Das Jahr, das war – 2017

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, unter anderem immer auch Zeit, Bilanz zu ziehen. Ich habe mich dieses Jahr gefragt, ob ich einen Rückblick schreiben soll, denn erfreulich war das Jahr nicht. Ende 2016 dachte ich, das Jahr sei nicht zu toppen, 2017 könne nur besser werden. Ich hatte mich getäuscht. 2017 packte alles aus, was es gab. Ich kam psychisch und körperlich an und über meine Grenzen. Will man das jemandem zumuten oder nicht besser einfach still schweigend ins neue Jahr rutschen?

Das müsste man wohl tun. Den Schein wahren. So war ich nie. Und drum gibt es den Rückblick. Er wird nicht alles beinhalten, ich möchte versuchen, dem Positiven mehr Raum zu geben als dem Rest – und ja, so schlimm alles sein mag, es gibt immer auch das Schöne. Und: Es hilft, das zu sehen, gerade in dunklen Zeiten.

2017 war ein Jahr voller Brüche und Umbrüche. Das ist nicht neu, ich war noch nie linear unterwegs. Ich habe 2017 meine Gedichte als Buch herausgegeben, was schön war. Ich bin Teil des Lyrikkalenders von 2018, was auch eine schöne Sache ist. Gedichte sind für mich eine Form, das Leben zu zeigen, zu interpretieren, auch ins Bewusstsein zu rufen, die mir liegt. Ich mag die reduzierte Form, das Auf-den-Punkt-Bringen. Was zum nächsten Punkt führt: Ich kann nicht mehr lesen. Seit der Krebsdiagnose meines Vaters im Sommer sind die Phantasiewelten für mich nicht mehr betretbar. Als er noch im Spital war, reiste ich täglich über 4 Stunden insgesamt, um ihn zu sehen, den Ärztevisiten beizuwohnen, da zu sein. Nun ist er wieder zu Hause, aber die Geschichte wird im 2018 weiter gehen.

Zusammenfassend kann man sagen: Familiär ist 2017 mein ganzes Leben zusammengebrochen. Mehr ins Detail möchte ich nicht gehen. Die Auswirkungen werden an Weihnachten sichtbar sein: Es wird das erste Weihnachtsfest seit vielen Jahren sein, das ich ganz alleine verbringe. Bislang war ich bei meinen Eltern mit meinem Sohn, das wird dieses Jahr nicht möglich sein. Ich bin kein religiöser Mensch, es ist mehr eine Tradition, die dieses Jahr gebrochen wird.

Aufgrund all der Schwierigkeiten rundrum musste ich im Sommer diesen Jahres meine Tätigkeit als Yogalehrerin aufgeben. Ich hatte schlicht keine Kraft mehr. Zog mich ganz von der Matte zurück, da ich auch sonst körperlich angeschlagen war. Aber: Als das Lesen und auch der Yoga aufhörten, kam ich zum Zeichnen zurück. Es war das, was mir gut tat. Ich startete wieder mit Urban Sketching, zeichnete alles, was ich so rundrum unterwegs antraf, ging dann weiter. Ich startete das Projekt der Crazy Birds – jeden Tag entstand ein neuer schräger Vogel. Es hat Spass gemacht, es tat gut, es war ein Schritt in eine Richtung, die schon immer in mir schlummerte. Ich habe den Weg oft begonnen, bin dann anders abgebogen.

Vom Zeichnen kam bald wieder die Lust zum Malen. Und ich legte los, ein neues Projekt wurde geboren: Das tägliche Bild. Die Vögel werden nächstens enden, dafür startet etwas Neues da, das Bild möchte ich durch 2018 durchziehen. Ein grosses Vorhaben. Zwar sind die Bilder sehr klein (20×20), aber sie wollen täglich gemalt sein. Spannend ist, zu sehen, wohin mich die Bilder führen. In eine Richtung, die ich nie von mir gedacht hätte: Stillleben. Und ich erfahre täglich mehr über mich. Dafür bin ich dankbar, auch wenn die Erkenntnis nicht immer ganz ohne Frust zu haben ist. So ist das mit Innenschauen aber wohl oft.

Ich bin übrigens zurück auf der Yogamatte. Und es ist einfach nur schön. Auch in dem Bereich habe ich viel über mich gelernt. Vor allem lernte ich viel über meine falschen Ansprüche früher, die meist von so glänzenden und akrobatischen Videos im Netzt angestachelt worden waren – und auf meine Gesundheit gingen. Nach so vielen Jahren, in denen ich meinen Schülern immer erzählte, sie sollten das nicht tun – Theorie und Praxis. Ich freue mich, das nun besser umsetzen zu können. Vor allem freue ich mich, dass ich nächstes Jahr die leider abgebrochene Weiterbildung weiterführen darf, weil mein wirklich wunderbarer Lehrer grünes Licht gegeben hat.

Und so geht das Jahr zu Ende. Die nächste Woche wird noch den Turbulenzen des Alltags gewidmet sein, danach kehrt hoffentlich ein wenig Ruhe ein. Mein Leben wird sich zwischen Yogamatte, Staffelei, Zeichenstiften und geruhsamen Abenden mit guter Musik, einem Glas Wein und selbstgebackenen Häppchen, die ich illustrieren werde, abspielen. Das Negative versuche ich, so gut wie möglich auszublenden, möchte meinem Papa eine Stütze sein, hoffe für meinen Sohn weiterhin, dass er seinen Weg findet und geht. Und der Rest? Den wird 2018 dann zeigen.

Das war das Jahr, das war. Und noch ist. Es hatte seine schönen Seiten. Ich hoffe, es ist nicht vermessen, zu sagen: Ich hätte 2018 gerne ein paar schlechte weniger.

20 Kommentare zu „Das Jahr, das war – 2017

  1. Ehrliche Worte, liebe Sandra. Ich fühle mit dir, denn auch für mich war 2017 ein Jahr des Umbruchs, der Umwälzung und des Nicht-mehr-könnens. Auch ich hoffe auf ein ruhiges 2018 und wünsche dir aus der Ferne alles Liebe und gute Erholung.

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  2. Schön, liebe Sandra, deine ehrlichen Worte in deinem Jahresrückblick. Du weisst, ich bewundere einige deiner Talente – in jüngster Zeit die Malerei. Freuen tut es mich für dich auch, dass du wieder regelmässig auf deiner Yogamatte liegst. Was mich etwas traurig stimmt, dass du mit deiner (eurer) Weihnachtstradition brechen müsst. Hoffe, du seiest am Weihnachtsabend aus diesem Grunde nicht einsam, sondern findest Kraft für ein paar frohe, ruhige und entspannte Stunden.

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  3. Liebe Sunny, leider war ich in 2017 oft ein Feigling, denn öfter haben deine Beiträge in mir Gedanken über dich ausgelöst, die mich zur Nachfrage drängten. Doch ich habe das ignoriert, wie bei allen anderen Menschen die mir nahe sind. Ich kann deine Schwächephasen sehr gut verstehen, denn Kraft dafür entsteht nicht im luftleeren Raum und es ist nicht leicht, sich selbst eine Stütze zu sein, wenn man auf wackeligen Beinen steht. Über die aktuellen und zukünftigen Projekte von dir freue ich mich sehr und habe, glaube ich, auch andere Blogs von dir abonniert, bekomme aber nie irgendwelche Nachrichten darüber, warum auch immer. Gerne würde ich alle deine Bilder und gezeichneten Häppchen sehen. Jetzt drücke ich dich fest und sage dir, dass mein Herz immer für dich schlägt und ich jeden Abend in Gedanken mit dir anstosse, auch ohne ein Glas Rotwein in der Hand zu halten.Ich wünsche deinem Vater allerbeste Genesung und dir ein weniger sorgenvolles 2018.

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  4. Liebe Sandra, dein Rückblick klingt wirklich nicht besonders heiter, und ich frage mich, was ich dir aus der Ferne wünschen kann. Vielleicht nur die Kraft auszuhalten, was ausgehalten werden muss, und den Mut und die Neugier, die Chancen in dem zu sehen, was das nächste Jahr für dich bereithält. Und dass es gut ausgehen möge, was auch immer das für dich bedeutet.
    Liebe Grüße
    Christiane, die sehr gern bei dir liest

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  5. Liebe Sandra, ich finde es schön, wie mutig und ehrlich du über deine Gefühle und die Herausforderungen des Lebens sprichst. Es ist mehr als in Ordnung auch mal nicht so stark zu sein und im Leben zurückzutreten. Es können immer neue Schicksalsschläge kommen und daher finde ich es toll, dass du nicht aufgibst! Nimm dir die Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen. Nimm mit erhobenem Haupt Abschied von 2017 und schau nach vorn für ein neues Jahr!

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  6. Meine liebe Sandra,

    beim Lesen Deines Jahresrückblickes habe ich eine Gänsehaut bekommen. Es hat mich wieder einmal -wie so oft, wenn ich Deine Texte lese- sehr berührt.
    Und es ist schlimm für mich zu lesen, dass Dir im Jahr 2017 derart viele negative Ereignisse begegnet sind. Ein paar davon habe ich von Dir persönlich erfahren dürfen – es war schön, mit Dir zu telefonieren, obwohl nicht alles, was wir gesprochen haben „Friede, Freude, Eierkuchen“ war. Am Schluß haben wir doch zusammen gelacht und es ging uns beiden besser!

    Ich bewundere Deine Kraft, Deinen Elan und Deinen unermüdlichen Optimismus!
    Dies ist auch in Deinem Gedichtband zu spüren, welches ich oft in der Hand halte…
    Obwohl wir uns nur über das Internet kennen und quasi nur einen telefonischen „Stimmen-Check“ gemacht haben, bist Du mir sehr ans Herz gewachsen und ich fühle mich mit Dir im Geiste sehr verbunden.

    Und ich möchte Deinem Jahresrückblick noch ein weiteres Positivum hinzufügen:
    Die Tatsache, dass wir uns gefunden haben ist etwas sehr, sehr Schönes und ich möchte
    Dich nicht mehr missen, meine Soeur d’âme, meine Soeur en esprit❣

    Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass das Jahr 2018 -so wie uns das Facebook orakelt hat- gsnz viel Gutes bringt und umarme Dich – je t’embrasse avec un gros bisous 🐞💕💋 bT!NA 🐞💕💋

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    1. Liebe Bettina
      Ja, unser Telefonat ist mir auch in guter Erinnerung, ich denke oft daran zurück. Es war schön, eine Stimme zu all dem dazu zukriegen, was mich vorher schon so Berührte. Ja, du bist mir auch wichtig und es ist eines der schönen Dinge des letzten Jahren, dass wir uns gefunden haben in den Weiten des Netzen.

      Ich danke dir von ganzem Herzen für deine lieben Worte und wünsche dir für das neue Jahr auch nur das Allerbeste.

      Schön, dass es dich gibt!

      Ganz liebe Grüsse
      Sandra

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    1. Ganz lieben Dank, Jean-Pierre! Aufgeben gibt es nicht, es geht weiter. Ab und an denke ich „es muss ja“, dann wieder „ich will es auch“.

      Das ist wohl auch die Mischung des Lebens: Gewisse Dinge suchen wir uns aus, anderen sind wir ausgesetzt und müssen darauf reagieren. Einiges haben wir in der Hand, anderes nicht. Die Kunst liegt wohl im Unterscheiden und darin, auszuhalten, was wir nicht ändern können. In der Theorie klappt es perfekt 😉

      Ganz liebe Grüsse zu dir und Silvia, ich wünsche euch beiden eine wunderbare Weihnachtszeit und fürs neue Jahr auch nur das Beste, Sandra

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