Von Poststellen und Goethe

Die Post streicht Stellen – personal wie lokal. Der Aufschrei ist gross. Nur mal Hand aufs Herz: Wie oft nutzen die, welche schreien, die Dienste selber?

Ich schreibe. Briefe. Von Hand. Ich bringe Pakete zur Post und hebe da mein Geld ab. Ich mag den Austausch am Schalter, sowie ich meine Postbotin mag, die immer aufgestellt, laut, fröhlich ins Haus kommt, mich mit Namen kennt, selbst wenn ich im Garten sitze – und nein, ich wohne in einer (für die Schweiz) Grossstadt.

Ich gehe zur Post, weil ich weiss, was diese für Menschen ist. Ältere kennen nur den Schalter, Einsame haben da ihren Austausch. Angestellte ihr Auskommen. Und jeder Besuch ist ein Austausch. Man könnte vieles mit Mausklicken erledigen. Und dann? War bequem, aber: Blosses Geschäft. Das Menschliche ging.

Wer also über den Abbau motzt, sollte sich fragen: Was habe ich für den Erhalt getan? Und ja, ein „aber, ich….“ ist schnell bei der Hand. Man ist ja so eingespannt, so beschäftigt, man kann ja nicht, man will ja nur.“ – Nur: Das Leben funktioniert nie nur danach, was man gerne hätte. Wenn man was will, muss man was tun.

Und so trage ich weiter brav meine Pakete und Briefe zur Annahmestelle, hebe da mein Geld ab, plaudere mit der Angestellten und gehe um einen Austausch reicher wieder heim. Frei nach Goethe:

Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

Und ja, es wäre bequemer, alles hier abholen zu lassen, Dinge per Mail zu schicken und mit Karte zu zahlen. Nur ist der Weg des geringsten Widerstandes selten der beste.

3 Kommentare zu „Von Poststellen und Goethe

  1. Unsere Poststelle im kleinen Dorf wurde vor 10 Jahren schon geschlossen. Vor 3 Jahren wurde die 60jährige Postbotin entlassen, die alle und jeden im Dorf kannte, weil die Firmenpolitik den Abbau von Teilzeitangestellten vorsah. Seither rotieren die Briefträger, jeder kommt zu anderen Zeiten, man kennt keinen mehr und weil sie nicht mehr anklopfen dürfen (man müsste ein Läuti haben, schreibt die Postnorm vor!) verpasst man sie meistens ganz knapp, wenn man ein Päckli oder ein Einschreiben erwartet. Und wenn dieses schon als nicht zustellbar gescannt ist, muss man anderntags zu Büroöffnungszeiten (!) ins Auto sitzen und in den Bezirkshauptort fahren, um ihn/es dort abzuholen, auch wenn man eigentlich den Briefträger noch rennenderweise hat einholen können. Gelber Zettel ist gelber Zettel und wenn sie sich nicht andie Vorschriften halten, riskieren sie ihren Job.
    Die Leute können nichts dafür, aber die Die Post macht seit Jahren absichtlich ihre Dienstleistungen kaputt. Schande über sie!

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