Es war einmal ein kleiner Junge. Unbedarft, wie er da war, ging er in die grosse Welt hinaus, frohen Mutes, Schönes zu entdecken. Er kam zu einer Kreuzung, wusste nicht, wo lang. Da kam ein Wandersmann daher und er fragte ihn: „Sag mir, wo finde ich das Glück?“ Der Wandersmann schaute ihn mit grossen Augen an und fragte: „Was verstehst du unter Glück?“
Der kleine Junge schaute den Wandersmann fragend an: „Du bist schon so alt und weißt nicht, was Glück ist?“ Der Wandersmann nickte traurig und fragte noch einmal: „Sag mir, was ist denn Glück? Weißt du es?“ Der kleine Junge sagte als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre: „Glück ist, wenn du sein kannst, wie du bist und geliebt wirst.“ Der Wandersmann wurde ganz traurig. „Gibt es das wirklich? Ich habe das noch nie erlebt.“ Nun wurde auch der kleine Junge traurig: „Wieso denn nicht? Erzähle mir deine Geschichte.“
Sie setzten sich auf einen Stein und der Wandersmann begann zu erzählen:
„Ich kam als Kind liebevoller Eltern auf die Welt. Sie gaben mir das Gefühl, ein Geschenk zu sein. Ich wuchs in dem Gefühl auf, bis ich in die Schule kam. Klar war mir bewusst, dass ich anders war als die anderen. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, sie zu verspotten, ihnen zu sagen, dass sie sich noch so lange unter die Sonne legen könnten und doch nie so aussähen, wie ich. Sie aber nannten mich Mohrenkopf, Dreckneger, bewarfen mich mit Hundekot und lachten, dass die Farbe dieselbe sei. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich dachte, das sei alles nur ein böser Traum, bis mich in der U-Bahn 4 Jugendliche zusammenschlugen und beschimpften. Ich solle dahin zurück, wo ich herkäme, meinten sie. Doch wo kam ich her? Ich war doch immer hier? Wurde hier geboren? Ich kam gar nicht zu Wort. Überhaupt interessierte sich niemand für die Wahrheit, die Bilder waren gemacht.“
Der kleine Junge kriegte immer grössere Augen bei dieser Erzählung. Er konnte kaum glauben, was er hörte. „Aber was hast du getan? Womit hast du das verdient?“ Der Wandersmann schaute ihn traurig an und sagte nur: „Nichts. Ich wurde mit der falschen Hautfarbe geboren.“ Der kleine Junge meinte: „Aber das ist doch nicht deine Schuld? Man kann dich doch nicht für etwas bestrafen, wofür du nichts kannst?“ Der Wandersmann schaute den kleinen Jungen nachdenklich an und sagte nur: „Ich frage mich, in welchem Alter diese, deine Sicht der Dinge aufhört.“
Es bleibt ein wohl unlösbares Rätsel, worauf der Hass auf fremdes, andersartiges gründet, der sich noch dazu in einer Gruppendynamik entfalten kann.
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Die Sicht auf die Dinge wird durch falsche Vorbilder geprägt. Die Gesellschaften pflegen ihre Sündenböcke. Selbst ihrem Christus haben sie ihre Schuld aufgeladen, aber das wäre ein neues Thema.
Die Szene ist schön beschrieben!
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Ich danke dir!
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