Was ist gute Literatur?


Kürzlich stellte ich ein Bild meiner aktuellen Lektüre ins Netz. Und ich erntete prompt Naserümpfen, hochgezogene Augenbrauen (nicht gesehen, nur aus jedem Buchstaben tropfend) und Nachfragen:

„Du liest DIE Autorin????“

Das „wie kann man nur!!!!!!!“ klang förmlich mit. Ja, mir war sie auch von früher als eher seicht bekannt, doch: Als ich im Regal im Laden stöberte, fiel mir das Buch auf, der Klappentext überzeugte der Geschichte wegen – ich habe es gekauft und das nicht bereut.

Es wäre wohl alles anders gelaufen. Hätte ich gelesen, wer die Autorin ist. Die fiel mir schon mal negativ auf, die les ich nicht. Die schreibt eh nur Schund, das ist unter meinem Niveau. Etwa so klangen ja auch die Kommentare. Ich dachte: Die Geschichte klingt gut, die interessiert mich, ich gebe dem Buch eine Chance. Und mir damit eine auf unterhaltsame Zeit.

Und: Ich wurde belohnt. Das Buch hat mich gepackt, ergriffen, mitgerissen. Ich bin nun knapp über der Hälfte und ich kann es kaum erwarten, weiter zu lesen. Jeder, der hier liest, hat irgendwie Glück, denn: ich könnte nun lesen, aber ich schreibe….wieso?

Weil es mir am Herzen liegt. Ich habe Literaturwissenschaften studiert. Alte und neue Literatur. Und ja, ich habe alles mit „summa cum laude“, Note 6 (in der Schweiz das höchste) abgeschlossen. Schreibe ich das, um mich irgendwie gross zu machen? Nö. Es bringt mir im Leben nichts. Aber so ganz und gar gar nichts. Ausser: Ich beherrsche das Fach. Das wurde mir mehrfach bestätigt.

Ich wurde oft gefragt, wieso ich keine Verrisse schriebe. Ich schreibe Rezensionen nur dann, wenn mir das Buch gefiel. Denn: Nur dann lese ich es zu Ende. Und mich kümmert dabei überhaupt nicht, wer der Autor war. Ich könnte klar sagen, wieso mir etwas nicht gefiel. Vielleicht fange ich damit doch mal noch an. Aber zu sagen: Lest das ja nicht??? So viel, das ich nicht lesen konnte/wollte, gefiel andern. Und das ist doch wunderbar. Und so ein Buch zu schreiben ist unglaublich viel Aufwand, Zeit und Herzblut. Schon das achte ich als Leistung. Auch ich bin der Meinung, dass ganz viel Müll da draussen zwischen Buchdeckeln rumgeistert. Aber: Das ist meine bescheidene Meinung. Wenn jemand das toll findet, darum liest, sich darum besser fühlt? Wunderbar.

Und so bleibe ich dabei: Ich werde keine Verrisse schreiben. Vielleicht fange ich an, zu schreiben, wieso ich Bücher nicht weiter lesen konnte. Das waren dann meine Gründe. Ganz persönlich. Wenn ich aber eine Rezension schreibe, kann man davon ausgehen: Ich habe das Buch gelesen und das ist meine Meinung. Auch ganz persönlich! Was ich dabei spannend fände – immer: Wie sieht das ein anderer?

Ich bin überzeugt: Nicht nur der Autor macht das Buch, der Leser hat auch einen Anteil. Und der interessiert mich immer auch.

13 Kommentare zu „Was ist gute Literatur?

    1. Lieben Dank! Ich finde halt immer: Anspruch ist das Eine, Wohlgefühl so viel mehr. Ich mag keine Schlamperei, aber: Jedem tut was anderes gut. Wie schön, finden wir genau das! Und ja, bei mir waren es „sogar“ Rosamunde-Pilcher-Filme. Ich habe sie geliebt. Genau da konnte ich abschalten und war danach wieder aufgetankt. Was könnte besser sein?

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      1. Ja, sehe ich auch so. Ausserdem, wenn man bei einen Autor bleibt: Ein „schlechtes“ Buch, nur „schechte“ Bücher. Zu dem gut tun: Absolut, Anspruch ist das eine, gefallen muss es aber auch. Bei Literatur, Gedichten etc. scheiden sich sowieso die Geister. Kunst ist immer individuell. Ich kann mit Vielem nix anfangen, viele mit meinem Kram nicht. So ist das nun mal. LG

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          1. Ist doch schön, dass es so individuell ist. Mir ist immer der Inhalt wichtig, es muss mich berühren, andere achten auf die Schreibweise. Schön ist, was gefällt. Nur weil etwas der Masse gefällt, muss es nicht gut sein. Es trifft vielleicht einfach den Zeitgeschmack etc.

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    1. Genau so sehe ich es eben auch. Ich las berufsbedingt viele Klassiker. Das Gesamtwerk von Goethe (selbstgewählt) als Masteraufgabe…. und ja, ich HASSTE den Wilhelm Meister…. wie viele finden ihn herausragend? Wer hat recht? In meinen Augen keiner: Nichts ist für jeden.

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  1. Ich finde es wichtig auch schlechte Rezensionen zu schreiben, wenn ich ein Buch schlecht fand. Dass diese Rezi nur meine subjektive Meinung ist, sollte jedem klar sein, der eine Buchrezension liest. Denn die kann ja nun mal nicht objektiv sein.
    Und ich finde, man darf Kritik auch äußern. Es gibt wirklich Bücher die so schlecht geschrieben sind, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie sie es zu einer Veröffentlichung geschafft haben. Warum soll ich das als Leser nicht äußern dürfen?

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      1. Ja okay, solch eine Verurteilung würde ich auch nicht schreiben, da hast du Recht! Ich lese hubschrauber zur Unterhaltung, sie müssen keinen literarischen Anspruch haben. Im Gegenteil gefallen mir diese Bücher meist gar nicht! Es gibt Autoren, die ich nicht (mehr) gerne lese: Nicolas Sparks, Iny Lorenz, Rosamunde Pinscher, Jojo Moyes etc. Aber das liegt daran, dass mir ihre Geschichten zu ähnlich sind und gefühlt immer das gleiche passiert. Aber ich kann verstehen, wenn man die Bücher liebt, weil sie sich natürlich ganz wunderbar zum Entspannen und abschalten eignen.

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  2. Die Einstellung spricht auf jeden Fall für dich. Verrisse von der Kritik (oder auch von Bloggern) würden mich nicht von einem Kauf abhalten. „Die Rättin“ von Günter Grass ist damals von vielen Kritikern ziemlich verrissen worden, „Ein weites Feld“ (ebenfalls Grass) sogar auf noch schlimmere Weise… Was soll ich sagen… Mir haben beide Bücher gefallen. XD

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