beim Bewusstsein, womit er die Zukunft seines Lebens umgehen lernen muss. Er schreibt aber auch von der Kraft der Liebe und wie diese ihn durch all das Leid hindurchtrug. Er schreibt offen, zeigt sich verwundet und verwundbar. Er berührt, bewegt, erschüttert, hallt nach. Ein Buch, das mich mit jeder Faser meines Körpers und Fühlens ergriffen hat. Bis in die Träume hinein.

«Ohne die Katastrophen von gestern wären wir nicht die, die wir heute sind.»

Was kann ich über ein solches Buch schreiben? Welche Worte sind angemessen, welche hinreichend? Was Salman Rushdie passiert ist, kann nur als grosses Unglück bezeichnet werden. Und doch ist da noch mehr.

«Auch Sprache ist ein Messer. Sie kann die Welt aufschneiden und ihre Bedeutung zeigen, ihre inneren Mechanismen, ihre Geheimnisse, ihre Wahrheit.»

Fast möchte ich sagen, der Täter hat versagt. Zwar ist es ihm gelungen, Salman Rushdies Leben mit Schmerz, Leid und auch Angst zu belasten. Was ihm aber nicht gelungen ist: Ihn auszulöschen, ihn zum Verstummen zu bringen. Im Gegenteil. Salman Rushdie hat noch mehr zu seiner Stimme gefunden, er lässt sie sprechen, sucht Gehör und findet es. Er steht ein für das Gute, für Werte und vor allem für die Liebe und das Miteinander, welche ihm die Kraft gaben, weiterzuleben, weiterzumachen.

Lena Gorelik: Wer wir sind

«Das ist meine Geschichte. Ich schreibe sie auf, in der Sprache, die mir am besten gehorcht. Ich schreibe Worte auf, verletze Menschen, weiss Liebe, spüre Respekt, streiche weg, gehe zurück, bleibe stehen. Murmle Entschuldigung, zwischen die Zeilen hinein. Tippe Buchstaben, sortiere Worte, habe Angst vor Fragen, vor denen, die ich liebe, vor dem, was ich schreiben könnte, ordne Worte an. Die Worte beugen sich ächzend. Das ist meine Geschichte, tippe ich, Buchstaben für Buchstaben trotzig.»

Mit 11 Jahren lässt die Ich-Erzählerin Sankt Petersburg und alles, was da war, zurück: Die Kindheit, die Erinnerungen, die Freunde, den Hund. Sie kommt in Deutschland mit nichts als den Eltern und der Grossmutter und ein paar notwendigen Dingen, die in einem kleinen Koffer Platz hatten, an. Sie merkt bald, dass ein wirkliches Ankommen nicht möglich ist, weil sie immer die Fremde, die andere ist. Weil sie aussieht, wie keiner aussieht, weil sie ausgelacht wird für das, was sie trägt. Weil die Eltern es nicht schaffen, die Sehnsüchte, die sie an den Westen, an die Freiheit hatten, umzusetzen, zu leben, zu geniessen gar. Und dann findet sie in der Sprache eine neue Heimat, eine, die von allem, was war, Distanz schafft, weil sie nicht eine mit den Eltern geteilte Heimat wird. Und immer ist da Scham. Und auch Stolz. Aufbegehren, um wieder in Anpassung überzugehen.

Davon handelt dieser autobiografische Roman.

««Hast du Pläne, ein Buch zu schreiben?», fragt mein Vater. Ich schreibe nichts. Ich schreibe über dich, über uns. Ich schreibe uns auf, ich erzähle von mir, ich kann dich nicht weglassen, ich bin, weil ihr seid, und wir sind, auch wenn du die Arme verschränkst und ich mit den Zehen wackle. Was schreibe ich, wenn ich versuche, nicht zu viel zu erzählen? «Ich weiss nicht, was für Pläne ich habe.»»

Ich lese mich durch die ersten Seiten und verstehe nicht, was da passiert. Vielleicht passiert auch nichts. Es sind lose zusammengewürfelte Erinnerungen, Gespräche mit den Eltern, Erinnerungen an solche Gespräche. Der Inhalt erscheint bedeutungslos und doch ist er bedeutsam. Er steht schwarz auf weiss geschrieben. Vielleicht steht er für etwas anderes, ist er ein Abbild, ein Ausdruck der Bedeutungslosigkeit, der Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind.

«Wir haben so viel auf dem Weg verloren… Meine Mutter denkt, vielleicht auch uns. Die Familie haben wir verloren, alles, was wir einmal waren an Gefühl. Den Zusammenhalt, dieses Gefühl: … Wir, gemeinsam.»

Eine Verbindung, die nur durch die Herkunft noch hält, der die Sprache fehlt, das Gefühl. Die gilt es zu ergründen. Was hält Familien zusammen? Welches Band steht zwischen Eltern und ihren Kindern, wenn da keine Gemeinsamkeiten mehr sind und das, was war, lieber vergessen als erinnert würde? Was war gut, wo wurde es schwer? Was hallt noch nach, was bleibt?

Und dann sind da diese wunderbaren Sätze. Sie sind in eine Geschichte gebettet und in ihnen steckt eine weitere Geschichte, vielleicht sogar die meine eigene als Lesende:

«…wir sprechen über nichts. Verhindern die Stille.»

Ich finde mich in solchen Sätzen. Ich weiss, wie sie sich anfühlen. Sie wecken in mir Erinnerungen, Gefühle. Das Wissen um all das Ungesagte, das Wissen um das Schweigen da, wo viele Worte gewünscht, aber nicht aussprechbar gewesen sind. Es findet sich in vielen Familien wohl. Und dann denke ich, vor allem beim Lesen eines Buches wie diesem, dass ich hätte sprechen sollen. Oder es noch könnte. Und dann sitze ich da, schweigend, das Buch in der Hand. Es wirkt nach.

(Lena Gorelik: Wer wir sind, Rowohlt Verlag, 2022.

Anne Pauly: Bevor ich es vergesse

«Der Tod ist nichts: Ich bin nur ins Zimmer nebenan gegangen. Ich bin ich. Ihr seid ihr. Was ich für euch war, das bin ich nach wie vor.» Charles Péguy

Als Anne Paulys Vater stirbt, müssen sie und ihr Bruder die Formalitäten regeln und die Abdankung planen. Die Konfrontation mit dem toten Vater, mit den Erinnerungen an die vielfältigen Erfahrungen, Gefühle, Erlebnisse aus der gemeinsamen Vergangenheit sowie die Aufarbeitung der zurückbleibenden Gefühle an diesen Menschen, der so viele Seiten in sich trug, vom gewaltvollen Alkoholiker über den Liebhaber von Gedichten bis hin zum Interessierten für Spiritualität und östliche wie westliche Philosophien handelt dieses Buch.

«Während ich seine Hand hielt, die in meiner langsam kalt wurde, wünschte ich mir von ganzem Herzen, niemals seinen Duft zu vergessen und wie weich seine trockene Haut war.»

Was wird bleiben nach dem Tod, wenn der Mensch, der mal war, der zum eigenen Leben gehörte, durch den dieses wurde und war, wie es war, stirbt? Was wird man mitnehmen können ins neue Leben, in das ohne diesen Menschen? Die Angst, dass die Erinnerung an die Dinge verloren geht, die so wichtig schienen, die diesen Menschen ausmachten, ist oft gross. Man fürchtet, damit alles zu verlieren, vielleicht ein Stück von sich selbst.

«Im Gegensatz zu meiner Mutter habe ich immer verstanden, welchen Trost er daraus zog, Bücher zu besitzen, und welche Sehnsucht sich dahinter verbarg.»

Bücher sind Tore zur Welt. Sie können helfen, die Welt, in der man sitzt und sich vielleicht nicht wohlfühlt, für einen Moment zu verlassen. Nur schon sie zu besitzen heisst, die Möglichkeit zu haben, die in den Büchern steckt. Bücher sind auch ein kulturelles Symbol. Bücher im Regal zu haben, deutet darauf hin, einer bestimmten Schicht, einer bestimmten kulturellen Klasse zuzugehören. Sie vermitteln zumindest den Schein der Zugehörigkeit.

«Ja, sicher, er hatte es übertrieben, und doch war es diese Seele, die mir in all den Jahren nah gewesen war, und es war dieser Mann, der mich, zwischen zwei Besäufnissen, fest in seine langen Arme geschlossen hatte, wenn er fühlte, dass die Angst mit ihren schwarzen Händen nach mir griff.»

Kein Mensch hat nur eine Seite. Selbst der gewaltvollste Vater, ein Vater mit all seinen Schwächen und dunklen Seiten, hat auch die andere, die, auf die man bauen und vertrauen möchte. Die kleinen lieben Gesten zwischendurch, die, welche Halt geben, wenn man ihn braucht, mildern das Gesamtbild.

«Ich fand am Ende immer eine Entschuldigung für ihn: seine Schwermut, seine Einsamkeit und seine Langeweile, der nichts je hatte bekommen können, machten ihn verrückt.»

Wenn wir jemanden lieben, möchten wir ihn im besten Licht sehen. Das ist nicht immer möglich, vor allem, wenn die Schattenseiten zu deutlich herausstechen. Wie oft suchen wir dann Gründe, diese zu entschuldigen, suchen nach Erklärungen, die mildernd wirken, die den Blick nachgiebiger machen sollen. Belügen wir uns damit selbst? Oder sind wir damit der Wahrheit auf der Spur, die immer keine einfache ist, sondern mehrere Seiten aufweist?

Mascha Kaléko schrieb in ihrem Gedicht «Memento»:

«Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?»

Wenn jemand stirbt, bleibt eine Lücke. Lücken haben etwas Bedrohliches: Wie sollen wir sie füllen? Lücken bedeuten Leere, bedeuten, dass da, wo etwas war, nun nichts mehr ist. Ein Nichts ist unbestimmt, wir sind daran gewohnt, dass immer etwas ist, etwas zu sein hat. Wir haben, in heutigen Zeiten noch viel mehr als früher, das Bedürfnis, alle Leerstellen zu füllen. Wir packen förmlich unser Leben voll, um nicht ins Nichts zu fallen. Die Lücke durch einen Tod lässt sich nicht einfach füllen. Sie ist endgültig. Vielleicht liegt auch darin ein grosser Teil der Angst vor dem Tod.

Anne Pauly setzt sich in ihrem Buch mit dieser Lücke auseinander. Sie beleuchtet ihre Beziehung zu ihrem Vater, schaut hin, welchen Stellenwert dieser in ihrem Leben hatte. Sie erinnert sich an ihr Aufwachsen, an die Reibungen, Auseinandersetzungen und das Verbindende zwischen sich und ihrem Vater. Sie denkt über ihre Gefühle nach, über ihre Sehnsüchte, Ängste, Enttäuschungen. Was hiess es, Tochter dieses Vaters zu sein? Und was bleibt davon nun noch übrig? Was kann sie mitnehmen? Was ist verloren? Was wird sie weiter erinnern, was fällt dem Vergessen anheim?

Von all dem handelt dieses Buch. Es ist ein Buch über Liebe, Gewalt, Trauer und Trost, es ist ein Buch über Abschied und ein Buch über eine Beziehung zwischen Vater und Tochter.

André Gorz: Brief an D: Geschichte einer Liebe

«Bald wirst du zweiundachtzig sein. Du bist um sechs Zentimeter kleiner geworden, Du wiegst nur noch fünfundvierzig Kilo, und immer noch bist Du schön, graziös und begehrenswert. Seit achtundfünfzig Jahren leben wir nun zusammen, und ich liebe Dich mehr denn je.»

Wenn ein Buch so anfängt, dann weiss ich, dass hier etwas Wunderbares auf mich wartet, in das ich mich ganz reingeben möchte. Aufsaugen werde ich dieses Buch, da bin ich mir sicher.

Worum geht es?

«Du hast mir Dein ganzes Leben und alles, was du bist, geschenkt; ich möchte Dir in der Zeit, die uns noch bleibt, alles von mir schenken können.»

Nach achtundfünfzig gemeinsamen Jahren schreibt André Gorz seiner Frau Dorine mit diesem Buch eine wundervolle Liebeserklärung voller Tiefe, Wärme, Poesie. Die Liebe dieser beiden Menschen ist förmlich spürbar und sie rührt zeitweise zu Tränen. Neben dieser wunderbaren Liebeserklärung blickt André Gorz klar auf die Zeit, die war, beleuchtet die einzelnen Stationen des gemeinsamen Lebens und geht auch mitunter hart mit sich ins Gericht. Er schilt sich einiger Fehler, denen er diese Schrift gegenüberstellen möchte.

«Und so bin ich bald der Chefredakteur dieses Pressedienstes geworden. Du kamst oft in die Redaktion, um einen grossen Teil der englischen Publikationen durchzusehen… Deine Eleganz und Dein britischer Humor erhöhten mein Ansehen bei den Vorgesetzten.»

Zu sehen, wie Dorine André Gorz nur zudiente, sich in seinen Dienst stellte, obwohl sie ihm ebenbürtig wäre, von ihm in gewissen Bereichen sogar als Überlegene gesehen wird, verwundert mich. Ist es der Zeit geschuldet? Einerseits sicher, doch verkehrten die beiden eng mit Beauvoir und Sartre, so dass sie ein anderes Beispiel gehabt hätten (wobei Simone durchaus sich unterordnende Züge hatte trotz aller Unabhängigkeit). Wie sah Dorine ihre Rolle? Waren sie ein wirkliches Team, wie es durchaus oft klingt in diesem Buch, oder doch Macher und Helferin? Später ist Dorine auch eigene Wege gegangen, hat eine eigene Karriere angestrebt.

André Gorz beschreibt ihren Weg immer mit Ehrfurcht, Anerkennung und voller Zugewandtheit. Er betont dabei, dass ihr Weg immer auch ein gemeinsamer war, dass diese Gemeinsamkeit sie nährte und ihrem Leben Sinn verlieh.  

«Ich kann mir nicht vorstellen, weiter zu schreiben, wenn du nicht mehr bist. Du bist das Wesentliche, ohne das alles Übrige, so wichtig es mir erscheinen mag, solange Du da bist, seinen Sinn und seine Bedeutung verliert.»

Das Schreiben war für André Gorz das wichtigste, das zentrale Element in seinem Leben. Er bedankt sich bei Dorine immer wieder für ihr Verständnis diesem Schreiben gegenüber und für ihre Unterstützung dabei. Ohne sie hätte er es nicht geschafft, so zu schreiben, und ohne zu schreiben, hätte er nicht sein können.

Ich sitze mit diesem Buch in meinem Sessel und lese mich durch die Zeilen. Ich lese von der Liebe zwischen diesen beiden Menschen, die beim Lesen fast körperlich spürbar ist, sie geht sprichwörtlich zu Herzen. «Brief an D. Geschichte einer Liebe» ist ein persönliches und berührendes Buch. Es ist das Buch eines Menschen, der liebt und der es schafft, diese Liebe spürbar werden zu lassen. André Gorz ist es gelungen, ein authentisches Buch zu schreiben, das von grossen Gefühlen spricht und nie pathetisch wird. Er hat ein wahres Buch geschrieben, das auch die schwierigen Momente und Zeiten nicht ausblendet, und es doch immer wieder schafft, zur Liebe zurückzukehren, die die Basis von allem ist.

«Jeder von uns möchte den anderen nicht überleben müssen. Oft haben wir uns gesagt, dass wir, sollten wir wundersamerweise ein zweites Leben haben, es zusammen verbringen möchten.»

In diesen letzten Zeilen klingt das Ende dieser Liebe an. Sie haben kurz darauf beschlossen, gemeinsam aus dem Leben zu gehen. Und ja, ich wünsche mir von Herzen, dass sie dieses gemeinsame zweite Leben haben (auch wenn ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube).

Was soll ich noch zu dem Buch sagen? Es ist schon viel zu viel und reicht doch nicht an das heran, was ich fühle nach dem Lesen. Vielleicht noch das: Ich kann es nur ans Herz legen. Von Herzen!

Paris ist eine Reise wert

«Paris ist ein veritabler Ozean… Man mag Paris durchlaufen und beschreiben: Welche Mühe man sich auch dabei gibt, so zahlreich und so sorgfältig auch die Erforscher dieses Meeres sein mögen, immer wird man auf eine unbekannte Stelle stossen, auf eine unentdeckte Höhle, auf Blumen, Perlen, Ungeheuer, auf irgendetwas Unerhörtes, das die literarischen Taucher vergessen haben.» Honoré de Balzac

«Wenn einer eine Reise tun, so kann er was erzählen.» So oder so ähnlich ging ein Spruch, den ich seit Jahren kenne. Ich war nie der begeisterte Reiser. Reisen war mir eher beschwerlich, zu Hause gefiel es mir am besten, denn da kannte ich mich aus, da hatte ich alles, und vor allem: Da war ich schon. Vielleicht bin ich so oft umgezogen in meinem Leben, um trotzdem nicht immer am gleichen Ort zu sein. So konnte ich jeweils alles mitnehmen und hatte dann wieder eine Weile Ruhe.

Auf alle Fälle las ich mich in der letzten Zeit durch das Werk von Simone de Beauvoir, war mehr und mehr begeistert von ihr und damit passierte es unweigerlich: Ich wollte dahin, wo sie gewesen war. Nach Paris. Ich war Feuer und Flamme, plante Projekte, die ich mit der Reise verbinden wollte, und besorgte mir – wie sollte es anders sein – die nötige Literatur zur Vorbereitung. Die Auswahl ist gross, es galt auszuwählen.

Auf der Hand lag folgendes Buch:

Inga Westerteicher: Das Paris der Simone de Beauvoir

«Er trug so leicht an der Last der Welt, dass sie auch mich nicht mehr niederzudrücken vermochte; im Luxemburggarten strahlten morgens der blaue Himmel, der gründe Rasen, die Sonne, wie an den schönsten Tagen.» Simone de Beauvoir, Memoiren

Eine Reise durch das Paris von Simone. Lange wohnte Simone de Beauvoirs nur in Hotels, die vor allem eines sein mussten: Preiswert. Nachdem sie durch einen Literaturpreis Geld gewonnen hatte, kaufte sie sich eine Wohnung. Nach und nach wurden die Finanzen besser, doch Simone blieb ihrem Lebensstil treu, in dem sie sich mit Sartre zusammen eingerichtet hatte – man kann die beiden kaum getrennt denken. Simone de Beauvoir verkehrte in Cafés, wo sie häufig auch schrieb, in Bars abends, wo sie Freunde trafen, schlenderte durch Strassen und Gärten. Auf all diesen Wegen können wir ihr nun dank dieses Büchleins folgen, das zudem immer auch Einblicke in ihr Leben und ihre Begegnungen bietet. Nicht nur für die, die Simone de Beauvoir lieben, aber für die ist es wunderbar.

(Inga Westerteicher: Das Paris von Simone de Beauvoir, mit einem Vorwort von Florence Hervé, edition ebersbach, Dortmund 1999.)

Antje Kahnt: Zu Fuss durch Paris

«…nirgends sei man wirklich gewesen, wo man nicht zu Fuss war, wusste schon der alte Goethe. Für keine Stadt gilt das so wie für Paris… Den Reiz der Stadt machen nicht nur die Wahrzeichen wie Eiffelturm, Notre-Dame und Sacré-Cœur aus, sondern ihre vielen Gesichter.»

Als ich mal in Venedig war, liebte ich es, die Stadt zu erlaufen. Ich ging über Brücken und durch Gässchen, kam an malerischen Kapellen vorbei, schaute in verwunschene Hinterhöfe. So stellte ich mir meine Erkundung von Paris auch vor, denn ich war mir sicher: Auf keine andere Weise geht einem ein Ort tiefer. Wie schön, dass ich gleich auch das passende Buch dazu fand. 12 Spaziergänge durch Paris, untermalt mit Bildern, Beschreibungen der sehenswerten Wegetappen und ein paar Hintergrundinformationen. Beim Anschauen des Buchs ist man praktisch schon auf dem Weg.

(Antje Kahnt: Zu Fuss durch Paris. 12 Spaziergänge, Droste Verlag, Düsseldorf 2024.)

Ulrich Wickert: Alles über Paris

«Keine Metropole erweckt am Morgen solche Gefühle des Glücks, wie dies Paris vermag, wenn der Duft der frischen Croissants aus den Bäckereien auf die Strasse weht, wenn die geflochtenen Stühle der Bistro-Terrassen auf dem frisch abgesprühten Trottoir einladen, einen Café crème zu bestellen.» Ulrich Wickert

Die Liebeserklärung an Paris («die Stadt aller Städte» des langjährigen ARD-Korrespondenten Ulrich Wickert. Er zeigt mir in kurzen Aufsätzen und Reportagen sein Paris, führt mich durch die Gassen hin zu den verschiedensten Orten, erzählt, wie es da klingt und riecht, lässt die Stadt lebendig werden. Bald fühle ich mich mittendrin im Treiben, lese von den Katzen, die über Mauern balancieren, von Voltaire, der einst in Paris lebte, von der Kunst der Bäcker, Kunst und Kulinarik.

(Ulrich Wickert: Alles über Paris, Heyne Verlag, München 2004.)

Und dann das Wunderbuch:

Siobhan Ferguson: Paris wie es keiner kennt

«Paris ist die Stadt der Lichter, gross und majestätisch… die Stadt der charmanten Dörfer… Die Stadt der Dichter und Denker…. Die Stadt des Flaneur… Paris ist die Stadt der Träume.»

Ein Fest für die Sinne, eine Augenweide. Mit unzähligen Fotos zeigt dieses Buch die einzelnen Quartiere, lässt die Eindrücke vor Ort lebendig werden beim Anschauen. Neben Tipps, wie und wo sich gut fotografieren lässt, lerne ich, wie die einzelnen Arrondissements angeordnet sind, was ich mir auf keinen Fall entgehen lassen darf, was in den einzelnen Jahreszeiten zu beachten ist – und vieles mehr. Vor allem aber, ich kann mich nur wiederholen: Wunderbare Bilder. Ein Buch, in das sich gut versinken lässt.

«Siobhan Ferguson: Paris wie es keiner kennt, übersetzt von Martina Panzer, Midas Verlag, Zürich 2024.)

Ich glaube, diese Reise durch die Bücher wird mich noch eine Weile beschäftigen, die wirkliche Reise verschiebe ich auf später. Ein bisschen komme ich mir vor wie Peter Bichsel, der einst über Paris schrieb, ohne es je gesehen zu haben.

Sigrid Nunez: Der Freund

«Denn es geht nur um den Rhythmus, hast du gesagt. Gute Sätze beginnen mit einem Taktschlag.»

Zuerst brauchte ich etwas Zeit, in den Rhythmus des Buches hineinzufinden. Die Geschichte ist schnell erzählt: Der ehemalige Lehrer und bald engste Freund der Ich-Erzählerin stirbt, er hinterlässt drei Ehefrauen und einen Hund. Als die dritte und letzte der Angetrauten der Ich-Erzählerin sagt, dass der Verstorbene den nun depressiven Hund ihr zugedacht habe, erachtet sie das nicht als wirkliche Option. Aber: der Hund, eine Dogge namens Apollo, zieht ein – zuerst in die Wohnung und dann mehr und mehr ins Herz und ins Leben. Dass die Gefahr besteht, die Wohnung zu verlieren,weil diese keine Hundehaltung erlaubt? Egal, auch wenn das in New York keine banale Sache ist, wenn man eine neue zahlbare bräuchte. Das Argument, dass sie eigentlich Katzenmensch wäre, ist bald vergessen. Klar ist: Diesem Hund muss in seiner Trauer geholfen werden, er braucht einen Freund, der für ihn da ist – oder ist es nicht eigentlich umgekehrt? 

«Was sind wir, Apollo und ich, wenn nicht zwei Einsame, die einander schützen, grenzen und grüssen? Es ist gut, dass die Dinge klar sind. Wunder oder kein Wunder, was immer geschieht, nichts wird uns trennen.“

So oder so: Sigrid Nunez schrieb einen wunderbaren Roman über das Zusammenwachsen zweier Wesen, über eine Liebe, die tief geht. Sie schreibt zudem immer wieder auch über das Schreiben:

«Statt über das zu schreiben, was ihr wisst, hast du zu uns gesagt, schreibt über das, was ihr seht. Geht davon aus, dass ihr sehr wenig wisst und nie viel wissen werdet, ausser ihr lernt, zu sehen. Führt ein Notizbuch, um aufzuschreiben, was ihr seht, zum Beispiel, wenn ihr draussen auf der Strasse seid.»

*Der Freund» ist eine Geschichte über Risken und Verluste im Leben, über den Tod, über Freundschaft, über Hunde und deren Welt, wie sie durch Apollo nach und nach erfahrbar wird:

«Sie begehen keinen Selbstmord. Sie weinen nicht. Aber sie können zerbrechen und sie tun es. Ihre Herzen können brechen, und sie tun es. Sie können den Verstand verlieren, und sie tun es.»

Nicht zuletzt ist es eine Geschichte über das Loslassen. 

«Was wir vermissen – was wir verlieren und worum wir trauern -, ist es nicht das, was uns zuinnerst zu der Person macht, die wir wirklich sind.“

Am Schluss dieses Buches sass ich da und seufzte tief. Ums Herz war mir schwer und doch warm. Die Träne im Auge wäre zu kitschig, sie noch zu erwähnen, weswegen ich das lasse. 

Sigrid Nunez’ «Der Freund» ist ein Herzensbuch, eines, das man ungern aus der Hand legt, das man in einem Zug weglesen möchte und doch Angst hat, es könnte zu Ende gehen. Es ist ein Buch, das tief geht und da auch noch eine Weile bleibt. 

Arthur Schnitzler: Die Traumnovelle

«So gewiss, als ich ahne, dass die Wirklichkeit einer Nacht, ja dass nicht einmal die eines ganzen Menschenlebens zugleich auch seine innerste Wahrheit bedeutet.»

«Und kein Traum», seufzte er leise, «ist völlig Traum.»

Was ist Realität? Was Traum? Ist, was wir im Wachen erleben, unsere Wirklichkeit oder zeigt die sich im Traum, wenn das Denken ausgeschaltet ist und sich die unbewussten Regungen an die Oberfläche bewegen, sich da zeigen, wirken, sicht- und fühlbar werden, um dann wieder zu verblassen bei Erwachen, gar oft ganz zu verschwinden? Arthur Schnitzler ist nicht der erste, den diese Frage bewegt. Schon Georg Büchner hat sie aufgeworfen. Sein «Lenz» schwankt auch zwischen Wachen und Traum, fragt sich danach, was blosses Spiel und Rolle, und was Realität ist.

Fridolin und Albertine leben mit ihrer kleinen Tochter ein glückliches Leben. Sie sind innig verbunden, einander zugetan. Als sie eines Tages beschliessen, sich alles sagen zu wollen, bekommt die heile Welt Risse. Albertine erzählt Fridolin von einem Traum, der ihn verwirrt und verstört. Die traumhaften erotischen Fantasien seiner Frau stellen alles, was er bislang von ihr und ihrer Beziehung zueinander glaubte, in Frage. In einer inneren Aufgewühltheit streift er durch die Strasse, sucht nach eigener Befriedigung. Die Erlebnisse dieser Nacht hallen tief nach, doch sieht er seinen Verrat an der Ehe mit Albertine ungleich geringer als den Albertines, die ihm von einem weiteren Traum erzählt, wodurch für Fridolin ihr Betrug klar und ein weiteres glückliches Zusammenleben unmöglich erscheint. Er sinnt nach Rache, sucht nach Möglichkeiten dafür und will Albertine schliesslich alles erzählen.

Und über allem steht die Frage: Was ist wirklich Wirklichkeit? Was ist blosser Traum?

Gedanken zum Buch

Zum ersten Mal las ich die Geschichte im Rahmen meines Studiums, als ich es mir zur Aufgabe machte, für die Abschlussprüfung Schnitzlers Gesamtwerk zu lesen. Vom Professor mit hochgezogener Augenbraue gefragt, ob ich das nochmals überdenken wolle in Anbetracht des Umfangs, bestätigte ich die Wahl und habe das nie bereut. Beim Wiederlesen weiss ich, wieso: Die Sprache Schnitzlers ist von einer Schönheit, wie man sie in der heutigen Literatur nicht mehr findet. Sein Blick in die menschliche Psyche, sein Erzählen, das einen in das Unbewusste seiner Figuren eintauchen lässt, sind grossartig. Schnitzler vermag, einen den Menschen in seiner ganzen Seinsfülle sehen zu lassen, er konfrontiert mit den unbewussten Beweggründen des menschlichen Handelns und öffnet den Blick für das, was im Menschen vorgeht.

Es gelingt ihm dabei aber auch, ein Zeugnis seiner Zeit und der Gesellschaft zu liefern. Ohne den Moralzeigefinger zu schwingen weist er auf die Doppelmoral im menschlichen Denken und Urteilen hin, zeigt die Rollen, in welchen die einzelnen Figuren verstrickt sind, und hinterfragt deren Aufrichtigkeit. Auf diese Weise gelingt es ihm, den Menschen in seinem Sein an sich und im Miteinander zu präsentieren, wodurch der Leser immer auch auf sich selbst zurückgeworfen wird, indem er merkt, dass dies auch ihn selbst betrifft.

Schnitzler ist für mich ein sicherer Wert. Zu ihm kann ich immer greifen, wenn ich eine Leseflaute habe, wenn ich wieder eine sichere Lesefreude erleben möchte. Er enttäuscht mich nie.

Zum Autor

Arthur Schnitzler wird am 15. Mai 1862 in Wien geboren, besucht da das Gymnasium und studiert anschliessend Medizin. Er arbeitet erst als Assistenzarzt und in Kliniken, später eröffnet er eine eigene Praxis. Schon da ist er der Literatur zugewandt. Sein Leben war bewegt, viele Frauen säumten seinen Weg. Schrieb er anfänglich hauptsächlich Dramen, wandte er sich später mehr Erzählungen zu. Allen gemeinsam war sein Blick auf die Innenperspektive der Menschen, die psychologische Sicht auf ihr Leben. Schnitzler starb am 21. Oktober 1931 an einer Hirnblutung. Von ihm erschienen sind unter anderem Der Reigen, Fräulein Else, Das weite Land, ThereseAnatol.

Kurzes Porträt Arthur Schnitzlers: HIER

Inspirationen für die Woche – KW 19

Neue Woche, neue Inspirationen. Es war eine spannende Woche, eine, bei denen ich mich durch die verschiedensten Bücher blätterte und mich auch sonst inspirieren liess.

Nach Immanuel Kant kommt Franz Kafka – auch der ist im Moment hoch im Kurs. Und wie es so ist in der Bücherwelt, kommen in solchen Zeiten auch viele Bücher auf den Markt. Doch es sind nicht nur die Neuen, die ich ans Herz legen möchte, hier eine kleine Auswahl von mir:

Wer sich für Kafkas Leben und Schaffen interessiert, dem würde ich folgende Bücher ans Herz legen:

  • Alois Prinz: Auf der Schwelle zum Glück. Die Lebensgeschichte des Franz Kafka
  • Reiner Stach: Ist das Kafka? 99 Fundstücke
  • Rüdiger Safranski: Kafka – Für Kafka war sein Schreiben das zentrale Element im Leben. Rüdiger Safranskis Herangehensweise über dasselbe ist also nicht nur nicht abwegig, sondern sogar sehr klug. Da ich seine Bücher generell sehr lesenswert finde, kann ich auch dieses nur ans Herz legen.
  • Franz Kafka: Tagebücher (drei Bände in der Originalfassung nach der Handschrift, Fischer Verlag 2008)

Ein Buch, das mich arg durchgerüttelt hat beim Lesen und von dem ich nicht weiss, was ich genau davon halten soll, ist dieses:

Elke Naters:  Alles ist gut bis es das dann nicht mehr ist – Elke Naters nimmt den Leser mit auf ihren Lebensweg nach dem Tod ihres Mannes, Lebensgefährten, ihrer grossen Liebe, dem Menschen, mit dem sie schlicht das Leben teilte, das sich durch dieses Miteinander irgendwie definierte. Was bleibt, wenn einer geht? Wie weiter, wenn der, auf welchen man baute, nicht mehr ist? Es ist kein wehleidiges, kein tränentriefendes Buch und doch hat es mich förmlich in den Abgrund gesogen. Ich wurde melancholisch, traurig, demotiviert beim Lesen. Es tat mir nicht gut und doch wollte ich es nicht weglegen. Elke Naters schreibt sehr offen über die Hochs und Tiefs, über ihren durchaus lebensbejahenden, aktiven, mutigen Umgang mit dem Verlust, und doch. Es tat mir nicht gut. Das ist aber wohl eine persönliche Geschichte. Dass ich das Buch trotz allem nicht aus der Hand legen konnte, spricht für das Buch. Ich wollte wissen, wie es ausgeht, im Wissen, dass man das nie abschliessend sagen kann, schon gar nicht so schnell nach diesem Umbruch im Leben.

Ein Zitat von Picasso hat sich diese Woche bewahrheitet:

«Die Inspiration existiert, aber sie muss dich beim Arbeiten finden.»

Ich kam seit einer Weile nicht wirklich in die Gänge, Prokrastinierte mit allem, was sich finden liess und wurde darüber merklich unzufrieden. Irgendwann hielt ich es so mit mir selbst nicht mehr aus, zwang mich hinzusitzen und legte los. Es wurde anstrengend, was ich befürchtet hatte, aber es lief plötzlich wie von selbst, ich mochte gar nicht mehr aufhören. Seit da bin ich wieder im Fluss und es geht vorwärts. Das fühlt sich gut an. Das beste Mittel gegen Arbeitsblockaden oder mangelnden Antrieb: Hinsetzen und tun. Klingt einfach, ist es nicht immer, lohnt sich aber.

Als ich am Mittwoch in die Zeitung schaute, entwich mir ein lautes «Oh nein». Paul Auster ist gestorben. Dass er krank war, wusste ich lange, doch ans Sterben hatte ich doch nicht gedacht. Nicht jetzt. Nicht so schnell. Ich habe ihn erst spät entdeckt. Als Name war er schon lange präsent. Immer dachte, ich will unbedingt was lesen. Das intensivierte sich, als ich mich mit Siri Hustvedt, seiner Frau auseinandersetzte. Vom Leben der beiden mehr erfuhr, vom Engagement. Doch gelesen habe ich ihn nie. Bis zu Baumgartner. Den las ich. Und liebte ich. Und dachte, ich will mehr von ihm lesen. Dazu kam es leider noch nicht. Nun zeigt sich das vielleicht als etwas Positives: Ich habe noch alles vor mir. Zwei Bücher habe ich bereits bestellt.

Hier ein Nachruf aus ZEIT ONLINE von Volker Weidermann, den ich generell sehr mag: Seine innige Verbundenheit mit der Welt.

Folgendes Buch kann ich sehr empfehlen:

Paul Auster: Baumgartner

Fast zehn Jahre ist es her, dass Baumgartners Frau Anna gestorben ist. Zehn Jahre, in denen er scheinbar wie früher weiterlebte, und doch nichts wie früher war. Baumgartner hält nur den Schein aufrecht, er stürzt sich in die Arbeit, in immer neue Buchprojekte. Anna war Dichterin und Übersetzerin. Eines Tages geht er in ihr Arbeitszimmer, das bis heute aussieht, wie sie es verliess. Er findet ihre Manuskripte, liest sie. Er erinnert sich an Anna, an ihre gemeinsame Geschichte, an das Leben, als es noch seines war. Das Leben gibt es nicht mehr, ein neues stellt sich nicht ein. Bis er eines Tages von Anna träumt. Nach diesem Traum ist alles anders. Nun fühlt er sich frei, sein eigenes Leben wieder in die Hand zu nehmen. Wohin es ihn wohl führen wird?

HIER die vollständige Rezension dazu.

Was habt ihr von ihm gelesen? Welches Buch könnt ihr speziell empfehlen?

Habt eine gute Woche!

Julia Korbik: Schwestern

Die Macht des weiblichen Kollektivs

Inhalt

«Sisterhood is powerful!, und es gibt viele Beispiele, die das belegen. Die zeigen, was passiert, wenn Frauen sich zusammentun und solidarisch füreinander eintreten, wenn sie gemeinsam für ihre Anliegen kämpfen. Denn, das lehrt die Geschichte: Tun es Frauen nicht selbst, tut es im Zweifelsfall auch niemand anderes für sie.»

Eine Darstellung des Feminismus, wie er sich in den letzten Jahren entwickelt hat, die Vorstellung einzelner Feministinnen und Strömungen. Eine Analyse der Schwierigkeiten, die ihn seit jeher begleiten, allen voran die Konzentration auf das Trennende, die Exklusion statt Integration von unterschiedlichen Bedürfnissen und Kampfthemen. Und nicht zuletzt ein Aufruf zu mehr Miteinander, zu emphatischem Hinhören und gemeinsam Einstehen für die Sache, die allen gemeinsam ist: Eine gerechtere Welt mit mehr Gleichberechtigung – für alle.

Gedanken zum Buch

«Feminismus, das ist kollektive Stärke, ist schwesterliches Handeln. Das Wir kommt dort vor dem Ich. Für Feministi:innen ist es deshalb wichtig, sich nicht vereinzeln zu lassen – und sich daran zu erinnern, dass das Kollektiv Macht besitzt.»

Schaut man auf den Feminismus – nicht mal nur heute, die Tendenz gab es immer -, sieht man nicht nur eine Spaltung desselben, sondern eine regelrechte Zerstückelung. Jeder ist in eigener Sache unterwegs, wirft dem anderen vor, dass dieser nur seine sieht und hält es ja eigentlich genauso. Es wird sich zu stark an den Unterschieden aufgerieben, statt das Verbindende zu sehen, nämlich den Kampf für eine Gesellschaft, in der jeder und jede in seinem Sosein mit ihren Anliegen, Fähigkeiten und Bedürfnissen adäquate Chancen und Möglichkeiten hat. Es wäre viel mehr getan, sich zusammen um das gemeinsame Ziel zu kümmern, als sich in Kleingrüppchen persönlichen Einzelinteressen zu verschreiben.

«Sprache kann dabei helfen, verschiedene Aspekte des Frauseins auszudrücken… Allerdings, das müssen wir uns bewusst machen, ist Sprache nichts, das eins zu eins repräsentieren kann. Wir werden sprachlich nie alles ausdrücken, alle Menschen ansprechen können.»

Ein sehr präsentes Thema ist die Sprache. Die Frage, ob der Genderstern nun relevant ist oder nicht und alles, was damit zusammenhängt, nimmt unglaublich viel Raum ein, so dass es oft scheint, die lebenszentralen Themen wie Armut für Frauen, ungleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt, Gewalt gegen Frauen und viele mehr treten dagegen zu sehr in den Hintergrund. Bei Lichte betrachtet mag an den Sprachregelungen etwas sein, impliziert man, dass Sprache Realität abbildet und mit einer Veränderung derselben auch die Realität in den Köpfen verändert würde, was zu einem anderen Verhalten führen würde. Ich wage das zu bezweifeln. Wer Hunger hat und sein Kind nicht ernähren kann, wird sich nicht vertreten fühlen von um Sterne kämpfenden Feministinnen. Die, welche dort stehen und sich nicht vertreten fühlen durch falsche Verwendung von Worten, tun das oft von einem bildungshohen Stuhl aus und mit vollem Magen.

Das gleiche Problem sieht man in der Politik generell: Die aktuellen Themen der Linken sind selten die, welche die Menschen betreffen, für welche die Linke einmal stand: Arbeiter, Armutsgefährdete, sozial Benachteiligte, etc. Diese fühlen sich in der Folge nicht mehr gesehen und gehört von ihren Parteien und suchen welche, die ihnen aus dem Herzen zu sprechen scheinen – die rechten Parteien mit all ihren Versprechungen.

Wir müssen da dringend umdenken und uns primär wirklich relevanten Themen zuwenden. Schlussendlich ist das Argument, wenn man früher in der männlichen Form kommunizierte, sei die Frau nicht mitgemeint gewesen, deswegen bräuchten wir heute andere Wörter, obsolet, da wir wissen, dass sie heute mitgemeint ist (sein muss).

«Ein winziger Stein, aus dem viele Steine werden. Die dann, irgendwann, hoffentlich zu konkreten Veränderungen führen.»

Wie oft denkt man, dass alles, was man tun kann, nichts bringt. Wie oft resignieren wir, statt für uns einzustehen. Wir mögen nicht die Welt retten können, schon gar nicht von heute auf morgen, denn Veränderungen brauchen Zeit, aber: Es ist möglich. Langsam, in kleinen Schritten, kontinuierlich. Ich bin überzeugt, dass Dinge sich verändern, langfristig, wenn Menschen sich einsetzen, in ihrem Umfeld dafür sorgen, dass die Welt so aussieht, wie sie gewünscht ist. Das wird Kreise ziehen, wird sich ausweiten. Und immer daran denken: Gemeinsam sind wir stark.

«Die Andere ist nicht die Grenze meiner Freiheit, sondern ihre Basis: Sie erlaubt mir, mich zu verändern. Nur Differenz ermöglicht neue Perspektiven, ermöglicht neues Denken und Handeln. Feministisches Denken und Handeln. Nur so können wir wachsen – einzeln und gemeinsam.»

Fazit
Intelligent, aufschlussreich und anregend geschrieben – Wie sich Feminismus über die Zeit entwickelt hat und was wir uns von ihm wünschen und erhoffen für die Zukunft. Nichts Neues, aber das Alte gut zusammengefasst.

Zur Autorin
Julia Korbik ist freie Journalistin und Autorin in Berlin. Bei Rowohlt erschien von ihr zuletzt Oh, Simone! Warum wir Beauvoir wiederentdecken sollten sowie die Graphic Novel Simone de Beauvoir. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik und Popkultur aus feministischer Sicht. Für ihre Arbeit wurde sie mit dem Luise-Büchner-Preis für Publizistik ausgezeichnet.

Angaben zum Buch

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Buchverlag; 1. Edition (30. Januar 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3498003722

Margaret Atwood: Brennende Fragen

Eigentlich wollte ich nur mein Regal umräumen, da fiel mir dieses Buch in die Hände. Das Vorhaben war vergessen, weil ich den grossen Fehler gemacht habe, das Buch aufzuschlagen und irgendwo loszulesen. Da hatte mich Margaret Atwood an der Angel und liess mich nicht mehr los.

«Brennende Fragen – Warum dieser Titel? Vielleicht weil die Fragen, mit denen wir im 21. Jahrhundert konfrontiert sind, mehr als dringlich sind.»

«Brennende Fragen», Fragen und Themen, die umtreiben in dieser Zeit, in diesem 21. Jahrhundert. Margaret Atwood hat darüber geschrieben. Sie schrieb über soziale Ungerechtigkeit, über Gleichberechtigung und Revolution. Sie schrieb über Ungleichverteilung von Reichtum, über Probleme der Demokratie und übers Schreiben – das der anderen und das eigene. Sie beleuchtet diese ganze Welt mit ihrem klaren, scharfsinnigen Blick, vergisst dabei nie, eine kleine Prise Humor einzustreuen.

«Man braucht alle drei Teile: Talent, harte Arbeit und Leidenschaft. Hat man nur zwei davon, bringt man es nicht sehr weit.» Margaret Atwood

Sie hat offensichtlich alles davon. Habt ihr schon ein Buch von ihr gelesen? Welches ist euer Liebling?

Neue Regel fürs Bücherregalumräumen: Bücher bleiben geschlossen! Ich befürchte aber, es kommt damit gleicht heraus mit diesem Vorsatz wie mit den meisten, die fürs neue Jahr aufgestellt werden.

Habt einen schönen Tag!

Angaben zum Buch:

Der Klappentext
«Brennende Fragen – Warum dieser Titel? Vielleicht weil die Fragen, mit denen wir im 21. Jahrhundert konfrontiert sind, mehr als dringlich sind. Natürlich denkt man das in jedem Zeitalter über die jeweiligen Krisen, aber diese Ära erscheint definitiv ein anderes Kaliber zu sein. Da ist erstens unser Planet. Verbrennt die Welt sich buchstäblich selbst? Haben wir sie in Brand gesteckt? Können wir die Feuer löschen?

Wie steht es mit der eklatanten Ungleichverteilung von Reichtum? Wann werden die 99 Prozent Arme die Nase voll haben und – bildlich gesprochen – die Bastille in Flammen aufgehen lassen?

Dann die Demokratie. Schwebt sie in Gefahr? Was meinen wir überhaupt mit Demokratie? Hat es sie denn je gegeben, im Sinne von Gleichberechtigung aller Bürger? Meinen wir es ernst mit aller? Wie viel darf frei geäußert werden und von wem und zu welchem Thema? Die Revolution durch die sozialen Medien hat Onlinegruppierungen von Menschen, die je nachdem, ob man sie mag oder nicht, als ›Bewegungen‹ oder ›Mob‹ bezeichnet werden, bisher ungekannte Macht verliehen. Ist das gut, ist es schlecht oder nur eine neue Spielart der Meute, die etwas umtreibt?

Dies sind einige der brennenden Fragen, die man mir im Verlauf der vergangenen beiden Jahrzehnte gestellt hat und die ich mir selbst stelle. Hier nun ein paar Versuche dazu? Denn das ist ein Essay ja seiner Bedeutung nach: ein Versuch. Ein Bestreben.»

Die Autorin und die Übersetzende
Margaret Atwood, geboren 1939, ist unbestritten eine der wichtigsten Autorinnen Nordamerikas. Ihre national wie international vielfach ausgezeichneten Werke wurden in viele Sprachen übersetzt. »Der Report der Magd«, das Kultbuch einer ganzen Generation, wurde preisgekrönt als Serie verfilmt. 2017 erhielt sie den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und für ihren Roman »Die Zeuginnen« wurde sie 2019 bereits zum zweiten Mal mit dem Booker-Preis für den besten englischsprachigen Roman ausgezeichnet. Atwood lebt in Toronto.

Martina Tichy studierte Germanistik und Amerikanistik und ist seit vielen Jahren als Übersetzerin aus dem Englischen tätig, u. a. von Amitav Ghosh, F. Scott Fitzgerald und Paul Murray.

Facts and Figures

  • Herausgeber ‏ : ‎ Berlin Verlag; 1. Edition (12. Oktober 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 704 Seiten
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3827014733

Mit Freundlichkeit die Welt verbessern

Ein Blick in die Zeitungen reicht, um zu zeigen: Die Welt ist grausam. Krieg, Betrug, Mord und Todschlag, wohin das Auge reicht, das Klima geht vor die Hunde und wir, wenn wir nicht aufpassen, damit. Und das schlimmste: Schuld ist der Mensch. Der Mensch mit seiner Profitgier, seinem Machtstreben, seinem Verlangen nach mehr, ohne Rücksicht auf Verluste. Schnell ist das Gefühl da, dass es so nicht weitergehen kann und darf, dass man was tun sollte und wollte. Und dann steht die grosse Frage im Raum: Was? Und: Kann es gelingen?

Jedem Vorstoss zum Guten, jeder Idee für eine Veränderung und Verbesserung schallen tausend Stimmen entgegen, wieso es nicht möglich ist. Dem Visionär wird der Wind aus den Segeln genommen, bevor er das Schiff eingewässert hat. So mancher fühlt sich beschämt, sieht sich als naiven Idealisten, als weltfremden Dummen. Und dann gibt es noch die, welche einfach machen. Sie gehen hin und tun Gutes in Situationen, in denen es dringend nötig ist. Und es gelingt. Es wächst etwas Schönes daraus.

Es kann Mut machen, Beispiele von solchen Menschen zu lesen, um dem eigenen Wunsch, etwas Gutes zu tun, Kraft zu geben. Beispiele von Menschen, die den Weg gegangen sind, die sich den Nörglern, Kritikern, Zweiflern entgegengestellt haben und einfach taten, was sie richtig und nötig fanden. Alexandra Stewart hat solche Geschichten zusammengetragen. Sie stellt in ihrem Buch «So kommt das Gute in die Welt» Menschen vor, die in schwierigen Situationen Gutes taten. Sie zeigt, dass Freundlichkeit die Welt zu einem besseren Ort machen kann, auch wenn – oder gerade dann – alles düster erscheint.

«In diesem Buch erfährst du, warum der Mensch von Natur aus freundlich ist. Du lernst ganz normale Menschen kennen – Erwachsene und Kinder -, die dazu beigetragen haben, unsere Welt zum Besseren zu verändern. Sie werden dir zeigen, dass Freundlichkeit nicht immer sanft ist. Manchmal bedeutet sie Mut, oft Entschlossenheit, doch immer ist sie Stärke.»

Das Buch handelt nicht von Helden oder speziell ausgebildeten Menschen. Es sind Menschen wie du und ich, die mit Freundlichkeit auf die Welt blicken und in ihr handeln. Es zeigt, wie viel Freundlichkeit bewirken kann und dass sie sich vermehrt, wenn sie in die Welt kommt, weil sie andere ansteckt, ebenso zu fühlen und zu handeln.

Was für ein schönes Gegengewicht zu all den düsteren Nachrichten. Ein Buch, das Hoffnung und Mut macht, das Zuversicht gibt. Es geht auch anders und wir alle können dazu beitragen. Wie sagte schon Khalil Gibran:

«Freundlichkeit ist wie Schnee, sie verschönert alles, was sie bedeckt.»

Angaben zum Buch
Alexandra Stewart (Autorin), Jake Alexander (Illustrator): So kommt das Gute in die Welt. Wahre Geschichten, die Mut machen, Midas Verlag, Zürich 2023.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Midas Kinderbuch (15. August 2023)
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 120 Seiten
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3038762584
  • Lesealter ‏ : ‎ Ab 10 Jahren

Autorin und Illustrator
Alexandra Stewart ist eine Sachbuchautorin für Kinder. Sie ist ausgebildete Journalistin und hat als Pressesprecherin für die Metropolitan Police und die britische Regierung gearbeitet. Sie ist die Autorin von Everest: The Remarkable Story of Edmund Hillary and Tenzing Norgay und Jumbo: The Most Famous Elephant Who Ever Lived (Der berühmteste Elefant, der je gelebt hat).

Jake Alexander ist ein preisgekrönter britischer Illustrator. Im Jahr 2019 gewann er sowohl den Macmillan Prize als auch die Creative Conscience Gold Medal. Er ist der Autor und Illustrator von We Want Our Books und illustrierte David Olusogas Black and British: An Illustrated History.