Erfolgreiche Kommunikation

Kommunikation findet in allen Bereichen des menschlichen Lebens statt. Das fängt morgens beim Frühstückstisch an, geht weiter in Schule oder Beruf, ruht dabei nicht in den Pausen und endet beim ins Bett gehen. Oft funktioniert alles reibungslos, man macht sich keine weiteren Gedanken, doch dann und wann kommt es zu Missverständnissen. Was im privaten Bereich schon ärgerlich genug sein, kann im Geschäftsleben weitreichende Konsequenzen haben.

Die zwischenmenschliche Kommunikation besteht aus einem Sender, der etwas mitteilen möchte und sein Anliegen in Sprache packt. Eine Nachricht entsteht. Der Empfänger sollte diese Nachricht nun wahrnehmen und erkennen. Meistens funktioniert das einigermassen gut, es kommt zu einer Verständigung. Ab und an kommt es zu Problemen, nämlich dann wenn der Empfänger etwas anderes versteht, als der Sender sagen wollte oder aber gar nichts versteht.

Beispiel:

Klaus und Gaby sitzen im Wohnzimmer bei offenem Fenster und lesen. Gaby sagt zu Klaus: „Es ist kalt hier drin.“

Klaus hat nun mehrere Möglichkeiten, unter anderem:

1)   Er schaut auf und sagt: „Es geht, mir ist ganz warm.“ Dann liest er weiter.

2)   Er steht auf, schliesst das Fenster.

Dieses Beispiel zeigt, dass die einfache Nachricht „Es ist kalt hier drin.“ Verschiedene Botschaften enthalten kann oder auch enthält. Der Empfänger kann nicht genau wissen, welche vom Sender gewollt waren, also interpretiert er etwas in die Nachricht hinein. Das Hineininterpretierte entspringt seinen Erfahrungen, seiner eigenen Geschichte und Natur. Je nachdem, wie gut und lange sich Gaby und Klaus kennen, kann die Übereinstimmung zwischen gewollter, gesendeter Aussage und interpretierter Nachricht grösser oder kleiner sein. Das lässt darauf deuten, dass eine Nachricht aus vielen verschiedenen Botschaften besteht.

Aspekte von Kommunikation

Wenn wir von Kommunikation und damit verbundenen Problemen sprechen, lassen sich diese auf die verschiedenen Botschaften zurückführen, die in einer Nachricht stecken. Es lassen sich vier Aspekte einer Nachricht herausschälen:[i]

1)   Sachaspekte

2)   Beziehungsaspekte

3)   Selbstoffenbarungsaspekte

4)   Appellaspekte

1. Sachaspekte

Der Sachaspekt einer Nachricht bezieht sich auf die Frage, worüber man überhaupt informieren will. Die Aussage „Es ist kalt hier drin.“ Ist an sich eine reine Information darüber, dass Gaby friert. Will sie aber Klaus dazu bewegen, das Fenster zu schliessen, hat sie die falsche Nachricht gewählt, denn das geht aus ihren Worten nicht hervor.

–>  Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es also wichtig, die eigenen Worte klar zu wählen und wirklich das auszudrücken, was man sagen will.

2. Beziehungsaspekte

Eine Nachricht sagt etwas über die Beziehung von Sender und Empfänger aus. Diese Beziehungsebene steckt meistens im Tonfall und anderen nonverbalen Kommunikationsmittel. Dieser Aspekt einer Nachricht kann im Empfänger  Gefühle und Reaktionen hervorrufen, die so nicht beabsichtigt waren. Klaus könnte sich herumdirigiert fühlen, wenn Gaby in einem harrschen Ton spricht.

–>  Je nachdem, wie ich etwas sage, fühlt sich der Empfänger gut oder schlecht behandelt, erzeugt man im Empfänger Gefühle der eigenen Botschaft und auch sich selbst gegenüber.

3. Selbstoffenbarungsaspekt

Mit allem, was man sagt, gibt man auch Dinge von sich selber preis. Oft verschanzt man sich hinter Aufgaben und Zielen, stellt sich auf eine Weise dar, die man als erfolgversprechend erachtet. Der Empfänger nimmt dies wahr, spürt aber die Unstimmigkeit dahinter und bleibt verwirrt und mit schlechten Gefühlen zurück.

–>  Authentizität ist schlussendlich immer der Schlüssel zum Erfolg.

4. Appellaspekt

Meistens haben Nachrichten eine Funktion, sie sind nicht einfach so dahingesagt. Oft wollen sie auf den Empfänger in irgendeiner Weise Einfluss nehmen. Sehr wahrscheinlich wünschte sich Gaby in der Tat, dass Klaus das Fenster schliesst. Da sie es nicht so sagte, bleibt es an Klaus, das herauszuhören und zu handeln. Eine Nachricht dient also dazu, den Empfänger zu einer Handlung, einer Haltung zu bewegen.

–> Wenn man etwas bewirken will, sollte man das auch aussprechen.

Gehen wir zurück zu Gaby und Klaus. Gaby war kalt, das Fenster war offen. Die einfachste Lösung wäre, das Fenster zu schliessen. Aus irgendeinem Grund wollte Gaby das nicht selber tun oder traute sich nicht, den Vorschlag zu machen. Sie stellte also einfach fest: „Es ist kalt hier drin.“ Einzig möglicher Empfänger war Klaus. Er hörte verbal nur die Botschaft: „Es ist kalt hier drin.“ Vielleicht war ihm warm, also war es nicht kalt im Raum, sondern nur Gaby fror. Als liebender Klaus wollte er Gaby nicht frieren lassen, also war die folgerichtige Lösung: Sie soll es warm haben. Wie kommt man dahin? Decke oder Fenster schliessen. Nun könnte das Gaby auch selber tun, nur tut sie es nicht. Sie informiert ihn nur über ihr Frieren. Entweder ist er ganz Gentlemen und schliesst das Fenster oder aber er fühlt sich kommandiert zum Fenster Schliessen. Bis hier hin hat Klaus schon sehr viel Interpretationsarbeit geleistet.  Und es gab ganz viele Möglichkeiten, etwas misszuverstehen.

Bewusste Kommunikation

Wenn wir kommunizieren, sollten wir uns bewusst werden:

1)   was will ich eigentlich sagen?

2)   Wie ist die Beziehung zwischen mir und dem Empfänger?

3)   Was gebe ich damit über mich preis?

4)   Was will ich damit erreichen?

Erfolgreiche Kommunikation funktioniert dann, wenn das, was man sagt, so verstanden wird, wie man es meint und die Früchte trägt, die man ernten will.


[i] Diese Theorie gründet auf Friedemann Schulz von Thuns Kommunikationspsychologie. Empfehlenswert in dem Zusammenhang auch: Ders.: Miteinander reden. Störungen und Klärungen, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2010.

Vasella, das System und die Menschlichkeit

Herr Vasella ist der Buhmann der Tage. Er hat zu viel verdient, hat überhaupt zu viel Geld, hat sich sein Konkurrenzverbot vergolden lassen und lebt nun „arbeitslos“ weiter in Saus und Braus. Was hat er gebracht? So wirklich? Kann überhaupt jemand so viel bringen, dass er so viel verdient – im Sinne des Wortes? Die Kommentare beim jüngsten Blickartikel häufen sich, die Buhrufe damit. Auf Twitter regnet es Spott und Häme,  kein gutes Haar bleibt dran am guten Mann.

Zuallererst muss ich mal sagen: Ich kenne ihn nicht. Ich habe Herrn Vasella nie getroffen, nie mit ihm gesprochen. Alles, was ich weiss, sind ein paar Nachrichten aus Zeitungen, nicht sehr viele, da ich die selten gelesen habe, und ein paar eher an den Stammtisch als an eine fundierte Diskussion erinnernde Argumente gegen ihn.

Ich darf es wohl kaum sagen, aber ich empfinde ihn in dem oben verlinkten Interview sympathisch und intelligent. Klar lässt er sich nicht tief in die Karten blicken, aber das Interview enthält ein paar Punkte, die ich nicht wirklich verwerflich finde:

  • Ihm liegt an seiner Familie und am Wohl seiner Kinder, denen er eine Zukunft ermöglichen will ohne Geldsorgen. Er kann es und er tut es – ich finde den Zug schön. Wer möchte diese Zukunft nicht selber gerne gehabt haben? Und klar kann man idealistischer Weise sagen, man hätte sich lieber alles selber erarbeitet als es in den Hintern geschoben gekriegt zu bekommen als Vatersohn/Vatertochter, wenn man nie in der Lage war – man hätte es sicher nicht ausgeschlagen, wäre es der Fall gewesen… (dass ich hier Protest als unglaubwürdig empfinde, entspringt meiner persönlichen Meinung und nicht einer empirischen Studie, die es nicht geben kann – und doch, ich habe alles im Leben selber erarbeitet.)
  • Er spendete und will das weiter tun. Klar kann man sagen, dass das das Mindeste wäre, was er tun könnte – nur: Er tat es. Viele haben mehr, als sie eigentlich bräuchten und tun es nicht. Klar gibt es immer einen, der mehr hat und es noch mehr müsste. Aber es gibt verdammt viele, die gar nichts haben und die Spenden brauchen könnten.
  • Er hat schon früh erlebt, was Krankheit und Tod bedeuten können. Er hat ein Medizinstudium auf sich genommen, sich seine Sporen als Assistenzarzt abverdient, was damals noch viel magerer und arbeitsreicher ausfiel als heute – und noch heute jammern viele. Er verfügt über die Erfahrung mit Krankheit und dem daraus resultierenden Leid und über die Kraft, den Ehrgeiz und den Einsatz, etwas dagegen tun zu wollen. Klar kann man sagen, wäre er mal Arzt, am Besten idealistischer Landarzt mit Schulden, einem offenen Ohr für die Mittellosen und Eiern als Lohn geworden statt Unternehmer. Nur: Besser geht immer, schlechter auch.
  • etc…

Ich denke nicht, dass sein Lohn angemessen war. Auch die Abfindung empfinde ich als überrissen und der heutigen wie überhaupt generell einer Wirtschaftslage angepasst. Wo er aber in meinen Augen recht hat: Wer würde das Geld nicht nehmen, kriegte er es angeboten? Es ist leicht, vom Stuhl dessen her zu verurteilen, der weiss, dass er nie in seinem Stuhl sitzen wird und nie so viel Geld erhalten wird. Es ist leicht zu sagen, nimm nur die Hälfte, wenn man selber nicht mal einen 10. dessen am Jahresende in der Steuererklärung stehen hat, was er im Monat verdient.

Gerecht ist das alles sicher nicht. Aber es ist real und entspricht dem Gang der Wirtschaft heute. Es entspricht dem unendlichen Profitstreben von Unternehmen, die nach Innen sparen, um vierteljährlich noch mehr Gewinn verzeichnen zu können. Es entspricht dem unmenschlichen Kampf auf dem freien Markt, der an sich sicher nicht per se schlecht ist, der aber Auswüchse zeigt, die auf Kosten des Menschen und der Menschlichkeit gehen. Herr Vasella hatte das Glück, auf der positiven Seite des Systems zu stehen. Das kann man ihm in meinen Augen nicht verübeln, da ich das Naturell des Menschen so einschätze, dass keiner gesagt hätte, er wolle freiwillig auf die negative wechseln, hätte er die Wahl gehabt. Wieso sich also an Individuen aufregen und sie zu Feindbildern stilisieren, wenn das System krankt? Da sehe ich als Motivation nur Neid, keine Argumente. Die können – in meinen Augen – nur in Bezug auf das System fallen.

Nun höre ich das Argument laut: Er hat sich bereichert. Er hat sich selber diesen Lohn gegeben, weil er die Position hatte, das zu entscheiden. Das mag moralisch fragwürdig sein. Wie viele KMU-Chefs tun das auch? Und oft noch nach Aussen kleiner, als nach Innen effektiv erhalten? Beispiele hörte man oft bei Alimenten- oder Steuerberechnungen.

Die Aufschreie mögen gross sein und ich hätte sicher mehr Freunde, täte ich auf den Herrn Vasella einschlagen und alles ganz gemein finden. Nur denke ich halt, dass das zu kurz greift. Moral kann nicht vom Menschen, wie er sein sollte, ausgehen, sondern vom Menschen, wie er ist. Und der Mensch nimmt, was er kriegen kann. Das schliesst nicht aus, dass er auch für andere sorgt, für andere da ist, einen guten und weichen Kern hat – individuell sind diese Kerne verschieden gross und verschieden ausgerichtet. Trotzdem würde kaum einer sich selber auf die negative Seite eines Systems schlagen. Kann man es also einem anderen vorwerfen, der das Glück hatte (und sicher auch das eine oder andere dafür getan hat), auf der positiven zu stehen?

Hinsehen ist wichtig, Lehren ziehen auch. Feindbilder nützen niemandem. Wieso nicht ihm gönnen, was er ehrlich (da unser System ist, wie es ist) gewonnen hat und zusehen, dass das System langsam aber sicher in eine Richtung ändert, die die Schere zwischen arm und reich wieder kleiner werden lässt und unverdienten Profit auf Kosten von Menschlichkeit verunmöglicht?