Lied der armen Leute

Ich habe nichts
und taug’ drum nichts,
was kann ich denn
schon bieten?

Denn wer nichts hat,
der gilt auch nichts.
So geht es
kleinen Leuten.

Man rümpft die Nase,
hebt die Stirn,
und schaut verächtlich
dann herab.

Was will so wer
denn überhaupt,
was meint er,
wer er sei?

Die Antwort, die
ist schnell bereit:
Ein Nichts und Niemand, nur
ein Fehler im System.

©Sandra Matteotti

6 Kommentare zu „Lied der armen Leute

  1. Wir hatten mal einen Musiklehrer, der pflegte seinen Schülern jahrelang mitzuteilen, dass der Mensch für ihn erst mit dem Doktortitel vorhanden ist. Bis ein Schüler ihm erwiderte, für mich erst ab 1,60 m. Ab da war Ruhe, der Lehrer war sehr klein.

    Und die Moral von der Geschicht:
    Unterschätze vermeintlich Kleine und Schüler nicht.

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  2. Die eigentliche Frage ist doch: wer entscheidet eigentlich, was klein und groß, was wichtig und weniger wichtig ist, wer wertvoller ist als jemand anderes. Und die zweite Frage: warum akzeptieren wir überhaupt solche Fragestellungen? Was ist eigentlich los mit uns, dass wir das zulassen?
    Warum hören wir immer auf andere und nicht auf uns selbst?

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  3. Was für ein Gedicht. Bevor ich anfange zu interpretieren, füge ich ein ähnliches hinzu, das mir dabei gerade spontan einfällt:

    „Hässlich bin ich
    arm bin ich
    und auch schlecht gekleidet

    Keine findet sich
    die mich
    zum Altar begleitet“

    Maxim Gorki, Meine Universitäten, – wenn die Erinnerung trägt.

    Schöne Grüße, Bernd

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