Tagesbild: Bunt gefiedert

„Kunst wäscht den Staub des Alltags aus der Seele.“ Pablo Picasso

Wenn man an Spanien denkt, denkt man an Sonne, Meer, Wärme, Farben, Licht. Darauf freue ich mich auch immer, wenn es nach Spanien geht, denn der Winter in der Schweiz, vor allem, wenn man in den Niederungen und an einem See lebt, ist eher grau und kalt, wobei man das „eher“ eher streichen könnte.

Nun denn, nach einigen wirklich wunderbar sonnigen Tagen in der Schweiz (Wunder gibt es immer wieder), landete ich gestern aus grauem Himmel kommend auf dem Boden der Tatsachen im Regen in Spanien. Nun sitze ich hier, höre draussen das Meer an die Steine branden, die Wellen rauschen, die Palmen… ich höre hier, bevor die Wetterbeschreibung ausufert und bei all ihrer Gräulichkeit doch noch zu Kitsch verkommt.

Und da dachte ich an Picasso. Wie oft schon hing meine Seele staubverhangen in den Seilen, ich konnte mich zu nichts aufraffen. Wenn ich es dann doch tat, Stift oder Pinsel in die Hand nahm, dann zeigte sich plötzlich Licht. Magisch. Heute würde man dem wohl „im Flow sein“ sagen. Für mich ist es einfach ein Aufgehen im Tun, das aus mir entspringt. Das Schöne daran: Nicht nur der Staub der Seele schwindet, auch das Grau draussen drückt nicht mehr, wenn auf dem Papier plötzlich Farben sind.

Ich glaube, jeder trägt einen solchen Lichtbringer in sich. Wenn man es schafft, den anzuzapfen, gerade in Zeiten, die eher grau sind, wird das Leben heller.

Ich wünsche euch einen schönen und hellen Tag!

Tagesbild: Up to the sky

„Das Herz hat Gründe, die der Verstand nicht kennt. Blaise Pascal

Up to the sky… heisst es bald, Spanien ruft. Trotzdem es eigentlich zur Normalität gehört, dieser Wechsel immer wieder, spüre ich in mir eine Unruhe. Und hier ist noch so viel zu tun, es kommt zu früh.

Die Erfahrung zeigt, dass das immer so war und es dann doch gut ist, nein, sogar schön ist. Im Moment kann ich es doch nicht ganz glauben. Ein Zeichen dafür, dass der rationale Geist noch so viele Argumente auffahren kann. Die Gefühle sind stärker.

Habt einen schönen Tag! 💕

Tagesgedanken: Ich hab’ ne Meise

«Hätte Gott mich anders gewollt,

so hätt’ er mich anders gebaut.»

Johann Wolfgang von Goethe

Als Kind hörte ich oft den Spruch:

«Du bist anders als die andern.»

Es war nicht als Kompliment gedacht, im Gegenteil, das war einer der grössten Vorwürfe überhaupt, denn die anderen, das waren die Normalen, das waren die, welche waren, wie man zu sein hatte. Nur ich, ich war anders.

Es kam eine lange Phase, in der ich zwar meine Unsicherheiten behielt, aber nie mehr mit solchen Aussagen konfrontiert wurde, im Gegenteil. Ich war in einem Kreis ähnlich denkender und funktionierender Menschen wie ich. Plötzlich war ich in Teilen vielleicht doch anders, aber in anderen auch gleich. Vor allem war da ein gegenseitiges Verständnis für das jeweilige Sosein.

Später hörte ich den Spruch auch wieder, teilweise begleitet mit einem

«Du bist komisch.»

Ich nahm mir das zu Herzen, zumal es mir auch vorkam, dass ich anders war als all die um mich. Zwar war ich mit mir zufrieden, fühlte mich mit mir wohl, doch mit den anderen umso unwohler, Denn: wenn die alle anders als ich waren und sich sicher waren, ihr Sein sei in Ordnung, das Normale eben, dann konnte ich nur daneben sein.

Vielleicht ist die tiefe Wahrheit aber im Ganzen zu sehen: Es gibt solche und andere. Und beide haben Platz. Schön, wenn es gelingt, die (Vor-)Urteile abzulegen und offen das Anderssein des anderen anzunehmen. Wichtig dabei ist jedoch nur eines: So zu sein, wie man sich selbst mit sich wohl fühlt. Allen wird es nie gefallen, doch die leben mein Leben dann nicht, wenn ich mich nach ihnen verbiege. Und so stehe ich heute dazu:

«Ich habe eine Meise. Ich mag die.»

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Die Kuh

Früher, da ich unerfahren
Früher, da ich unerfahren 

Und bescheidner war als heute, 

Hatten meine höchste Achtung 

Andre Leute.

Später traf ich auf der Weide 

Außer mir noch mehrere Kälber, 

Und nun schätz ich, sozusagen, 

Erst mich selber.
Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Was Wilhelm Busch hier schreibt, müsste man sich gross ausdrucken und irgendwohin kleben.

Viele kennen das wohl, dass sie denken, die anderen seien besser, schöner, toller, interessanter, talentierter, intelligenter… to be continued… und achten sich klein. Aus diesem Denken folgt so viel: Man traut sich zu wenig zu und vertraut zu wenig auf sich.

Ich bin dann mal weg, auf der Weide, Kälber suchen.

Habt ein schönes Wochenende!

Tagesbild: Schlafende Katze

«Gib niemals auf, für das zu kämpfen, das du tun willst. Mit etwas, wo Leidenschaft und Inspiration ist, kann man nicht falsch liegen.» Ella Fitzgerald

Ich weiss nicht, wieso es mir die schlafenden Katzen so angetan haben. Vielleicht, weil ich selbst ein wenig müde bin. Was aber auch ist: Ich liebe es, dasselbe Motiv auf verschiedene Weisen zu probieren. Ich mag es, mit klaren Linien, fliessenden Übergängen und auch vielen Farben zu spielen. Erstens ist darin eine grosse Entdeckerfreude, zudem ist es immer wieder spannend zu sehen, wie unterschiedlich Motive wirken, je nachdem, wie sie umgesetzt werden.

Und immer ist da das Spielerische. Für mich etwas ganz Zentrales beim kreativen Schaffen. Zwar sind Kontinuität, Disziplin und Struktur in meinen Augen wichtige Punkte, wenn es darum geht, kreativ zu sein, weil dieser Rahmen erst der Kunst die Freiheit gibt, aber wenn die Freude fehlt, bleibt es leer und damit auch bedeutungslos.

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Schlafende Katze

«Die Fähigkeit, das Wort Nein auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.» Nicolas Chamfort

Wie frei können wir sein? Keiner ist eine Insel, wir leben in einem Netz von Abhängigkeiten, in einem Miteinander mit anderen Menschen. Wie viel Nein steht mir zu und wo muss ich das Nein als Dienst für das Ganze hintenanstehen? Wann verliere ich das Mitspracherecht an meinem Leben, weil ich mich anderen füge oder fügen muss? Wann bin ich zu sehr bei mir und vernachlässige andere und die Beziehung zu ihnen?

Aristoteles propagierte den Weg der Mitte: Nichts zu sehr und nichts zu wenig. Ein kluger Rat. Auf den ersten Blick, auf den zweiten sagt er gar nichts aus, denn diese Mitte muss man zuerst mal finden. Und vermutlich ist sie nicht ein für allemal festgelegt und auch nicht für jeden gleich.

Das Leben als Katze scheint mir da einfacher, sie scheinen ihren Weg gefunden zu haben. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass es einer der Mitte ist.

Habt einen schönen Tag!

(Tinte im Skizzenbuch)

Tagesbild: Der Hase

«Drei Hasen tanzen im Mondenschein
im Wiesenwinkel am See:
Der eine ist ein Löwe,
der andre eine Möwe,
der dritte ist ein Reh.

Wer fragt, der ist gerichtet,
hier wird nicht kommentiert,
hier wird an sich gedichtet;»

Das An-sich-Tun propagiert hier Morgenstern. Abstand nehmen von den ewigen Fragen «Wozu», «Warum» und vor allem «Was soll das sein?» Wir wollen oft die Antworten präsentiert haben, oder noch schlimmer, haben sie schon, bevor wir genau hingeschaut haben. Dabei ist gerade das Hinschauen die Tür zu so viel Schönem, Neuem, auch Spannendem. Und wenn man ganz tief in sich hineinsieht, dann findet man da Dinge über sich heraus, die das Weitergehen im Leben stimmiger werden lassen, weil es plötzlich von innenheraus und nicht mehr von aussen bestimmt passiert.

Was einem so in den Sinn kommt, wenn man einen Hasen zeichnet…

Habt einen schönen Tag.

Tagesbild: Jungfernkranich im Skizzenbuch

Eine kleine Kritzelei im Skizzenbuch. Ich mag es, mit wenigen Strichen auf schwarzem Hintergrund ein Bild entstehen zu lassen. Hier ein Motiv, das ich in letzter Zeit häufig aufgegriffen habe in verschiedenen Medien. Vielleicht stelle ich die auch mal noch rein.

Ich merke immer wieder, wie befreiend es ist, Dinge probieren zu können. Ja, manches gelingt nicht. Aber immer wieder passiert etwas, womit ich selbst nicht gerechnet hätte. Oder aber ich lerne mehr über mich, finde heraus, was ich will, was nicht. Das sind sehr wertvolle Prozesse und in ihnen liegt eine grosse Freiheit. Dafür bin ich sehr dankbar.

Kommt gut in den Tag hinein.

Tagesbild: Affengesicht

Manchmal denke ich

«Ich mach mich doch nicht zum Affen.»

Bei Lichte betrachtet stellt sich die Frage: Wieso eigentlich nicht? Woher diese Scham, diese Zurückhaltung? Wieso nicht einfach mal frisch drauf los und ja, dann mache ich mich vielleicht zum Affen. Aber wer weiss? Vielleicht hätte ich Spass dabei? Und die anderen würden statt über mich mit mir lachen. Sich freuen. Mitmachen beim Affenzirkus.

Der Gedanke kam mir nur gerade, und er will sich weiterspinnen, doch ich stoppe ihn hier. Ich weiss auch nicht, ob ich beim nächsten Mal, wenn ich denke, mich nicht zum Affen machen zu wollen, dies dann freudig tue. Ich wage es zu bezweifeln. Aber nur schon daran zu denken, ist witzig. Vor allem, wenn ich es mir bildlich ausmale.

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Grumblebird

Es gibt so Tage… aber wie sagte Fontane so schön:

Trost
Tröste dich, die Stunden eilen, 

Und was all dich drücken mag. 

Auch das Schlimmste kann nicht weilen, 

Und es kommt ein andrer Tag.

In dem ew’gen Kommen, Schwinden, 

Wie der Schmerz liegt auch das Glück, 

Und auch heitre Bilder finden

Ihren Weg zu dir zurück.

Harre, hoffe! Nicht vergebens

Zählest du der Stunden Schlag: 

Wechsel ist das Los des Lebens,

Und – es kommt ein andrer Tag.

Theodor Fontane

(1819 – 1898)

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Bunt ist die Hoffnung

«Wenn wir zu hoffen aufhören, kommt, was wir befürchten, bestimmt.» Ernst Bloch

Angst ist ein schlechter Ratgeber, heisst es landläufig. Ernst Bloch fand das nicht zwingend. Wichtig aber fand er, zu ergründen, woher sie kommt, was sie auslöst und welche Bilder sie für die Zukunft malt. Auf dieser Grundlage sollte die Hoffnung entstehen. Der Gedanke: «Es könnte auch anders kommen.» Ist ein wichtiger, einer, in dem die Kraft der Veränderung angelegt ist. Er fängt mit der Hoffnung an und führt im besten Fall zum Tun.

«Man muss ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern.» Ernst Bloch

Es ist nie sicher, ob das Vorhaben gelingt, doch wenn wir es nicht probieren, dann haben wir schon verloren. Ansonsten lernen wir dazu und versuchen es nochmals. So lange, bis es gelingt. Und immer wieder, so auch hier, kommt mir meine Lieblingszeile von Rilke in den Sinn, die gleichzeitig auch mein Lebensmotto ist:

«Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
Die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
Aber versuchen will ich ihn.»

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Katzendame

Irgendwo las ich mal das Zitat von jemandem, den ich vergessen habe:

«Was andere hinter meinem Rücken über mich sprechen, geht mir am Arsch vorbei.»

Die Wortwahl mag sehr deftig sein, den Inhalt möchte ich mir gerne auf die Fahnen schreiben können. Ich ertappe mich doch immer wieder beim Gedanken: «Was denken wohl die anderen?» Und noch schlimmer: «Ich kann doch nicht XXX, sonst denken andere…»

Damit stand ich mir zu oft selbst im Weg. Lao-Tse sagte dazu:

«Sorge dich um die Anerkennung anderer und du wirst immer ihr Gefangener sein.»

Als ich das erkannt habe, was für ein Befreiungsschlag war das. Natürlich ist es mir auch heute nicht egal, so weit bin ich nicht, aber immerhin steht die Tür des Gefängnisses offen und ich gehe freier rein und raus.

Katzen sind da schöne Vorbilder. Sie machen ihr Ding, kümmern sich wenig um das, was andere wollen oder denken. Wenn sie aber etwas wollen, dann fordern sie es ein. Unbeirrbar.

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Bad Hair Day

«We don’t see things as they are, we see things as we are.» Anaïs Nin

Es gibt den schönen Spruch, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Wenn zwei Menschen das Gleiche sehen, sehen sie oft nicht dasselbe. Jeder sieht, was er durch sein So-Sein, seine Prägungen, Muster, Gewohnheiten, Erfahrungen hineinlegt. Hockney bezog sich auf diesen Umstand, als er die Kamera als Gefahr für die Kunst sah. Viele Maler kämen vom gegenständlichen Malen ab, weil sie dächten, die Kamera erfasse die Dinge genauer. Aber, und der Gedanke findet sich schon bei Cézanne, eine Kamera erfasse nicht gleich viel wie der Mensch. Die Wirklichkeit ist mehr, als ein aus einer Perspektive abgelichtetes Objekt.

Übertragen auf das Leben könnte man sagen, dass das Urteil anderer oft mehr über sie als über einen selbst aussagt. Nicht, dass man es ignorieren sollte, aber man sollte im Bewusstsein behalten, dass dies nur eine Sicht von vielen ist – die, eines anderen.

Habt einen schönen Tag!