Helmut Schmidt ist tot. Gestorben mit 96 Jahren. Er war einer der ganz Grossen und einer der Guten. Das sieht man in der Betroffenheit, die sein Tod hervorruft. Alle schreiben, er sei ein Grosser, alle zollen ihm ihre Achtung. Man sieht eine grosse Achtung, eine grosse Betroffenheit. Aber…
Was überall überwiegt, sind Anspielungen aufs Rauchen. In gewissen Medien sieht man nur ein Rauchwölkchen neben den Daten, in anderen Karikaturen, in deren Mittelpunkt das Rauchen steht. Einige (die immer gleichen) Zitate liest man auch, aber auch hier überwiegen die, welche den Glimmstengel zum Thema haben.
Helmut Schmidt war bekennender Raucher. Hat ihm sein Zigarettenkonsum den Ruhm und die Achtung eingebracht, die er hatte? Wohl kaum. Es waren seine politische und menschliche Haltung, es waren seine Grösse, sein Mut, sein Einsatz für das, was ihm gut und richtig erschien. Damit traf er die Menschen, damit überzeugte er sie. Dass er es aus eigener Überzeugung heraus tat und nicht aus purem Opportunismus (dazu hätte er andere Haltungen einnehmen müssen dann und wann), machte ihn zu einer Ausnahmeerscheinung im heutigen Politdschungel und zu einem Menschen, den man mit gutem Gewissen verehren konnte.
Dann stirbt dieser grossartige Mensch und ganz viele finden sich ach so witzig, ach so kreativ, ach so innovativ, die Zigarette in den Mittelpunkt zu stellen. War sie wirklich alles, was ihn ausmachte? Was bewegt Menschen, andere Menschen auf etwas zu reduzieren, das niemals massgeblich war für ihren Stellenwert in der Gesellschaft? Ist das nicht im Grunde eine Herabwürdigung? Worauf gründet das? Neid? Mir fiele nichts anderes ein. Schade! Aber begreiflich. Er war ein ganz Grosser. Einer, der mit klarem Verstand und gutem Herzen agierte. Möge er in Frieden ruhen.