„Kein Mensch weiß, was in ihm schlummert und zutage kommt, wenn sein Schicksal anfängt, ihm über den Kopf zu wachsen.“ (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach)
Nietzsche prägte einst den Spruch, dass uns das, was uns nicht umbringt, stärker mache. Ich kam im Leben oft an Punkte, wo ich dachte, dass ich nicht mehr kann, nicht mehr mag, dass ein Punkt erreicht sei, an dem es nicht weiter geht. Doch: Es gab keine Alternative. Irgendwie. Und ja, es ging weiter. Ich bin wohl nicht an allem gewachsen, ich bin bei weitem nicht für alles dankbar, und doch haben mich all die Situationen eines gelernt:
Ich kann mehr, als ich mir zutraue.
Wir wachsen an unseren Herausforderungen. Ich hätte auf so einiges in meinem Leben gerne verzichtet. Und doch hat es mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich bin noch immer ein Mensch mit Ecken und Kanten, mit Höhen und Tiefen, mit Fähigkeiten und Schwächen. Ich höre oft, wenn ich etwas schreibe:
So einfach ist das nicht!
Oder aber man denkt, dass ich alles, worüber ich schreibe, gross überwunden hätte und nun wie im Märchen selig bis zum Lebensende lebe. Weit gefehlt. Ich habe lange geforscht, viel gelesen, pflege eine langjährige Praxis der Einkehr und Innenschau auf unterschiedlichen Pfaden. Ich habe dadurch einiges erkennt, vieles ergründet, manches auch durchschaut. Aber die Überwindung braucht Zeit, sie braucht Praxis. Es ist ein Weg. Und dieser beginnt mit dem Erkennen. Das ist aber erst der erste Schritt.
Liebe Sandra,
es überrascht mich, zu lesen, wie Du Deinen eigenen Weg beschreibst. Das klingt nach wahrem Er-leben, nicht nach erlernter Psychologie, die alle Weltanschauungen beiseite schieben will. Ich gebe zu, mich hat das, was Du geschrieben hast, zum ersten Mal berührt. Das erstaunt mich!
Wir gehen doch meistens nicht den geraden Weg, sondern sammeln unsere Erfahrungen in diversen Lebens-Sackgassen und Einbahnstraßen. Doch auch diese Irrwege sind Erkenntniswege.
Aufgeben ist keine Lösung. Wir müssen unseren Weg zu Ende gehen.
Alles Liebe Dir und ♥liche Grüße,
Gisela
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Ich bin forschungserprobt und durchaus belesen. Ich habe auch gelernt, dass Dinge nur gelten, wenn sie sachlich sind. So läuft das in der Forschung, wo ich lange war, so läuft das bei rational denkenden Menschen, damit ist man auf eine Weise immer auf der sicheren Seite.
Nur: Auf dieser sicheren Seite fehlt etwas meist – zumindest gezeigt/gefühlt: Das eigene Ich. Das ist natürlich auch da. Und ja, ich kam im Leben nicht umhin, Erfahrungen zu machen. Und ich habe bei einigen Forschungsthemen auch gesehen, dass ich sie wohl nicht einfach so gewählt, sondern sie mich auch irgendwie gefunden haben.
So bin ich sehr dankbar für den sachlichen Blick, den ich durchaus habe, aber ja, drunter steckt ein fühlender und immer wieder neu lernender Mensch. Einer, der jeden Tag versucht, das beste aktuell mögliche Ich zu sein. Und dann versucht, zu sagen und zu glauben: Das ist gut so für heute, das ist gut genug.
Liebe Grüsse
Sandra
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Gnothi seauton! Der Spruch am Apollotempel zu Delphi ist die jahrtausende alte Aufforderung an uns Menschen. Unsere Selbsterkenntnis zeigt uns unsere Grenzen und innerhalb dieser Grenzen unsere Freiheiten. Ich finde es schön und sicherlich herausfordernd, dass Du Dich nicht nur dem Forschen in der Wissenschaft hin gibst, sondern auch den forschenden Weg zu Dir selber wagst und so dem Allgemeinen das persönlich abringst. Das mag Dich vielleicht angreifbar machen, aber sicher macht es lebendig. Dich und mich!
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Festgefahrenes ist zwar oft einfacher, weil erprobt und in den Folgen (wenn sie auch negativ sind) bekannt. Drum stecken wir so tief drin fest. Das Bekannte macht im Schrecken weniger Angst, als das Unbekannte, dessen potentiellen Schrecken wir noch nicht kennen…
Nur: Ein festgefahrenes in Routinen und Gewohnheiten sitzendes Leben ist eines nicht: Lebendig. Zwar brauchen wir durchaus die Verschnaufpausen, wo wir auf Bewährtes und Ruhe Bringendes zurückgreifen können, aber: Dazwischen tut es so gut, zu leben. Aus ganzem Herzen.
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