Aus dem Atelier: Stiller werden

«Alles vei ihnen redet, nichts gerät mehr und kommt zu Ende. Alles gackert, aber wer will noch still auf dem Neste sitzen und Eier brüten?» Friedrich Nietzsche

Ich habe lange überlegt, eine Pause einzulegen hier und in den sozialen Medien. Ich habe mich nun dagegen entschieden (vorerst), trete aber kürzer. Ich möchte nicht im Akkord liefern müssen, sondern mir die Zeit und Ruhe geben und nehmen, meine Kunst weiterzudenken, weiter zu entwickeln. Ich möchte frei und spielerisch die Möglichkeiten erkunden, Formen und Linien entstehen und Farben fliessen lassen.

Der tägliche Gedanke, was ich davon präsentieren und vor allem auch, was ich dazu sagen möchte, kostet Zeit und Energie. Und er übt einen Druck aus, der mich müde macht. Mit dem Titel «Tagesbild» habe ich wohl zusätzlich die Erwartung geweckt, die Bilder kämen auch wirklich täglich. Und wie es meinem Naturell entspricht, enttäusche ich Erwartungen ungern. Dabei war es nie so angedacht. (Darum nun neu: Aus dem Atelier)

Frei nach Nietzsche werde ich also weniger gackern und mehr Eier brüten. Es wird nicht still hier, aber stiller. Ab und zu mache ich auch Ausflüge ins Bücherregal, stöbere in Bildbänden, lasse mich inspirieren, tauche in die Bildwelten grosser Künstler ein. Auch darüber möchte ich ab und zu berichten. Vielleicht finden auch andere darin Inspiration.

Ich wünsche euch einen guten Start in diese kurze Woche.

Tagesbild: Raus aus der Gefallensfalle

Rousseau sagte einst, der Mensch sei frei geboren, doch er liege in Ketten. Er sah den Staat als Gefängnis, ich denke, oft sind wir selbst der Wärter desselben. Wir streben nach Anerkennung und wollen gefallen. Dafür opfern wir oft viel, manchmal wohl zu viel. Wir passen uns an, unterdrücken Eigenheiten, verbiegen uns in verschiedenste Richtungen und verlieren uns dabei mehr und mehr selbst aus dem Blick. In uns ist eine Stimme, die uns ständig sagt, was wir tun und was besser unterlassen sollten. Sie kommt aus dem Inneren, doch ist sie im Ursprung nicht unsere, sondern die derer, welche die ungeschriebenen Gesetze dessen, was richtig und was falsch ist, will man gefallen, geschrieben haben.

Der Mensch ist frei geboren. Wir schreiben diese Freiheit auf unsere Fahnen, fordern sie vom Staat, kämpfen gegen Unterdrückung, nur um uns dann selbst in die Schranken zu weisen. Wir verhüllen unsere wahre Natur, halten uns zurück, bleiben in den gesetzten Mauern und blicken nur ab und zu sehnsüchtig durch einen Spalt hinaus.

Was, wenn wir einfach mutig wären? Wenn wir die Schleier fallen liessen, uns zeigten? Was, wenn wir wirklich frei wären?

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Ein schöner Rücken…

„Ein hübsches Lärvchen ist ein Schmuck, der schnell vergeht,
Ein Röslein, das nicht lang in voller Blüte steht,
Ein Reiz der flüchtig an der äussern Haut nur klebt,
Indes ein schöner Geist die Zeiten überlebt.“

Zwar mag man Molière recht geben, dass die inneren Werte die wichtigeren sind als die äusseren, und doch ziehen sie unweigerlich an, die Schönheiten dieser Welt. Zum Glück ist es nicht immer ein Abwägen zwischen zweien, und zum noch grösseren Glück lässt ein wunderbares Wesen oft das Aussen schön erscheinen.

Es gab vor Jahren einen Schlager, der hiess „Für mich bist du schön“. Für mich liegt da die Schönheit der Beziehung drin, das Empfinden, das Schönheit entdecken lässt. Und wer weiss: Wenn wir mit offenem Blick durch die Welt und auf Menschen zu gehen, entdecken wir vielleicht überall Schönheit. So könnten wir die Welt zu einer schönen machen für uns, doch noch mehr: Ich bin überzeugt, die Welt und die Menschen in ihr werden sich auch öffnen und dasselbe anstreben, wenn ihnen mit Offenheit und Zugewandtheit begegnet wird.

Ein weiteres Kapitel der Morgengedanken einer Idealistin…

Habt einen schönen Tag!

(Aquarellstift auf Papier)