«Jedes weisse Papier ist der Anfang eines Abenteuers.» Yadegar Asisi
Nachdem ich mich in die Welt des kleinen blauen Elefanten begeben habe, werde ich mich nun weiter auf Abenteuerreise begeben und wünsche euch einen guten Start in die neue Woche.
Denkzeiten – Sandra von Siebenthal
Kunst und Leben
Guten Morgen
«Kunst dient dazu, jene zu trösten, die vom Leben gebrochen sind.» Vincent van Gogh
Wer hätte das besser gewusst als dieser Mann, der zeitlebens kämpfte, der oft an sich und dem Leben verzweifelte, aber immer wieder Zuflucht fand in der Kunst. Leider wurde er zu Lebzeiten zu wenig geschätzt. Zum Glück hatte er ein paar Menschen, die an ihn glaubten und ihn unterstützten.
Die Druckerin Anni Albers sagte:
«Kunst ist etwas, das dich mit einer ganz anderen Art von Glück atmen lässt.» Anni Albers
Atmen ist ein gutes Stichwort. Mir fehlt er im Moment. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich tief einatme, fast schon seufze. Bei kleinsten Dingen. Und ich merke, wie alles viel ist. Zu viel. Das Schwierige in solchen Situationen, die mir ja nicht neu sind, sondern seit vielen Jahrzehnten treue Begleiter, dass ich wüsste, was gut tut, aber genau die Kraft fehlt, damit anzufangen.
«Du musst doch nur…», sagen dann gutmeinende Menschen voller Unverständnis. Und helfen damit nicht. «Ich kann nicht!», trifft genauso auf Unverständnis. Und ja, ich kann nicht. Ich weiss, dass es besser ist, sobald ich den Pinsel oder Stift in die Hand nehme – und komme nicht ins Tun. Schaue über Stunden, wie andere malen und verzweifle ob meiner Untätigkeit. Immerhin ist es eine Auseinandersetzung mit Kunst. Und langsam nährt sich wohl dadurch der Krafttank ein wenig. Und dann gelingt plötzlich ein Trotzdem. Und es kommt besser.
Habt einen schönen Tag! Heute wird ein guter!
Guten Abend
„Vergiß, vergiß, und laß uns jetzt nur dies
erleben, wie die Sterne durch geklärten
Nachthimmel dringen, wie der Mond die Gärten
voll übersteigt. Wir fühlten längst schon, wies
spiegelnder wird im Dunkeln; wie ein Schein
entsteht, ein weißer Schatten in dem Glanz
der Dunkelheit. Nun aber laß uns ganz
hinübertreten in die Welt hinein
die monden ist –
Rainer Maria Rilke
Und wieder bricht die Nacht heran. Es ist die zweitletzte in Spanien. Kennt ihr das auch, dass ihr zählt, wie oft ihr noch schlafen müsst, bis…? Ich denke manchmal, ich bin noch gar Kind geblieben, aber ich mache das ständig. Tage und Nächte zählen. Und mich freuen auf das, was kommt. Spanien war wundervoll, Aber nun ist es Zeit, zu geh’n.
Habt eine gute Nacht!
(Tagesbild: Der Nachtschwärmer – Skizze im Skizzenbuch)
Guten Morgen
Abschied
Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,
zurückblieb, so als wärens alle Frauen
und dennoch klein und weiß und nichts als dies:Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
ein leise Weiterwinkendes – , schon kaum
erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.
Rainer Maria Rilke
Noch ist es dunkel draussen, doch bald bricht der neue Tag und damit auch die neue Woche an. Für mich ist es die letzte Woche in Spanien, dann geht es zurück in die graue und doch eher kühle Schweiz. Auch wenn ich mich auf vieles freue, hängt ein wenig Wehmut in der Luft. Das ist immer so bei den Abschieden. Beim Leben an zwei Orten überwiegt klar das Schöne und Gute, aber es fehlt auch immer etwas, etwas, das eben am anderen Ort ist. Aber noch lasse ich der Wehmut keinen zu grossen Platz, ich habe noch viele Ideen, die ich diese Woche noch umsetzen will, dann freue ich mich noch auf viele schöne Momente hier.
Habt einen schönen Tag!
Guten Morgen
Als Kind waren wir immer in einem Hotel mit zugehörigem Bauernhof in den Ferien. In den Ställen tummelten sich die Katzen, sie waren mehrheitlich wild und doch versuchten wir Kinder, sie zu zähmen. Wie schön, wenn sich eine wirklich mal streicheln liess. Ich hätte mit immer als Hundemensch bezeichnet, bin auch mit Hunden aufgewachsen. Als ich auszog, zog ich mit einer Katze zusammen, da ein Hund nicht in meinen Alltag gepasst hätte und ich ohne Tier nicht leben wollte. Wie naiv war ich gewesen, als ich dachte, eine Katze sei wie ein Hund, die müsse nur nicht raus. Es war ein regelrechtes Zusammenraufen, doch wir haben es gut hingekriegt.
Viel später wurde dann der Traum vom eigenen Hund doch wahr, zuerst noch parallel mit Katze, später dann allein. Hätte man mich noch vor wenigen Tagen gefragt, ob ich ein Katzen- oder Hundemensch bin, wäre die überzeugte Antwort gewesen: Hundemensch. Doch dann sah ich diese Sendung im TV. Und war fasziniert. Ich sass wohl die ganze Zeit mit einem Strahlen im Gesicht vor dieser Kiste und war wie gebannt. Danach musste ich gleich eine Katze zeichnen. Und erinnerte mich dabei, dass mein Name bei den Pfadfindern Felia gewesen ist – damals sagten sie mir, das hiesse Katze auf Ägyptisch. Ich habe das heute nachgeprüft, es heisst „die Glückliche“, „die Helfende“, „die Erfolgreiche“. Auch nicht schlecht.
Was bin ich denn nun? Hunde- oder Katzenmensch? Und ihr?
Habt einen schönen Tag! 💕
„Kommt, von allerreifsten Früchten / mit Geschmack und Lust zu speisen! / Über Rosen läßt sich dichten, / in die Äpfel muß man beißen.“ Johann Wolfgang von Goethe
Man kann sie auch malen, doch irgendwann werden sie gegessen. Im Bild zwar eine Khaki, die später dann zu einer Vorspeise wurde als Carpaccio auf Ruccola mit einem Limettendressing, Parmesanspänen und Balsamico-Creme wurde. Sehr lecker.
Neben dem Malen mag ich auch das kreative Erkunden in der Küche. Ich halte mich selten an Rezepten, liebe es aber, in solchen zu stöbern und Inspirationen zu holen. Wo lebt ihr eure Kreativität gerne aus?
Habt einen schönen Tag!
Guten Morgen
„An apple a day keeps the doctor away.“
Eine kleine Spielerei im Skizzenbuch.
Das neue Jahr nimmt schon ganz schön Fahrt auf, wenn es so weitergeht, wie es begonnen hat, darf es gerne so bleiben. Mich hat die Schaffenswut gepackt, ich sitze von morgens (früh) bis nachts im Atelier und arbeite vor mich hin. Und nie gehen die Ideen aus, im Gegenteil, es kommen ständig tausend neue dazu. Beim Stand heute müsste ich 145 Jahre alt werden, um alle bislang vorhandenen zu realisieren.
Kennt ihr das auch? Dass ihr förmlich überquellt vor lauter Ideen. Zum Glück ist heute ein neuer Tag mit viel Zeit! Und zwischendurch werde ich ein wenig die spanische Sonne geniessen mit einem Glas Wein, schliesslich lebt der Mensch nicht von der Arbeit allein.
Habt einen schönen Tag!
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Friedrich Schiller
Das Spiel wird in unserer Zeit immer mehr in den Hintergrund geschoben, Leistung zählt, schon bei den Kindern. Immer früher setzt der Unterricht ein, immer weniger Zeit zum freien Spiel bleibt neben Schule und durchorganisierter Freizeit. Folgt man Schiller, so nimmt man dem Kind dadurch eigentlich die Basis seines Menschseins, ist das Spiel doch der Ort, in dem es sich und sein Sein in der Welt ausprobieren kann. Im Spiel lernen Kinder, zu kooperieren, zu interagieren, auch mal Frustration auszuhalten und Neues auszuprobieren. Der Spielplatz als Lernort fürs Leben.
Das Spiel geht immer da verloren, wo der Schwerpunkt auf dem Ergebnis liegt statt auf dem Weg dahin. Es gibt den Spruch von Konfuzius, der Weg sei das Ziel. Ich mochte ihn nie, versuchte ihn zu zerpflücken und durch Begriffsklauberei zu zerstören. Und muss gestehen: Er hatte recht. So lange es nur ums Ergebnis geht, sind wir selten an unserem Ort. Erst, wenn wir den Prozess, den Weg dahin, lieben, in ihm aufgehen, spüren wir unser Menschsein – eben im Spiel.
„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt daran, als Erwachsener einer zu bleiben.“ Pablo Picasso
Vielleicht auch ein Grund, wieso ich die Liebe zum Spiel wieder entdeckt habe. Wieder ein wenig Kind sein. Nicht am Ergebnis haften, sondern das Tun feiern. Und manchmal bringt genau das die schönsten Ergebnisse.
Habt einen verspielten Tag!
Ich erinnere mich, dass ich als Kind mit meinen Eltern nach Bern an die grösste Picasso-Ausstellung ging, die bis dahin (zumindest in der Schweiz) je gezeigt worden war. Das Erlebnis blieb mir wohl im Gedächtnis (wenn sicher auch nicht nur), weil es nicht oft vorkam, dass wir ins Museum gingen – also eigentlich nie ausser dieser Ausnahme. Im Nachhinein ist das umso erstaunlicher, als mein Vater doch eigentlich sehr kunstaffin war.
So oder so: Die Ausstellung war gut besucht, nur ein Saal war seltsam leer. Diesen steuerten wir an. In ihm waren Skizzen, Skizzenbücher und Zeichnungen Picassos ausgestellt. Teilweise zeigten sie dasselbe Motiv in immer neuer grösserer Reduktion. Mein Vater erklärte mir, dass vor dem fertigen Bild oft Vorzeichnungen stünden, er erklärte mir den Weg Picassos vom realistischen Abbild hin zur Abstraktion und noch so vieles mehr. Diese Erklärungen liessen mich nachher die Bilder in einem ganz neuem Licht sehen.
Am Anfang steht das Zeichnen. Das sagt auch Henri Matisse, weswegen er seine Schüler zuerst zeichnen liess:
„Ja, ich habe eine Klasse von sechzig Schülern, und ich lasse sie mit peinlicher Genauigkeit zeichnen, wie Studenten es am Anfang immer tun sollten.“ Henri Matisse
Dass auch Cezanne ein begnadeter Zeichner war, blieb lange verborgen, stellte er doch zu Lebzeiten nie eine seiner Zeichnungen aus. Erst nach seinem Tod kamen sie ans Licht, viele davon sind heute im Kunstmuseum, da leider auch mehrheitlich unter Verschluss. Trotzdem lohnt es sich, sie zu studieren, zum Glück gibt es Bücher (wenn sie auch nie das direkte Anschauen ersetzen können), mit denen das gelingt, zum Beispiel das Buch „Der verborgene Cezanne. Vom Skizzenbuch zur Leinwand“.
In diesem Buch lassen sich teilweise Cezannes Wege von der Idee, hingeworfen in einer Skizze, über eine ausgearbeitete Zeichnung, die selbst schon ein Kunstwerk ist, hin zum Bild auf der Leinwand nachvollziehen. Es zeigt aber auch viele wunderbare Zeichnungen dieses Ausnahmetalents (nicht umsonst schwärmten viele heute selbst grosse Namen wir Matisse oder Picasso von ihm).
Hier findet ihr die Rezension zum Buch: Der verborgene Cezanne
Guten Morgen
„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer der, der er schon ist.“ Henry Ford
Es ist so verlockend, in sicheren Gewässern zu schwimmen. Man geht kaum Risiken ein, das Resultat wird ziemlich sicher gut. Ich mag das eigentlich, da ich mit Misserfolgen und Fehlern Mühe habe (wie wohl so viele). Und doch reizt es mich immer wieder, Neues auszuprobieren, neue kreative Welten zu entdecken. Gestern kochte ich zum Beispiel etwas, das ich noch nie gemacht hatte, es war eine Herausforderung, doch es hat sich gelohnt. Dasselbe versuche ich auch beim Malen. Ich habe mir vorgenommen, alle möglichen Medien auszuprobieren und zu sehen, wie sie sich anfühlen, was sich damit bewerkstelligen lässt, wie ich damit auch kreativ spielen oder sie sogar kombinieren kann. herausgekommen sind schon viele kleine Freuden, die mich bestärken, den Weg weiterzugehen und die gewohnten Gewässer hinter mir zu lassen.
Ganz schwer für mich ist immer, loszulassen, lockere zu werden, sprichwörtlich über den Rand hinauszumalen. Was für ein Gewühl. Wieviel Freiheit da plötzlich auskommt.
Dies war ein Versuch mit einfachen Neocolors im Skizzenbuch – meiner Spielwiese für alles momentan. Klecksereien, Aquarell, Filz- und Farbstifte, Collagen finden hier ihren geschützten Raum. Das Buch sieht schlussendlich nicht so perfekt durchgestylt aus wie viele, die man so sieht, aber ich liebe es genau so: mein Raum, meine Spielwiese.
Habt einen schönen Tag
Sandra 💕
«Den grössten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.» Dieter Bonhoeffer
Angefangen hat alles als nett gedachter Blumenstrauss. Ich legte los, es fühlte sich nicht gut an. Ich dachte, das werde dann schon – wurde es auch, nämlich schlimmer. Und so unglaublich brav, dass mir selbst das Gesicht einschlief beim Betrachten. Also brachte ich wild Farbe rein. Und schaffte es tatsächlich, es noch schlimmer zu machen. Ich liess es liegen. Kam zurück, schaute es an, malte hier und da etwas, ohne dass es viel Gutes gebracht hätte. Und plötzlich. Der Impuls. Da muss was Neues her. Das war erst der Anfang. Was soll ich sagen. Ich liebe es. Es wäre nie entstanden ohne die kläglichen Anfänge, die ich als Fehler deklariert hatte.
Was man so alles lernt beim Malen – nicht nur für die Malerei. Fehler sind was Wunderbares, sie öffnen neue Wege. Und manchmal ist etwas nur auf den ersten Blick ein Fehler, auf den Zweiten der Anfang von was Gutem.
Ich wünsche euch einen schönen Tag! 💕
«There are always flowers for those who want to see them.» Henri Matisse
Gestern kam der Schnee und hüllte die Welt in eine märchenhafte Stille. Wo vorher noch Farben und Lärm und Unruhe war, breitete sich eine alles überdeckende Ruhe ein. Durch die Fenster sah ich die Schneeflocken tanzen, die Lichter verwandelten sie in funkelende Sterne, die vom Himmel fielen. Hätte ich nicht gewusst, dass ich später noch heimfahren muss mit dem Auto, hätte ich es noch viel mehr genossen.
Als ich heute Morgen aufwachte, schaute ich in eine tief verschneite Winterlandschaft. Und selbst wenn ich den Winter nicht wirklich mag, weil er mir zu kalt ist, so verzaubern mich diese Momente doch immer wieder aufs Neue.
Blumen sieht man draussen keine mehr, zum Glück steht bei mir zu Hause ein wunderbarer Blumenstrauss in den buntesten Herbstfarben, so dass mein Leben doch bunt bleibt. Vielleicht ist es ja immer so: Wenn man das Leben farbig will, muss man selbst zur Farbe greifen.
Habt einen schönen Tag!