Tagesbild: Sich zeigen

„Geliebt wirst du einzig, wo du dich schwach zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.“ Theodor Adorno

Sich zu zeigen, erfordert Mut. Man macht sich verletzbar. Was, wenn der andere das ausnutzt? Was, wenn die Reaktion auf die eigene Offenheit eine Wunde schlägt? Wie oft verstecken wir uns deswegen hinter Masken und Floskeln, tarnen Schwächen mit Humor oder vordergründiger Stärke. Indem wir das tun, bestätigen wir uns immer wieder selbst, dass Schwächen nicht gezeigt werden dürfen. Wir zementieren die Erwartungshaltung, immer stark sein zu müssen, und hadern mit uns selbst, weil wir es nicht immer sind.

Wie wohltuend, wenn man einen Ort gefunden hat, an dem man sich zeigen darf, einen Ort, an dem man weiss, dass einem nichts passiert, auch wenn man nicht stark ist. Ich vermute aber, dass man diesen nur findet, wenn man sich selbst zugestehen kann, dass die Schwächen ein Teil von einem sind, und man diesen Teil akzeptiert wie alle anderen Teile. Erst alle Teile machen das Ganze aus, machen uns zu dem Menschen, der wir sind.

Habt einen schönen Tag!


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6 Kommentare zu „Tagesbild: Sich zeigen

  1. mit seinen Schwächen kokettieren – so tun, als seien sie Stärken – sich selbst ironisieren, damit es kein anderer tut – Lachen provozieren… das sind bekannte Methoden, um seine Schwächen zu zeigen, ohne deshalb Nachteile fürchten zu müssen. Ich glaube, du meinst nicht Schwächen (Charakterschwächen), sondern sich schwach und angreifbar fühlen. Also Zustände geschwächten Selbstbewusstseins.

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