Lüge oder Wahheit?

 

„Immer die Wahrheit, keine Lügen. Unter keinen Umständen.“

Diesen Spruch hörte ich grad in einer eigentlich sehr seichten Liebesschnulze. Aber ja, das wäre mein Wunsch zum Glück. Ich mag keine Lügen. Egal wie schwer die Wahrheit auch sein mag. Eine Lüge wiegt schwerer.

Thomas Mann sagte mal:

Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge.

Das ist genau mein Motto. Bei der Wahrheit habe ich die Wahl, mich zu entscheiden. Und selbst wenn sie mich im ersten Moment wütend macht, traue ich mir zu, am Schluss in Ruhe den richtigen Schluss zu ziehen. Wenn mich aber wer belügt, weil a) den Ausbruch fürchtet und mir b) die sachliche Analyse nicht zutraut – dann ist es zwischen uns nicht weit her.

Wer mich belügt zweifelt meine Denkfähigkeit an (und da reagiere ich sehr heikel) und er stellt sich über mich – indem er mir nicht die Chance gibt, selber Stellung zu einer Realität zu beziehen, von der er weiss.

Wieso lügen wir? Sind Lügen wirklich je sinnvoll? Ich denke nicht. Ich bin gespannt, was ihr denkt!

16 Kommentare zu „Lüge oder Wahheit?

  1. Wenn man lügt, belügt man sich stets selbst, so meine Einstellung dazu.

    Ein Lügner muß ein gutes Gedächtnis haben.

    Quintilian

    (um 30 – 96), eigentlich Marcus Fabius Quintilianus, römischer Rhetor, Schriftsteller, Lehrer der Beredsamkeit und Erzieher des Kaisers Domitian

    Quelle: Quintilian, Anleitung zur Beredsamkeit (Institutio oratoria)

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    1. ich denke eben auch, dass Lügen meist dazu gut sind, das eigene Sein zu schützen. Es geht nie um die anderen. Selbst wenn man es so drehen will, dass es nur eine Notlüge war, um nicht zu verletzen, scheute man eigentlich die Reaktion des anderen – viel mehr als dessen Verletzung.

      Lügen sind IMMER Selbstschutz.

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          1. Sagen wir mal so: ich denke, die Art Lüge begegnet uns nicht jeden Tag, den meisten wohl nie. Gerne würde man aber Lügen wohl damit rechtfertigen, dass sie eben Leben retten könnten.

            Sollte eine Lüge tatsächlich Leben retten können, wäre sie wohl der Wahrheit vorzuziehen, was aber eher die Ausnahme der Regel bedeutet als deren Aufhebung.

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  2. Die Neigung zum Lügen ist, glaube ich, die Folge von Beschämungen und Bestrafungen in der Kindheit. Das Kind sucht sich zu entziehen, indem es eine Tat abstreitet, Ausreden erfindet, andere beschuldigt… Das wird zur Gewohnheit. Außerdem nehmen Kinder sehr stark die Unwahrheit der Erwachsenen wahr, womit ich vor allem die Beziehungslügen meine. Die Mama sagt zB, sie liebe das Kind, den Ehemann, die Oma – aber das Kind spürt, dass das nicht stimmt. Die Mama ihrerseits täuscht Liebe vor, die sie nicht empfindet, weil sie nicht als Rabenmutter, schlechte Ehefrau und Tochter dastehen möchte – und weil sie womöglich glaubt, das Kind würde die Wahrheit oder die Handlungs-Konsequenzen aus der Wahrheit nicht verkraften. Das wären Beispiele, wie das Leben der Menschen von Lügen durchzogen ist und die Kinder da hineinsozialisiert werden

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    1. Ich denke, Lügen sind immer Selbstschutz. Ab und an versucht man sie als gute Tat zu verkaufen, man habe nicht verletzen wollen. Letzten Endes wollte man die Reaktion nicht erleben.

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        1. Weil sie anerkannt ist. Man hat die Notlüge zum Schutz anderer anerkannt. Wieso? Weil man sie selber benutzt. Und wenn es oft genug propagiert wird, glaubt man es. Und man schaut nicht mehr hin.

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          1. offenbar denkst du mehr an die Notlügen „zum Schutz der anderen“, also aus falsch verstandener Rücksichtnahme, während ich mehr denke an die normalen Lügen, die einen selbst vor Strafe und Blamage schützen sollen. Es ist übrigens auch eine Frage der kulturellen Sozialisation infolge der historischen Gegebenheiten: Griechen, so sagt man, würden niemals eine Tat zugeben, selbst wenn man sie erwischt. Die Wahrheit zu sagen „bringt dir keinen Vorteil“. Schon Odysseus war ein gewiefter Lügner (Athene warf ihm das vor, und er rechtfertigte sich damit, dass sie nie zur Stelle war, wenn er sie brauchte. Also musste er sich selbst „rauswinden“)

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        2. Nehmen wir den Einkaufsbummel mit der Freundin. Sie eher rund, man eher schlank (Das Beispiel geht auch gut andersrum, da könnte ich Geschichten erzählen). Probiert sie nun ein knallenges Kleid an, wird kaum einer sagen, das steht dir nicht, du wirkst wie eine Presswurst. Man sagt im besten Fall „tolle Farbe“, „schöner Schnitt“. Da hätte man noch nicht gelogen. Ganz oft sagt man aber: „Du siehst toll aus.“ Weil man weiss (und ja, da liegt man richtig), sie würde das gerne hören. Nur: Was hilft es ihr? Sie geht nachher in dem Kleid in die Welt hinaus. Und da sind ihr nicht alle so wohl gesonnen wir der, der das Urteil sprach und damit mitverantwortlich war für den Kauf. Man fürchtete, bei der ehrlichen Meinung verletzte Gefühle besänftigen zu müssen. Und um das nicht zu erleben, schickt man sie in die gnadenlose Welt in dem Kleid.

          Alles nur gut gemeint? Nie und nimmer. Das möchte man sich einreden. Es war der Weg des geringsten Widerstandes.

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        3. Und: ich habe extra das Beispiel gebracht, nicht das andere. An mir sehen ganz viele Kleider wie an einem Kleiderbügel aus. Ich füll die nicht aus. Es verstehen wenige, dass das auch nicht immer toll ist. Ja, ich bin nun zufrieden mit mir. Aber ich habe lange darunter gelitten. Ich trag auch heute noch nichts hautenges. Und ich hörte oft: Das sieht sooo toll aus.. und nein, das tut es nicht. Es gibt aber vieles, das gut aussieht. Schön wäre, wenn man eine ehrliche Meinung kriegte, wenn man es selber nicht abschätzen kann.

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